Der Weg der Liebe. Orison Swett Marden

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Der Weg der Liebe - Orison Swett Marden

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Tugenden, und es beginnt für ihn ein neues Leben.

      Wo jedes Besserungsmittel versagt, da triumphiert die Liebe, denn sie berührt die edelsten Triebfedern des Lebens, wie es sonst nichts vermag. Sie versenkt sich ins andere, weil sie mit ihm fühlt und wesensverwandt ist; sie hat eine Art, auf den tiefsten Grund der Dinge zu dringen, welche der Seele, die nicht von ihr geleitet wird, unbekannt bleibt. Immer wieder bekehrt sie die verworfensten Naturen, treibt sie das Tierische aus und entfaltet die feinsten und edelsten Regungen in einem Mann oder einer Frau. Welche Macht könnte der Gewalt der Liebe widerstehen, was könnte sie zerstören? Die Armut kann sie nicht ersticken, Mißachtung sie nicht schwächen, Schande sie nicht töten. Der abgestumpfte brutale Trunkenbold kann sie nicht dem ihm ergebenen Weibe aus dem Herzen reißen, der schwärzeste Undank die Liebesflamme im Mutterherzen nicht auslöschen.

      Wunder vollbringt sie in den Gefängnissen, und auf dem Schlachtfeld waltet sie wie ein Engel vom Himmel. Ihr Vertreter, das Rote Kreuz, zeigt uns den Sinn der göttlichen Liebe: es verbindet die Wunde von Freund und Feind. Die Liebe fragt nicht nach Recht oder Unrecht; nicht, auf welcher Seite du gekämpft, nicht nach deiner Nationalität. Sie sieht nur Gottes Kinder in all den verwundeten und mit dem Tod ringenden Soldaten.

      Die Liebe überwindet die Angst, denn sie ist das Gegengift der Furcht. Sie ist die einzige Macht, die dieser schlimmsten Feindin des Erdenbürgers, der Hauptquelle aller seiner Leiden, gewachsen ist. Die Liebe segnet, wo andere fluchen; erinnert sich, wo andere vergessen; verzeiht, wo andere verdammen; teilt aus, wo andere die Hand verschließen. „Die Liebe nimmt den Widerwärtigkeiten und Sorgen ihren Stachel, sie haucht Musik in deine Stimme und deine Schritte; sie umgibt die niedrigste Verrichtung mit Würde und Schönheit; sie schafft um dein Haus eine Atmosphäre sittlicher Gesundung; sie verleiht der Anstrengung Kraft und dem Fortschritt Flügel — kurz, sie ist allmächtig.“

      Die Liebe ist's, die Herzen und Sinne öffnet, die guten Keime entwickelt, das Leben mit reichem Inhalt füllt und die Gesellschaft zusammenhält. Sie ist auch die einzige allgemein verstandene Sprache, sie selbst spricht alle Sprachen und Mundarten und ist ein offenes Buch für alle, die nicht lesen und ihren eigenen Namen nicht schreiben können. Sie ist das einzige, was den Sklavendienst, die Not und den Schmerz erträglich macht.

      Gibt es größeres Glück und größere Lust hienieden als lieben und geliebt zu werden? Das menschliche Herz wurde geschaffen für die Liebe, und jeder darf soviel Liebe ernten als er gesät hat. Das Glück der Liebe besteht darin, daß sie andere glücklich macht. Die Liebe ist als Zwilling geboren und kann allein nicht glücklich sein. Darum muß sie auch alles, was sie hat, mit dem andern teilen; Selbstsucht, Neid und Habgier sind ihr fremd. Im Geschäftsleben behält sie auch den Vorteil des Partners und Widersachers im Auge; denn sie ist immer gerecht und vornehm, immer edelmütig, hilfreich und freundlich und übervorteilt nie den Nächsten.

      In seiner unvergleichlichen Schrift „Das Größte auf Erden“ gibt der bekannte Naturforscher und Theologe H. Drummond eine Analyse vom Spektrum der Liebe. „Die Liebe ist nach Paulus nichts Einfaches, sondern etwas Zusammengesetztes. Wie der naturwissenschaftliche Forscher einen Lichtstrahl durch ein Kristallprisma leitet, so daß er auf der andern Seite herauskommt, gebrochen in die verschiedenen Farben, aus denen er zusammengesetzt ist — Rot, Blau, Gelb, Orange und die übrigen Regenbogenfarben — so läßt Paulus die Liebe durch das herrliche Prisma seines von Gott erleuchteten Geistes gleiten und zerlegt sie so in ihre verschiedenen Bestandteile.

