Borderline. Frank Habbe

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Borderline - Frank Habbe

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machte eine Pause und fixierte Diego mit dem Blick seiner starren eisgrauen Augen, „meine Männer bekommt ihr nicht an jeder Ecke. Fünfzehn Mann. Marine-Spezialkräfte, Fuerzas Especiales. Ausgebildet bei unseren hoch entwickelten Freunden hier im Norden. Kampftechniken, Überlebenstraining, Ausrüstung, alles auf höchstem Niveau. Trainiert, um Leute wie euch effizient zur Strecke zu bringen.“

      Ein kaltes Lächeln huschte über das ansonsten unbewegte Gesicht des Colonels. Diego war beeindruckt, ließ sich dies allerdings mit keinem Zucken seiner Mimik anmerken.

      „Diese fünfzehn sind gut für ein paar Hundert Ihrer Jungs“, fuhr der Colonel fort. „Oder einer Kompanie von diesen Deserteuren, mit denen sich manch einer eurer Konkurrenten schmückt.“ Ein abfälliges Schnauben hatte seine letzten Worte begleitet. „Außerdem sind sie absolut vertrauenswürdig.“

      Während er das sagte, schwenkte er die Eiswürfel in seinem Glas und trank den Rest mit einem Schluck.

      „Dazu für die Sicherung auf US-Gebiet fünf ehemalige Navy-Seals, frisch von der Front. Ex-Irak, Ex-Afghanistan, Libyen, Jemen. Harte Jungs. Uns gegenüber und dem Geld, das wir ihnen zahlen, loyal.“

      Seals? Jetzt konnte Diego seine Verwunderung nicht mehr länger verbergen. „Wie viel?“

      „Keine Zahlen. Ich garantiere aber, dass keiner nur annähernd auf meinem Niveau bietet.“

      Eine Million zu Beginn, danach siebzig- bis hunderttausend im Monat. Das war Avrils Angebot an die US-Soldaten.

      „Das Komplettpaket liegt bei dreißig Millionen. Dazu dreißig Prozent vom Erlös ab US-Grenze.“

      Diego stieß einen leisen Pfiff aus. Er kam sich vor wie ein Kind, das über Nacht im Toys’R’Us eingeschlossen wird. „Da sollten sie loyal sein.“

      „Das sind sie! Zu den zwanzig vor Ort erhalten Sie weitere zehn Männer unserer Einheiten aus Tijuana. Fünf bleiben in meinem Team, zuständig für die Kommunikation.“

      „Die da wäre?“

      „Informationen über die Grenzaufklärung auf unserer und US-Seite. In Echtzeit. Wenn die in Fort Blizz einen Helikopter starten, haben Sie das zwei Minuten später auf den Monitoren. Dazu erhalten Sie Einblick in die Aktivitäten Ihrer Mitbewerber. Wenn wir ein neues Safe House oder einen LKW voller Kokain von denen auf dem Schirm haben - bitte, bedienen Sie sich.“

      Diego gab sein mühsam beherrschtes Pokerface auf und grinste nun breit. Er war sich mittlerweile sicher, dass der Colonel seinen Preis wert war.

      „Fünf Männer schicke ich außerdem samt Equipment zu Ihnen.“

      „Equipment?“

      „Eine Hybriddrohne samt dazugehöriger Steuerungseinheit. Vollständig ausgerüstet und bewaffnet. Dazu das kleine Boot.“

      Das kleine Boot. Diego hob, begleitet von einem stummen Lachen, den Daumen. Ein unbemanntes Mini-U-Boot, Reichweite fünftausend Kilometer, Traglast eineinhalb Tonnen. Ausreichend, um innerhalb von zehn Tagen dieselbe Menge an Kokain von ihrem Stützpunkt im Süden Kolumbiens zu einem Hafen im Golf von Kalifornien zu transportieren. Seinen Gedankengang erahnend fuhr der Colonel fort.

      „Ihr bringt die Ware auf eure Haziendas, fliegt sie von dort mit der Drohne rüber. Ganz einfach. Ihr benötigt in Mexiko keine Armee zum Schutz, auch keine Schmuggellogistik, keine Wartezeiten an der Grenze, kein Gefilze und keine Beschlagnahme.“

      „Und Zoll, DEA, Heimatschutz?“

      Erneut erntete er ein verächtliches Schnauben: „Wie gesagt, dafür garantiert mein Team. Es sollte sich immer ein Türchen finden, durch das ihr den kleinen Flieger schicken könnt. Ihr habt euch sicherlich über mich und mein Angebot erkundigt.“

      Und ob sie das getan hatten. Carlos hatte mithilfe seiner Computernerds innerhalb von zwei Wochen einen umfassenden Hintergrundcheck des Offiziers durchgeführt.

