Die Adria entlang von Görz bis Bar. Josef Mugler

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Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler

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      Das Schloss Duino im Herbstnebel (2015)

      Ein etwa halbstündiger Abschnitt des Alpe-Adria-Trails ist der Sentiero Rilke, der Rilke-Weg von Duino nach Sistiana, einem der vornehmen Badeorte, allerdings nicht heute, sondern damals in österreichischer Zeit. Vom ehemaligen „Prinz Alexander von Thurn und Taxis’schen Seebad Sistiana“ ist nur eine Ruine übrig. Ein kleines Stück weiter Richtung Triest wurde allerdings eine Art Disneyland aus den felsigen Hängen geschlagen, ein Jachthafen mit Hotel, Kongresszentrum, Restaurants, Boutiquen und vielen luxuriösen Wohneinheiten: der Portopiccolo: ein künstliches „Fischerdorf“, das mediterranen Lebensstil suggerieren soll.

      Landeinwärts liegt Aurisina mit seinen Steinbrüchen, aus welchen schon das Baumaterial für das römische Aquileia kam, später auch für die Wiener Ringstraße, heute für die ganze Welt. Bevor die Südbahn nach Triest „hinunter“ weitergebaut wurde, war hier Endstation. An der Küste, ungefähr dort, wo sich die Bahntrasse Richtung Triest und Monfalcone verzweigt, steht weithin sichtbar ein Turm, der Torre Piezometrica, ein Wasserturm, der im Jahr 1929 als Station einer Wasserleitung vom Timavo nach Triest gebaut wurde.

      Eines der Dörfer im Karst trägt den Namen Prosecco. Und der hat tatsächlich mit dem heute so beliebten Schaumwein aus dem Veneto zu tun: Von hier gelangte die sogenannte Glera-Traube in das Weingebiet von Valdobbiadene. Aber damit der Prosecco aus Prosecco auch Prosecco heißen darf, hat man das offizielle Anbaugebiet des Prosecco vom Veneto über das Friaul bis hierher erweitert, mit dem Vorteil, dass für die inzwischen gut eingeführte Marke mehr Angebot vorhanden ist. Mit dem Tocajer ging das nicht so einfach: Durch die Heirat einer Görzerin mit einem Grafen Batthiany gelangte die Traube nach Ungarn und heute darf sich nur der ungarische Tokajer so nennen, außer er wird im Collio selbst verkauft. Hier hat man ihn inzwischen in Friulano umgetauft, um etwaigen Querelen zu entgehen.

      Etwas oberhalb von Prosecco stößt man auf ein weiteres Geheimnis des Karst: die wahrscheinlich größte begehbare Höhle der Welt: die Grotta Gigante. Der Wein, der darüber und in der Umgebung der einst slowenisch besiedelten Dörfer Prepotto, Sgonico und Monrupino wächst, ist ein säuerlicher, aber charaktervoller Roter: der Terrano, der zur Sorte Refosco zählt. Wer ihn samt deftigen Speisen verkosten möchte, suche eine geöffnete Osmizza auf, eines jener Ausschanklokale, die nach der slowenischen Zahl osem (acht) benannt sind. Denn für acht Tage im Jahr genehmigte Kaiser Josef II. seinerzeit, 1874 – übrigens ebenso wie für die Weinhauer in und um Wien – den Ausschank der hauseigenen Weine.

      Das Meer vor der steil abfallenden Küste war einst auch ein Dorado für den Fischfang. Gefangen wurden je nach Jahreszeit die blauen (Sardinen, Makrelen) und die roten Fische (Tunfisch). Wenn zwischen August und Oktober die Tunfischschwärme auftauchten und mit lautem „abauta“ (Alarm) „begrüßt“ wurden, eilten alle Bewohner der Fischerdörfer, soweit sie laufen konnten, über steile Pfade hinunter ans Ufer und halfen beim Einholen der prall gefüllten Netze. Das ging bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Dann war es vorbei. Die Tunfische wurden nun von Fangflotten draußen auf dem Meer abgefangen, bevor sie in Küstennähe kamen. Heute blickt man von den Klippen hinunter auf ausgedehnte Zuchtfarmen: Der Fischfang mutierte vom Abenteuer zur industriellen Produktion.

      Was geschah mit den Fischen? Sie kamen zum Beispiel auf den Fischmarkt von Triest. Von dort konnten sie mit der „neuen“ (ab 1857) Bahnverbindung „rasch“ nach Wien transportiert werden, wo zumindest eine Familie aus dem Küstenland ein eigenes Fischgeschäft betrieb. Oder sie wurden vor Ort verarbeitet, zum Beispiel von einem Wiener in Duino, der dort 1867 die erste Sardinenfabrik an der Adria gründete.

