Die Adria entlang von Görz bis Bar. Josef Mugler

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Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler

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an Obst und Gemüse für den italienischen Markt.

      Heute sind Görz und Cormòns Ausflugsziele, aber keine Meilensteine für die Annäherung an die friulanische Küste vom Norden her. Die Hauptroute führt heute über die Autobahn durch das Kanaltal und westlich an Udine vorbei. Rund zwanzig Kilometer südlich von Udine und etwa ebenso viele Kilometer westlich von Görz trifft man auf das Städtchen Palmanova.

      Palmanova hat heute nicht viel mehr als 6000 Einwohner, ist aber historisch und städtebaulich interessant: Es hat die Struktur einer achteckigen Festung, deren imposanter Mauerring fast vollkommen erhalten ist. Diese Festung wurde 1593 als Bollwerk Venedigs gegen die immer stärker gegen das christliche Abendland heranrückenden Türken (Osmanen) gebaut. Als Gründungsdatum für Palmanova wurde der 7. Oktober gewählt, der 22. Jahrestag des Sieges in der Schlacht von Lepanto und Jahrestag des heiligen Justinus, der auch zum Stadtpatron erklärt wurde.

      Wie kam es dazu? – 1526 besiegten die Türken die ungarischen Truppen in der Schlacht bei Mohács in Südungarn. Der zwanzigjährige ungarische König Ludwig II., der mit einer Habsburgerin verheiratet war, fiel in dieser Schlacht und dadurch erbte auf Grund eines früher geschlossenen Vertrags sein Schwager, der Habsburger Erzherzog und spätere Kaiser Ferdinand I. Ungarn, Kroatien, Slawonien und Böhmen. Die Türken eroberten allerdings rasch fast ganz Ungarn und Kroatien, belagerten 1529 erstmals Wien und standen über 150 Jahre lang als ständige Bedrohung kaum 100 km östlich von Wien.

      Die Venezianer befürchteten, dass die Türken eines Tages aus Kroatien über Istrien bis in ihr Festlandterritorium, die Terraferma, vordringen und ebenso wie Wien auch Venedig bedrohen könnten. Davor sollte Palmanova bewahren. Im Hintergrund spielte aber auch der Gedanke mit, dass diese Festung, wenn die Bedrohung durch die Türken erst einmal vorbei sein würde, auch österreichischen Ausbreitungsgelüsten Einhalt gebieten könnte.

      Auch auf dem Meer drohte von den Türken Gefahr: Papst Pius V. gelang es, die sonst meist gegenläufigen Interessen des habsburgischen Spanien sowie Venedigs und Genuas zu überbrücken und diese christlichen Mächte zur Ausstattung einer gemeinsamen Kriegsflotte zu bewegen. Die so entstandene „Heilige Liga“ besiegte am 7. Oktober 1571 unter dem Kommando des 26-jährigen Don Juan d‘Austria, einem unehelichen Sohn des habsburgischen Kaisers Karl V., bei Lepanto im Golf von Patras die zahlenmäßig überlegene türkische Flotte. Der Tag von Lepanto sollte daher die Botschaft der siegreichen Verteidigung Venedigs auch zu Lande – mit Hilfe von Palmanova – ausstrahlen.

      Dass Palmanova für Venedig auch gegen die österreichischen Habsburger nützlich sein könnte, ergab sich nicht nur aus der Abtrünnigkeit Triests, sondern auch aus der toleranten Haltung der Habsburger gegenüber den seeräuberischen Uskoken, die aus Bosnien vor den Osmanen geflüchtet waren und vornehmlich vom habsburgischen (ungarisch-kroatischen) Senj aus die reich beladenen venezianischen Frachtschiffe und gelegentlich auch türkische Schiffe angriffen. Das wollten die Venezianer nicht ewig so hinnehmen und griffen 1615 von Palmanova aus die habsburgische Festung Gradisca am Isonzo an. Natürlich könnte dabei auch die Hoffnung mitgespielt haben, mit diesem Streich auch wieder Triest und dessen Salzproduktion unter venezianische Kontrolle bringen zu können.

      chapter4Image3.jpeg Gradisca, links der Palazzo Torriani (2008)

      Vor der habsburgischen Zeit, Ende des 15. Jahrhunderts, war Gradisca von den Venezianern selbst als Festung gegen die Türken ausgebaut worden. Am Festungsbau soll sogar Leonardo da Vinci mitgewirkt haben. Nun widerstand Gradisca als habsburgisches Bollwerk dem Ansturm der Venezianer. Allerdings musste sich der Erzherzog von Österreich, der dann als Ferdinand II. auch Kaiser wurde, zwei Jahre später im Frieden von Madrid verpflichten, die Uskoken aus Senj abzusiedeln. Venedig hatte damit wohl noch einmal seine Souveränität in der Adria gewahrt, gleichzeitig aber seine Hoffnungen auf die Wiedergewinnung von Triest endgültig begraben und noch dazu den türkischen Schiffen das Vordringen in der Adria erleichtert.

