Magisches Kompendium - Schattenarbeit. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Schattenarbeit - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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aus „Doktor Jekyll“ und „Mister Hyde“ das Wesen Hy’Kel entstanden, ein Wesen, das keinen Wert auf irgendwelche Titel legt, das sein Wirken begonnen hat und sich nicht an Äußerlichkeiten wie Anreden und Ränge der Menschen stört. Gleichzeitig wäre es aber auch ein gebildetes Wesen, das sich gewählt und diplomatisch ausdrücken und – wenn gewollt – auch einen gesellschaftlichen Umgang pflegen kann!

      Natürlich besitzt dieses Beispiel, dieses „Hy’Kel Wesen“, ein paar Hürden. Es wird nicht einfach sein, seine animalische und seine akademische Natur so zu vereinen, dass man beide durch einen bewussten Gedankenimpuls befreien kann. Die gesamte Idee wird wertlos, wenn eine der beiden Seiten doch eine autarke Kontrolle erlangen kann, sodass man eben nicht Herr seiner „Fragmente“ ist. Genau dies ist das Problem in der Geschichte von Robert Louis Stevenson! Das Hyde-Fragment ist zum Teil unkontrollierbar! Freilich ist dies eine sehr überspitze Darstellung, doch in jedem Menschen sind stets mehrere Persönlichkeiten und Anteile enthalten. Bevor man also die Kontrolle über sich erhält und sich selbst „erheben“ kann, muss man definitiv die verschiedensten Schattenthematiken individuell analysiert haben. Man wird überrascht sein, wie vielseitig die eigenen Schatten sein können.

      Eine winzige, dennoch gut verwendbare, Testmöglichkeit, beinhaltete der Satz „Was trifft, betrifft!“, was soviel bedeutet, dass man überraschenderweise vollkommen unlogisch und paradox handeln kann, wenn der richtige „Knopf“ im Inneren gedrückt wird. Es ist ein typisch menschliches Verhalten, das der eigene Schatten ähnlich einem Projektor arbeiten kann. All die angeblichen Unzulänglichkeiten, die jeder Mensch besitzt, all die negierten Eigenschaften werden in perfekter Art und Weise auf Personen und/oder Objekte im eigenen Umfeld projiziert. Diese Projizierungen werden natürlich besonders deutlich gesehen und bemerkt. Doch sie werden als „Fremdeigenschaften“ bzw. als Eigenschaften des Menschen, der einem gegenübersteht, interpretiert. Auf die Idee, dass es sich bei dem bemängelten Verhalten um eine Spiegelung der eigenen Unzulänglichkeiten handelt, kommt man meist nicht. So kann man ohne Weiteres sagen, dass jeder Mensch eine Art Projektor in seiner Stirn und in seinem Solarplexus besitzt. Dieser Projektor überträgt und überzeichnet die geschaute Realität mit den eigenen Schattenbildern. Und da es menschlich ist, sich nicht mit den eigenen projizierten Schattenbildern auseinanderzusetzen, wird meist eine aggressive Reaktion hervorgerufen. Die angebliche Unzulänglichkeit des Gegenübers wird nicht akzeptiert, nicht kritisiert, sondern einfach als dumm und schändlich abgetragen. Dass dies natürlich absolutes Konfliktpotenzial besitzt, dürfte klar sein. Daher ist es essenziell, dass man den eigenen Schatten erkennt! Das Erkennen bedingt dann auch eine Transformation und eine Integration, denn nur so wird man den ersten Schritt auf dem Pfad des Reifeprozesses ausführen können, der letztlich in der eigenen Ganzwerdung enden wird. Es gibt hierfür sogar sehr schöne Sprichwörter, die man wortwörtlich verwenden kann:

      „Über seinen Schatten springen“ oder „Einen Schatten haben“.

      Doch leider ist ein solcher Schattensprung nicht immer einfach, denn wenn die Schatten einmal verdrängt werden, sich tief in das eigene Unterbewusste eingenistet haben, beginnen sie dort zu arbeiten und sich ein regelrechtes Schattenimperium aufzubauen. Der innere Schatten ist hier der absolute Herrscher!

      Das Problem mit diesem Imperium und diesem Herrscher ist eine/seine große Macht, denn wenn das Tagesbewusstsein sich wagen sollte, in dieses Herrschaftsgebiet einzutreten, wird es nicht nur überrannt, nein, es wird regelrecht vernichtet, aufgelöst und in das Schattenimperium vollkommen integriert werden. Es entsteht eine Dynamik und eine Wirksamkeit des inneren Schattens, die definitiv das Tagesbewusstsein so stark verändert, dass man von einer Besessenheit sprechen kann. Da der Schatten Nahrung bzw. Energie benötigt, wird er sich diese, ähnlich einem parasitären Wesen, welches einen energetisch besetzt hat, in der Außenwelt holen. Der Schatten wächst durch die angeblichen Unzulänglichkeiten.

