INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Vier - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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nach seinem Köter suchte, musste er diesen auch noch erledigen. Und wer wusste schon, was danach noch alles kam? Besser, er wählte eine elegantere, aber ebenso effektive Methode, das Tier rasch loszuwerden. Also ließ er die Bestie in seinem Inneren ein wenig von der Leine – gerade so viel, dass die Fänge in seinem Mund wuchsen und sein Kehlkopf und die Stimmbänder sich veränderten. Anschließend stieß er ein leises Knurren aus, welches das des Tieres in puncto Aggressivität und Bösartigkeit weit in den Schatten stellte, aber nicht so laut war, dass es von dessen Herrchen gehört werden konnte. Der Mann auf der Brücke rief erneut nach seinem Hund, nun schon wesentlich lauter. Allmählich wurde er wohl ungeduldig.

      Der Schäferhund jaulte auf, als er erkannte, mit was er es hier zu tun hatte und dass es besser war, sich nicht mit dieser Kreatur anzulegen. Er warf sich herum und rannte davon, den Schwanz zwischen die Hinterläufe geklemmt. Der Mann auf der Brücke sagte etwas und lachte, als der Hund an ihm vorbeijagte. Doch als das Tier nicht anhielt, sondern immer weiter und weiter rannte, wurde er ärgerlich und rief seinem Hund laut hinterher. Schließlich hörte Wolfgang die eiligen Schritte des Mannes auf dem Beton der Brücke, als er seinem Hund hinterherrannte.

      Wolfgang lachte leise und kehlig über diese Episode, was aufgrund seiner körperlichen Veränderung wie ein tierisches Knurren klang, bevor er die Bestie wieder zurückdrängte. Doch sein tierisches Selbst sträubte sich. Es wollte losgelassen werden, auf vier anstatt auf zwei Beinen durch die Nacht rennen, im Mondlicht baden und fühlen, wie die frische Nachtluft durch sein dichtes Fell strich. Und vor allem wollte es Beute jagen, stellen und töten, anschließend das noch zuckende Fleisch zerreißen und das warme Blut kosten. Doch dies war weder die rechte Zeit noch der rechte Ort dafür. Deshalb blieb Wolfgangs menschliche, von seiner Vernunft gesteuerte Seite unerbittlich und schließlich erfolgreich. Das Tier knurrte noch einmal verärgert, kroch aber widerstrebend in seine menschliche Hülle zurück.

      Erst als Wolfgang wieder vollständig Mensch war – zumindest äußerlich! –, hob er das Mobiltelefon ans Ohr. »Butcher, bist du noch dran?« Auch wenn der nächtliche Spaziergänger mitsamt seinem Hund weg war, flüsterte Wolfgang weiterhin. Das Mikrofon des Handys war empfindlich genug, seine Worte trotzdem aufzufangen und klar und deutlich an den Teilnehmer am anderen Ende der Leitung zu übermitteln.

      »Natürlich«, kam postwendend die knurrige Antwort. »Was war denn los bei dir? Ich hörte ein Knurren. Gab’s Ärger?«

      »Nicht wirklich. Nur ein neugieriger Köter, den ich davonjagen musste. Wo waren wir stehen geblieben?«

      Das Tier in Wolfgangs Innerem empfand noch immer stillen Triumph darüber, den Hund, den es als minderwertig ansah, davongejagt zu haben. Und Wolfgang überlegte, dass die Begegnung auch einen positiven Nebeneffekt hatte, da er sich dadurch sicher sein konnte, dass der Inquisitor nicht mehr in der Nähe war. Andernfalls hätten Hund und Herrchen ihm dort oben begegnen und auf seine Anwesenheit reagieren müssen. Vermutlich hätte der Hund Institoris angebellt und wäre nicht auf Wolfgangs Versteck aufmerksam geworden.

      »Ich wollte wissen, was mit der Hexe geschehen ist und wie es dem Hexenjäger geht«, rief Butcher seinem Untergebenen in Erinnerung.

      »Richtig. Du wirst es nicht glauben, aber es war der Inquisitor, der die Hexe tötete. Er muss – vermutlich während der Flucht vor seinen Kollegen aus Neros Villa – herausgefunden haben, dass sie in Wirklichkeit zu uns gehört und ihn die ganze Zeit über getäuscht hat. Er brachte sie ans Ufer des Tiber und erschoss sie dort vor meinen Augen.«

      Kurzzeitig herrschte am anderen Ende der Verbindung tiefes Schweigen, als hätte diese Nachricht Butcher tatsächlich überrascht und ihm die Sprache verschlagen. Falls dem so war, dann aber nur kurz. »Hat sie ihm vorher etwas von den Dingen verraten, die sie wusste?«, fragte Butcher und sprach gezielt den Punkt an, der für ihn und seine Pläne von entscheidender Bedeutung war. Das Schicksal der Hexe war demgegenüber nachrangig.