      Während Palmanova auf venezianischem bzw. ab 1866 auf italienischem Territorium lag, gehörte das knappe zehn Kilometer weiter südlich davon auf dem Weg nach Grado gelegene Cervignano zum österreichischen Küstenland. Zwischen Cervignano und dem Ufer der Lagune von Grado passiert man noch das heute unscheinbare Dorf Aquileia. Die Straße führt hier brutal über das Forum einer der ehemals größten römischen Städte mit rund 100.000 Einwohnern zur Zeit des Kaisers Augustus. Es lohnt sich, die römischen Ausgrabungen und die Basilika aus dem 11. Jahrhundert zu besichtigen, die seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

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      Römische Hafenanlage vor dem Campanile von Aquileia (1968)

      Aquileia wurde von und für Veteranen des römischen Imperiums 181 v. Chr. gegründet. Manche meinen, der Name leite sich von „aquila“ (Adler) ab, wahrscheinlicher ist die Herkunft des Namens von einem nahe gelegenen Flüsschen namens Aquilis. Aquileia war militärstrategisch für Kriegszüge gegen die Illyrer wichtig, entwickelte sich aber auch als einer der südlichen Endpunkte der Bernsteinstraße zu einem bedeutenden Handelszentrum. Vom Flusshafen, der durch das heute nicht mehr schiffbare Flüsschen Natissa (oder Natisone) mit dem Meer verbunden war, sind noch gut erhaltene Relikte zu sehen. Bis zur Mündung in das offene Meer entstand eine Hafenanlage, die als Treppe (gradus) bezeichnet wurde, was sich im Namen des Städtchens Grado wiederfindet. Doch sonst ist in Relation zur ehemaligen Größe nur noch wenig an Überresten aus der römischen Zeit vorhanden. Wahrscheinlich schlummert noch Einiges unentdeckt unter der Erde.

      Aquileia gelang es in den ersten Jahrhunderten n. Chr. immer wieder, aus dem Norden eindringende germanische Stämme (darunter Markomannen und Westgoten unter Alarich) abzuwehren, bis schließlich die Hunnen unter ihrem König Attila im Jahr 452 die Stadt eroberten und erstmals verwüsteten. Danach fanden sich Ostgoten (489) unter Theoderich (dem Dietrich von Bern aus den deutschen Heldensagen) und – mit endgültiger Zerstörung – die Langobarden (568) ein. Von den Überlebenden fanden viele auf der Laguneninsel Grado Zuflucht.

      Das Christentum fasste hier einer Legende nach durch eine Mission des Evangelisten Markus im Auftrag von Simon Petrus Fuß. Die Patriarchen von Aquileia standen in der Rangordnung unmittelbar hinter dem Papst in Rom. 83 Bischöfe im Patriarchenrang hatten hier oder – in unsicheren Zeiten – in Grado ihren Sitz, bis das Patriarchat 1751 aufgelöst wurde.

      Die gut erhaltene Basilika wurde vom Patriarchen Poppo (Popone), der aus Niedersachsen stammte, im 11. Jahrhundert über den Resten einer aus dem 4. Jahrhundert stammenden Kirche erbaut, angeblich nach dem Vorbild der Michaelskirche in Hildesheim. 1348 wurde die Basilika nach einem Erdbeben teilweise gotisch erneuert. 1421 fiel Aquileia an Venedig und zu Beginn des 16. Jahrhunderts an die Habsburger.

      Während der Aufbruchszeit des Tourismus in Grado um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert entschloss man sich auch zu einer gründlichen Renovierung der Basilika. 1909 wurde hier der kostbare römische Mosaikfußboden freigelegt.

      Kaiser Franz Joseph spendete einen erheblichen Betrag aus seiner Privatschatulle für die Orgel. Für die Fundstücke aus der Antike wurde ein archäologisches Museum gegründet, das 1882 von einem Bruder des Kaisers, Erzherzog Karl Ludwig, eröffnet wurde.

      chapter4Image5.jpeg Mosaikböden in der Basilika von Aquileia (2008)

      Wieder wenige Kilometer nach Aquileia in Richtung Süden taucht die Lagune auf, die Grado, das auf einem Lido liegt, vom Festland trennt. Grado ist im Gegensatz zu anderen Badeorten an der oberen Adria auch ein historisch bedeutsamer Ort. Das 9000-Einwohner-Städtchen hebt sich von diesen durch sein Flair, seine Traditionen, ja sogar seine Sprache wohltuend ab.

      Man

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