Final - Tanz. Jürgen Ruhr

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dass eure Aufgabe damit erledigt ist. Braucht die Polizei euch noch? Wegen irgendwelcher Aussagen oder so?“

      „Davon hat der Capitaine nichts gesagt. Auch nicht, dass wir die Stadt nicht verlassen dürfen.“

      „Dann sprecht bitte morgen mit der Ehefrau von Sergio und kommt so bald wie möglich zurück. Wenn die Polizei sie ebenfalls verdächtigt, wird sie Paris nicht verlassen dürfen. Meldet euch kurz bevor ihr abfliegt, dann holt Christine euch wieder vom Flughafen ab.“

      „In Ordnung. Schlaf noch gut.“ Ich legte auf und sah Birgit an. „Und wir sollten jetzt vielleicht auch schlafen gehen. Morgen sprechen wir mit Jeka und dann kümmern wir uns um den Rückflug. Gute Nacht, Birgit.“

      Am nächsten Morgen dachte ich noch im Bett darüber nach, was ich Jeka fragen sollte. Mir fiel nicht wirklich etwas ein und ich wollte auch nicht, dass sie bemerkte, welchen Verdacht ich hegte. Ich kam schließlich zu dem Schluss, ihr lediglich mein Beileid auszusprechen und alles Weitere der Polizei zu überlassen. Dieser Fall ging uns jetzt nichts mehr an.

      Als ich aus dem Nebenraum das Geräusch der Dusche vernahm, erhob ich mich und folgte dem Beispiel meiner Kollegin. Ich duschte recht kühl und das kalte Wasser verschaffte mir einen klaren Kopf. Hatten wir einen Fehler gemacht? Hätte der Tod des Tänzers vermieden werden können? Ich stellte mir verschiedene Szenarien in der Tanzschule vor, kam aber immer zu dem Schluss, dass im günstigsten Fall nur Birgit und ich gestorben wären, im ungünstigsten Fall allerdings neben Frau Routon auch die Zuschauer erschossen worden wären. Und natürlich Birgit und ich. Aber eine Gegenwehr war ohnehin nicht möglich gewesen, da die Gangster zu weit von uns fort gestanden hatten. Und dass die Männer skrupellos vorgingen, sah man ja an dem toten Sergio.

      Birgit und ich traten gleichzeitig auf den Gang. „Morgen Jonathan“, grüßte sie und lächelte. Die Kleine schien gut geschlafen zu haben. „Morgen Birgit. Lust auf Frühstück? Vielleicht ist Jeka ja auch schon auf. Dann können wir ihr direkt unser Beileid bekunden.“

      Wir traten in den Sonnenschein, der einen herrlichen Tag versprach. Es war angenehm warm und vom Wasser her wehte ein leichter Wind. Die Terrasse mit den Tischen und Stühlen war fast vollständig leer, lediglich ein Mann saß dort vor einer Tasse Kaffee. Als er uns bemerkte, winkte er Birgit und mich zu sich.

      „Herr Kommissar“, begrüßte ich Bertrand Ferylé erstaunt. „Einen schönen guten Morgen. Wollen sie zu uns?“

      Ferylé erhob sich und deutete bei Birgit einen Handkuss an. Ich war versucht, ihm meine Hand ebenfalls zum Kuss hinzuhalten, unterließ das dann aber. Wer weiß, wie der Mann reagieren würde. Der Capitaine nickte: „Ja, leider muss ich sie um einen Gefallen bitten. Als ich gestern zu dieser Tanzschule kam und mir endlich eine volltrunkene Madame Routon die Türe öffnete, war Jekaterina Krynow verschwunden. Ich nahm an, dass sie hier ins Hotel zurückgefahren sei, doch heute Morgen erfuhr ich, dass sie noch nicht hier war.“

      „Jeka wird doch nicht auch entführt worden sein?“, fragte ich, sah aber keine Logik dahinter, warum man die Frau entführen sollte. „Konnte Madame Routon denn irgendeine Auskunft geben?“

      Ferylé schüttelte den Kopf: „Sie sprach lediglich davon, dass Frau Krynow einen Anruf erhalten habe und sehr, sehr wütend war. Dann hat sie die Tanzschule wortlos verlassen. An mehr konnte Madame Routon sich nicht erinnern. Jedenfalls muss ich diese Jeka gestern knapp verpasst haben.“

      „Und was bei diesem Telefonanruf gesprochen wurde, wusste die Tanzlehrerin auch nicht, nehme ich an.“

      „Ja, sie hat die Sprache nicht verstanden. Stimmt, jetzt da sie es sagen: Madame Routon war sich nicht ganz sicher, aber sie meint, dass die Frau am Telefon russisch gesprochen hat.“

