Die Adria entlang von Görz bis Bar. Josef Mugler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler страница 6

Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler

Скачать книгу

Inseln Krk, Cres und Lošinj werden später zusammen mit dem kroatischen Küstenland behandelt. Denn sie sind verkehrsmäßig heute vor allem durch die Brücke von Krk sowie durch Schiffs- und Buslinien primär mit Rijeka und nicht wie zur österreichischen Zeit mit Triest verbunden.

      Von Görz nach Grado

      Heute ist die Autobahn, die sich bei Palmanova in die beiden Äste Richtung Venedig und Triest gabelt, die Hauptverkehrsader in das friulanische Küstengebiet. Doch nicht hier, sondern über Görz (Gorizia, Gorica, Gurize) führten früher „alle“ Wege. Görz liegt an jener Stelle des Isonzo-Tals, wo dieser Fluss die Talengen der Julischen Alpen verlässt und zwischen sanften Hügeln der Mündungsebene südlich von Monfalcone zustrebt.

      Noch am Beginn des 20. Jahrhunderts, also schon nahe dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie, baute man unter dem Projektnamen „Neue Alpenbahnen“ eine Bahntrasse, welche die Küste und insbesondere den Hafen Triest mit Kärnten, Salzburg und vor allem Deutschland verbinden sollte. In den Südalpen waren hierfür zwei lange Tunnel erforderlich: der rund sieben Kilometer lange Karawankentunnel, der ungefähr parallel zum heutigen Autobahntunnel zwischen dem Kärntner Rosental und Jesenice (Aßling) verläuft, und der Koblatunnel, der die Wasserscheide zwischen Save (Sava) und Isonzo (Soča) unterfährt. Der „Wocheinerbahn“ genannte Abschnitt führte von Jesenice nach Görz und der Abschnitt „Karstbahn“ weiter von Görz nach Triest, umfuhr allerdings Triest im Osten, um dann von Süden her im neu errichteten Staatsbahnhof beim ebenfalls neu errichteten Franz-Josephs-Hafen zu enden. Dieser Staatsbahnhof von Triest ist heute Eisenbahnmuseum.

      Nach Görz führte allerdings bereits ein anderer, nicht weniger als ein halbes Jahrhundert älterer Schienenstrang: Die Südbahn erreichte schon im Jahr 1857 Triest. Das war damals noch gar nicht das Hauptziel, sondern nur eine Abzweigung von der eigentlich geplanten Hauptstrecke, welche die seit dem Wiener Kongress „österreichischen“ Städte Venedig und Mailand mit Wien verbinden sollte. Vor Görz, bei Aurisina wurde mittels einer fast 180-grädigen Schleife auf einem langen Viadukt, das auch heute noch befahren wird, allerdings zuerst der Anschluss „hinunter“ nach Triest gebaut, bevor die Trasse bis Görz verlängert wurde.

      Die Bahnbauten waren technisch aufwändig, weil nicht nur Gebirge durchquert werden mussten, sondern auch die Berghänge im Halbrund um Triest die Überwindung erheblicher Steigungen, vergleichbar der Semmeringbahn, erforderte. Politische, militärische und ökonomische Gründe sprachen jedoch dafür. Oberitalien beziehungsweise, was nach 1866 davon für Österreich übrig blieb, sollte dem Reich verbunden bleiben und notfalls durch rasche Verlagerung loyaler Truppen verteidigt werden können. Ökonomisch sollten die Schienenverkehrswege den Umschlagplatz Triest stärken, was allerdings nur in Ansätzen gelang, weil sich die norddeutschen Häfen, insbesondere Hamburg, für Handel und Industrie (mit ihren Hauptstandorten in Böhmen) effizienter und verlässlicher erwiesen als Triest und weil Ungarn nach dem Ausgleich von 1867 begann, Rijeka als seinen eigenen Hafen auszubauen. Neben der Stichbahn nach Triest entstanden überdies bald nach dem Anschluss Triests an das Bahnnetz auch Stichbahnen von Pivka (St. Peter im Karst) nach Fiume/Rijeka (1873) und von Divača nach Pula (1876) mit einer weiteren Abzweigung nach Rovinj.

      Westlich von Triest wurde später, 1894, für den aufkommenden Tourismus eine weitere Stichbahn von Monfalcone nach Cervignano gebaut, die 1910 über Aquileia bis Belvedere, dem Hafen für die Touristenfähren nach Grado, verlängert wurde. Auch von Görz aus wurde neben den Durchzugsstrecken eine Stichbahn in das Wippachtal bis Ajdovščina (Haidenschaft) geführt. Da sich Südbahn und Neue Alpenbahn in Görz fast tangential berührten – die Südbahn führt an der südlichen Stadtgrenze, die Alpenbahn an der nördlichen vorbei - entstand hier ein bedeutender Bahnknoten für die Wege an die nördlichste Küste der Adria.

