Final - Tanz. Jürgen Ruhr
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Das Restaurant lag verlassen. Ich blickte mich um, konnte aber keine Gäste entdecken. Auch der Parkplatz war, bis auf meinen Wagen, leer. „Bist du sicher, dass die mittags geöffnet haben?“, fragte ich Birgit.
„Ganz sicher. Geöffnet von elf Uhr bis zweiundzwanzig Uhr. Hier müsste eigentlich mehr los sein ...“
Wir suchten uns einen schattigen Platz und setzten uns. Die Tische und Bänke hier draußen bestanden aus Bierzeltgarnituren und waren recht unbequem. Ich sah mich nach einer Bedienung um, wurde allerdings nicht fündig. Nach fünfzehn Minuten erhob ich mich. „Ich schaue mal, ob hier überhaupt jemand bedient“, erklärte ich Birgit. Doch im selben Moment schlurfte eine magere Frau von vielleicht zwanzig Jahren, lustlos heran. ‚Vermutlich eine Studentin, die sich etwas nebenher verdient‘, dachte ich und ließ mich wieder auf die Bank fallen.
„Hier draußen nur Kännchen“, begrüßte sie uns und zückte einen Block und einen Bleistift.
„Ihnen auch einen recht schönen guten Tag“, meinte ich freundlich und lächelte sie an.
„Was kann ich ihnen bringen?“, knurrte die Bedienung unfreundlich.
„Mir ein Kännchen Limonade. Und die Karte, wenn es so etwas gibt.“ Noch immer lächelte ich.
„Wollen sie mich auf den Arm nehmen?“ Die Bedienung sah mich böse an. „Es gibt keine Kännchen, hier draußen nur Flaschen.“
„Sie sagten doch, hier gäbe es nur Kännchen. Nun gut. Dann doch keine Limonade, sondern eine Flasche Kaffee“, änderte ich meine Bestellung. Birgit sah mich böse an und ich wusste, dass ich es jetzt nicht übertreiben durfte.
„Ich nehme eine Flasche Cola“, bestellte meine Kollegin und die Bedienung rauschte ab. Ich war gespannt, was sie mir nun bringen würde? Ein Kännchen Limonade oder eine Flasche Kaffee? Oder am Ende doch ein Kännchen Kaffee?
Es dauerte wieder eine Viertelstunde, dann kam die Frau mit einer Flasche Cola und einer Speisenkarte zurück. Sie stellte die Flasche wortlos auf den Tisch, legte die Karte daneben und verschwand wieder in dem Gebäude.
Ich sehnte mich nach Curry-Erwin, der mir die meisten Wünsche von den Augen ablas. Oder den Lippen oder von wo auch immer. Erwin kannte mich und wusste, womit er mich glücklich machen konnte.
„Schon gewählt, Jonathan?“
„Wie denn? Ich habe ja keine Karte. Und zu trinken habe ich auch nichts!“
Birgit hielt mir ihre Karte hin: „Hier, ich nehme ein Baguette ‚surprise‘, das hört sich vielversprechend an.“
Ich blickte auf das einzelne Blatt, das in Klarsichtfolie eingeschweißt war. Auf der Vorderseite wurden einige Gerichte mit durchweg französischen Bezeichnungen aufgelistet, auf der Rückseite befanden sich die Getränke. „Das ist ja schwieriger, als in Paris“, stöhnte ich. „Was um alles in der Welt ist ‚Coq au frites‘? Irgendwas mit Pommes wohl. Und tausend Arten ‚tarte flambée‘.“ Es gab noch eine Rubrik ‚Surprise‘ und neben dem Baguette stand auch irgendetwas mit ‚frites‘. „Ich nehme diese ‚frites surprise‘, was immer das sein mag.“
Diesmal ließ sich die Bedienung nicht ganz so viel Zeit, sondern kam recht zügig an unseren Tisch. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich so getan hatte, als würde ich mich erheben.