      Was ist also das Spektrum oder die Analyse der Liebe? Willst du sehen, was ihre Grundbestandteile sind? Du wirst finden, daß sie gewöhnliche Namen haben, daß es lauter Dinge sind, die von jedermann und überall angewendet werden können, und daß eine Menge kleiner Dinge und gewöhnlicher Tugenden als Summe das eine hohe Gut, das „summum bonum,“ ergibt. Die einzelnen Stücke sind Geduld: die Liebe ist langmütig; Güte: und gütig; Edelmut: sie ist nicht neidisch; Demut: sie rühmt sich nicht selbst, ist nicht aufgeblasen. Höflichkeit: sie beträgt sich geziemend; Selbstlosigkeit: sie sucht nicht das ihre; Sanftmut: sie läßt sich nicht aufreizen; Arglosigkeit: sie denkt nichts Übles; Aufrichtigkeit: sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern über die Wahrheit.“

      Drummond erklärt das 13. Kapitel des 1. Korintherbriefs von Paulus für das großartigste Liebesgedicht, das je verfaßt worden sei. In einer Vorlesung fragte er einst seine Zuhörer: „Wie viele von euch Studenten wollen mit mir dieses Kapitel ein Vierteljahr lang einmal in der Woche lesen? Das tat einmal ein Mann, und diese Lektüre änderte sein ganzes Leben. Wollt ihr desgleichen tun?“

      Das von Drummond so hochgehaltene Kapitel zählt nur dreizehn Verse. Es kann in kürzester Zeit dem Gedächtnis eingeprägt werden; wenn du dies tust und das Gelernte jeden Tag nachdenklich wiederholst, so wird es dein Leben von Grund auf umgestalten.

      4. Wie man sein Leben zu einem Gesang macht.

      Ein New Yorker Geistlicher fragte eines Tages seine Zuhörer, unter denen sich weltbekannte Männer, wie z. B. Andr. Carnegie, der Besitzer der größten Eisen- und Stahlwalzwerke der Welt, sowie Rabindranath Tagore, der indische Dichter und Philosoph, befanden, nach ihrer Meinung darüber, wie man sich am sichersten gegen die Versuchungen der Weltstadt schützen könne. Die beste der Antworten, die er sich schriftlich erbeten hatte, lautete:

      „Dadurch, daß wir zu Gott als unserem allgegenwärtigen und erfahrensten Helfer aufblicken.“ Der Pastor gab dieser Antwort den Vorzug vor allen andern; fügte jedoch hinzu: „in allen unsern Angelegenheiten.“ Mit andern Worten: er meinte, wenn wir bei all unsern Angelegenheiten Gott, der die Liebe ist, im Auge behalten, so ist unser Leben gestärkt und gefestigt; wir sind geschützt vor dem Übel und ziehen wie ein Magnet alles Gute an.

      Würde dieser Gedanke nicht bloß von der den großstädtischen Versuchungen am meisten ausgesetzten Jugend, sondern von jedermann, alt und jung, in allen Lebenslagen und Ständen, auf dem Land wie in der Stadt, beachtet und befolgt, wie unendlich viel Elend würde dadurch erspart! Wieviel glücklicher wären wir dann alle! Wie oft machen wir uns das Leben selbst zur Qual durch fortgesetztes Murren über unsre Umgebung, unsre Arbeit, unsre Nachbarn und unsre Lage im Allgemeinen, da wir nicht zu Gott in all unsern Angelegenheiten emporblicken!

      Unter meinen Bekannten ist eine Frau, die unaufhörlich ihren Wohnort und die Leute darin verlästert. Sie fühlt sich ihnen nicht verwandt, sondern glaubt sich weit über sie erhaben. Sie hat sich nie mit ihrer Umgebung aussöhnen können und sagt, sie schäme sich, ihre Kinder in einem so „toten gottverlassnen Nest, wo dir Leute keinerlei Ideale haben“, aufziehen zu müssen. So ist sie über alle Maßen unbefriedigt und unglücklich.

      Das Unglück kommt hier nicht von der Stadt, sondern von der Frau selbst. Sie weiß keine geistigen Beziehungen zu ihren Nachbarn anzuknüpfen, weil sie nicht von dem Geist der Liebe beseelt ist. Sie wohnte vorher in andern Städten, die nach der Ansicht ihrer Einwohner vortrefflich waren, in denen sie aber nicht glücklicher war, als sie es heute ist.

      Die Wurzel dieser Unzufriedenheit ist hier und anderswo kleinlicher gesellschaftlicher Ehrgeiz. Sie ist eine Streberin, die immer nur sucht, in Kreise sich einzudrängen, die gesellschaftlich über ihr stehen, vorzugsweise in solche, deren Mitglieder viel reicher sind als sie selbst. Da sie nun aber mit diesen nicht gleichen Schritt halten kann, macht sie sich und ihre Familie elend, indem sie über den Ort und ihre eigene Gesellschaftsklasse den Stab bricht. Sie dünkt sich höher als diese, und wir können uns vorstellen, wie ein weibliches Wesen, das auf seine ganze Umgebung herabsieht, von dieser behandelt wird. Es ist nur zu begreiflich, daß ihre Nachbarn sie nicht schätzen und ihre Abneigung auf jede nur erdenkbare Weise zum Ausdruck bringen.

      Viele Leute liegen allezeit im Streit mit ihrer Umgebung, weil sie in ihren Angelegenheiten nicht zu Gott emporblicken. Statt dessen verschwenden sie eine ungeheure Zeit und Energie, die sie zur Besserung ihrer

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