Borderline. Frank Habbe

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Borderline - Frank Habbe

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in einem Hotel? Und dann gleich das Valencia. Gibt es da überhaupt Zimmer unter fünfhundert Dollar?

      Und seine Stimme. So überdreht.

      4. Kapitel

      Zusammen mit Pablo sitzt Diego in dem leicht schäbigen Taco Bell im Aero Drive am nordöstlichen Stadtrand von San Diego. Von ihrem Fensterplatz aus haben sie eine gute Sicht auf das Bürogebäude, das Pablo seit dem frühen Nachmittag beobachtet.

      „Und?“

      „Nichts.“

      Mit einem Kopfschütteln zieht Diego am Strohhalm seines Cola-Bechers und stochert schlecht gelaunt in den fettigen Pommes auf dem Teller vor ihm herum. Er schaut wieder zu Pablo, seinem besten Mann hier im Norden. Jetzt, wo Antonio nicht mehr da ist.

      Untersetzt und stämmig, mit dem für seine Heimat in der entlegenen Bergwelt Durangos so typischen rundlichen Gesicht, fleischigen Lippen und einer darüber thronenden breiten sonnenverbrannten Nase, sitzt ihm sein Capo gegenüber, den Blick unverwandt auf das gegenüberliegende Gebäude gerichtet. Nachdenklich betrachtet Diego den auf der Schnellstraße vorbeirauschenden Verkehr. Der Gedanke an den Moment, an dem ihr gesamter Plan ins Wanken geriet, ruft in ihm auch jetzt noch, Tage später, maßlose Wut hervor.

      Mitten in der Nacht stellte der GPS-Sender seinen Betrieb ein. Diego war bereits ins Bett gegangen, als ihn der Anruf Pablos aus dem Schlaf riss.

      „Sie ist weg!“

      „Wer?“ Umnebelt von Fragmenten seines letzten Traums lief Diegos Geist noch nicht rund.

      „Die Alina.“

      Da war Diego schlagartig wach.

      „Wieso weg?“ Er sah auf die Uhr. Zwanzig vor zwei.

      „Ich habe kein Signal mehr! Antonio oder Manuel erreiche ich auch nicht.“

      Das war schlecht. Sehr schlecht. Diego stand auf und hastete zum Couchtisch, wo sein Laptop stand. Er öffnete das GPS-Programm und schaute sich die Karte an. Das Signal war verschwunden.

      „Verdammt! Können sie das Gerät ausgestellt haben?“ Aber warum hätten sie das tun sollen? Außerdem war doch Antonio an Bord - auf den war Verlass.

      „Unwahrscheinlich. Wir haben es in eine der Dosen geschweißt.“

      „Sonst vielleicht irgendwelche Störungen?“

      Pablo seufzte niedergeschlagen auf. „Glaub ich nicht.“

      „Was glaubst du denn bitte dann?“ Diego spürte, wie eine hilflose Wut in ihm aufstieg. Über die Nachricht an sich. Vor allem aber über die Ungewissheit.

      Pablo zögerte einen Moment.

      „Sag schon.“

      Wieder entstand eine Pause, bevor Pablo weitersprach. „Die einzige Erklärung ist, dass sie gesunken ist.“

      „Bitte was?“

      „Es gab keinen Anruf, das Signal ist einfach weg. Wenn die Küstenwache, Navy oder sonst wer gekommen wären, hätten die Jungs sich gemeldet. Aber nichts!“

      „Wie soll sie denn gesunken sein? Die Bedingungen sind optimal. Leichter Swell, das ist alles.“

      „Ich weiß. Kann es mir auch nicht erklären.“

      Verärgert tigerte Diego durch das Appartement. „Okay. Wir treffen uns in einer halben Stunde. Ort wie gehabt.“

      „Ich bin da.“

      Sie legten auf, und Diego ging ins Schlafzimmer zurück, um sich etwas anzuziehen. Dabei überlegte er, ob er Maria anrufen sollte, verwarf den Gedanken aber rasch. Was sollte er ihr auch sagen? Dass ihm die Alina samt den fünfzehn Millionen einfach abhandengekommen war?

