INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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nomen est omen, durchzuckte es irrwitzigerweise Michaels Verstand – riss sich mit den Pranken die letzten Fetzen des T-Shirts vom Körper. Er machte einen Satz nach vorn und landete gewandt auf allen vier Pfoten. Der Wolf knurrte aggressiv und zog die Lefzen zurück, wodurch er sein gewaltiges Raubtiergebiss enthüllte. Genießerisch langsam schlich die Bestie die Stufen herab und näherte sich bedächtig seinem hilflosen Opfer.

      Michael hob schwerfällig den Oberkörper und stöhnte laut. Schon bei dieser kleinen Bewegung schoss eine Schmerzwelle durch seinen ganzen Körper und verdunkelte sich seine Sicht. Doch er durfte nicht aufgeben, sonst war er rettungslos verloren. Er musste sich so schnell wie möglich aufrichten, da er ausgesprochen unvorteilhaft mit dem Kopf nach unten auf den Stufen lag.

      Der Wolf schien sich seines Opfers hingegen sicher zu sein. Möglicherweise konnte er mit seiner bedeutend besseren Nachtsichtigkeit ja auch erkennen, wo die Pistole des Inquisitors gelandet war und dass sie für ihn unerreichbar war. Er wollte seinen Triumph allem Anschein nach auskosten und ließ sich Zeit, seinem Feind den Rest zu geben.

      Michael überlegte fieberhaft. Er hatte vorgehabt, Wolfgang mit vorgehaltener Waffe zu zwingen, ihm ein paar seiner drängendsten Fragen zu beantworten. Doch das war gewesen, bevor sich die Lage um hundertachtzig Grad gedreht und entschieden zu seinem Nachtteil entwickelt hatte. Dabei war es noch nicht lange her, dass er unter der Brücke das Knirschen gehört und auf die Anwesenheit einer weiteren Person aufmerksam geworden war.

      Als das knirschende Geräusch auf der Treppe ihm die Gegenwart einer weiteren Person verriet, wirbelte der Inquisitor herum, verfolgte den heimlichen Lauscher allerdings nicht. Stattdessen wandte er eine List an und hoffte, dass seine Instinkte ihn auch dieses Mal nicht im Stich ließen.

      Er stellte den Schwertkoffer ab und schlich zum gegenüberliegenden Treppenaufgang. Dort spähte er um die Ecke nach oben und wartete. Seine Umsicht und seine Geduld wurden kurz darauf belohnt, als am oberen Ende der Treppe, das vom Mondlicht und dem Schein der Straßenbeleuchtung erhellt wurde, eine dunkle Gestalt auftauchte, ein paar Stufen nach unten lief und sich dort im Schatten verbarg.

      Michael rechnete damit, dass die Aufmerksamkeit der anderen Person – die er noch nicht deutlich genug gesehen hatte, von der er aber schon ahnte, um wen es sich handelte – eher nach oben in Richtung Straße gerichtet war, und begann daher, die Stufen langsam und vorsichtig nach oben zu steigen und sich an den anderen anzuschleichen. Da er in der Finsternis kaum erkennen konnte, wohin er seine Füße setzte und was in seinem Weg lag, ging er höchst umsichtig vor und kam nur langsamer voran.

      Unvermittelt tauchte ein Hund am oberen Treppenabsatz auf und jagte nicht nur dem anderen Mann, sondern auch dem Inquisitor einen gehörigen Schrecken ein. Er rechnete schon damit, dass der andere ihn nun entdecken würde, doch die Situation ging glimpflich aus, als der Hund davonlief. Vermutlich gehorchte das Tier endlich seinem Herrchen, dessen Rufe Michael zuvor von der Brücke gehört hatte.

      Zu diesem Zeitpunkt hatte der Inquisitor ungefähr die Hälfte der Stufen zurückgelegt und war dem Lauscher damit ein gutes Stück näher gekommen.

      Als er sich vorsichtig weiter heranpirschte und der Gestalt näherte, hörte er die flüsternde Stimme und bemerkte, dass der andere telefonierte. Dies erleichterte es ihm, sich unbemerkt näher zu schleichen, da sein Gegner sich mehr auf das Gespräch und weniger auf seine unmittelbare Umgebung konzentrierte. Darüber hinaus übertönte die Unterhaltung alle Laute – unterdrückte Atemgeräusche, sein aufgeregt pochendes Herz, ein leises Schaben –, die der Inquisitor bei seinem Vordringen unweigerlich erzeugte. Und schließlich erlaubte es ihm die Stimme des Mannes jetzt auch, ihn eindeutig zu identifizieren, auch wenn es keine Überraschung mehr war. Allerdings sprach Wolfgang so leise, dass Michael kaum ein Wort verstehen konnte.

