Die Legende der irischen Wolfskönigin. Gerhard Kunit

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Die Legende der irischen Wolfskönigin - Gerhard Kunit

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musste sich schwerer auf ihren Bruder stützen, als ihr lieb war, und jeder Schritt bereitete ihr Schmerzen. Ulgacha kam mit dem Wagen und zog sie mit Dommaghs Hilfe auf die Plattform. Als sie außerhalb der Reichweite der seltsamen Waffen waren, hielten sie an, sahen zurück und sammelten die zurückflutenden Krieger.

      „Verdammte Feiglinge!“, schimpfte Medbh. „Wir hatten sie beinahe!“ Sie musterte die abgekämpften Coughnacht und sah zu Dommagh, doch der schüttelte den Kopf und deutete zur Anhöhe hinauf. Widerwillig gestand sie sich ein, dass ihnen die Kraft für den entscheidenden Sturm fehlte.

      „Ich hasse das!“, rief sie, während die Wölfe den Kriegswagen über den Anstieg zogen. Die Männer, die in der Nähe waren, drehten sich zu ihr um.

      „Was ist?“, erkundigte sich Eillean mit jäher Besorgnis. „Ist was passiert?“

      „Natürlich ist was passiert“, schimpfte Medbh jetzt deutlich leiser. „Sie entkommen, weil ich versagt habe.“

      „Du hast nicht versagt“, beruhigte Dommagh. „Wir haben einen großen Sieg errungen.“

      Eillean stimmte ihm zu: „Du hast den Überfall verhindert, und deren Verluste sind mindestens dreimal so groß wie unsere. Was willst du noch.“

      „Sie sind entkommen“, knurrte Medbh. „Und sie werden wieder kommen. Ich hätte das Schwein abstechen sollen, als ich die Gelegenheit hatte.“

      „Es war ein Sieg“, wiederholte Dommagh. „Dein Sieg. Das wird dich weiterbringen.“

      „Inwiefern weiterbringen?“

      „In der Nachfolge“, antwortete er. „Du hast heute ganze Arbeit geleistet. Die Leute bewundern dich. Sie vertrauen dir, und sie folgen dir.“

      „Blödsinn“, sagte sie. „Du folgst unserem Vater, und was Anderes würde er nie zulassen. Ich trete doch nicht gegen meinen eigenen Bruder an.“

      „Halbbruder“, korrigierte er. „Mir ist heute vieles klar geworden. Ich fühle mich wohl, wenn ich mit meinen Männer kämpfe, aber an deine Gabe werde ich nie herankommen.“

      „Welche Gabe?“, fragte sie irritiert. „Was meinst du?“

      Sie erreichten die Anhöhe und Dommagh hielt an. „Du weißt es gar nicht“, stellte er überrascht fest. „Hast du es nicht bemerkt? Ich habe gegen sie gekämpft, Mann gegen Mann. Wir sind stärker, aber sie sind besser ausgerüstet als wir, und sie wissen genau, was sie tun. Das sind professionelle Söldner, die uns von Anfang an überlegen waren, aber du ….“

      „Auh!“ Der Rest seines Satzes ging in einem jähen Schmerz unter, und Medbh knickte weg.

      „Schon fertig“, sagte Eibrin und hielt das Stöckchen in die Höhe, dessen blutige Spitze metallisch schimmerte. „Ich muss die Wunde nur noch säubern und verbinden.“

      „Aber du hast sie besiegt“, fuhr Dommagh unbeirrt fort. „Es war, als wüsstest du über jede Bewegung, jeden möglichen Zug des Gegners Bescheid. Ich kann so etwas nicht, niemand von uns kann das. Also ist es recht und billig, wenn du Vater auf den Thron folgst, und es wäre gut, wenn er das einsieht.“

      „Da geht noch eher die Sonne im Westen auf“, brummte sie. „Außerdem will ich das gar nicht.“

      „Denk darüber nach“, sagte ihr Bruder. „Ich bin ein Krieger, aber die Coughnacht brauchen mehr als das: Sie brauchen einen Anführer. Sie brauchen dich.“

      Sie setze gerade zu einer Entgegnung an, als sie bei den Schiffen eine Bewegung bemerkte. Drei Männer stiegen den Hang herauf. Medbh winkte die Männer zurück, die sich auf die Fremden stürzen wollten und erwartete sie. Zwei waren schwarzhaarig und bärtig, in lose Gewänder gehüllt, während der Dritte die Stammesfarben der Cuil-Ceannacht trug, und sie waren allesamt unbewaffnet. Einer der Fremden war schmächtig und trug einen weißen Fetzen vor sich her, dem er eine Bedeutung zumaß, die sich Medbh nicht erschließen wollte. Der andere war unzweifelhaft der Eisenmann, dem sie beinahe unterlegen war.