      Ernesto Avril, zweiundfünfzig Jahre alt, ledig, keine Kinder. Colonel bei den Seestreitkräften Mexikos, hochdekoriert, diverse Trainings bei Einsatzkräften des US-Northern Command in Colorado, Verbindungsoffizier mit exzellenten Kontakten zu DEA und FBI, Ausbildungsleiter der Marine-Spezialkräfte in Veracruz und Manzanillo, zuletzt Kommandant der Grenzüberwachung in Tijuana. Keiner Partei zugehörig, keinerlei Anzeichen von Korruption oder Verwicklung in kriminelle Organisationen. Frauen, Männer, Spiele oder Drogen? Fehlanzeige. Kurz: keine Leichen im Keller. Der perfekte Mann für ihr Projekt.

      „Lassen Sie die anderen mit ihren Söldnern aufeinander einhacken und all die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie brauchen das nicht. Meine Männer und vollkommene Überlegenheit hier“, dabei tippte sich der Colonel mit dem Finger an die Schläfe, „sind alles, was zählt. Nach Eingang der Anzahlung präsentieren wir. Wie besprochen.“

      „Sie ist bereits auf dem Weg.“

      Diego hob nickend sein Glas mit bernsteinfarbenem Mescal: „Salut!“

      Tja, da war noch alles in Ordnung.

      Wütend ballt er die Faust, schlägt ins Kissen. Erschrocken wacht das Mädchen an seiner Seite auf.

      „Que? Komm, geh duschen. Ich will allein sein!“ Er gibt ihr einen Klaps und schiebt sie aus dem Bett.

      Die Kleine zieht einen Schmollmund, fügt sich aber, steht auf und sammelt ihre Sachen zusammen. Dann verschwindet sie im Bad.

      Als sie zehn Minuten später das bereitgelegte Geld von der Anrichte neben der Tür nimmt und das Penthouse verlässt, ist Diego bereits wieder eingeschlafen.

      3. Kapitel

      In Utah hatten sie Willem Vandenbroucke immer nur den Buren genannt. Dorthin war er Anfang der Siebziger aus Kapstadt versetzt worden. Genauer gesagt, in die Kupfermine von Kennecott, einem verschlafenen Nest bei Salt Lake City, in dem er als leitender Ingenieur ein Joint Venture beaufsichtigen sollte.

      Mit seinen hundertzehn Kilo, die sich auf einsachtundneunzig verteilten, entsprach er exakt dem Klischee, das den Amerikanern zu den Buren einfiel. Dazu strohblondes Haar, ein imposanter Schnauzbart und sein harter Akzent inklusive rollendem R. Es störte sich auch niemand aus seinem ausschließlich hellhäutigen Kollegenkreis daran, dass Willem nicht nur vom Äußeren her dem weißen Vorzeige-Südafrikaner entsprach. Rassismus war hier kein Makel, den man verbergen musste.

      Cynthia, eine fünfundzwanzigjährige Sekretärin, die es von San Diego in die Wüste Utahs verschlagen hatte, lernte er in der Kantine kennen. Dank ihrer großen, dabei grazilen Statur, dem hellen, beinahe durchsichtig erscheinenden Teint und den wallenden ebenholzschwarzen Haaren war sie rein körperlich der vollkommene Gegensatz zu dem schwergewichtigen Südafrikaner. Trotzdem entwickelte sich recht bald eine stürmische Romanze zwischen den beiden, die nach Cynthias Schwangerschaft in einer Ehe mündete. Als es ein gutes Jahr später um die Erziehung der kleinen Claire ging, fanden beide wenig Gefallen an der Aussicht, ihre Tochter in der Einöde Utahs aufwachsen zu sehen. Auf Willems Wunsch hin sollte es zurück ans Kap gehen. Die Sanktionen gegen das Apartheid-Regime hatten zu einem erheblichen Mangel an Fachkräften geführt. Daher war es für ihn ein Leichtes, für sich eine hoch dotierte Position und für Cynthia eine Halbtagsstelle in Kapstadt zu bekommen.

      So zog die kleine Familie im November 1976

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