„Sie haben etwas gefunden?“, fragte sie in ihrer unwirschen Art, über die ich so schwer hinweghören konnte. Birgit nickte.
„Ich nehme einmal das Baguette ‚surprise‘.“
„Und für mich die ‚frites surprise‘. Und eine Flasche Limonade.“ Die Sache mit dem Kännchen verkniff ich mir diesmal.
„Surprise ist nur für Kinder“, erklärte die Frau. „Die Gerichte für Erwachsene stehen weiter oben.“
„Aber hier steht nichts davon, dass ‚surprise‘ nur für Kinder ist“, warf ich ein und hielt die Karte hoch. „Wie soll man denn erkennen, was für Erwachsene und was für Kinder sein soll?“
„Das weiß jeder“, murrte sie. „Surprise ist nun einmal nur für Kinder. Das hört man ja schon am Namen: ‚Surprise‘.“
„Die anderen Gerichte sagen mir aber nicht zu“, beharrte ich auf meiner Bestellung. „Was ist denn ‚Coq au frites‘?“
Die Bedienung schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung. Das hat bisher noch niemand bestellt. Am besten, sie gehen ins Restaurant hinein und fragen den Koch. Oder bestellen sie das, was alle bestellen.“
„Und das wäre?“, fragte ich neugierig. Was bestellten hier ‚alle‘?
„Flammkuchen. Den können sie mit Spinat, Erbsen und Möhren oder Thunfisch bekommen.“
Ich warf einen Blick auf die Karte: „Aber hier steht nichts von Flammkuchen.“
„Das sind die ‚tarte flambée‘ dort“, erklärte sie geduldig wie zu einem Kind. „Das weiß aber jeder. Also nehmen sie jetzt einen Flammkuchen?“
„Nein. Ich mag keinen ‚Flammkuchen‘, wir bleiben bei unserer Bestellung.“ Immerhin war der Kunde König, Kindermenü hin oder her.
„Gut, dann bekommen sie ‚surprise‘. Sie müssen allerdings den Erwachsenenzuschlag bezahlen, ‚surprise‘ ist ja nur für Kinder.“
Nachdem die Bedienung mit unserer Bestellung fort war, sah ich Birgit an: „Und du meckere noch einmal über Curry-Erwin. Wer hat dir bloß dieses Lokal empfohlen?“
Diesmal dauerte es geschlagene zwanzig Minuten, bis die Bedienung wieder zu uns kam. Sie stellte ein Baguette vor Birgit hin, das auf der Unterseite pechschwarz war. An den Seiten lief zäh schmutziggelber Käse herunter und oben befand sich eine Masse aus Ketchup, Mayonnaise und kleingehackten Zwiebeln. Ich musste grinsen, denn solch ein Essen hätte Curry-Erwin im Leben nicht seinen Gästen aufgetischt.
Meine ‚frites surprise‘ bestanden aus einem Mischmasch von matschigen Pommes Frites und Mayonnaise. Es sah aus, als hätte jemand Mayo und Pommes in eine Schüssel getan und mit einem Mixer umgerührt. Außerdem hatte die Frau meine Limonade vergessen.
„Die Limo fehlt noch“, reklamierte ich, doch die Bedienung schüttelte den Kopf.
„Sie haben Kaffee bestellt, vorhin. Der läuft gerade durch die Maschine. Nach dem Essen bekommen sie ihren Kaffee.“
„Ich möchte aber jetzt etwas zu trinken, nicht erst nach dem Essen. Außerdem möchte ich eine Limonade und keinen Kaffee.“
„Dann müssen sie ihre Bestellung auch korrekt aufgeben“, knurrte die Frau. „Kaffee gibt es immer nach dem Essen, solange werden sie sich wohl gedulden können.“
„Nein, kann ich nicht.“ Ich blickte auf meine Uhr und stellte mit Entsetzen fest, dass es bald Zeit wurde, zum Büro zurückzukehren. „Ich möchte jetzt direkt zahlen, da wir ins Büro zurückmüssen. Geht das wenigstens?“
„Natürlich!“