Der Hanseschatz von Lübeck. Hans-Joachim Schmidt
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Etwa zur selben Jahreszeit, nur ein Jahr später, 1370 machte eine Piratenflotte Travemünde unsicher. Aus Angst, dass diese Unholde ihm seine Werte stehlen könnten, machte Menssen eine genaue Aufstellung seiner Wertgegenstände. Immer wieder gingen er und seine Frau diese Liste durch, ob er nicht doch etwas vergessen haben könnte. Und dann, in einer Nacht- und Nebelaktion, zu einer Uhrzeit, als seine Frau und die Kinder schon lange schliefen, vergrub er die Truhe mit all dem Gold, Edelsteinen, der Mütze samt Auflistung im Keller seines Hauses. Die frisch gegrabene Stelle verstellte er rasch mit Kisten und Feuerholz. Noch in derselben Nacht verstarb Karl Menssen. An einem Herzinfarkt in seinem weichen Bett und nicht wie Hansen vor Hunger auf einem Feldweg.
Der Arzt, der den Tod Karl Menssens bescheinigte, ging davon aus, dass er den schweren Verlust seiner Koggen und die Strapazen der Reise auch Jahre danach nicht verkraftet hatte.
Karl Menssens Frau grub diesen Schatz nie aus, sie gab das Familiengeheimnis an ihren jüngsten Sohn, den 17-jährigen Alois weiter, weil er die Geschicke der Kaufmannsfamilie als Einziger weiter führte.
1375 quartierte sich der französische König Karl V., auch „der Weise“ genannt, in die Lübecker Königsstraße ein, um sich nach zwölf Jahren zu vergewissern, ob Johann Wittenborg tatsächlich hingerichtet wurde. Erst als man ihm sein Grab im Maria-Magdalenen-Kloster zeigte, gab er Ruhe und reiste wieder ab.
Heute heißt das ehemalige Lübecker Dominikanerkloster Burgkloster. Es befindet sich im Norden der Altstadt zwischen Burgtor und Koberg.
Karl V. (1338-1380), auch „der Weise“ genannt.
Grabplatte des Brun Warendorp in der Lübecker
St. Marienkirche
Brun Warendorp sowie sein Vater waren Eigentümer und Bewohner des sehr viel später durch den Roman von Thomas Mann berühmt gewordenen Buddenbrookhauses.
Tödliche Bekanntschaft?
Lübeck machte abermals einige Tiefen mit, als da wären die Pest und die vermehrten Überfälle auf See und auf dem Land. Auch der Handel unterlag diesen Ereignissen, kam aber nie zum Erliegen.
Die Bußumzüge erinnern noch heute an diese todbringende Zeit der Pest.
Alois Menssen, mittlerweile 40 Jahre alt, hatte sich ebenfalls, wie sein Vater schon, einen guten Namen als Kaufmann gemacht und somit das Erbe der Familie hoch gehalten. Und auch er hat 6 Kinder.
Alois Menssen war sehr gut mit dem Kaufmann Sivert Veckinchusen (auch Veccinghusen) befreundet. Auch zu seinem Bruder Hildebrand, der ebenfalls Kaufmann war, pflegte er guten Kontakt, allerdings nicht so eng wie mit Sivert, weil Hildebrand sehr oft seinen Wohnsitz wechselte.
Beide, Hildebrand und Sivert zählten Ende des 14. bis Mitte des 15. Jahrhunderts zu den angesehensten Kaufleuten der Hanse.
Jene Brüder haben die Geschichte Lübecks und die der Hanse sehr beeinflusst. Der anfangs in Brügge lebende Hildebrand Veckinchusen ließ sich, wie sein Bruder einige Jahre zuvor, ebenfalls in Lübeck nieder. Hildebrand zog es nicht allein wegen seines Bruders, sondern auch wegen der Pest der er entfliehen wollte nach Lübeck.
