Die Adria entlang von Görz bis Bar. Josef Mugler

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Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler

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alt="chapter7Image1.jpeg"/> Der Prätorenpalast von Koper (1993)

      Aber das alles wird übertroffen von dem Städtchen an der Spitze der großen Halbinsel: Piran. Die Herkunft des Namens ist umstritten – vielleicht hat es etwas mit dem griechischen „pyr“ (Feuer) zu tun, weil das Feuer für Signale an dieser exponierten Landspitze für die Schifffahrt wichtig war. Der Violinvirtuose und Komponist Giuseppe Tartini (1692-1770) wurde hier geboren. Am bekanntesten ist seine Teufelstrillersonate. Mittelpunkt der Stadt ist der Tartini-Platz mit einem Standbild des Virtuosen. Der Platz dehnt sich über einem im Jahr 1894 zugeschütteten Hafenbecken aus. Darüber thront der Sankt Georgs-Dom aus dem 12. Jahrhundert.

      chapter7Image2.jpeg Das Tartini-Denkmal und der Campanile des Sankt Georgs-Doms (1996)

      Die ganze Stadt ist eine Art Freilichtmuseum, als kulturhistorisches Denkmal geschützt. Im Marinemuseum, untergebracht im Gabrielli-Palast am Hafen, findet man unter anderem Einrichtungsgegenstände der Fregatte „Erzherzog Ferdinand Max“, auf der Wilhelm von Tegetthoff 1866 jene österreichische Armada befehligte, die vor der Insel Lissa (Vis) die überlegene italienische besiegte.

      Von Piran kommt man an dem ehemaligen, in jugoslawischer Zeit zu einer Renommier-Hotelanlage ausgebauten Kloster Sankt Bernhard (Grand Hotel Bernardin) vorbei in die Touristenmetropole Sloweniens: Portorož, den Rosenhafen. Zwischen 1909 und 1912 verkehrte von Piran nach Portorož einer der ersten O-Busse Österreichs und von 1912 bis 1953 eine Straßenbahn.

      Dieser Abschnitt der Meeresküste ist wärmer als die gegenüber liegende italienische Seite: Der Unterschied soll im Jahresmittel ein Grad, im Winter sogar drei Grad betragen. 1879 begann der aus Piran stammende Arzt Dr. Giovanni Lugnani Rheuma-Patienten zu behandeln. In der Folge entstanden entlang des Strandes Hotels. Im Zentrum steht das Hotel Palace, ehemals Luxushotel in der Monarchie, eröffnet 1909, Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben, mit Geld einer österreichischen Bank wieder auf Fünf-Sterne-Niveau gebracht und 2009 als „Kempinski Palace Portorož“ wiedereröffnet. Der Luxus ist wieder eingezogen, hoffentlich auch die Rentabilität.

      Südlich von Portorož liegen die Salinenfelder von Sečovlje, die schon im Mittelalter, vielleicht sogar noch früher, bestanden haben. Für die Venezianer waren diese Salzfelder eine der vielen Quellen ihres Reichtums. Sie verteidigten über Jahrhunderte ihr Salzhandelsmonopol und ließen keine Konkurrenz aufkommen. Nur die Salinen von Triest, die im Gebiet des heutigen Borgo Teresiano lagen, mussten sie den Habsburgern überlassen.

      Gegen Ende der österreichischen Zeit boten die k. u. k. Salinen von Sečovlje rund 4.500 Menschen Arbeitsplätze. Heute versucht man die teilweise verfallenen Anlagen wieder zu beleben. Nach Passieren des Salinengeländes kommt ein Sportflughafen in Sicht, der just im Juni 1914, wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Seeflugstation gegründet wurde. Ausgediente Salzlagerhallen sollten als Hangars dienen und sogar eine Flugzeugfabrik sollte hier entstehen. Aber das ließ sich alles nicht mehr verwirklichen. Dahinter endet der rund 47 km lange Küstenabschnitt Sloweniens, über dessen Verbindung zum internationalen Gewässer der Adria heftig gestritten wird. Das Ringen um die richtige Grenzziehung in dieser Bucht zwischen Kroatien und Slowenien dauert seit dem Zerfall Jugoslawiens bis heute an.

