Felsenmond. Jasmin Adam

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euch sei Friede.“

      „Ich bin heute gekommen, um Euch Mr Williams vorzustellen. Mr Williams ist ein Englischlehrer aus Amerika und lebt seit Kurzem in unserer schönen Stadt. Er hat die Freundlichkeit besessen, unserem College seine Dienste anzubieten, und wird ab jetzt verschiedene Konversationsklassen übernehmen. Außerdem möchte er uns helfen, die Englischbibliothek zu erweitern und einen kulturellen Austausch mit einem College in den Vereinigten Staaten zu organisieren. Wir sind sehr froh, Mr Williams bei uns zu haben, und freuen uns auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. Und nun, Mr Williams, lasse ich Sie mit den Studenten allein. Allah segne euch alle.“

      Das war vielleicht eine Stunde gewesen! So etwas hatte Sausan noch nie erlebt. Allein dem breiten amerikanischen Akzent des Dozenten zuzuhören, war schon der reinste Genuss! Wie im Fernsehen! Und dann sah dieser Mann auch noch gut aus! Groß und sportlich, mit kurzem dunkelblondem Haar und den unglaublichsten blauen Augen, die man sich nur vorstellen konnte. Noch nie hatte Sausan solche Augen gesehen. Aufmerksam hatte sie jede Sekunde des Unterrichts verfolgt, sich beteiligt, versucht, in Blickkontakt mit diesen blauen Augen zu treten, doch vergebens.

      Nun war die Stunde zu Ende und Mr Williams packte seine Bücher in die Tasche. Schnell nahm Sausan die überraschte Malika an der Hand und zog sie mit sich vor zum Pult.

      „Hallo, wie geht es Ihnen?“, fragte sie den Lehrer auf Englisch und legte dabei ihre schlanken schönen Hände so elegant auf den Tisch, dass er sie unmöglich übersehen konnte. „Gefällt Ihnen der Jemen?“

      „Danke, mir geht es gut“, antwortete Mr Williams überrascht. „Ja, der Jemen gefällt mir sogar sehr. Es ist ein schönes Land mit sehr freundlichen Bewohnern.“ Aber er sah Sausan dabei kaum an, sondern schloss seine Tasche und wollte eben schon den Raum verlassen, als sich Malikas Stimme aus dem Hintergrund vernehmen ließ.

      „Entschuldigen Sie, sind Sie Muslim?“

      Plötzlich schien der Amerikaner es nicht mehr so eilig zu haben. Er stellte seine Tasche noch mal ab, blickte Malika forschend an und antwortete dann: „Ich liebe Gott und versuche nach den Geboten von Jesus zu leben.“

      Malika folgerte nüchtern: „Dann sind Sie also Christ. Warum glauben Sie nicht an Muhammad? Er ist der letzte Prophet und das Siegel aller Propheten!“

      Mit einem kurzen Seitenblick auf die anderen Studenten, die von dem Gespräch Notiz nahmen und sowohl den Amerikaner als auch die beiden Jemenitinnen genau beobachteten, antwortete Mr Williams mit einem verhaltenen Lächeln: „Weißt du was? Ich habe es gerade etwas eilig. Aber warum besuchst du nicht einfach mal meine Frau Sally? Sie redet sehr gerne über diese Fragen. Außerdem möchte sie Arabisch lernen. Wir leben in der Altstadt, im Haus der Al-Sayyidis. Komm doch einfach mal vorbei. Wie war noch gleich dein Name?“

      „Malika.“

      „Auf Wiedersehen, Malika, und Gottes Segen“, verabschiedete sich Mr Williams, lächelte den beiden kurz zu und verließ mit eiligen Schritten den Raum.

      Das ganze Gespräch hatte keine zwei Minuten gedauert, aber Sausan war wie erstarrt. Unglaublich! Sie konnte es nicht fassen! Für sie hatte er sich überhaupt nicht interessiert, aber Malika mit ihrer dummen Frage hatte gleich seine ganze Aufmerksamkeit gewonnen. Na ja, verheiratet war er ja sowieso. Aber komisch war das trotzdem.

