INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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hast vermutlich recht, Wolfgang«, stimmte Butcher zu. »Aber es ärgert mich dennoch maßlos, dass ich in diesem wichtigsten Stadium der Operation nicht die absolute Kontrolle über alle Ereignisse habe, sondern zum hilflosen Zuschauer degradiert wurde. Wenn Marcella noch am Leben und in der Nähe des Hexenjägers wäre, könnte ich mich wenigstens der Illusion hingeben, sie würde nach meinen Weisungen handeln und dafür sorgen, dass der Inquisitor exakt so agiert, wie wir es wollen. Aber jetzt müssen wir blind darauf vertrauen, dass wir die Weichen im Vorfeld korrekt gestellt haben und Institoris nicht doch noch aus der Reihe tanzt. Aber was soll’s. Lamentieren hilft uns in dieser Situation auch nicht weiter. In weniger als einer Stunde wissen wir, ob alles nach Plan verläuft. Jetzt muss ich unser Gespräch aber beenden, da ich habe noch etwas zu erledigen. Wir sprechen uns später wieder. Bis dann.«

      »Wird schon schiefgehen. Bis später, Butcher.«

      Wolfgang beendete das Gespräch und steckte das Handy weg. Das Telefonat mit Butcher hatte nahezu seine volle Konzentration erfordert, schließlich hatte er sich gegenüber seinem Rudelführer nicht um Kopf und Kragen reden wollen. Erst jetzt konnte er sich wieder ganz auf seine Umgebung konzentrieren und auf verdächtige Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung horchen. Er hörte zwar nichts, doch unvermittelt schlug sein empfindlicher Geruchssinn Alarm. Gleichzeitig warnten in seine Instinkte vor einer Gefahr, und seine Nackenhärchen stellten sich auf. Er wollte blitzschnell herumwirbeln, doch bevor er reagieren konnte, spürte er den Druck kühlen Metalls an seiner Schädelbasis.

      »Hallo, Wolfgang. So ein Zufall, dass wir uns ausgerechnet hier begegnen. Was hat Sie denn an diesen verlassenen Ort verschlagen, noch dazu mitten in der Nacht? Ich denke, wir beide sollten uns ein wenig unterhalten, finden Sie nicht auch?«

      Es bedurfte keiner besonders scharfsinnigen Überlegungen, um Wolfgang sogleich erkennen zu lassen, dass er die Stimme des Inquisitors hörte und die todbringende Mündung einer Pistole von hinten schmerzhaft gegen seinen Schädel gepresst wurde.

      Entsetzen erfüllte den Gestaltwandler, als er erkannte, wie sehr er sich getäuscht und irrtümlich in Sicherheit geglaubt hatte. Institoris war gar nicht verschwunden, sondern hatte Wolfgangs Abgelenktheit während des Telefonats mit Butcher eiskalt ausgenutzt, um sich auf dieser Seite der Brücke vom unteren Ende der Treppe langsam und geräuschlos anzuschleichen.

      Und gleichzeitig wurde Wolfgang schlagartig bewusst, wie tief er wirklich in der Klemme saß, da der Inquisitor von ihm gewiss all das in Erfahrung bringen wollte, was die Hexe ihm vor ihrem Tod nicht verraten hatte. Und ebenso selbstverständlich war es, dass Wolfgang ihm ebenfalls nichts davon sagen durfte. Ein Dilemma, bei dem für Wolfgang wohl einzig die Aussicht auf einen sicheren und schmerzhaften Tod bestand. Und Institoris würde definitiv weniger Bedenken als zuvor bei der Hexe haben, ihm wehzutun oder ihn zu töten. Wolfgangs einziger Trost – wenn es denn tatsächlich einer war – bestand in der Tatsache, dass der Inquisitor nicht mehr viel Zeit zur Verfügung hatte, wenn er die Verabredung mit dem Schweizergardisten einhalten wollte. Eine langwierige Folter würde ihm also erspart bleiben. Dennoch sah seine Zukunft alles andere als rosig aus, doch was konnte er schon dagegen tun?

      Einen einzigen kleinen Vorteil für ihn bot die Situation in Wolfgangs Augen zumindest: Er hatte nichts zu verlieren, da sein Feind ihn auf keinen Fall am Leben lassen würde. Diesen Umstand wollte er sich zunutze machen, und das war nur möglich, indem er eine Verzweiflungsaktion startete, und zwar genau dann, wenn der Inquisitor am wenigsten damit rechnete. Unter Umständen konnte er sein Leben retten, wenn es ihm gelang, seinen Widersacher zu überrumpeln. Wenn nicht, hatte er zumindest nichts verloren.

      Allerdings war er in seiner menschlichen Gestalt den damit verbundenen Einschränkungen unterworfen, was Schnelligkeit, Gewandtheit, Reaktionsvermögen, Kraft und Ausdauer betraf. In dieser Form würde er es nie schaffen, einer Kugel auszuweichen, die aus kurzer Distanz abgefeuert wurde. Und dass die Waffe mit geweihtem Silber geladen war, das sein Leben unweigerlich beenden würde, konnte er spüren.

