Magisches Kompendium - Schattenarbeit. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Schattenarbeit - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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man sich selbst zu einem Meister macht, ist sehr lang, steinig und teilweise auch qualvoll. Dennoch lohnt sich dieser Weg, der in der rückblickenden Sicht eine prächtige goldene Straße ist, die schnurgerade verläuft.

      Doch die wenigsten Meister fallen vom Himmel, und wenn sie fallen, ist es pure Absicht gewesen. Genau deswegen muss man erst einmal begreifen, dass die meisten (menschlichen bzw. gesellschaftlichen) Schatten entweder erkannt, angeschaut, analysiert und harmonisiert werden (zumindest in rudimentären Zügen), oder dass sie mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste im Außen und im Gegenüber bekämpft werden.

      Leider ist bei den meisten Menschen der Kampf im Außen der Fall, da es sehr schwierig ist, ein bzw. sein Bewusstsein über den jeweiligen individuellen bzw. sogar kollektiven Schatten zu stellen, sodass man sich selbst im Licht erkennen kann. Da die Integration des eigenen Schattens eine absolut essenzielle Notwendigkeit für die eigene Selbstevolution ist, kann man ohne Weiteres sagen, dass man durch die Erschaffung eines echten Bewusstseins, sein gesamtes System heilen kann.

      Doch was ist jetzt eigentlich Schattenarbeit auf der psychologischen Ebene? Was ist denn dieser Schatten überhaupt? Ist es wirklich eine Metapher oder ist hiermit der „reale Schatten“ eines festen Körpers gemeint? Nun, der Schatten ist in diesem Fall ein klassischer Archetypus, der die unverarbeiteten, verdrängten und dunklen Seiten in jedem Menschen repräsentiert, vertritt und teilweise auch nach außen bzw. auf das Umfeld projiziert. Zugegeben, der Begriff „Schatten“ ist hier etwas theatralisch ausgedrückt, denn letztendlich ist der Schatten etwas ganz Natürliches. Zwar wird ein Schatten immer mit der Abwesenheit von Licht assoziiert, doch muss man immer bedenken, da wo Schatten ist, ist auch immer Licht. Ohne Materie, ohne etwas Festes und ohne Lichtquelle, gibt es keinen Schatten – denn selbst ein Fenster wirft ein Schatten, weil das Glas das Licht bricht! Je heller das Licht und je massiver bzw. je undurchsichtiger ein Gegenstand ist, desto deutlicher wird man einen Schatten sehen. Wenn man also beginnt, sich selbst zu transformieren und transzendent zu werden, werden die eigenen Schatten minimiert bzw. im Grunde sogar aufgehoben. Dennoch zeigen die magische, die psychologische und auch die profane Praxis immer wieder, dass es diesen Schatten, bzw. diese Schattenanteile, in jedem von uns gibt. Sie gehören zu unseren menschlichen bzw. materiellen Existenzen. Viele Menschen – gerade sogenannte Lichtarbeiter, die mal wieder im hellsten Sonnenlicht stehen und mit einer Taschenlampe noch mehr Licht „bringen“ wollen – verleugnen diesen eigenen Schatten. Hierdurch kann dieser Archetypus, die innere Energie immer mächtiger und penetranter werden, sodass man irgendwann eine regelrechte Macht geschaffen hat, welche man nicht mehr dementieren kann. Fakt ist, dass jede Verleugnung, jedes Wegsperren oder auch jedes Vergessen des eigenen Schattens, zu einer negativ Spirale wird, die sich irgendwann selbst ernähren muss, indem hierdurch immer wieder und wieder die Schattenthematiken ins Bewusstsein gedrückt werden.

      Natürlich muss „unser Schatten“ als Synonym gesehen werden. Dieses Synonym steht erst einmal für alle negativen, gesellschaftlich oder sozial unerwünschten Tendenzen. Gleichzeitig muss man aber auch hier aufmerksam sein und reflektieren, dass dies Tendenzen sind. Außerdem, „wer“ definiert, dass sie unerwünscht sind.

      Die verschiedenen Kulturen und Gesellschaften haben schon immer ein Korsett und eine Schablone von Normen und Idealvorstellungen angefertigt, sodass negative und unerwünschte Züge, die nun mal in Persönlichkeitsstrukturen enthalten sein können, unterdrückt wurden. Diese Unterdrückung – oder teilweise sogar Verteufelung – führt dazu, dass sich solche Muster in das Unbewusste oder Unterbewusste des Menschen verlagern, wo sie „reifen“ oder „gären“. Je stärker die eigenen Persönlichkeitsstrukturen abgeschoben und pervertiert werden, desto schneller beginnt die Schattenentwicklung. So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass bereits in den ersten Lebensjahren die ersten Schattenstrukturen gezüchtete werden. In den verschiedenen Kulturen und Gesellschaften gibt es stets Anforderungen, Erwartungen, Gebote und vor allen Dingen Verbote, die den Alltag bestimmen. Natürlich wird es immer wieder Verhaltensmuster geben, die in einem sozialen Gefüge nicht funktionieren. Mord, Totschlag, sexuelle Gewalt etc. sind oft ausgelebte Schattenextreme, die nicht toleriert werden können. Doch leider wird in der Gesellschaft viel, viel mehr tabuisiert, sodass man definitiv nicht das gesamte Spektrum eines Selbst (welches von einem Ich unterschieden werden muss) entfaltet kann. Man kann in Bezug auf den Menschen sagen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Alle nur denkbaren Exzesse sind möglich.