      „Und?“, fragte Malika, als sie zur nächsten Vorlesung gingen. „Du hattest es ja sehr eilig damit, diesen Amerikaner kennenzulernen. Hoffen wir, dass es deshalb keinen Ärger gibt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht. Du weißt doch, wie schnell das Getratsche losgeht.“

      „Ich wollte doch nur höflich sein“, antwortete Sausan schnippisch. „Immerhin ist er ein Gast in unserem Land, dann wird man ihn doch wohl willkommen heißen dürfen, oder? Außerdem hast du dich ja viel mehr mit ihm unterhalten als ich!“ Ohne auf eine Antwort Malikas zu warten, fuhr sie fort: „Also, ich finde es toll, dass wir jetzt von einem Amerikaner unterrichtet werden! Wie er wohl auf die Idee kam, ausgerechnet in unsere kleine Stadt zu kommen? Ich würde nie aus Amerika wegziehen und freiwillig im Jemen leben, wenn ich die Wahl hätte.“

      „Was sagst du denn da!“, empörte sich Malika. „Amerika ist ein Land von Teufeln! Hast du denn vergessen, dass die mit Israel unter einer Decke stecken und die Palästinenser, ja die Muslime insgesamt bekämpfen, wo sie nur können? Wer weiß, weshalb der hierhergekommen ist. Vielleicht ist er ja ein Spion?“

      Sausan lachte. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Was soll er denn hier bei uns schon ausspionieren?“

      Malika wiegte nachdenklich den Kopf, dann fügte sie hinzu: „Aber seine Frau, diese Sally, die werde ich trotzdem mal besuchen. Kommst du mit?“

      „Ach was, wirklich?“ Sausan blieb erstaunt stehen. „Eben sind sie noch Spione und jetzt willst du sie besuchen? Warum denn das? Etwa, um wieder über Religion zu sprechen?“

      „Ja, genau“, antwortete Malika bestimmt.

      Als Sausan einige Stunden später alleine aus dem Collegegebäude trat, sprach sie plötzlich jemand vorsichtig von hinten an: „Sausan? Entschuldige bitte, könnte ich dich vielleicht einen Moment sprechen?“

      Sausan drehte sich überrascht um und wollte schon eine unwirsche Antwort geben, als sie einen Kommilitonen erkannte. Der schmächtige junge Mann, der seiner Kleidung und dem Dialekt nach aus einem der entfernteren Stammesgebiete kam, sah Sausan schüchtern von der Seite an. Statt zu antworten, schaute sie ihn nur fragend an. Gleichzeitig spulten sich in ihrem Kopf automatisch all die Warnungen ihrer Mutter ab, die ihr stets untersagt hatte, sich auf irgendwelche Gespräche mit Männern einzulassen.

      „Entschuldige, dass ich dich anspreche, Sausan. Aber ich dachte ... weißt du, ich muss für ein paar Tage in mein Dorf zu einer Hochzeit in der Verwandtschaft, und ich dachte, nun, ich könnte dich vielleicht mal anrufen, damit du mir die Englischhausaufgaben sagst? Ich möchte nicht alles versäumen.“

      Sausan runzelte die Augenbrauen, die einzige Mimik, die man selbst bei einer verschleierten Frau noch erkennen kann. „Wieso rufst du nicht einen der anderen Studenten an? Was bildest du dir denn ein? Denkst du etwa, ich bin ein unanständiges Mädchen? Schäme dich! Ich komme aus einer guten Familie und ich gebe meine Telefonnummer nicht an Männer.“ Mit diesen Worten drehte sie sich beinah übertrieben deutlich um und wollte eben stolz erhobenen Hauptes davongehen, als der junge Mann wieder an ihrer Seite war und es nochmals versuchte.

      „Bitte, Sausan! Mit den Jungen, das habe ich schon mal versucht, das klappt einfach nicht! Die passen nicht richtig auf und bekommen nur die Hälfte der Aufgaben mit und davon sagen sie mir dann wiederum nur die Hälfte weiter. Das ist dann nur ein Viertel!“

      Sausan musste unwillkürlich lachen. Irgendetwas gefiel ihr an diesem Jungen. Zumindest schmeichelte ihr seine Hartnäckigkeit. Sie blieb noch mal stehen, wiederholte aber, dass sie ihm ihre Telefonnummer unmöglich geben könne.

      Bekümmert schaute er zu Boden. Dann entschuldigte er sich ein drittes Mal und beteuerte, er habe sie nicht beleidigen wollen.

      In diesem Augenblick traten ein paar Mädchen aus der Tür, und Sausan schoss ein Gedanke durch den Kopf, den sie ohne weiter zu überlegen sofort umsetzte. Sie ging zwei Schritte auf eines der Mädchen zu und sagte laut: „Hallo, Nadja! Bitte ruf mich doch heute Nachmittag an, meine Nummer ist 733596422, falls du es vergessen hast. 733596422.“

      Das angesprochene Mädchen reagierte etwas verwirrt: „Entschuldige, ich bin nicht Nadja, du musst mich verwechseln.“

      „Oh“,

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