      »Nein, kein Wort. Sie beteuerte mehrere Male, dass sie ihn lieben würde. Deshalb wunderte es mich, dass sie ihm nicht alles brühwarm erzählte. Aber sie blieb standhaft bis zum Ende, faselte nur etwas davon, dass sie ihm nichts sagen könne, weil sie ihn liebt. Irgend so ein Scheiß eben, den Verliebte und andere Bekloppte normalerweise von sich geben. Keine Ahnung, was sie damit meinte.«

      »Marcellas Tod ist nicht beklagenswert«, sagte Butcher. »Sie war eine Zeit lang sehr nützlich, weil sie Einfluss auf den Inquisitor nehmen und ihn in unserem Sinne lenken konnte, doch insgeheim hegte ich längst Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit. Ihre Beteuerungen – sogar im Angesicht des bevorstehenden Todes –, sie würde den Hexenjäger lieben, überzeugen mich jetzt zumindest davon, dass ich mit meinen Befürchtungen nicht ganz unrecht hatte. Sie wäre in Kürze ohnehin beseitigt worden. Nero wollte sie für sich haben und mit ihrem Leichnam die Schauspielerin ersetzen, die er vor Jahren zum Zombie machte, derer er aber mittlerweile überdrüssig war. Nachdem Nero den Angriff der Inquisition wohl nicht überlebte, hätten wir uns für Marcella sowieso eine andere Lösung einfallen lassen müssen. Das können wir uns jetzt sparen. Allerdings wäre es mir lieber gewesen, sie hätte vor ihrem Ableben noch dafür gesorgt, dass der Hexenjäger seine Verabredung an der Vatikanpforte tatsächlich einhält. Wo befindet sich ihre Leiche jetzt?«

      »Sie stürzte in den Tiber und versank im Wasser. Wahrscheinlich wurde sie durch die Strömung schon ein ganzes Stück abgetrieben und wird in ein paar Tagen flussabwärts als aufgeschwemmte Wasserleiche aus den Fluten gefischt.«

      »Okay. Und wenn sie dem Inquisitor nichts erzählt hat, ist wenigstens noch nicht alles verloren. Alle Einzelheiten kannte sie ohnehin nicht. Wo bist du jetzt?«

      »Das weiß ich selbst nicht so genau. Ich folgte dem Taxi bis hierher, kenn mich in dieser Gegend aber nicht aus. Es ging auf jeden Fall nach Süden und ans Tiberufer. Direkt neben mir führt eine Brücke über den Fluss.«

      »Und wo steckt Institoris?«

      Wolfgang zuckte mit den Schultern. Das hätte er ebenfalls gern gewusst, schon allein aus Gründen der persönlichen Sicherheit. »Ich habe leider keine Ahnung«, räumte er widerwillig ein. »Vorhin war er noch hier, aber mittlerweile dürfte er auf dem Weg zum Vatikan sein. Zumindest sagte er der Hexe vor ihrem Tod, dass er die Verabredung dort einhalten wolle. Ich musste mich verstecken, sonst wäre er auf mich aufmerksam geworden. Deshalb konnte ich ihn nicht länger im Auge behalten. Aber wir wissen ja, wo wir ihn in Kürze finden können.«

      »Das mag richtig sein. Dennoch wäre es mir lieber gewesen, jemand hätte ein Auge auf ihn gehabt und dafür gesorgt, dass er sein Rendezvous mit dem Schweizergardisten tatsächlich einhält.«

      »Ich hätte ihn ohnehin nur beschatten können«, rechtfertigte sich Wolfgang, der spürte, dass sein Rudelführer mit dieser Entwicklung nicht zufrieden war. »Nachdem er herausfand, dass seine kleine Freundin eine Hexe war, sieht er mich jetzt vermutlich ebenfalls mit anderen Augen. Und dabei waren wir auch so schon nicht gerade die besten Freunde.«

      »Dann können wir nur hoffen, dass Institoris noch immer exakt so handelt, wie es von uns geplant wurde. Hoffentlich haben ihn der überraschende Überfall auf Neros Villa und die Offenbarung, dass seine hübsche römische Geliebte in Wahrheit zu seinen Feinden gehörte, nicht dazu bewogen, seine Pläne komplett zu ändern.«

      »Was bleibt ihm denn anderes übrig, als wie geplant vorzugehen«, fragte Wolfgang. »Bei der Inquisition steht er dank deines genialen Einfalls, ihm die Morde im Glaspalast in die Schuhe zu schieben, auf der Abschussliste. Die fackeln wahrscheinlich gar nicht lange, sobald sie ihn zu Gesicht bekommen, und knallen ihn ab wie einen räudigen Köter. Das haben sie doch bei dem Vorfall in der Tiefgarage und durch den Angriff heute Nacht bewiesen. Wenn er seine Warnungen rechtzeitig dem richtigen Adressaten zu Gehör bringen und gleichzeitig mit dem Leben davonkommen will, bleibt ihm nur noch die Möglichkeit, sich unmittelbar

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