Die Adria entlang von Görz bis Bar. Josef Mugler

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Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler

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hat man einen herrlichen Ausblick auf Stadt und Umgebung. „In früherer Zeit, als man noch zu Fuß oder Wagen reiste, war es eine unverbrüchliche Übung aller Triest-Reisenden, im gegebenen Momente von der Reichsstraße abzubiegen und den Obćinahügel hinaufzusteigen, wo sich der erste Seeblick erschließt, und wo man 1830 den vielgenannten Obelisken errichtete…“ (Petermann 1899, S. 76). Von hier aus kann man am Berghang einen Fahrweg entlang wandern, der einst nach Kronprinzessin Stephanie (Gattin von Kronprinz Rudolf) benannt war. Davor war die Straße nach Napoleon Bonaparte benannt. „Napoleonica“ wird sie auch heute wieder genannt, obwohl sie eigentlich Via Vicentini heißt – nach jenem Ingenieur, der diese Straße projektierte. Der Ausbau nach diesen Plänen wurde aber nie vollendet.

      chapter6Image7.jpeg Der Obelisk an der gleichnamigen Station der Straßenbahnlinie 2 (2015)

      Man sieht von diesem beliebten Spazierweg auf den Faro della Vittoria hinunter und weit über den Golf hinaus aufs offene Meer. Gegen Ende der „Ausbaustrecke“ kommt man an senkrecht abfallenden Felswänden vorbei, in welche die Trasse hineingesprengt wurde. An einer dieser Felswände ist ein Doppeladler mit der Jahreszahl 1821 eingemeißelt. Etwa einen Kilometer vor dem Ort Prosecco zweigt ein Waldweg auf den Monte Grisa ab. Auf dem Monte Grisa steht eine imposante „Wallfahrtskirche“, die 1966 fertiggestellt wurde und deren Erbauung auf ein Gelübde des Bischofs von Triest für die Rettung der Stadt im April 1945 zurückgeht. Tatsächlich war Triest von Anfang Mai bis Mitte Juni 1945 in der Hand der Truppen des Marschalls Tito. Die Kirche war ursprünglich der Völkerverständigung geweiht, wurde aber im Lauf der Jahre – nicht zuletzt auch durch das Geschenk einer Marienstatue aus Fatima – zu einer Marienwallfahrtsstätte. In der Unterkirche stehen zahlreiche aufwändig gestaltete Altäre, die an die Gemeinden der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Istrien vertriebenen italienischen Bevölkerung erinnern. Vom Monte Grisa aus kann man oberhalb, parallel zu Napoleonica durch den Karstwald zum Obelisken und zur Station der Tram zurückwandern.

      Triest hat seine Hafenanlagen mehrfach erweitert. Der „alte Hafen“ (Porto vecchio oder Punto franco vecchio) wurde, wie schon erwähnt, im 19. Jahrhundert an der nordwestlichen Stadteinfahrt angelegt, wo auch die Bahnlinie aus Wien 1857 im Südbahnhof (heute Trieste Centrale) endete, und war damals der „neue Hafen“. Die wirklich neuen und großen Hafenanlagen samt Ölhafen und Industriezone befinden sich an der Südseite der Stadt. Die Süderweiterung des Hafens begann mit dem Bau der Bahnverbindung über Hrpelje (1887) und wurde im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Bahnhofs für die „Neue Alpenbahn“ (italienisch „Transalpina“; 1906) weitergetrieben. Für diesen neuen „Staatsbahnhof“ und den angrenzenden Hafen, der bis 1918 Porto Francesco Giuseppe hieß, wurde dem Meer auf Piloten ein weitläufiges Gelände abgerungen, das seit 1923 Campo Marzio (Marsfeld) heißt. Seit 1959 fahren keine Personenzüge mehr in den Staatsbahnhof und der vorhandene Rest des Bahnhofsgebäudes dient seit 1985 als Eisenbahnmuseum.

      Das Bahnhofsgebäude wird landseitig flankiert vom Meeresmuseum (für Schifffahrt und Fischfang), in dem auch Josef Ressel angemessen gewürdigt wird, und seeseitig von Freizeitanlagen: einem neuen Fitnesszentrum und alten, aber renovierten Badeanstalten. Im Bagno alla Lanterna wird gewissermaßen als Kuriosität auch heute noch eine Mauer bewahrt, welche die Badenden nach Geschlechtern trennt. Am Ende der hier beginnenden Mole Fratelli Bandiera steht der alte Leuchtturm (Lanterna) des Triestiner Hafens aus 1830, der für seine Reichweite berühmt war, aber heute längst nicht mehr in Betrieb ist.