1397 heiratete Hildebrand die fünfzehnjährige Margarethe Witte, Tochter einer Kaufmannsfamilie aus Riga. Es sollte, so dachte er, eine Geschäftsheirat mit der 20 Jahre jüngeren Margarethe sein, wobei es um eine gute Mitgift und exzellente Kontakte zu livländischen Handelsfamilien ging. Aber es wurde mehr aus der Ehe, nicht zuletzt weil Margarethe wunderschön war - eine große Liebe. Er soll fortan mit etwa 1000 Handelspartnern Geschäfte getätigt haben.
Zwölf von dreizehn seiner Handelsbücher und über 500 Briefe an und von Hildebrand Veckinchusen sind heute in Tallin, dem ehemaligen Reval, der Hauptstadt Estlands aufbewahrt.
„Totentanz“ in der St. Marienkirche zu Lübeck zu sehen
Hildebrand wird 1393, als er noch in Brügge ansässig war und 1398, nach sehr kurzer Zeit, durch seinen Erfolg als Kaufmann, zum Comes Hansea (Konsul der Hanse) des Hansekontors Brügge berufen. Mit dieser Berufung hatte er auch die verantwortungsvolle Aufgabe im Streitfall mit den Ratsmitgliedern zu verhandeln und darauf zu achten, dass die von der Stadt eingeräumten Privilegien gewährt wurden. Zum Comes Hansea wurde ebenfalls sein Bruder Sivert 1399 ernannt.
Brügge war das finanzkräftigste Kontor und eines der 4 Kontore der Hanse. Brügge war zudem im Mittelalter der Welthandelsmarkt. Es war für die deutschen Händler das Tor nach Venedig und zum Orient. Jetzt war es möglich an Waren wie z. B. Pfeffer, Safran oder hochwertige Seide zu kommen, was den Kaufleuten Lübecks zuvor verwehrt blieb.
In Brügge wurde übrigens vor über 700 Jahren die Börse „erfunden“ durch die Kaufmannsfamilie Buerze. Jenes Gründerhaus steht noch heute.
Das Haus der Börse in Brügge
Hildebrand Veckinchusen um 1392
Hildebrands weitere Handelsgeschäfte waren durch Streitigkeiten mit russischen Kaufleuten, Räuber zu Land und vor allem durch die Aktivitäten der Piraten zur See bedroht. Immer wieder überfielen Freibeuter, wie sie auch genannt wurden, seine Hanseschiffe.
Sehr zum Ärger von Veckinchusen und Alois Menssen eroberten die Piraten abermals Visby und machten daraus ein Piratennest.
Nicht nur, dass die Piraten jetzt wieder eine ideale Ausgangsposition für ihre Kaperfahrten in der gesamten Ostsee hatten. Ein weiteres Ärgernis war, dass die Warenströme der Hanse versiegten und die Kaufleute sich ihrer Arbeit beraubt sahen.
Die Rettung sollte jetzt der Deutsche Orden, Schild und Schwert der Hanse, bringen, so die Hoffnung der Kaufleute. Denn der Deutsche Orden verdiente ganz gut an den Geschäften mit den Hansestädten. Allein aus der Tatsache heraus, dass dem Orden einiges an Verdiensten verloren ging, war ihnen das Piratenpack ohnehin ein Dorn im Auge.
Hochmeister Konrad von Jungingen selbst schiffte sich 1398 mit einem riesigen Aufgebot an Rittern in Gotland ein, um die Piraten aus Visby zu verjagen. Mit ihren übermächtigen Landkämpfen hatten sie Erfolg und eroberten Visby zurück.
Störtebeker und seine Gefolgsleute erfuhren von diesem Gemetzel zwischen den Piraten und dem Deutschen Orden und machen sich unverrichteter Dinge vom Acker -Richtung Nordsee.
Jetzt wurde die Nordsee zur „Mordsee“.
Dieser Sieg brachte das Geschäftsleben der Kaufleute, vor allem denen aus Lübeck, wie den Menssens und Veckinchusens, wieder in Schwung.
Trotz der Niederlage der Piraten gegen den Deutschorden