Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sie war meine Königin - Janina Hoffmann страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

Скачать книгу

Angelina von mir wissen.

      Für einen Moment lang hatte ich nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprach. Dann fiel es mir ein: unsere Frankreich-Reise. Morgen sollte es schon losgehen. Daraus würde wahrscheinlich nichts werden.

      Angelina sah vermutlich an meiner bedrückten Miene, dass etwas nicht stimmte. „Ist alles in Ordnung, Constantin?“

      Ich schüttelte langsam den Kopf und spürte, dass mir Tränen in die Augen stiegen.

      „He, was ist denn?“, fragte Angelina besorgt und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Willst du hereinkommen und es mir erzählen?“

      Ich nickte, ließ mein Fahrrad wie am Tag zuvor im Hausflur zurück und folgte ihr in das kleine Wohnzimmer, in das die kühle Sommerluft durch die offene Balkontür wehte.

      „Setz dich doch“, bot mir Angelina an.

      Ich nahm auf dem grünbraun gemusterten Sofa Platz und sie auf einem der beiden Sessel. Der ganze Tisch lag voll mit Schnittmustern. „In meine Freizeit schneidere ich gern“, erklärte Angelina. „Aber ich bin nicht gut. Das meiste kann man gar nicht anziehen, weil es so schief und krumm ist. Ein Strandkleid will ich mir nähen, aber ich weiß noch nicht, nach welche Schnittmuster. Am besten nehme ich das einfachste. Aber das sieht dann nicht so hübsch aus.“

      „Du willst zum Strand?“, fragte ich neugierig und vergaß einen Moment lang meine Sorgen um Melissa.

      „Ja, mit meine Freund“, bestätigte Angelina unbekümmert. „Er hat ein Ferienhaus am Meer und ein Boot. Es ist sehr schön dort. Aber Guido gefällt es nicht so sehr.“

      „Aha.“ Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Ich hoffte, dass Angelina mir nicht ansah, wie sehr mich die Neuigkeit, dass es einen Mann in ihrem Leben gab, traf.

      „Und was macht dich so traurig?“, wollte Angelina wissen und sah mich mit ihren großen braunen Augen offen an.

      Dass sie einen Freund hatte, machte mich traurig. Sehr traurig sogar. „Meine Schwester ist seit gestern verschwunden“, erklärte ich. „Mein Vater hat die Polizei verständigt. Er war gestern Abend noch lange unterwegs, um nach Melissa zu suchen, aber ohne Erfolg. Und ich suche heute Vormittag die Gegend nach ihr ab.“

      Dio mio!“, rief Angelina schockiert. „Das kleine Mädchen, mit dem du bei meine Salon warst, ist verschwunden?“

      Ich nickte.

      „Das ist ja sehr schlimm! Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“

      „Willst du deinen Freund heiraten?“, fragte ich unvermittelt.

      „Was?“ Angelina lachte. „Dio mio! Nein, dazu ist es noch viel zu früh. Ich glaube auch, dass Guido es nicht gut finden würde. Er war so froh, als Harry, der uns gestern besuchen wollte, angerufen und noch kurzfristig abgesagt hat.“

      Harry hieß der Kerl also. Jetzt verstand ich auch, weshalb Guido nach dem gestrigen Anruf so gegrinst hatte.

      Als Angelina mein betrübtes Gesicht sah, wurde sie sofort wieder ernst. „Ich lache, und du machst dir Sorgen um deine sorella. Du tust mir so leid. Deine Schwester wird sicher wohlbehalten wieder nach Hause kommen. Und morgen fahrt ihr zusammen mit eure Eltern in den Urlaub. Das wird eine wundervolle Zeit. Du wirst sehen.“

      „Ja, hoffentlich.“ Plötzlich verspürte ich den Drang, schnell nach Hause zu fahren. „Es ist wohl besser, wenn ich mich jetzt wieder auf den Weg mache.“

      „Natürlich. Komm gern vorbei, wenn du aus Frankreich zurück bist. Guido und ich freuen uns immer über deinen Besuch.“

      Ich nickte. Es tat gut, diese Worte von Angelina zu hören. Doch wollte mir nicht aus dem Kopf, dass sie einen Freund hatte. Einen Freund, der Harry hieß. Einen Freund mit Ferienhaus am Meer und eigenem Boot.