      Wolfgang beschloss, sofort zu handeln.

      Er seufzte laut und ließ die Schultern deutlich herabsinken, als würde er resignieren und sich seinem Widersacher ergeben. Gleichzeitig ließ er jedoch das Tier von der Leine, das sich in ihm verbarg und das er erst vor wenigen Minuten dorthin zurückgedrängt hatte. Die Bestie riss ungeduldig an den mentalen Ketten, die sie hielten, nachdem sie erst kurz zuvor den Duft der Freiheit gewittert hatte. Außerdem hatte sie natürlich ebenfalls die tödliche Bedrohung durch den Inquisitor wahrgenommen.

      Wolfgang spürte, wie die Verwandlung einsetzte, und ließ es geschehen.

      Der Inquisitor ging davon aus, dass Wolfgang die Aussichtslosigkeit jeglichen Widerstandes einsehen und sich ergeben würde, und bemerkte zunächst überhaupt nicht, wie sich der Körper des Mannes rasend schnell veränderte.

      Nachdem er im Laufe der letzten Stunden erfahren hatte, dass das Kellergewölbe von Neros Villa eine Armee von Untoten beherbergte und Marcella eine Hexe war, war er bereits davon ausgegangen, dass auch Wolfgang zu den Luziferianern gehörte.

      Dennoch überraschte ihn jetzt die Verwandlung des Chauffeurs.

      Im Nu wuchs der zuvor absolut menschlichen Gestalt vor ihm ein dichtes, dunkles Fell, und der gesamte Körperbau, vor allem die Muskulatur und das Knochengerüst, veränderte sich radikal. Ein Vorgang, der trotz seiner Rasanz von einer Reihe ekelerregender Geräusche begleitet wurde. Das Wesen, das noch immer aufrecht auf seinen Hinterläufen stand, stieß ein dumpfes, tierisches Knurren aus. Und noch bevor die Verwandlung vollständig abgeschlossen war, in einem Hybridstadium auf halbem Wege zwischen Mensch und Bestie, und ehe Michael das Überraschungsmoment überwinden und die schussbereite Glock in seiner Hand abfeuern konnte, reagiert das Mischwesen bereits. Mit unmenschlicher Schnelligkeit wirbelte es herum und schlug mit seiner haarigen Pranke nach der Waffe in der Hand des Inquisitors.

      Da es Michael im letzten Moment gelungen war, seine Schockstarre abzuschütteln und abzudrücken, löste sich zwar donnernd ein Schuss, ging jedoch daneben. Das Projektil traf die Mauer neben ihnen und jagte aufheulend als Querschläger in den dunklen Himmel.

      Michaels Schusshand knallte mit voller Wucht und ausgesprochen schmerzhaft gegen die Steine der Mauer. Die Pistole wurde ihm aus der Hand geprellt. Sie fiel zu Boden, prallte von der Kante der Stufe ab und verschwand treppab in der Dunkelheit.

      Die Verwandlung der Bestie war währenddessen weitergegangen und jetzt weitestgehend abgeschlossen. Zwei Stufen über dem Inquisitor erhob sich ein dunkelbrauner Wolf, noch immer wie ein Mensch auf zwei Beinen stehend. Das T-Shirt hing ihm zerfetzt vom Oberkörper. Die Hose war von dem in tierischer Erscheinung schlankeren Hinterleib gerutscht und bildete zusammen mit den Socken und den Schuhen einen unordentlichen Haufen, aus dem die dünnen Hinterläufe des Untiers ragten.

      Der Wolf jaulte ohrenbetäubend laut und schlug gleichzeitig ansatzlos mit der Pranke nach dem Inquisitor.

      Michael wurde an der Brust getroffen und nach hinten geschleudert.

      Mehrere Hunde in der Umgebung – Wachhunde in den Industrieanlagen ebenso wie Haushunde in den nächstgelegenen Häuserblocks – erwiderten das Heulen des Wolfs, was inmitten der Großstadt eine unwirkliche und unheimliche Geräuschkulisse ergab.

      Doch der Inquisitor hatte keine Gelegenheit, sich über derartige Dinge den Kopf zu zerbrechen. Er flog mehrere Meter die Treppe hinunter und landete schmerzhaft mit dem Rücken und dem Hintern auf den Kanten der steinernen Stufen. Mehrere Rippen wurden angeknackst oder sogar gebrochen – eine schmerzintensive Erfahrung, die Michael noch gut in Erinnerung hatte und an die er sich dennoch nicht wirklich gewöhnen konnte. In Zukunft würde er daher gern darauf verzichten, sich ständig irgendwelche Knochen zu brechen – vorausgesetzt natürlich, er überlebte die Begegnung

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