Final - Tanz. Jürgen Ruhr
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„Netter Kerl“, meinte Birgit, als wir das Hotel betraten. „Mir tut es nur um Sergio leid. Dieser merkwürdige ‚Tanz des Flamingos‘ und die Musik waren zwar furchtbar, doch eine Kugel in den Rücken hatte er nicht verdient. Hoffentlich kann die Polizei die Mörder ermitteln und auch der Krynow etwas nachweisen, wenn sie wirklich in der Sache mit drinsteckt.“
Wir flogen um vierzehn Uhr fünfzig mit der Air France zurück nach Düsseldorf.
IV.
Kurz vor neun Uhr am Montagmorgen betrat ich das Gebäude unserer Detektei.
Der Rückflug von Paris nach Düsseldorf war gestern ohne Zwischenfälle verlaufen und Christine erwartete uns schon in der Ankunftshalle des Flughafens. Während der Fahrt sprachen wir über den missglückten Auftrag und Chrissi informierte uns, dass Bernd für neun Uhr am folgenden Tag eine Besprechung im Planungsraum angesetzt hatte.
Jetzt war ich gespannt darauf, was Bernd uns mitteilen würde und mein direkter Weg führte mich in den Planungsraum. Als ich eintrat, unterhielt sich Birgit gerade mit Jennifer, die uns Kaffee und Brötchen besorgt hatte. „Morgen ihr beiden“, begrüßte ich die Frauen und schenkte mir, ohne lange zu zögern, eine Tasse von dem dampfenden Getränk ein. Dann ließ ich meinen Blick über die belegten Brötchen schweifen. „Jenny, du bist ein Schatz“, schmeichelte ich der Blonden. „Wie immer eine perfekte Auswahl.“
„Na, wenn du zufrieden bist, Jonathan, dann kann ich euch ja jetzt alleine lassen. Da kommt Bernd auch schon“, entgegnete die Kleine und verließ den Raum in dem Moment, als Bernd hereintreten wollte. Lächelnd machte er ihr Platz und ließ sie erst durch die Tür gehen. Ich schnappte mir derweil ein Mettbrötchen und biss herzhaft hinein. Heute Morgen war ich nicht zum Frühstücken gekommen und mein Magen knurrte vernehmlich.
„Guten Morgen“, Bernd nickte uns zu, dann sah er mich an. „Und guten Appetit, Jonathan. Ich hoffe, ihr hattet gestern einen guten Flug. Wir treffen uns heute hier, da ich von euch genauestens über die Vorfälle in Paris informiert werden möchte. Einerseits muss ich unserem Auftraggeber, der Versicherung, einen detaillierten Bericht zukommen lassen und andererseits möchte Eberson auch eine Zusammenfassung der Ereignisse haben. Immerhin bemühte er sich gerade, zwei Millionen Dollar zu besorgen, als die Nachricht vom Tod des Tänzers eintraf. Also, Jonathan, dann berichte bitte. Und falls er etwas vergisst oder du anderer Meinung bist, dann ergänze es“, wandte er sich an Birgit. Die nickte.
„Ich habe dir ja schon ein paar Dinge am Telefon mitgeteilt“, begann ich meine Erklärungen, „doch das Beste wird sein, wenn ich komplett von vorne anfange: Die ganze Aufführung erschien mir schon ein wenig suspekt, als wir in der Tanzschule ankamen ...“ Ich schilderte unseren Aufenthalt in Paris in so vielen Einzelheiten, wie ich mich erinnern konnte. Birgit ergänzte meine Ausführungen nur sehr selten und nickte hin und wieder.
„Jeka war verschwunden und so bat uns der Kommissar, die Leiche zu identifizieren“, schloss ich schließlich und angelte mir ein Brötchen mit Schweinebraten. Bedauernd stellte ich fest, dass eine Pfeffermühle fehlte, mit der ich das Fleisch hätte verfeinern können. Vielleicht sollte ich Jennifer später einmal darauf ansprechen. Dann musste ich lächeln: Ein Ei zum Frühstück wäre auch nicht schlecht.
