Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

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Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

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Betrag hatten Sie denn gedacht?“

      „Fünftausend?“, schlug Frau Knop, ohne mit der Wimper zu zucken, vor.

      „Fünftausend Mark?“, fragte meine Mutter nach.

      Frau Knop nickte. Als meine Mutter nichts weiter sagte, kam sie ihr entgegen. „Also gut, weil Sie es sind: viertausendfünfhundert.“

      „Darüber muss ich erst mit meinem Mann sprechen“, gab sich meine Mutter nun doch etwas zögerlich.

      „Wie Sie möchten. Aber bedenken Sie bitte, dass ich dann noch eine weitere Nacht in einem Hotelzimmer bleiben muss. Die Kosten kommen dann noch dazu. Also viertausendsiebenhundert.“

      „Könnten Sie uns vorab eventuell schon eine Kostprobe Ihres Könnens geben? Mein Mann steht diesen Dingen sehr misstrauisch gegenüber, und das würde ihn vielleicht überzeugen.“

      „Ich habe mich in der Tat schon mit Ihrem Fall beschäftigt und mich gestern in eine leichte Trance begeben, um die Energien zu spüren, die zu dem schrecklichen Ereignis geführt haben“, teilte Frau Knop ganz selbstverständlich mit. Sie sah meine Mutter eindringlich an. „Und eines kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen: Die Unglücksserie ist noch nicht vorbei. Insbesondere hat es der Unfallverursacher weiter auf Sie und Ihre Familie abgesehen.“

      „Was ...?“ Meine Mutter war bei diesen Worten blass geworden.

      „Ja“, bestätigte Frau Knop. „Aber dagegen lässt sich zum Glück etwas unternehmen. Eine energetische Reinigung Ihres Hauses würde Sie schon enorm gegen negative Energien von außen schützen. So etwas biete ich auch an. Gegen einen entsprechenden Aufpreis.“

      „Das ist ja interessant“, hörten wir plötzlich die sarkastische Stimme meines Vaters, der, noch in Oberhemd und Anzughose gekleidet, in der offenen Terrassentür stand. Ich hatte keine Ahnung, wie lange er dem Gespräch schon gelauscht hatte, doch war er genau zum richtigen Zeitpunkt nach Hause gekommen, obwohl es für seinen Feierabend noch viel zu früh war. Als hätte er geahnt, dass er hier gebraucht wurde.

      Meine Mutter stand auf und ging auf meinen Vater zu. „Konrad, das hier ist Frau Knop.“ Sie wies auf die Besucherin. „Sie möchte uns helfen, den Menschen zur Rechenschaft zu ziehen, der uns Melissa genommen hat.“

      Frau Knop stemmte sich mühsam aus ihrem Stuhl, näherte sich meinen Eltern und hielt meinem Vater lächelnd ihre Hand entgegen. „Gesine Knop, von Beruf Medium, und Ihnen sehr gern für die Kontaktaufnahme mit Ihrer Tochter zu Diensten, Herr Hart. Wir können sofort beginnen. Bei dem Preis sind Ihre Frau und ich uns schon so weit einig. Bargeldzahlungen sind mir am liebsten, aber in Ihrem Fall ...“

      „Verschwinden Sie“, erwiderte mein Vater verärgert, ohne die Hand zu ergreifen und das schockierte Gesicht meiner Mutter zu beachten.

      „Wie?“ Frau Knops Lächeln erstarb.

      „Verlassen Sie sofort mein Grundstück. Oder ich rufe die Polizei.“

      „Aber ...“, suchte Frau Knop nach Worten. „Aber Ihre Frau und ich ...“

      „Wird‛s bald“, drängte mein Vater.

      „Nun gut“, gab Frau Knop pikiert zurück. „Aber eins sage ich Ihnen: Das werden Sie noch bitter bereuen.“

      „Und Sie werden es bereuen, wenn Sie uns auch nur noch eine Minute weiter belästigen.“

      „Ich bringe Sie zur Pforte“, bot meine Mutter an, die wohl einsah, dass es keinen Sinn hatte, mit meinem Vater zu diskutieren.

      „Machen Sie sich keine Mühe. Ich finde allein zurück“, lehnte Frau Knop ab, bevor sie sich in leicht watschelndem Schritt davonmachte.