      Ich folgte Angelina zur Wohnungstür. Nachdem ich in den Hausflur getreten war, strich sie mir sanft über meinen Kopf, und ich roch ihr Zitronenparfum. „Verlier nicht den Mut, Constantin. Es wird bestimmt alles gut. Ich wünsche es dir.“

      „Vielen Dank.“

      „Vielleicht ist deine Schwester schon wieder da, wenn du gleich nach Hause kommst“, versuchte sie, mir Mut zu machen, während ich mein Fahrrad zum kleinen Fahrstuhl schob.

      Ich drehte mich noch einmal nach Angelina um. „Ja, vielleicht.“ Doch mein Gefühl sagte mir, dass es nicht so sein würde.

      Stattdessen stand bei meiner Ankunft ein Polizeiwagen vor unserem Grundstück, und sofort ergriff mich helle Panik. Hektisch klingelte ich an der Pforte. Kurz darauf wurde der Summer betätigt, und Frau Bäumler öffnete die Haustür. Ich warf mein Fahrrad achtlos auf den Rasen und eilte zu ihr.

      „Ist Melissa wieder da?“, fragte ich hastig. Frau Bäumler schüttelte den Kopf, ohne eine Miene zu verziehen, und sagte kein Wort. Sie war sowieso eine recht schweigsame Person. Ich mochte sie nicht sonderlich, was vermutlich auf Gegenseitigkeit beruhte, und war immer froh, wenn die umgänglichere Frau Hubertus Dienst hatte. Ich hatte stets das Gefühl, dass die ebenfalls etwa fünfzigjährige Frau Bäumler die Tätigkeit als Haushälterin, noch dazu inklusive Wochenenddienste, nicht sonderlich mochte und sie nur ausführte, weil sie auf das Geld angewiesen war. Ohne die Haushälterin weiter zu beachten, lief ich in unser riesiges, vorrangig in Schwarzweiß gehaltenes Wohnzimmer, wo mein Vater mit zwei uniformierten Polizeibeamten stand, die offensichtlich gerade im Begriff waren, sich zu verabschieden.

      „Danke für Ihre Mühe“, sagte mein Vater und führte die Männer, die beide einen kurzen Blick auf mich warfen, zur Haustür.

      „Was wollten die denn?“, fragte ich meinen Vater, nachdem er die Haustür geschlossen hatte. „Haben sie Melissa gefunden?“

      Mein Vater nickte. Doch war er nicht sofort bereit, mir mehr zu sagen, sondern verließ kurz darauf das Haus.

      „Wo ist Melissa denn?“, drängte ich, als er nach fast zwei Stunden endlich zurückkehrte. „Ist sie verletzt? Liegt sie im Krankenhaus?“

      Mein Vater ging schweigend ins Wohnzimmer, und ich folgte ihm. „Setz dich mal zu mir“, forderte er mich auf, und ich nahm neben ihm auf einem schwarzen Ledersofa Platz, das meine Mutter gern durch ein weißes ersetzen würde, weil das den Raum ihrer Ansicht nach heiterer erscheinen lassen würde. Sie hatte ihre Idee aber noch nicht umgesetzt, weil sie sich nicht zwischen diversen Möbelangeboten entscheiden konnte.

      Erwartungsvoll sah ich meinen Vater an, der mir eine Hand auf die Schulter legte. „Constantin“, sagte er schließlich, „ich weiß nicht, wie es dir am besten beibringen soll. Aber Melissa ... wird nicht zurückkehren.“

      „Wird ... nicht zurückkehren?“, fragte ich verwirrt.

      Mein Vater nickte. „Sie ... wurde gestern an einer Landstraße angefahren. Kein Mensch weiß, was sie da verloren hatte. Der Autofahrer ... hat ihr nach dem Unfall nicht geholfen.“

      „Was?“, rief ich entsetzt. „Heißt das etwa, Melissa ist tot?“

      Mein Vater antwortete nicht. Das musste er auch nicht. Sein versteinerter Gesichtsausdruck war Antwort genug.

      2.

Скачать книгу