      Eine lokale Straße führt bald nach Überschreiten der Grenze zur Spitze der Halbinsel Savudrija, wo ein im Jahr 1826 (nach anderen Quellen 1818) errichteter Leuchtturm 29 m in den Himmel ragt. Dass der Leuchtturm als „Hideaway“ für Fürst Metternich und eine nicht näher bekannte Kroatin, die er auf einem Ball in Wien kennen und lieben gelernt haben soll, gebaut wurde, ist wohl eher gut erfunden als wahr – aber wer weiß?

      chapter7Image3.jpeg Der Leuchtturm von Savudrija (2009)

      Im Dogenpalast von Venedig hängt ein Bild von Tintoretto, das eine Seeschlacht vor Salvore (=Savudrija) zwischen Venedig auf der einen Seite und den verbündeten Flotten von Kaiser Friedrich Barbarossa und dem Papst zeigt. Natürlich war Venedig siegreich, sonst würde das Bild wohl woanders hängen oder gar nicht existieren – manche meinen aber auch, diese Seeschlacht hätte es gar nicht gegeben. Ein paar Kilometer südlich der Landspitze liegt Sipar mit prähistorischen und römischen Funden. Umag war spätestens seit der (angeblichen) Rettung des Sarges des Heiligen Markus den Venezianern besonders wert. Das Schiff, mit dem der Sarg des Heiligen von Alexandria nach Venedig überführt werden sollte, ist angeblich hier gestrandet. Umag hat eine sehenswerte Altstadt. Leider brannte der originale Stadtpalast samt Loggia 1924 nieder.

      Eigentlich haben die Städtchen an der Westküste Istriens alle eine ähnliche Struktur und Geschichte: Meist auf einer Halbinsel oder Insel, die irgendwann einmal mit dem Festland verbunden wurde, gelegen, Jahrhunderte unter der Herrschaft Venedigs, die allerdings auch Slawen, Albaner und Griechen ansiedelten, enge Altstadtgässchen, mehrere Kirchen mit oft frühmittelalterlichen Grundmauern und Campanile, Stadtpalast mit Stadtturm und Loggia. Die Österreicher haben daran in „ihrem“, dem 19. Jahrhundert, meist nichts geändert.

      Was für Umag zutrifft, findet man auch in Novigrad, Poreč, Vrsar und Rovinj. Nur Pula ist wirklich anders – worauf noch zurückzukommen sein wird.

      Novigrad, die neue Stadt, soll von den Argonauten und Kolchern gegründet worden sein, wie überhaupt die ganze Adria-Ostküste hinauf bis zum Timavo vor den Römern von den Griechen kolonisiert war. Als die Stadt im 6. Jahrhundert wieder in den Herrschaftsbereich von Byzanz fiel, erhielt es den Namen Neapolis, vielleicht weil sein Standort verlegt wurde, und die Venezianer nannten es schließlich Cittanova. So alt kann also eine „neue“ Stadt sein! Sie erlebte wie die anderen Städte dieser Küste jede Menge Kriege, Plünderungen durch Piraten – auch durch die Türken, die so weit in venezianisches Kerngebiet eingedrungen waren – und Pestepidemien. Die Venezianer investierten nach jeder Katastrophe immer wieder in den Neuaufbau. Auch Villen von Adeligen und Klöster entstanden an dieser Küste, doch viele wurden in jugoslawischer Zeit verlassen.

      Poreč, italienisch Parenzo, besitzt ein Weltkulturerbe: die byzantinische Euphrasius-Basilika. Das verdankt man vor allem der Innenausstattung mit gut erhaltenen Resten aus dem 6. Jahrhundert. Mosaike aus dieser Zeit sind ebenfalls gut erhalten. Unter dem heutigen Fußboden liegen noch ältere Mosaiken aus dem 4. Jahrhundert. Bauteile von römischen Tempeln und Häusern der Umgebung sind ebenfalls eingearbeitet.

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      Ausschnitt aus dem Altarmosaik der Sankt Euphrasius-Basilika von Poreč (2009)

      Die Geschichte der Stadt verlief nicht viel anders als die ihrer Nachbarstädte: Kriege wechselten mit Seuchen. Die Altstadt erlitt schließlich bei einem Bombenangriff durch die Alliierten 1944 schwere Schäden und ist daher nicht ganz original erhalten.

      Zwischen 1902 und 1935 konnte man Poreč/Parenzo auch mit einer Schmalspurbahn von Triest aus erreichen. Diese Parenzana führte von Koper/Capodistria bis Santa Lucia, das als Bahnstation für Portorož/Portorose diente, überwiegend so nahe am Meeresufer entlang, dass bei starkem Schirokko die Gischt über die Waggons hinweg fegte. Eine Bora mit 160 km/h warf 1910 sogar die Wagen eines Zuges um – mit mehreren Todesopfern als Folge. Die Trasse zweigte nach Portorož ins Landesinnere ab und erreichte nach vielen Windungen, Brücken und Tunnels bis Poreč die ansehnliche Länge von knapp über 120 Kilometern. Natürlich war sie dadurch nur für den Lokalverkehr brauchbar – von Triest bis Poreč war das Dampfboot schneller.

      Nach Stilllegung der Parenzana wurden die Gleise entfernt, aber nicht zerstört. In Abessinien, dem heutigen Äthiopien, das Italien ab 1935 zu erobern versuchte, hätte man eine neue Verwendung dafür gefunden. Doch die Briten, die sich an der Befreiung Abessiniens beteiligten, versenkten

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