Borderline. Frank Habbe

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Borderline - Frank Habbe

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Dave?“

      Noch immer Schweigen. Die Leitung ist aber nicht tot, denn sie hört deutlich die Atemgeräusche des Anrufers.

      Verunsichert blickt sie auf das Display. Anonymer Anruf.

      Sie drückt ihn weg.

      * * *

      Nachdenklich betrachtet Diego das Display seines Handys, schaut noch einmal auf den Zettel. Dann geht er zum Kühlschrank, nimmt das Foto der Frau in Uniform von der Tür und steckt es ein.

      6. Kapitel

      Die Bar ist nur spärlich besetzt, als Claire kurz nach halb acht das Hotel betritt. Keine Spur von Dave.

      Irritiert steuert sie auf die dunkle Bar aus massivem Holz zu und nimmt auf einem der ledergepolsterten Hocker Platz. Auf den fragenden Blick des Barkeepers hin schaut sie auf die eindrucksvolle Spirituosenkollektion in seinem Rücken. Sie bleibt an einer Flasche Gordon’s hängen. Warum nicht?

      Während der Barmann den Gin and Tonic mixt, betrachtet Claire das über den Flaschen angebrachte die Rückwand füllende Gemälde; die historische Darstellung einer Walfang-Szene.

      Ganz und gar nicht ihr Stil.

      Zum Glück stellt der Barkeeper in dem Moment den Drink zusammen mit einer auf drei Schälchen verteilten Snack-Kollektion vor ihr auf den Tresen. Als ihr der Duft der frisch gerösteten Erdnüsse in die Nase steigt, bemerkt sie, wie hungrig sie ist. Rasch nimmt sie eine Handvoll aus dem Schälchen und wirft sie sich in den Mund. Zu viel Salz für ihren Geschmack.

      Eine ganze Weile sitzt sie so an ihrem Platz, abwechselnd von den Snacks naschend und das Salz mit einem Schluck des Longdrinks herunterspülend. Da Dave sich noch immer nicht blicken lässt, versucht sie es wieder auf seinem Handy.

       Die gewählte Rufnummer ist momentan nicht verfügbar.

      Sie will gerade eine wütende SMS an ihn schreiben, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürt. „Sorry, ich musste mich noch frisch machen.“

      Claire dreht sich um und blickt in Daves schmunzelndes Gesicht. Ihr steigt der Duft seines schweren Eau de Toilettes in die Nase, während er sie mit beiden Händen an den Schultern umfasst und mit ausgestreckten Armen prüfend ansieht. „Que bonita!

      „Danke. Und dito.“

      Sein Grinsen verwandelt sich in ein breites Lachen. „Wie lange ist es her? Auf jeden Fall viel zu lang.“ Er wirft einen Blick auf ihren Drink, was ihr Zeit gibt, ihn genauer zu betrachten.

      Groß und gebräunt wie eh und je steht er da vor ihr. Aber die Klamotten? Eine Hundertachtzig-Grad-Wende. Kannte sie ihn bisher nur in Bermudas oder Jeans, Sandalen und Sneakers, einfachen Logo-Shirts oder Polos, hat er sein Outfit innerhalb der vergangenen zwei Wochen radikal geändert. Nicht nur vom Stil, wie ihr scheint. Auch das Preisniveau liegt einige Etagen höher. Ein weißes, an den Armen hochgekrempeltes Leinenhemd, dazu von einem breiten Hermes-Gürtel gehaltene beigefarbene Chinos und teuer aussehende Loafer. Am Handgelenk, wo früher eine schlichte G-Shock hing, prangt nun eine luxuriöse Fliegeruhr von Breitling.

      „Jeff, für mich bitte das Gleiche. Aber wie immer.“

      Der Barmann nickt wissend.

      Jeff? Wie immer? Dave als Stammkunde? Hier?

      „Ich hab 'nen Bärenhunger. Du auch?“

      Claire schaut auf die zur Hälfte geleerten Snack-Schälchen. „Ja. Aber, dein Drink?“

      „Lass uns einfach rübergehen. Sie bringen ihn schon an den Tisch.“ Damit reicht Dave ihr die Hand und hilft ihr vom Hocker.