      Die an das Campo Marzio anschließenden Anlagen geben ein Zeugnis von den Höhen und Tiefen des Industriezeitalters. Entlang der Nordseite der Bucht von Muggia wechseln einander Hafenkräne und Fabriksschlote ab, die nicht immer den besten Erhaltungszustand erkennen lassen. Mitten drin liegt die ehemalige Risiera (Reisschälfabrik) von San Sabba, die nach der Kapitulation Italiens im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen, der SS und Hilfstruppen aus dem Osten in ein Anhalte- und Vernichtungslager verwandelt wurde. Wer nicht gleich hier zu Tode kam und im inzwischen abgetragenen Krematorium verbrannt wurde, wurde von hier in die Vernichtungslager des Deutschen Reiches weitergeleitet. Eine Gedenkstätte erinnert heute daran.

      Doch das war noch nicht alles an Grausamkeiten, an die gedacht werden muss: Oben an den Hängen des Karst, ungefähr zwischen dem lieblichen Val Rosandra und dem imperialen Gestüt von Lipica, liegt der Ort Basovizza. Hier befindet sich ein Denkmal an die Opfer der Foibe. Das sind tiefe Felsspalten, in die die jugoslawischen Besatzer im Mai und Juni 1945 tausende Italiener, Kriegsgefangene und Kollaborateure teils noch lebendig, teils aneinander gefesselt hinabstießen. Der 10. Februar ist seit 2004 Gedenktag für diese Opfer der Foibe.

      Das Val Rosandra (Rosandratal) ist mit seiner seltenen Flora und Fauna und seinem dreißig Meter hohen Wasserfall eigentlich ein kleines Naturwunder. Es beherbergt aber auch Reste der römischen Wasserleitung, welche Tergeste im Altertum versorgte, und eine in die Felsabhänge gebaute kleine Kirche: Santa Maria in Siaris. Sie ist wahrscheinlich die älteste Kirche im Karstgebiet von Triest und stammt aus der Zeit um 1200.

      chapter6Image8.jpeg Reste der römischen Wasserleitung im Val Rosandra (1992)

      Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts werden hier auch wieder Ölbäume gezogen, nachdem der Jahrtausende alte Bestand im Rekordwinter 1929 großteils erfroren war. Das Olivenöl aus dem Val Rosandra ist drauf und dran wieder die alte Berühmtheit zu erlangen.

      Wenige Kilometer nördlich des Val Rosandra und des Ortes Basovizza liegt, schon jenseits der heutigen Staatsgrenze, Lipica mit seinem berühmten, im Jahr 1580 gegründeten Pferdegestüt. Die (traditionellerweise italienisch bezeichneten) weißen Lipizzaner entstanden aus einer Kreuzung andalusischer Hengste mit einheimischen Stuten und dienten den Habsburgern als Paradepferde. Am berühmtesten wurden sie durch ihre Dressur in der Wiener Spanischen Hofreitschule. Im Ersten Weltkrieg wurden die Pferde in das Gestüt Piber in der Steiermark gebracht. Die Zucht in Lipica musste danach neu aufgebaut werden.

      Südlich des Val Rosandra kann man, ebenfalls schon auf slowenischem Staatsgebiet, einen Abstecher zur mittelalterlichen Burg von Socerb machen, von der aus ein schöner Blick auf den Golf, das Hafen- und Industriegebiet und die Stadt Triest selbst möglich ist.

      Von Triest nach Pula

      Auf der Fahrt von Triest entlang der Küste Richtung Süden passiert man bald am südlichen Ufer der gleichnamigen Bucht das alte, romantische Fischerstädtchen Muggia. Es wurde abwechselnd von Triest und Venedig beherrscht und war vor allem dann ein wichtiger venezianischer Stützpunkt, als das benachbarte Triest schon längst unter dem Schutz der Habsburger stand. 1857 wurde hier die Stabilimento Tecnico Triestino gegründet – die größte Schiffswerft der k. u. k. Monarchie, die in der Lage war, die größten Schlachtkreuzer der Kriegsmarine zu bauen, so z.B. auch die „Viribus Unitis“. 1876 erwarb der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator in Zindis bei Muggia ein Landhaus mit den dazugehörigen Ländereien, das er allerdings mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs aufgeben musste, weil man seine Sicherheit dort nicht mehr garantieren konnte.

      Nach Überqueren der Grenze zu Slowenien erreicht man als erste größere Ansiedlung (mit knapp 25.000 Einwohnern) die Hafenstadt Koper (italienisch Capodistria = das Haupt Istriens).

      Koper ist griechischen Ursprungs, hieß Aegida, römisch Capris, unter Kaiser Justinian II. Justinopel, die Venezianer benützten die lateinische Bezeichnung caput histriae und deutsch hieß es Gavers. Die Ansiedlung befand sich auf einer Insel, die später mit dem Festland verbunden wurde. Im Jahr 932 schloss Venedig einen Handelsvertrag mit Capodistria, der vor allem venezianischen Kaufleuten Privilegien einbrachte. Der Hauptplatz mit dem Prätorenpalast, dem Campanile und der Loggia wurde vor wenigen Jahren aufwändig renoviert und ist äußerst stimmungsvoll. Das gilt auch für das nahe gelegene Städtchen Izola.

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