      Die Cuil-Ceannacht lebten südlich der Bucht und standen seit Generationen in einem rivalisierenden, aber respektvollen Konflikt mit den Coughnacht, der sich alle paar Jahre in heftigen Scharmützeln entlud. Dommagh äußerte einen bösen Verdacht. „Glaubst du, die machen gemeinsame Sache?“, flüsterte er, doch Medbh wollte nicht daran glauben und schüttelte energisch den Kopf. „Sie könnten sich unser mit Hilfe der Söldner ein für alle Mal entledigen“, insistierte er, doch sie weigerte sich, darauf auch nur einzugehen.

      „Was wollt ihr?!“, rief sie, als der Fremde und seine Begleiter auf zwanzig Schritte heran waren. Er musterte sie mit wachem Interesse, ehe sein Blick über Dommagh zu Eillean wanderte, einen Moment an ihrer Blöße verharrte und sich wieder auf Medbh heftete.

      „Das Askarion“, rief der Schmächtige mit einem grauenhaften Akzent und deutete auf seinen stattlichen Begleiter. „Wir handeln wollen.“ Er hielt sein weißes Tuch hoch und fuchtelte damit herum. „Du Frieden halten?“

      „Ich kaufe nichts von Mördern!“, gab Medbh Bescheid. „Geht, ehe ich euch töte.“

      „Sie wollen nicht handeln sondern verhandeln“, kam der Ceannacht zu Hilfe.

      „Was hast du mit denen zu schaffen?“, sagte sie schroff.

      „Ich heiße Torwingh, und ich bin ihr Gefangener“, versicherte er hastig, ehe der Eisenmann ihn wütend unterbrach, und sich die Unterhaltung von dem Schmächtigen übersetzen ließ. Dabei sah er des Öfteren zu ihr herüber, und in seinem Blick lag eine Mischung aus Respekt und unverhohlener Feindschaft.

      Als sie fertig waren, wandte sich der Dolmetscher wieder an Medbh und Dommagh. „Wieviel habt gefangen ihr?“, radebrechte er.

      Sie legte Daumen und Zeigefinger zu einem Ring aneinander und beschied ihm so auf unhöfliche Weise, dass ihn das nichts anginge, doch er erbleichte.

      „Kein?“, stammelte er. „Kein Einzige?“

      Das Missverständnis erheiterte Medbh so sehr, dass sie lachen musste, was den Mann noch mehr erschütterte. „Wir haben Gefangene, aber ich sag dir sicher nicht wie viele“, klärte sie ihn auf, und er besprach sich mit seinem Anführer.

      „Mein Bruder?“, erkundigte sich der Eisenmann mit unbeholfener Zunge, nachdem er beim Schmächtigen die Worte erfragt hatte, und verlor dabei erstmals seinen Ausdruck überlegener Entschlossenheit.

      „Dein Bruder hat mir das hier verpasst“, sagte Medbh und griff nach dem durchgebluteten Verband an ihrer Schulter. „Er ist als tapferer Mann gestorben.“

      Der Mann schluckte, als ihm ihre Worte übersetzt wurden, fing sich wieder und kam zum Kern der Verhandlungen. „Wir wollen unsere Männer und unsere Toten“, lautete seine Forderung. „Jeden Einzelnen.“

      „Wofür?“, erkundigte sich Medbh, bemüht, sich weder ihr Misstrauen noch ihre Irritation anmerken zu lassen. Der Fremde hatte nichts anzubieten, was seinem Ansinnen Nachdruck verleihen könnte, doch sein Auftreten war alles andere als unsicher.

      „Euer Dorf ist nicht das erste, das wir angegriffen haben“, ließ er ausrichten. „Wir haben dreiundzwanzig Krieger, an die sechzig Frauen und noch einmal so viele Kinder eures Stammes auf unseren Schiffen. Dieser hier kann das bezeugen.“

      Medbh

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