      Der Maître d’hôtel geleitet sie auf die Terrasse zu einem luxuriös eingedeckten Zweiertisch. Aus einem daneben platzierten Eiskübel ragt, abgedeckt mit einem weißen Tuch, der Hals einer Champagnerflasche. Dahinter wandert ihr Blick durch Palmen hindurch über die Bucht von La Jolla in den endlosen Pazifik und die sich langsam dem Horizont nähernde Abendsonne. Wirklich ein Ort, um Frauen zu beeindrucken.

      Doch Claire stutzt. Dave kennt sie doch, weiß, dass er ebenso gut mit ihr eine Tacobude am Pacific Beach hätte ansteuern können. Und diese aufgesetzte Höflichkeit. Ist so gar nicht er.

      Sie setzen sich. Nachdem der Kellner Daves Drink gebracht, zwei riesige Speisekarten vor ihnen auf den Tisch gelegt und Claire ein Glas Champagner eingegossen hat, schaut Dave grinsend zu ihr rüber. „Nimm, was du willst. Du bist mein Gast. Ich glaub, ich will Austern vorweg. Du auch? Ein Dutzend für uns?“

      Während Dave sich mit einer Hand winkend zu einem vorbeigehenden Kellner umdreht, leert er seinen Gin and Tonic. Über den Rand ihrer Karte hinweg beobachtet Claire, wie er gleich darauf nach der Champagnerflasche greift, um ihnen nachzuschenken. Begleitet von einem ablehnenden Kopfschütteln schiebt Claire ihre Hand über das fast noch volle Glas.

      „Danke für die Einladung, Dave. Aber, was soll das alles?“

      Mit schmollend geschürzten Lippen stellt Dave die Flasche zurück in den Kübel. „Ich will bloß ein wenig feiern.“ Er sieht gekränkt aus, fasst sich in die blonden Haare.

      Claire aber spürt, dass da noch mehr ist.

      „Dein Style, diese ganze Show hier. Das bist doch gar nicht du!“

      „Menschen ändern sich. Es läuft halt gerade sehr gut. Und da leiste ich mir halt mal was.“ Dave tut gekränkt.

      „Glückwunsch.“

      Mit einem verächtlichen Schnauben verdreht er die Augen. Skeptisch betrachtet Claire ihr Gegenüber. Hinter der charmanten Fassade sieht sie einen gehetzten, nervösen Dave.

      „Magst du den alten Dave lieber? Der ist weg!“, herrscht er sie unvermutet an. Dann nimmt er einen Schluck und winkt unwirsch den Kellner heran. „Ich dachte, du freust dich für mich.“

      „Tue ich ja! Aber du weißt doch, für mich hätte es auch weniger pompös gereicht.“ Abwehrend hebt sie die Hände, als Dave Anstalten macht aufzustehen. „Nein! Ich sitze gern mit dir hier. Und, ich nehme die Austern! Danach die Seezunge.“

      Versöhnt schaut Dave zu ihr, greift fragend zu der Flasche. Sie nickt.

      „So kenn ich meine Claire.“ Damit gießt er das Glas voll.

      Deine Claire reißt sich gerade mächtig zusammen, denkt sie still, ohne etwas zu erwidern. Stattdessen konzentriert sie sich auf den Sonnenuntergang, der die Terrasse in ein goldgelbes Licht taucht. Ihr wird bewusst, zu diesem Dave hätte sie sich damals in Fish Hoek sicher nicht an den Tresen gesetzt.

      Noch bevor ihre Gerichte zusammen mit einer zweiten Flasche Moët auf dem Tisch stehen, beginnt Dave ihr von seiner Glückssträhne zu erzählen. Sicher, bis vor Kurzem sah es für sein kleines Tauch- und Bergungsunternehmen schlecht aus. Die Küstenwache vergab ihre Aufträge nun mal lieber an US-Unternehmen, und die Navy regelte ihre Angelegenheiten selbst. Was ihm blieben, waren Touristen für wenig lukrative Tagesausflüge zur Wrack Alley. Wenn er Glück hatte, wurde er von Surfern für eine Mehrtagestour zur Cortez Bank gebucht. Diese

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