Final - Tanz. Jürgen Ruhr

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oder in einem der zahlreichen Fachbücher, die in Regalen an den Wänden standen, lesen. Momentan waren Birgit und ich die einzigen, die an einem Tisch Platz nahmen.

      „Dann ist Jeka wohl direkt aus Paris abgehauen“, bemerkte Birgit. „Sie muss noch von der Tanzschule aus zum Flughafen gefahren sein, wenn der Kommissar sie bei Madame Routon nicht mehr angetroffen hat.“

      Ich überlegte, kam aber zu keinem rechten Ergebnis. „Das klingt absurd“, meinte ich schließlich. „Der Frau müsste doch eigentlich klar sein, dass sie nicht einfach so bei der Versicherung hereinspazieren und das Geld fordern kann.“

      Birgit zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, was in ihr vor sich geht.“

      Bernd gesellte sich eine halbe Stunde später zu uns. Sein Gesichtsausdruck war ernst und er hielt sich nicht lange mit Vorreden auf: „Vorhin hat mich ein Herr von der Versicherung angerufen. Frau Krynow kam heute Vormittag zu ihm und verlangte die Auszahlung der Versicherungssumme. Zunächst in bar, dann gab sie ihm eine ausländische Bankverbindung an, auf die er das Geld überweisen sollte. Natürlich hat er das entschieden abgelehnt und ihr klargemacht, dass zunächst die Ergebnisse der Ermittlungen abgewartet werden müssten. Die Krynow war ziemlich aufgebracht und drohte ihm mit ihrem Anwalt, doch das war vermutlich nur heiße Luft. Jedenfalls möchte die Versicherungsgesellschaft, dass wir an Jekaterina Krynow dranbleiben, sie beschatten und über ihr weiteres Vorgehen und Verhalten berichten. Ihr habt also einen neuen Auftrag! Wir treffen uns um fünfzehn Uhr im Planungsraum drüben, bis dahin überlege ich mir unser weiteres Vorgehen. Aber freut euch nicht zu früh: Der Job wird langweilig werden, denn er bedeutet Observierung, Observierung und noch einmal Observierung. Und das rund um die Uhr.“ Bernd erhob sich. „Seid pünktlich, fünfzehn Uhr.“

      ‚Na prima‘, dachte ich. Da lagen ja ein paar uninteressante Tage, wenn nicht sogar Wochen vor uns. Aber Auftrag war Auftrag und nicht alle Aufgaben konnten immer abwechslungsreich und anspruchsvoll sein. „Wollen wir etwas essen gehen?“, fragte ich Birgit. Sie könnte ja einmal Curry-Erwins Hähnchenflügelkreation probieren. Aber noch bevor sie heftig mit dem Kopf schüttelte, wusste ich, wie ihre Antwort lauten würde.

      „Du willst doch wieder nur zu diesem Schmuddel-Erwin“, meinte sie.

      „Curry-Erwin, der heißt nicht ‚Schmuddel-Erwin‘.“

      „Bei mir schon, Jonathan. Da bekommst du mich im Leben nicht mehr hin. Nein danke.“ Birgit erhob sich, doch dann schien ihr noch etwas einzufallen: „Es gibt da eine neue Außengastronomie. Biergarten und Restaurant in einem. Wenn du mich einladen möchtest, dann dorthin. Ich war zwar noch nicht dort, aber was ich so gehört habe, soll das Lokal ausgezeichnetes Essen und eine sehr freundliche Bedienung bieten. Das Wetter ist gut und wenn du mich einlädst, darfst du uns sogar in deinem neuen Wagen hinfahren. Ich wollte immer schon einmal in einer Postkutsche mitfahren.“

      „Das ist keine Postkutsche und auch kein Postwagen oder Briefkasten“, murrte ich und erzählte meiner Kollegin nicht, dass ich wirklich einmal einen Brief auf dem Fahrersitz gefunden hatte. Seitdem verschloss ich die Fenster immer gewissenhaft. Den Brief hatte ich dann zur Post gebracht, wo ich allerdings noch Porto dafür bezahlen musste. Irgendwie spürte ich, dass sich jemand mit mir einen Scherz erlaubt hatte, da die Sendung nicht frankiert gewesen war.

      „Was ist nun, Jonathan? Worüber denkst du jetzt so angestrengt nach? Ja oder nein? Lädst du mich nun ein?“

      Ich überlegte. Je nach Art von Gastronomie könnte diese Einladung teuer für mich werden. Und da es mit meinen Finanzen nicht sonderlich gut stand - nach dem Kauf des neuen Wagens - und Bernd die Kosten wohl kaum als Spesen durchgehen lassen würde, müsste ich über eine Einladung gut nachdenken. Bei Curry-Erwin kannte ich die Preise und war vor Überraschungen sicher. „Wie sind denn da so die Preise?“, fragte ich Birgit.

