Grüße von Charon. Reinhold Vollbom

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Grüße von Charon - Reinhold Vollbom

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schob ihn von innen in die Wohnungstür. Sofort fiel ihr der Ärger ein, den sie vor einigen Monaten mit dem schwergängigen Schloss hatte. Vielleicht ließe sich die Sache mit dem Unfall sogar noch untermauern, kamen ihr die Gedanken.

      Sie öffnete die Wohnungstür ein wenig und drehte behutsam den Schlüssel so weit herum, bis der Schließ-Riegel am Türrahmen anschlug. Aufgrund der Schwergängigkeit vom Schloss, blieb der Riegel in dieser Position. Jetzt ließ sie den Schlüssel los und eilte mit zwei Schritten aus der Wohnung. Mit einem kurzen kräftigen Ruck zog sie die Tür ins Schloss. Sie hoffte auf ein wenig Glück. Der Riegel wäre hierbei in die Öffnung im Türrahmen gerutscht und die Tür somit von innen verschlossen.

      Nachdem sie in die frische Nachtluft hinaustrat, zögerte sie mehrere Sekunden. Kurz darauf begab sie sich zur nächsten Telefonzelle. »Polizei?! Ja, gut. – Nein, meinen Namen nenne ich nicht. Es ist wegen der Nachbarin, der Frau Gratmeyer, wissen Sie. Sie macht einfach die Tür nicht auf, obwohl ich schon oft geklingelt habe. Aber der Fernseher läuft. Das hört man durch die Tür. Bisher hat sie immer aufgemacht, wenn ich läutete.« Gleich darauf gab Helene Gratmeyer die Anschrift durch, bevor sie einhängte.

      In der Villa ihrer Schwester angekommen, überzeugte sie sich davon, dass alle Spuren beseitigt waren. Zufrieden legte sie sich in das Bett ihrer verhassten Zwillingsschwester. »Endlich reich«, seufzte sie wohltuend vor sich hin.

      ◊

      Cyril war ein Diener der vornehmen englischen Schule. Früher war er sicherlich eine respekteinflößende Person. Heute jedoch rief die ausladende Dienstkleidung und das strohig weiße Haar beim Betrachter eher ein Schmunzeln hervor. Die Art seine Herrschaft französisch anzureden, hatte er von einer der früheren Anstellungen übernommen.

      »Madame, … ähem. Madame, Polizei ist im Haus.« Cyril hatte Mühe seine Hausherrin sanft zu wecken.

      »Polizei?!«

      »Ja, ja, Madame, sie tun sehr geheimnisvoll und wollen Sie unbedingt sprechen.«

      »Führe sie in die Bibliothek. Ich komme gleich runter.«

      »Sehr wohl.«

      »Kommissar Steffen, Kriminalpolizei«, stellte sich der ältere der beiden vor. Und mit einer Handbewegung zu dem jüngeren anderen Kollegen ergänzte er: »Kröger, mein Assistent.«

      »Mein Gott, was sagen Sie da, Kriminalpolizei?! Um Himmels willen, was ist denn passiert?«

      »Wir müssen Ihnen eine traurige Nachricht überbringen«, übernahm der Kommissar das Wort. »Sie haben doch eine Schwester? Natürlich, dumme Frage«, unterbrach er sich gleich selber, »wenn ich Sie so anschaue. Sie sehen ihr zum Verwechseln ähnlich. Ihre Schwester ist leider«, Kommissar Steffen legte eine kurze Pause ein, bevor er weiter sprach, »sie ist leider tot.«

      Helene Gratmeyer atmete kräftig durch, ehe sie antwortete. »Es muss Ihnen nicht peinlich sein, Herr Kommissar. Meine Schwester und ich, wir verstanden uns überhaupt nicht. Ihr Tod geht mir nicht allzu nahe. Wie ist sie denn umgekommen?« Gespannt sah sie die beiden Kriminalbeamten an.

