Bittersüßer Rakomelo. Joachim Koller

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Bittersüßer Rakomelo - Joachim Koller

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sah gedankenverloren hinaus auf die Berge auf der einen Seite und die Klippen und das Meer rechts von ihr.

      »Ist das ihre erste Besuch auf Kreta, Miss?«, fragte er nach.

      »Ja, und dass obwohl mein Vater schon seit Jahren hier ein Haus besitzt. Aber bislang habe ich meine Urlaube lieber an anderen Orten genossen. Was kann man denn in so einem kleinen Ort wie Bali erwarten?«

      Kurz huschte ein Schmunzeln über Tákis Gesicht.

      »Bali ist kein Ort für Partymenschen, …«

      »Party machen ist nicht mein Ding, ich suche schon etwas Niveauvolleres«, fiel sie ihm ins Wort.

      »Aber es gibt einige nette Lokale und Möglichkeiten, gut essen zu gehen. Wenn ich Ihnen ein Lokal besonders empfehlen darf, das ‚Porto Paradiso‘.«

      Maria zuckte zusammen und blickte erstaunt auf. In ihr kam die Erinnerung an den Chat vor einigen Wochen hoch.

      »Es liegt direkt am Strand, hat einen Teil als Restaurant und eine Strandbar. Sehr gemütlich mit angenehme Musik…«

      »Angenehmer Musik heißt das«, besserte Maria ihn aus.

      »Es tut mir leid, Miss. Angenehmer Musik und sehr guten Cocktails. Diese Bar kann ich ihnen wirklich empfehlen.«

      »Ich werde sicherlich vorbeischauen, immerhin bin ich einige Zeit hier.«

      Maria blickte hinaus auf das tiefblaue Meer und war in Gedanken bei ihrem nächtlichen Chat. Bis heute wunderte sie sich, woher die unbekannte Person ihren Namen gewusst hatte.

      »Darf ich fragen, wie lange sie bleiben werden?«, unterbrach Tákis ihr Nachdenken.

      »Soweit ich weiß, drei Wochen, aber das werde ich noch mit meinem Vater besprechen.«

      »Wenn Sie Interesse haben, die Insel zu erkunden …«

      »Dann werde ich meinem Vater Bescheid geben und mit einem seiner Leute fahren«, unterbrach sie ihn.

      Tákis krampfte seine Finger um das Lenkrad. Zu gerne hätte er mehr gesagt oder dieser hochnäsigen Person ordentlich die Meinung gesagt. Aber er unterdrückte seine Wut und dachte an Despina und Ryan, mit denen er Maria und ihrem Vater das Leben zur Hölle machen wollte.

      Eine halbe Stunde später bog Tákis von der Hauptstraße ab. Ein großes Hinweisschild mit einigen Einschuss-löchern wies auf den Ort Mpali hin, die griechische Schreibweise von Bali.

      »Das scheint eine gefährliche Gegend zu sein«, mutmaßte Maria beim Blick auf die Tafel.

      »Nein, Miss. Das sind meistens Jugendliche, die mit den Gewehren ihrer Väter üben oder angeben wollen. Die wilden Zeiten auf Kreta sind schon lange vorbei.«

      Als sie durch den Ort fuhren, sah Tákis, wie Maria wenig begeistert aus dem Fenster blickte. Die verlassenen Rohbauten und die karge Landschaft machten auf sie keinen attraktiven Eindruck. Bei den Touristenshops und Bekleidungsgeschäften wiederum hellte sich ihre Miene etwas auf. Die Straße ging in mehreren Kurven durch den Ort und schlängelte sich bergauf, bergab an Hotels, Geschäften und Lokalen vorbei.

      Bali war ein kleiner Ort, der aufgrund seiner Lage nicht zu sehr verbaut war. Außer einer größeren Hotelanlage befanden sich fast nur kleinere Hotels und Appartmentanlagen im Ort.

      »Wie sieht es hier mit dem Strand aus?«, fragte Maria neugierig.

      »Sie haben hier Sandstrände, unterbrochen von mehreren Felsen. Am Ortsanfang wäre der größte Strand, hier vor uns kommen sie zu dem Varkotopos Strand. Dort finden Sie auch Strandbar Porto Paradiso.«

      Wieder zuckte Maria zusammen, was Tákis ein Lächeln entlockte. Er fuhr mehrere Kurven hinauf und an einer kleinen Kirche vorbei, bog ab und entfernte sich vom Meer. Tákis konnte die Villa von Victor Granat sehen, die einsam am Berghang stand. In der näheren Umgebung waren nur ein paar Unterstände zu sehen, die von den Bauern benutzt wurden, wenn sie ihre Schafe und Ziegen besuchten.