      Wenn man von den Klippen der Fischerdörfer hinunter blickt, taucht an einem Ufervorsprung ein Märchenschloss auf: Miramar. Der Name war ursprünglich spanisch und wurde erst später zu Miramare italianisiert. Erzherzog Ferdinand Maximilian, jüngerer Bruder des Kaisers Franz Joseph, ließ es ab 1856 erbauen und einen Park anlegen, für den Felsen gesprengt und Erde aus Kärnten und Steiermark herangekarrt werden mussten. Die exotischen Pflanzen dafür brachte der Erzherzog zum Teil selbst von seiner Weltreise auf der Fregatte Novara mit.

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      Das Schloss Miramar (2009)

      Das Schloss war noch nicht fertig, als Ferdinand Maximilian 1863 den Beteuerungen einer mexikanischen Delegation glaubte, dass sich das mexikanische Volk ihn, ausgerechnet ihn, als Kaiser wünsche. 1867 war das Abenteuer zu Ende: Tod durch Erschießung im mexikanischen Querétaro. Gerüchte besagen, dass ihn sein Gegenspieler und Freimaurerbruder, der von den USA unterstützte Republikaner Benito Juarez, unter falschem Namen – offizielle Flucht war nicht standesgemäß – entkommen ließ. Offiziell – und ziemlich sicher – brachte die Novara unter dem Kommando des nach der erfolgreichen Seeschlacht von Lissa (1866) zum Vizeadmiral ernannten Wilhelm von Tegetthoff den Leichnam von Mexiko nach Triest zurück.

      Über Jahrzehnte sah Kaiser Maximilian von seinem majestätischen steinernen Denkmal im Park von Miramar auf ein Blumenbeet herab, welches jeden Tag in der Form des aktuellen Datums ausgepflanzt wurde. Das Standbild war 1874 zuerst auf der Piazza Giuseppina gegenüber dem Molo Giuseppina, schräg gegenüber der Fischmarkthalle in Triest aufgestellt worden. Nach der Übernahme Triests durch Italien war es aber offenbar unerträglich, dass ein Habsburger auf Volk und Hafen herabblickte. Nach seinem jahrzehntelangen „Exil“ im Park von Miramar wurde das Monument 2008 wieder auf seinen ursprünglichen Standort zurückgebracht, der nun den Namen Piazza Venezia führt.

      Triest

      Jahrhundertelang, von 1382 bis 1918 - mit wenigen kurzen Unterbrechungen, gehörte Triest zu Österreich und war dessen bedeutendster Hafen. Nach Einrichtung des Kronlandes "Österreichisches Küstenland" war es dessen Hauptstadt. Heute ist Triest Hauptstadt der italienischen autonomen Region Friaul Julisch-Venezien und der Provinz Triest. Die Stadt hat heute rund 200.000 Einwohner; das sind nicht viel mehr als vor hundert Jahren. Wie hat das aber alles angefangen?

      104 v. Chr. ist eine illyrische Siedlung auf dem heutigen Burghügel San Giusto belegt. Triest kommt vom illyrisch-keltisch-lateinischen Tergeste. Terg heißt Markt. Triest war also wohl immer schon ein Platz für den Austausch von Waren. Unter Kaiser Augustus (manche Quellen sprechen schon von 52 v. Chr.) wird Tergeste Teil des römischen Imperiums und wichtiger Stützpunkt für Handel und Militär gegen Osten. Bei einem Gang durch die engen Gassen der Altstadt stößt man an der Piazzetta Barbacan auf den Arco di Riccardo, ein Tor der Stadtmauer von 33 v. Chr.

      Im frühen Mittelalter gehörte Triest zum Herrschaftsgebiet Karls des Großen und im Hochmittelalter wehrte sich die Stadt wiederholt gegen die Unterjochung durch Venedig. Streitobjekt war die damals größte Quelle des Reichtums: der Salzhandel. Den wollte an der Adria Venedig allein beherrschen. 1203 wurde Triest von Venedig erobert und auch danach wiederholt bedroht. Das trieb die Triestiner 1382 zur „Flucht“ unter den Schutzschirm eines mächtigen Rivalen Venedigs: des Herzogs von Österreich, Leopold III.

      Doch die wirtschaftliche Entfaltung Triests wurde durch die Dominanz der „Serenissima“ im Fernhandel über Jahrhunderte gehemmt. Oder soll man eher sagen: durch das Desinteresse der Habsburger am Fernhandel? Erst mit dem Niedergang Venedigs und mit der eigentlich relativ spät einsetzenden Förderung durch die Habsburger (Karl VI., Maria Theresia, Joseph II.) im 18. Jahrhundert stieg die Bedeutung Triests für den Handel mit dem Nahen Osten. Die Ausstattung mit den Privilegien eines Freihafens im Jahr 1719 gilt als markantes Ereignis in der Geschichte der Stadt. Was bedeutete das? – Der Warenverkehr von Schiff zu Schiff und in den dafür

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