      Görz war über rund vierhundert Jahre das Tor Österreichs in die Küstenregion westlich von Triest. Um 1500 erbten es die Habsburger von den Grafen von Görz, die sich wiederum im Mittelalter vom Patriarchat von Aquileia losgelöst und ab 1117 über ein großes Gebiet geherrscht hatten, das sich von Tirol bis Kroatien erstreckte. Aus dieser Zeit stammt auch die Burg, die auf einem Hügel über der Stadt thront und daher einen herrlichen Ausblick über Stadt und Land bietet. Die Anlage betritt man durch die Porta Leopoldina, die 1660 aus Anlass des Besuchs des damals erst 20-jährigen Kaisers Leopold I. errichtet wurde. Sie trägt heute einen venezianischen Löwen, den italienische Nationalisten 1919 hier angebracht haben.

chapter4Image1.jpeg

      Die Burg von Görz (2015)

      Um 1900 war Görz wegen seiner milden Temperaturen als Winterkurort sehr beliebt. Prächtige Palais, Villen, Hotels und Kaffeehäuser säumten die Plätze und den Corso Francesco Giuseppe, der die Bahnhöfe der Alpenbahn und der Südbahn verband. Auf dem Hauptplatz, der einmal Piazza Grande hieß und heute Piazza della Vittoria heißt, stehen die Sankt Ignazius-Kirche und der Neptunbrunnen. Dieser wurde von Nicolò Pacassi entworfen, ebenso wie auch das Palais Attems-Petzenstein, das heute als Museum dient. Der gebürtige Görzer Pacassi war Mitte des 18. Jahrhunderts, also zur Zeit Maria-Theresias, Leiter des Hofbauamtes in Wien und unter anderem an der Ausgestaltung von Schloss Schönbrunn, der Wiener Hofburg und der Prager Burg beteiligt.

      1910 hatten etwa die Hälfte der rund 30.000 Einwohner Italienisch, rund ein Drittel Slowenisch und noch knapp über 10% Deutsch als Muttersprache. Heute leben hier im italienischen Teil rund 35.000 Einwohner und im slowenischen Nova Gorica weitere rund 15.000.

      Im Ersten Weltkrieg waren Görz und Umgebung Schauplatz der grausamen zwölf Isonzo-Schlachten. Die Gedenkstätten in Oslávia, Redipuglia, auf dem Monte Calvario und dem Monte San Michele, um nur die wichtigsten zu nennen, erinnern an das unvorstellbare Leid, das der italienische Angriff und die österreichische Verteidigung nach der Kriegserklärung des italienischen Königs an den österreichischen Kaiser am 23. Mai 1915 verursachten.

      Die Stadt Görz wurde wechselweise mehrmals erobert und stark zerstört. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Görz italienisch, nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Italien und Jugoslawien aufgeteilt. Auf jugoslawischem Territorium entstand der neue Stadtteil Nova Gorica. Auf der Burg wehte über Jahrzehnte eine übergroße, weit in das jugoslawische Gebiet hinein sichtbare Tricolore und auf jugoslawischer Seite prangte dafür auf einem von der Stadt aus gut sichtbaren Berghang der Name „TITO“.

      Die Grenze verlief unter anderem mitten über den Vorplatz des Bahnhofs der Transalpina. Die Grenzbarrieren wurden 2004 entfernt und durch ein Denkmal ersetzt. Erst seit dem Schengen-Abkommen 2007 ist ein Grenzübertritt im Stadtbereich wieder ungehindert möglich. In den letzten Jahrzehnten wurde viel renoviert und wieder aufgebaut und die Stadt profitiert von den landschaftlichen Vorzügen des Collio. Doch das Flair des multiethnischen und mondänen „österreichischen Nizza“ ist wohl für immer verloren.

      Westlich von Görz überschritt man in Cormòns im Ortsteil Brazzano von 1866 bis 1915 (bzw. 1919) die Grenze zu Italien. Alljährlich wird hier und im benachbarten Giassico um den 18. August, dem Geburtstag des Kaisers Franz Joseph, auch heute noch ein Volksfest unter Beteiligung von Traditionsgruppen aus Österreich und anderen Teilen der alten Monarchie gefeiert. Und auf dem Hauptplatz blickt eine Bronzestatue des Kaisers Maximilian I., dem Cormòns sein Stadtrecht verdankt, auf das muntere, zwischen Nostalgie, Traditionspflege und Skurrilität schwankende Treiben herab.

      chapter4Image2.jpeg Das Maximilian-Denkmal in Cormòns (2008)

      Neben Görz war Cormòns in der Monarchiezeit der wichtigste Marktplatz für den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte aus dem Collio. Besonders berühmt waren die Kirschen. Sie wurden vorwiegend von jüdischen Händlern aus Wien aufgekauft. Zur Erntezeit wurde deshalb in Cormòns

Скачать книгу