      Der schlecht asphaltierte Weg war an beiden Seiten mit Büschen und Bäumen flankiert. Die Villa stand alleine an der Straße, umringt von Bäumen und landwirtschaftlich genutzten Feldern. Der große Bau bestand bei näherer Betrachtung aus zwei Häusern, die mit einem hohen, überdachten Gang verbunden waren. Die blassgelben Häuser erinnerten mehr an eine Ferienwohnungsanlage, als an eine Villa für eine einzelne Person. Von den Balkonen musste man einen herrlichen Blick über die Ortschaft, das Hinterland und auch hinaus auf das Meer haben.

      Tákis hielt vor dem Stiegenaufgang zum Eingangstor und hastete ins Freie. Er holte zuerst die schweren Koffer und stellte sie zur Stiege, bevor er ihr die Tür aufhielt. Maria stieg aus und sah sich um.

      »Nicht sehr vielversprechend«, meinte sie missmutig. Maria ging zu den Stiegen und im selben Moment rannte Tákis los. Er spurtete zur Fahrerseite, warf sich in den Wagen und startete. Überrascht drehte sich Maria zu ihm um und wollte etwas sagen, als sich das Eingangstor öffnete und ihr Vater erschien.

      Victor Granat war ein grauhaariger, relativ schlanker Mann, mit einem stechenden Blick, der wenig einladend wirkte. Doch beim Anblick seiner Tochter setzte er ein Lächeln auf, auch wenn er nervös wirkte und sich andauernd umsah. Trotz der sommerlichen Temperaturen trug der 55-jährige Mann einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, das bis zum Hals zugeknöpft war und eine schwarze Fliege. Seine dichten Haare waren sorgfältig nach hinten gekämmt.

      »Maria, mein Kind! Schön Dich zu sehen«, rief er erfreut und kam die Stiegen herab, dicht gefolgt von seinem persönlichen Bodyguard, Chin Lee. Dem Chinesen waren seine vierzig Jahre nicht anzusehen, soweit Maria ausmachen konnte, hatte er keine Falten im Gesicht. Sein jugendliches Aussehen wurde durch seine legere Kleidung noch verstärkt. Unter seinem dunkelgrauen T-Shirt war deutlich zu erkennen, dass er sehr athletisch war. Die kurzen pechschwarzen Haare glänzten aufgrund des vielen Gels. Seine dunklen Augen blickten ebenso nervös herum. Er nickte Maria nur kurz zu und ging rasch an ihr vorbei zur Straße.

      Damit hatte Tákis gerechnet. Inzwischen war schon viel Zeit vergangen und Victor Granat hatte mit Sicherheit schon von dem Vorfall am Flughafen gehört. Tákis gab Gas und fuhr eiligst davon. Im Rückspiegel sah er den Chinesen, von dem er annahm, dass er mehr über den Tod seines Vaters wusste. Tákis beschleunigte und bog ein paar Hundert Meter von der Villa entfernt in einen Feldweg ein. Er rechnete nicht damit, verfolgt zu werden, dennoch hatte er eine Route im Kopf, die ihn zunächst zur Küstenstraße bringen sollte, bevor er zurück nach Bali fahren wollte.

      Während Tákis die Familie Granat und den Bodyguard nicht mehr sehen konnte, beobachteten Despina und Ryan aus sicherer Entfernung das Geschehen. Die beiden saßen auf dem kleinen Balkon von Ryans Studio, das ihnen einen idealen Blick auf die Villa bot.

      Das Zimmer selbst war einfach und zweckmäßig eingerichtet. Ein kleines Badezimmer mit Dusche, ein größerer Raum mit Kochecke, Esstisch, einem Doppelbett, einem kleinen Schreibtisch und der Balkon. Mehr war für Ryan nicht notwendig, geschweige denn, dass er sich etwas Luxuriöses nicht leisten konnte. Seine Koffer waren schon im Studio, Tákis‘ Bruder hatte sie abgeliefert, als er mit Despina am Strand war.

      Nun saß Ryan mit Despina auf zwei Plastiksesseln, zwischen ihnen auf dem runden Tisch lag eine Spiegelreflexkamera mit einem knapp vierzig Zentimeter langen Objektiv. Mit diesem Monstrum hatten sie abwechselnd die Villa beobachtet und die Ankunft von Maria hautnah mitbekommen.

      »Ich muss

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