      „Normal.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wie überall auch, denke ich. Es ist ein ganz normales Lokal, Jonathan. Nur, dass sie draußen an der frischen Luft Tische und Stühle stehen haben. Außengastronomie halt.“

      „Okay“, stimmte ich zu. „Ausnahmsweise, weil das Lokal neu ist. Aber wirkliche Qualität bekommst du nur bei Curry-Erwin.“

      Wir meldeten uns bei Jennifer ab und versprachen pünktlich zu der Besprechung wieder da zu sein. Birgit erklärte mir, wohin ich zu fahren hatte, dann quetschte sie sich auf den Beifahrersitz. „Niedlich“, meinte sie. „Aus dem will aber auch erst noch ein Großer werden ...“

      Ich fuhr extra einen Umweg und beschleunigte das Fahrzeug gekonnt aus den Kurven heraus. Auf einer Geraden gab ich richtig Gas. Birgit blickte sich nach hinten um, dann meinte sie: „Vielleicht solltest du nicht so rasen, Jonathan. Wir haben doch Zeit genug. Ich befürchte, du bist gerade geblitzt worden, da hinten steht ein Blitzapparat.“

      Ich verminderte abrupt das Tempo. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Der Wagen brachte mir kein Glück. Erst das Abschleppen vor Erwins Tür, dann dies hier. Ich blickte in den Rückspiegel und plötzlich fielen mir die Worte des Abschleppfahrers, der meinen verbrannten Wagen entsorgt hatte, ein: Am Rückspiegel fehlte der Talisman, der noch im Handschuhfach liegen musste.

      „Kannst du mal bitte das Handschuhfach öffnen?“, bat ich Birgit. „Darin findest du ein kleines, weißes Äffchen, das an den Spiegel gehangen werden muss. Ist ein Glücksbringer.“

      Birgit durchwühlte das Fach und fand schließlich das Äffchen. „An so etwas glaubst du, Jonathan? Ein Talisman? Du trägst aber nicht auch noch ständig eine Hasenpfote mit dir herum?“ Sie lachte und betrachtete den kleinen Kerl. „Niedlich“, meinte sie dann. „Dass ein ausgewachsener Kerl, noch dazu Personenschützer und Detektiv, an so einen Mist glaubt. Und das muss an den Rückspiegel?“

      „Genau“, bestätigte ich. „Kannst du ihn bitte dranhängen?“

      „Jetzt, während der Fahrt? Willst du das nicht übernehmen, wenn wir da sind?“

      Ich schüttelte den Kopf: „Je eher, desto besser. Dann wäre die Sache mit dem Blitzer vielleicht gar nicht passiert. Du brauchst einfach nur die Schlaufe um den Spiegel herumzulegen.“

      Birgit versuchte die dünne Kordel um den Spiegel zu wickeln, stellte sich dabei aber recht ungeschickt an. Der Spiegel verdrehte sich und fast wäre das Äffchen heruntergefallen. „Warte“, meinte ich und zog die Kordel gerade. Erleichtert sah ich, dass der Talisman richtig an seinem Platz hing.

      Im gleichen Moment bemerkte ich die roten Bremslichter des Wagens vor mir. Erschreckt drückte ich Bremse und Kupplung gleichzeitig durch und die Reifen schlitterten quietschten über den Asphalt. Ich sah im Geiste schon verbeultes Blech, Scherben und einen dampfenden Kühler, doch mein kleiner gelber Wagen kam Millimeter hinter dem Vordermann zum Stehen. Erleichtert grinste ich Birgit an: „Siehst du, ohne den Talisman wäre ich dem da vorne drauf gefahren. Schon der Mann vom Abschleppdienst, der meinen alten Ford mitgenommen hat, schwor auf die Glücksbringer. Und er hatte wirklich Recht, wie du siehst.“

      Birgit schüttelte den Kopf, als jemand gegen meine Scheibe klopfte. Ich ließ sie ein Stück herunter. „Du Schwachkopf“, schrie ein vielleicht Fünfundzwanzigjähriger. „Du wärst mir fast in die Karre gefahren!“

      „Aber nur fast“, lächelte ich.

      Der Mann drohte mir mit der Faust und trat im Vorbeigehen gegen den Kotflügel meines Wagens. Dann sprang er auf seinen Fahrersitz und fuhr mit quietschenden Reifen davon.

      „Verdammt, was war das für ein Idiot? Hast du seine Autonummer?“ Ich wollte aus dem Wagen steigen, um mir den Schaden anzusehen, doch ein

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