      Der Ober kam und wir bestellten für uns das Frühstück. Capitaine Ferylé orderte noch eine Tasse Kaffee. „Ich brauche eine persönliche Identifikation der Leiche. Eigentlich sollte das die Ehefrau übernehmen, doch jetzt muss ich sie bitten, mich in die Pathologie zu begleiten. Wären sie so gut?“

      Ich nickte: „Wenn sie uns nur noch frühstücken lassen, dann kommen wir gerne mit ihnen. Aber wir haben heute Sonntag, kommen wir dort überhaupt hinein?“

      Der Kommissar nickte: „In der Annahme, Frau Krynow hier zu treffen, habe ich den Pathologen überredet, ausnahmsweise heute Vormittag eine Sonderschicht einzulegen. Er wird also auf uns warten.“

      „Gut, natürlich kommen wir mit. Dürfen wir Paris danach verlassen, oder müssen wir noch zu ihrer Verfügung stehen?“

      Ferylé lachte: „Nein, sie können jederzeit nach Deutschland zurückkehren. Oder soll ich sie hierbehalten und ihnen so zu ein paar Urlaubstagen verhelfen?“

      „Das wäre schön“, meinte ich wehmütig. „Doch unser Chef würde sich vermutlich nicht sonderlich darüber freuen. Es gibt genug Arbeit und unser Jahresurlaub steht auch noch aus. So gerne ich auch hierbleiben würde, wenn es nicht unbedingt sein muss, dann erwartet uns unsere Heimat schon.“

      Der Hauptkommissar schob mir seinen Notizblock und einen Kugelschreiber hin: „Geben sie mir eine Rufnummer, unter der ich sie in Deutschland erreichen kann“, meinte er dann und sah uns dabei zu, wie wir Brötchen und Croissants verspeisten.

      Als Birgit sich satt zurücklehnte, sah sie mich fragend an: „Soll ich uns für heute Nachmittag einen Flug buchen oder willst du lieber noch einen Tag hierbleiben und morgen zurückfliegen?“

      „Nein, das ist in Ordnung. Dann rufe bitte auch Bernd an, denn Chrissi wird uns wieder am Flughafen abholen. Sehen wir zu, dass wir so schnell wie möglich nach Deutschland zurückkommen.“

      Ferylé drängte uns nicht, doch ich sah ihm an, dass er froh war, als wir endlich zu seinem Wagen aufbrachen. Fünfzehn Minuten später betraten wir den gekachelten Raum mit den Metalltischen. Ein dicklicher, ungefähr fünfzig Jahre alter Mann in einem weißen Kittel kam uns entgegen. Er nickte uns zu und sprach den Polizisten auf Französisch an. Ich verstand kein Wort, entnahm aber aus dem Tonfall und der Mimik, dass er - vermutlich über unser spätes Erscheinen - nicht sonderlich erfreut war.

      „Gustave Perrot“, stellte der Kommissar den Pathologen vor und nannte dann unsere Namen.

      „Qui d’accord“, meinte der Weißkittel nur und bedeutete uns, ihm zu folgen. Wir traten an eine Wand, die mit zahlreichen Metalltüren bestückt war. Perrot suchte das richtige Fach, nickte zufrieden und öffnete die Tür. Dann zog er eine Bahre mit einer Leiche, die mit einem weißen Tuch bedeckt war, heraus. Er entfernte das Tuch gerade so weit, dass wir dem Toten ins Gesicht blicken konnten.

      „Ja, das ist Sergio Palyska“, bestätigte ich und Birgit nickte ebenfalls. „Es gibt keinen Zweifel.“

      „Danke, sie haben mir sehr geholfen. Das war’s dann auch schon. Sie können am Wagen auf mich warten, ich bringe sie dann ins Hotel zurück.“ Ferylé wandte sich erneut an den Pathologen und sprach ein paar Worte mit dem Mann, die ich aber nicht verstand.

      Fünf Minuten später schloss er sein Fahrzeug auf. „Gustave Perrot ist ein wenig brummelig“, erklärte er, „doch der Mann hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ich habe ihm erklärt, dass sie noch heute nach Deutschland zurückfliegen und er bittet sie, sein schroffes Verhalten zu entschuldigen.“

      „Ist schon in Ordnung“, erwiderte ich. „Ich wäre auch nicht erfreut, wenn man mich am Sonntag zur Arbeit rufen würde. Obwohl ... in unserem Beruf kennen wir auch keine geregelten Arbeitszeiten.“

      Der

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