      So ist es vollkommen logisch, dass man sich selbst immer wieder in Situationen wiederfindet, in denen man sich herrlich dem Selbstmitleid ergeben kann. Egal, ob bewusst oder unbewusst, das eigene Programm des Egos wird immer wieder Situationen selbst kreieren oder sich zielsicher in entsprechende Situationen hinein manövrieren, in denen Selbstmitleid hervorragend passt. Selbstmitleid ist hier die beste Nahrung für den inneren Schatten. Wenn der innere Schatten ein Politiker wäre, dann würden folgende (typisch menschliche) Aussagen, die perfekten Werbeslogans darstellen!

      Die Welt ist böse! Keiner liebt mich! Alles hat keinen Sinn! Ich bin so arm! Egal, was ich mache, es geht schief! Ich bin doch sowieso der Sündenbock für alle! Ich kann mir nichts leisten und nicht am Leben der Gesellschaft teilnehmen! Die anderen sind an meiner misslichen Lage schuld! Ich bin zu dick/dünn/dumm/schlau/schön/hässlich/arm/reich/alt/jung!

      Das Ego des Menschen wird immer irgendetwas finden, um zu jammern. Irgendwas wird immer die Stimmung trüben und irgendwer muss hierfür die Schuld tragen. Gerade in der westlichen Gesellschaft kann man dies sehr deutlich beobachten, denn gerade im Konsumrausch und im Jammertal wird es immer für das Ego einen Grund geben, sich zu beklagen! Dieses Beklagen, dieses Jammern, ist die Nahrung des inneren Schattens und durch die Nahrungssuche, die absolut geschickt und individuell verläuft, können somit nicht nur Neurosen entwickelt werden, sondern auch das Krankheitsbild der Paranoia.

      Der innere Schatten ist daher ein Gegner, der niemals zu unterschätzen ist, der immer da ist (zumindest im Hintergrund) und ein gewaltiges Machtpotenzial darstellt. Doch der innere Schatten existiert nur durch die Tatsache, dass man in selbst erschaffen hat. So kann man sich diesen Umstand aber auch zunutze machen, denn der innere Schatten ist auch ein Faktor der Macht, der die Gesamtheit der individuell und kollektiv-unbewussten Anteile des Ichs beinhaltet. Diese Macht kann man energetisch verwenden, verwenden, um sich selbst zu erkennen und auch zu verstehen. In diesem Prozess kann man die verschiedensten emotionalen bzw. energetischen „Ablagerungen“ illuminieren, welche dann aufgelöst werden können. Jede emotionale bzw. energetische „Ablagerung“ wird als Nahrung verwendet, die den Schatten wachsen lässt. Man kann es als ein „Naturgesetz“ definieren, dass das, was verborgen ist, durch die emotionalen Wasser „hochgespült“ werden will, damit es „angeschaut“ und „integriert“ werden kann. Wenn der Schatten „ungesehen“ wieder versinkt und seine eigenen „Egospielchen“ beginnt, wird das Leben indirekt gesteuert. In diesem Fall wird der Schatten zurecht mit dem Dunklen assoziiert, da er vom Licht bzw. von der Information (selbstständiges Agieren und Ausleben der Fähigkeiten) abgeschnitten ist.

      So ist es in diesem Fall sogar „in Ordnung“ wenn man in Bezug auf den eigenen Schatten die Vokabeln „böse“ oder „Widersacher“ wählt, auch wenn eine Theatralik nicht förderlich ist. Doch wenn man seinen inneren Schatten als das „Bösen“ oder als den „inneren Widersacher“ erkennt, kann man aktiv gegen dieses Prinzip arbeiten! In diesem Kontext ist der Schatten stets das, was man selbst nicht mag, d. h., der Widersacheraspekt bezieht sich auf Persönlichkeitsaspekte, welche man vor sich und vor anderen Menschen verbergen will. So muss man ganz deutlich sagen, dass die Rechnung von Carl Gustav Jung (Ich + Schatten = Selbst) absolut korrekt ist. Um hier eine sinnige Lösung zu finden, muss man erst einmal anfangen die sog. Schattenbilder zu erforschen, da diese einen gewissen Stellenwert im kollektiven Unterbewusstsein besitzen.

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      Schattenbilder

      Licht und Schatten gehören zum menschlichen Dasein wie das Essen und Trinken. In den alten Philosophien und Glaubensmustern tauchen immer wieder deutliche Schattenthematiken auf, sodass die Thematik des Schattens auch heute sehr gut mythologisch zu verstehen ist. In der alten Zeit wurde hier der Schatten meistens als ein Spiegelbild für das zweite

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