      Wenn man diese aber – auf Grund des manchmal überschätzen „gesunden Menschenverstand“ – nicht ausleben kann bzw. darf, kann man auf anderen Ebenen ein mögliches Ventil schaffen. Klar ist, dass es gerade in der westlichen Gesellschaft viele Verhaltensregeln aber auch Möglichkeiten gibt, überwindbare Schatten auszuleben. Egal, ob es nun in den sexuellen Bereich geht oder um einen anderen. Doch selbstverständlich gibt es Tabus, die man nicht tolerieren kann. Hier kann die Astralebene Hilfe leisten, da auf der Astralebene alles möglich und letztlich auch alles erlaubt ist.

      Doch der Schatten im Inneren des Menschen wird meist mit der Abwesenheit von Licht assoziiert, also mit der Abwesenheit von Liebe, Information und Reflexionsvermögen.

      In Bezug auf das Licht ist es rein physikalisch absoluter Blödsinn, denn wo man einen Schatten „sieht“, muss auch immer eine Lichtquelle und ein Objekt existieren, welches aus Materie bzw. aus einer lichtundurchlässigen Substanz besteht, sodass ein Schatten überhaupt entstehen kann. Gut, dies ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis, dennoch laufen bei jedem Menschen autonome Prozesse ab, wenn bestimmte Vokabeln fallen. Daher kann man gar nicht oft genug betonen – und somit eine positive Manipulation bedingen – dass ein Schatten ohne eine Lichtquelle nicht existieren kann. Schwierig ist es nur, diese (innere!?) Lichtquelle zu finden. Das archetypische Bild des Schattens wurde in vielen Märchen, Mythen, Erzählungen und Sagen als das Böse schlechthin verwendet. Immer, wenn es um einen Widersacher, um den Teufel, um Dämon, Monster oder auch Hexen geht, wird das Bild einer gefährlichen Schattenfigur typisiert. Auch die „gefährlichen“ Märchentiere (Wölfe, Schlangen etc.) sind alles Schattenfiguren, von denen etwas Bedrohliches und Furchterregendes ausgeht. Zum Glück haben diese Bilder jedoch nichts mit der persönlichen Schattenarbeit zu tun. Es sind genormte und vereinfachte Sichtweisen, die man eher als eine Art „Aufmerksamkeitserreger“ sehen kann. Im heutigen Kabarett, wäre jede zynische Bemerkung ein solcher Schatten. Sicherlich, wenn es um die psychologische Komponente der Schattenarbeit geht, verwendet man schnell und gerne die Vokabel des „inneren Dämons“. Doch wie schon kurz erwähnt, wird hier das Bild des Dämons aus christlicher Perspektive gesehen, was für einen magisch arbeitenden Menschen lächerlich und anmaßend ist. Zwar sind religiöse Schattenaspekte wie „die böse Hexe“ in den Märchen viel eher in einem völkischen Kontext zu sehen, doch greifen hier eher andere Mechanismen, als die, die für die innere Schattenarbeit sinnig sind. Doch zum Glück gibt es in der Literatur und in den Unterhaltungsmedien immer mehr und mehr hervorragende Beispiele, wie man sich seiner Schattenarbeit nähern kann. Die literarische Darstellung des Dr. Jekyll und des Mr. Hyde ist hier absolut perfekt, denn genau dieses Beispiel zeigt uns, wie die Schattenthematik auf psychologischer Ebene agiert. Zwar wird die Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ als virtuose Darstellung des Doppelgängermotivs gesehen, doch könnte man sie genauso gut als korrekte Schattenarbeitsdarstellung feiern.

      Da das Doppelgängermotiv in der Literatur primär mit dem Verderb der eigenen Identität assoziiert wird und dadurch die fokussierte Angst der Menschen charakterisiert, kann man hier eine sehr deutliche Parallele finden. Die Angst über einen möglichen Verlust der eigenen Identität bzw. der eigne Untergang in der Masse, sind deutliche Schattenthematiken.

      Wenn man sich nun die beiden Gestalten aus der Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1886 ansieht, kann man sagen, dass beide „Wesen“ der Schatten des anderen ist. Die Gestalt des Dr. Jekyll und des Mr. Hyde bezieht sich jeweils auf das Verhalten des anderen, sodass man sagen muss, dass die beiden Individuen sich durch eine gekonnte Integration des Schattens (jeder der beiden ist der Schatten des anderen) zu einem höheren

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