      Ohne auf ihre Frage einzugehen, hakte der Kommissar nach: »Wissen Sie, ob Ihre Schwester gern Krimis und Actionfilme oder lieber Volksmusik und Ähnliches im Fernsehen sah.«

      »Ich verstehe die Frage zwar nicht, aber ich bin der Meinung, dass sie keine Krimis und so was mochte. Warum fragen Sie?«

      »Sehen Sie, Frau Pulsek, wir fanden Ihre Schwester mit eingeschlagenem Schädel vor der Badezimmertür. Vermutlich ist sie ausgerutscht und unglücklich gestürzt. Nachdem wir gestern Abend die Wohnung betraten, lief der Fernseher.«

      »Ja und?«

      »Wissen Sie, es war ein Programm eingestellt, auf dem gestern Abend nur Krimis und so was gezeigt wurden. Das ist nicht jedermanns Sache.«

      »Sie meinen Helene wurde getötet?«

      »Vielleicht ist das mit dem Programm nur Zufall. Möglicherweise wollte sie Nachrichten sehen und hätte den Kanal gewechselt, wenn sie nicht gestürzt wäre. Außerdem war die Wohnungstür von innen verschlossen. Nein, wir schließen Fremdverschulden aus. In ihrem Adressbuch haben wir auch keine weiteren Anschriften, außer Ihre, gefunden. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand gab es bei Ihrer Schwester auch nichts zu holen, nicht wahr?«

      »Ganz recht, Herr Kommissar.« Helene Gratmeyer merkte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel.

      Nach einigen Routinefragen verabschiedeten sich die beiden Kriminalbeamten. Sie baten sie aber zuvor, dass sie zur Identifizierung der Toten, im Laufe des Tages ins Leichenschauhaus kommt.

      Helene Gratmeyer war mit sich zufrieden. Nun galt es Cyril abzuschieben. Am besten in ein Seniorenheim, grübelte sie. Die Kosten würde sie übernehmen. Auf jeden Fall galt es bei ihm kein Misstrauen zu erregen. Die Gefahr, dass alles auffliegt, wäre folgenschwer. Erst wenn Cyril auf seinem verdienten Altenteil war, fing das sorgenlose Leben der Margot Pulsek an, schmunzelte sie vor sich hin. Augenfällige Veränderungen würde sie mit dem plötzlichen Tod ihrer Schwester erklären. Sie hatte wohl mehr für sie übrig, als sie sich selber eingestand. Diese Ausrede klang logisch, fand sie.

      »Cyril, würden Sie in ein Seniorenheim gehen, wenn ich Sie darum bitte?«

      »Sie baten mich bereits darum, Madame. Ich dachte, es sei alles geregelt.«

      Helene Gratmeyer war aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihre Schwester hatte also schon erwogen, Cyril in einem Seniorenheim unterzubringen. »Wären Sie bereit in den nächsten Tagen diesen neuen Lebensabschnitt zu beschreiten?«

      Nun war er ein wenig erstaunt. »Ich war der Meinung, Madame wollte diesen Schritt zum Jahresende vollziehen.«

      »Der Tod meiner Schwester und …«

      »Ich verstehe, Madame braucht nicht weiter zu sprechen. Sie haben mein tiefes Mitgefühl. Ich mache mir wirklich große Sorgen, Madame.«

      Sie war ein wenig erstaunt, dass Cyril sie mitten im Satz unterbrach. »Danke«, entgegnete sie knapp.

      »Soll ich den Arzt rufen, damit er Ihnen eine Spritze gibt?«

      So benimmt man sich also, wenn man Geld hat, grübelte sie. Im Zweifelsfall kommt der Doktor. Im Fall der Fälle der Chefarzt vom Städtischen Klinikum. »Nein, lassen Sie nur, Cyril. Zukünftig werde ich auf den Arzt verzichten.« Die Gefahr bestand, dass jemand hierdurch ihre falsche Identität erkannte.

      »Ich verstehe, Madame«, unterbrach er sie.

      Erneut war sie über die Eigenwilligkeit des Dieners erstaunt. Hatte er einen Verdacht? Nein, wog sie ab, das war nicht möglich.

      »Soll ich Ihnen die Medizin bringen?«

      Mein Gott, was für ein jämmerliches Dasein hatte ihre Schwester in den letzten Jahren geführt?! »Cyril, ich werde zukünftig auch die Medizin nicht mehr nehmen. Ich hoffe, Sie verstehen mich?!«

      »Ich verstehe sehr wohl, Madame.« Mit einer vielsagenden Miene verließ der Diener das Zimmer.

      Es verging eine Viertelstunde bis er mit einem Glas Milch wieder hereinkam. Seine Hände zitterten und die Stimme vibrierte unnatürlich. Gleich darauf stellte er das Becherglas neben ihr ab.

      Helene Gratmeyer sah den Diener

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