      Mein Vater wartete einen Moment, bevor er nachsah, ob sie das Grundstück auch tatsächlich verlassen hatte.

      „Wie konntest du das nur tun!“, griff ihn meine Mutter bei seiner Rückkehr auf die Terrasse in vorwurfsvollem Ton an. „Frau Knop war unsere einzige Möglichkeit, die Person zu finden, die Melissa auf dem Gewissen hat, und du behandelst sie wie eine Betrügerin! Außerdem hätten wir Melissa mit der Hilfe von Frau Knop Fragen stellen können! Weißt du, wie gern ich mit meiner Tochter sprechen würde? Weißt du das?“

      Im Gegensatz zu meiner Mutter blieb mein Vater vollkommen ruhig. „Dieses sogenannte Medium ist nichts als eine miese Betrügerin, Marianne, die deine hilflose Situation schamlos ausnutzen wollte.“

      Meine hilflose Situation?“ Die Stimme meiner Mutter war unangenehm schrill geworden. „Und du? Fühlst du dich nicht hilflos, weil der Täter weiterhin auf freiem Fuß ist? Kümmert dich das alles gar nicht?“

      „Natürlich kümmert es mich. Aber deshalb lasse ich mich doch nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Scharlatanen einwickeln.“

      „Das werden wir bereuen, dass wir ihre Hilfe nicht in Anspruch genommen haben, hat Frau Knop gesagt.“ Meine Mutter begann zu weinen.

      „Das war keine Hilfe.“

      Doch meine Mutter hörte meinem Vater gar nicht zu. „Und dass unsere Unglücksserie noch nicht vorbei ist. Dass Melissas Mörder es auch auf uns abgesehen hat!“

      Mein Vater ließ sich von dem verzweifelten Klagen nicht im Geringsten beeindrucken. „Ich habe jedes Wort von diesem Unsinn gehört.“ Er stellte sich meiner Mutter dicht gegenüber und umfasste sie an beiden Schultern. „Denn alles, was diese Betrügerin von sich gegeben hat, ist Unsinn. Sieh mich an, Marianne. Hörst du mir zu? Verstehst du, was ich sage?“

      „Es wird noch schlimmer kommen“, stammelte meine Mutter und sah dabei über die Schulter meines Vaters hinweg ins Leere. „Wir werden weiter vom Unglück verfolgt werden.“ Dann schrie sie ihn an: „Und du allein bist schuld daran!“ Sie riss sich los und lief ins Haus.

      „Es tut mir leid, dass du das miterleben musstest, Constantin“, wandte sich mein Vater an mich.

      Ich war am Tisch sitzen geblieben und hatte alles fassungslos mit angesehen. Nun erhob ich mich und ging auf meinen Vater zu. „Und ... wenn diese Wahrsagerin doch Recht hat?“

      „Das ist eine Betrügerin, Constantin“, widersprach mein Vater mit fester Stimme. „Die die Verzweiflung von Menschen ausnutzt und nur ihren eigenen Vorteil im Sinn hat. Es scheint, dass ich gerade im rechten Moment nach Hause gekommen bin. Gleich muss ich aber noch einmal los zu einem Termin. Kümmere dich bitte um deine Mutter. Sie braucht dich.“

      Nachdem mein Vater die Terrasse verlassen hatte, blieb ich noch eine Weile dort und dachte über die warnenden Worte von dieser Frau Knop nach. Und wenn sie doch Recht hatte und weiteres Unglück auf uns zukommen würde? Meine Befürchtung, die Weissagung des Mediums könnte eintreffen, sollte sich als nicht unberechtigt erweisen. Denn an diesem Abend sah meine Mutter zum ersten Mal den fremden Mann in unserem Garten.

      Ich hatte meine Mutter, weil es der letzte Ferientag war, dazu überreden können, unser Abendessen, bestehend aus von Frau Hubertus zubereitetem Pfannengemüse mit Reis, ausnahmsweise vor dem Fernseher einzunehmen. Vermutlich kam meiner Mutter etwas Zerstreuung sehr gelegen, und so sahen wir uns nebeneinander auf dem Sofa sitzend, beide mit einem Teller auf dem Schoß, eine Vorabendserie an. Meine Mutter lachte sogar wie ich an einigen lustigen Stellen, was mich sehr freute. Als wir unser Essen beendet hatten, trug meine Mutter das

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