„Was gibt es zu grinsen, Jonathan?“, fragte Bernd, der mich beobachtete. „Du denkst doch jetzt nicht an den Tod dieses Balletttänzers?“
„Nein, nein“, beeilte ich mich zu erklären. „Ich dachte gerade an etwas ganz anderes, das hat mit unserer Sache nichts zu tun.“
„Dann bin ich aber beruhigt. Euren Erklärungen nach schließe ich mich der Meinung an, dass ihr keine Chance hattet, anders zu handeln. Die Typen hätten euch eiskalt abgeknallt und das Publikum vermutlich ebenfalls. Und dass Sergio bei einem Fluchtversuch erschossen wurde, kann ich auch nachvollziehen. Natürlich wird die Versicherung die fünfzig Millionen nicht eher auszahlen, bis der Fall restlos aufgeklärt ist. Nur, wo diese Jekaterina Krynow abgeblieben ist, würde mich brennend interessieren. Ist die Frau einfach untergetaucht, weil die Sache schiefging, oder ist sie selbst Opfer geworden? Jonathan, du hältst bitte Kontakt zu dem Hauptkommissar in Paris. Auch wenn wir mit dem Fall nichts mehr zu tun haben, möchte ich über weitere Ermittlungsergebnisse informiert werden.“
Ich nickte: „Ferylé hat mir seine Adresse und Nummer in Paris gegeben. Das ist kein Problem.“
„Gut. Ich möchte, dass wir in relativ engem Kontakt mit ihm bleiben. Außerdem werde ich den Oberstaatsanwalt Eberson bitten, die Flughäfen zu informieren, so dass wir erfahren, falls Frau Krynow hier in Deutschland einen Flug bucht.“ Bernd füllte seine Tasse mit Kaffee und nahm sich ebenfalls ein Brötchen. „Wir gehen dann wieder zum Tagesgeschäft über, was bedeutet, dass du, Jonathan, Christine bei den Lehrgängen unterstützt, bis Dozer wieder bei uns ist. Birgit, du trainierst fleißig mit, ich möchte, dass du dieses Jahr weitere Kampfportprüfungen machst.“ Bernd erhob sich. „Dann los. Momentan ist es relativ ruhig, doch das kann sich ja jederzeit ändern, wie ihr wisst.“
Nachdem Bernd das Meeting beendet hatte, ging ich zu Christines Büro, um die Lehrgangstermine mit ihr abzusprechen. Doch meine Kollegin befand sich nicht an ihrem Schreibtisch und ich rief Jennifer an.
„Christine kommt erst heute Mittag ins Büro“, erklärte mir die Blonde am Telefon. „Die nächsten Lehrgänge finden heute Nachmittag und heute Abend statt. Vielleicht solltest du einmal wieder unseren Schießstand benutzen. Ein wenig Schießtraining wird dir nicht schaden. Bring Birgit mit.“
Ich hielt das für eine gute Idee.
Bis zur Mittagszeit schossen wir auf die kleinen Scheiben, wobei ich eindeutig vorne lag.
„Wir sollten Jennifer wegen unserer Wette um ihre Meinung fragen“, bemerkte die Bunthaarige, während wir unsere Waffen reinigten. Ich hatte die Sache schon längst vergessen und fügte hinzu: „Und Christine, wenn sie kommt. Vielleicht sollten wir das Ganze aber auch vergessen.“
„Nein, so einfach kommst du mir nicht davon.“ Birgit lachte. „Ich bin immer noch der Meinung, dass die Entführer auch Zuschauer waren, wenn auch nur ganz kurz.“
Ich stöhnte. „Meinetwegen, wenn du darauf bestehst ...“
Doch wir kamen nicht dazu, Jenny von unserer Wette zu erzählen, denn sie überraschte uns mit Neuigkeiten: „Eure Jekaterina Krynow ist anscheinend wieder aufgetaucht. Ein Mann von der Versicherung rief vor ein paar Minuten an und wollte Bernd sprechen. Es klang so, als wäre die Frau heute Vormittag dort vorstellig geworden und hätte verlangt, dass man ihr die Versicherungssumme auszahlt.“
Ich blickte Jennifer fragend an: „Die Krynow ist bei der Versicherung?“
„Gewesen, ja. Sie muss wohl schon wieder fort sein. Aber mehr weiß ich jetzt auch nicht. Bernd spricht zurzeit noch mit dem Mann und wird euch gleich bestimmt mehr erzählen können. Wenn ihr mich fragt, dann ist die Frau ganz schön dreist. Spaziert einfach in die Zentrale und fordert ihr Geld.“
„Und wo ist sie jetzt?“
„Keine Ahnung. Der Versicherungsmann hat nicht viel erzählt. Setzt euch doch einfach in die Bibliothek und