      Anstatt darüber zu rätseln, mit wem der Chauffeur sprach, nachdem Nero tot war, bemühte sich der Inquisitor, die letzten Meter, die sie noch trennte, ebenfalls unentdeckt zu überwinden, solange der Mann abgelenkt war. Dies gelang ihm besser, als er zu hoffen gewagt hatte, sodass er unmittelbar hinter Wolfgang stand, als dieser das Gespräch beendete.

      »Wird schon schiefgehen. Bis später, Butcher«, verabschiedete sich Wolfgang und steckte das Mobiltelefon weg.

      Immerhin war damit die Identität des Gesprächspartners geklärt. Dennoch gab es noch eine Vielzahl anderer Fragen, auf die Michael Antworten haben wollte. Auch wenn Wolfgang möglicherweise nur eine kleine Nummer bei den Luziferianern war, musste er das eine oder andere über deren Pläne erfahren haben. Schließlich hatte er Michael und Marcella sicherlich nicht grundlos bis zu diesem Ort verfolgt. Und das soeben beendete Telefonat mit Butcher belegte, dass er in dessen Auftrag tätig war und dessen Weisungen befolgte. Vermutlich wusste Wolfgang daher Details über Butchers Operation, die dem Inquisitor unbekannt waren und brennend interessierten.

      Aus diesem Grund hob Michael seine Pistole, die er bereits eine ganze Weile vorher gezogen hatte, richtete sie von hinten gegen den Schädelansatz des Mannes zwei Stufen über ihm und sprach ihn an.

      Die Verwandlung, die daraufhin einsetzte, überraschte den Inquisitor nicht nur, sondern machte es darüber hinaus zwingend erforderlich, dass er seine Pläne mit dem Mann radikal ändern musste.

      Diese Begegnung zu überleben war für Michael natürlich wichtiger als alle Antworten auf seine Fragen, vor allem weil Ersteres mittlerweile ernsthaft in Gefahr war. Außerdem hatte er ohnehin kaum noch Zeit für eine langwierige Befragung, da es bis zu seiner Verabredung mit dem Schweizergardisten an der Pforte der Vatikanstadt nicht mehr allzu lange dauerte und er erst noch dorthin kommen musste. Denn trotz allem, was zwischenzeitlich geschehen war, hatte er weiterhin vor, sich diese einmalige Gelegenheit, ungehindert auf das Gebiet des Vatikans und in die unmittelbare Nähe des Heiligen Vaters zu gelangen, nicht entgehen zu lassen. Ihm blieb daher inzwischen nichts anderes übrig, als die Auseinandersetzung mit dem Gestaltwandler möglichst rasch zu beenden.

      In seiner aufreizenden und überheblichen Art hatte der Wolf mittlerweile die Distanz zwischen ihnen überwunden und beinahe die Füße des Inquisitors erreicht. Er richtete die Schnauze himmelwärts und heulte lang anhaltend und ohrenbetäubend laut, als wollte er seinen Triumph allen mitteilen, die in Hörweite waren und sein Wolfsgeheul zu deuten wussten. Anschließend richtete er den Blick seiner grünen Augen wieder auf sein Opfer und knurrte leise und bedrohlich. Er fletschte seine großen und scharfen Zähne und sprang nach vorn, um dem hilflos vor ihm liegenden Mann die Kehle herauszureißen.

      In seiner tierischen Gestalt bestimmten einzig Wolfsinstinkte sein Handeln. Alles andere, was für den Menschen namens Wolfgang soeben noch wichtig gewesen war, war bedeutungslos geworden. Für die Bestie zählten allein ihre Beute und die Befriedigung ihrer Gier nach Menschenfleisch. Das hilflose Opfer sprach die Triebe des Tiers unmittelbar an und war ein unwiderstehlicher Reiz. Der Wolf konnte gar nicht anders handeln, als sich auf den wehrlosen Mann zu stürzen, ihn mit einem einzigen gezielten Biss seiner kraftvollen Kiefer zu töten und das noch dampfende, blutige Fleisch hinunterzuschlingen.

      Doch so hilflos, wie die Bestie annahm, war der Inquisitor nicht.

      Michael stützte sich trotz seiner Schmerzen mit der rechten Hand auf den Stufen ab, um den Oberkörper in eine waagerechte Position zu bringen, und zog mit der anderen Hand die zweite Glock aus dem Holster unter seiner rechten Schulter.

      Von der zweiten Pistole hatte Wolfgang offenbar nichts gewusst. Und da der Inquisitor einen großen Teil seiner konventionellen Munition für Neros Zombies verbraucht hatte, waren mittlerweile beide Pistolen mit Silberkugeln geladen. Doch um jetzt noch auszuweichen oder die Flucht zu ergreifen, war es für den Wolf zu spät. Die Waffe in Michaels Hand donnerte dreimal ohrenbetäubend laut. Die Mündungsfeuer erblühten wie feuerrote Blitzlichter, rissen Löcher in die Finsternis und erhellten

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