      Sie trafen sich in einem durchgehend geöffneten Diner in Downtown, wo Pablo auf einer Karte Diego die letzte Position der Alina zeigte. Sie vereinbarten, dass er sich gleich früh am nächsten Morgen auf die Suche nach einem geeigneten Unternehmen machen sollte, das die Bergung der Alina übernehmen konnte. Dafür hatte er bereits eine bestimmte Person im Sinn.

      Dave war ihm aufgefallen, als er nach Charterfirmen für einen Trip in das Seegebiet um Guadalupe, eine Insel, etwa hundertdreißig Seemeilen westlich der mexikanischen Halbinsel, gesucht hatte. Maria war auf die Idee gekommen, das Kokain ohne Zwischenstation aus Kolumbien direkt auf das entlegene Eiland verschiffen zu lassen. Dort sollte es auf US-amerikanische Boote verladen und an einem der unzähligen Strände Kaliforniens angelandet werden. Carlos hatte Daves finanzielle und persönliche Verhältnisse geprüft - schlechte Geschäftslage, Schulden, Bars, Callgirls, ab und zu eine Line. Geradezu geschaffen für ihre Zwecke. Zusammen waren sie rausgefahren, und er hatte den Eindruck gewonnen, dass Dave einem lukrativen Geschäft gegenüber nicht abgeneigt war. Ganz gleich, ob der damit die Grenzen der Legalität überschritt. Am Ende ließen sie die Sache jedoch auf sich beruhen. Die Insel lag zu sehr im Fokus der Drogenfahnder. Außerdem hatte Diego inzwischen Kontakt zum Colonel aufgenommen.

      Für die Suche nach der Alina griff Diego jedoch wieder auf Dave zurück. Er brauchte das Geld und würde garantiert keine Probleme machen. So wurden sie sich rasch einig, und es konnte losgehen.

      Diego erinnert sich, wie er auf Deck stand und in Daves kreidebleiches Gesicht sah, als dieser von seinem ersten Tauchgang zur Alina wieder hinaufkam. Vor Schreck und Ekel zitternd, nahm er seinen Auftraggeber beiseite und erzählte von den beiden Toten, die im Salon der Yacht im Wasser trieben. Dann berichtete er Diego von den beiden Löchern im Rumpf.

      Es kostete Diego seine ganze Überredungskunst, aber mithilfe von zusätzlichen einhundertfünfzigtausend Dollar erleichterten sie Dave die Entscheidung, Ruhe zu bewahren. Wie vereinbart barg er daraufhin innerhalb von drei Tagen die Alina. An Bord ließen sie ihn jedoch nicht, als sie jeden Zentimeter des Wracks nach der verloren gegangenen Ladung absuchten. Eine unnötige Maßnahme, denn sie blieben erfolglos. Die Palette mit den Cola-Dosen fanden sie nicht. Ebenso wenig Antonio und das Beiboot. Das war der Moment, in dem Diego erste Zweifel kamen.

      Sollte ihn ausgerechnet Antonio hintergangen haben? Der Mann, der ihm im Dschungel Südkolumbiens stets treue Dienste erwiesen hatte? Dem er blind vertraute? Antonio hatte Frau und Töchter in Pasto. Er wusste genau, dass sein Verrat ihren sicheren Tod bedeutete. Außer, er hatte vorgesorgt. Misstrauisch geworden, ließ Diego die Angelegenheit durch seine Kontaktleute vor Ort klären, wurde aber beruhigt - die Familie war weiterhin in ihrer Wohnung. Um sicherzugehen, ließ er trotzdem zwei Sicarios vor der Tür stationieren. Sein Gefühl sagte Diego allerdings, dass Antonio nicht wieder auftauchen würde.

      Ihm war bewusst, das er früher oder später Maria und den Colonel informieren musste. Seine Schwester würde explodieren, das aber würde er überleben.

      Viel mehr Sorgen machte er sich um die Reaktion des Colonels. Diese erfolgte zwei Stunden, nachdem er über den Anrufbeantworter um Rückruf gebeten hatte. Deutlich verstimmt bestellte ihn der Colonel für den nächsten Tag auf das Achterdeck der Elf-Uhr-Broadway-Coronado-Fähre. Als ihm Diego dort mitteilte, dass es zu Verzögerungen bei der Anzahlung kommen würde, musterte ihn der Colonel mit seinen durch eine Pilotenbrille verdeckten Augen, ohne ein Wort zu sagen. Das Boot hatte abgelegt und Fahrt in

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