Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

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Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

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hoffte ich, Melissa werde mir doch folgen, aber sie hatte sich im See schon zu einigen ihrer Freundinnen gesellt und beachtete mich gar nicht mehr.

      Ich nahm mir vor, zu Guido zu fahren, dort so lange zu bleiben, bis Angelina den Salon verließ, mich etwas mit ihr zu unterhalten und anschließend zurück an den See zu fahren, um Melissa abzuholen. Ich würde ihr einen Nachmittag „Prinzessin und Aristokrat“ versprechen, wenn sie unseren Eltern nicht verriet, dass ich sie allein am See gelassen hatte. Sicher würde sie darauf eingehen.

      Guido war bei meiner Ankunft wieder ganz in sein Murmelspiel vertieft. Das bedeutete wohl, dass sich seine Mutter noch im Salon aufhielt. Bei der Feststellung, nicht zu spät zu sein, atmete ich erleichtert aus. „Hallo Guido“, begrüßte ich meinen neuen Freund und stieg von meinem Rad.

      Guido blickte von den Murmeln auf. „Hallo.“

      „Da bin ich, wie ich es gestern versprochen habe.“ Mit diesem Hinweis auf meine Zuverlässigkeit kniete ich mich zu Guido auf die Steinplatten, die durch die Sonne stark aufgeheizt waren. Schöner wäre es jetzt in der Tat am Badesee, musste ich insgeheim eingestehen. Aber schließlich ging es um ein Wiedersehen mit Angelina, vermutlich das letzte vor unserer Frankreichreise, und dafür mussten nun einmal Opfer gebracht werden. Konzentriert begannen wir unser Murmelspiel, doch wenn die Tür des Friseursalons geöffnet wurde, fuhr ich hoch in der Hoffnung, es sei Angelina, und war enttäuscht, da nur frisch frisierte Kunden nach draußen traten.

      Dann endlich verließen Angelina, Sabrina und Emily den Salon. Wieder trugen alle drei bunte T-Shirts, doch Angelina hatte heute, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, statt einer Jeans eine kurze weiße Hose an. Wieder war Angelina die Einzige, die auf uns zukam, während die anderen beiden Frauen nach einem Abschiedsgruß auf ihre Fahrräder stiegen und davonfuhren.

      „Constantin, das ist aber schön, dass du mit Guido spielst“, begrüßte mich Angelina Angelo.

      Ich erhob mich, während Guido noch die Murmeln einsammelte. „Ja, das habe ich ja versprochen.“

      „Du bist ein sehr lieber Junge“, stellte Angelina anerkennend fest, und mir wurde ganz warm ums Herz.

      Nachdem Guido die Murmeln in einem kleinen Beutel verstaut hatte, ging er auf seine Mutter zu.

      „Na, wie wäre es mit einem Eis?“, fragte Angelina ihren Sohn und strich ihm über das Haar.

      Guido nickte nur. Er war nicht sehr gesprächig, wie ich bereits festgestellt hatte.

      „Möchtest du mitkommen, Constantin?“, fragte mich Angelina zu meiner großen Freude. „Wir wohnen gleich da drüben.“ Sie zeigte zu einem Mehrfamilienhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Ich habe noch Eis zu Hause. Wir können es auf dem Balkon essen.“

      „Ja, sehr gern!“, nahm ich das Angebot hastig an.

      „Dann komm.“ Angelina legte einen Arm um Guido. Als ich den beiden folgen wollte, wies sie mich auf mein Fahrrad hin, das ich auf dem Parkplatz vor dem Friseursalon abgestellt hatte und beinahe vergessen hätte. „Das solltest du besser mitnehmen, Constantin.“

      Ich Idiot! Schnell ging ich zu meinem Rad und schob es hinter Angelina und Guido her.

      Wir erreichten das vierstöckige Backsteinhaus, in dem Angelina und ihr Sohn wohnten. Beim Näherkommen fiel mir auf, wie schäbig es aussah. Der Garten bestand lediglich aus einer kleinen Rasenfläche, die, soweit ich sehen konnte, das Haus umgab und stark von Moos und Löwenzahn durchwuchert war. An den vormals weißen Fensterrahmen des Hauses blätterte die Farbe ab, und die breite braune Eingangstür, in die mehrere Buchstaben und sonstige Zeichen geritzt waren, hätte ebenfalls einen neuen Anstrich vertragen können. Im stickigen Treppenhaus roch es widerlich, eine Mischung aus Zigarettenrauch, Bratfett und Urin. Wir fuhren mit dem klapprigen Aufzug, dessen Innenwände mit Graffiti verziert waren und in den mein Fahrrad gerade mit hineinpasste, nach oben in den vierten Stock.

      „Du kannst dein Fahrrad ruhig hier im Hausflur stehen lassen“, teilte mir Angelina mit. „Auf dieser Etage wohnen nur anständige Leute. Ich habe alle, als Guido und ich eingezogen sind, zu einer kleinen Feier in unsere Wohnung eingeladen.“

      Ich hoffte, dass Angelina Recht mit ihrer Einschätzung hatte, ließ mein Fahrrad samt Badetasche neben der Wohnungstür stehend zurück, ohne es abzuschließen, um Angelina nicht durch mein Misstrauen zu verärgern. Dann folgte ich ihr und Guido in den engen, dunklen Flur der Wohnung, der mit einem flauschigen weinroten Teppich ausgelegt war. Angelina schaltete die Deckenlampe an, und ich sah, dass sämtlicher Platz, den die ebenfalls weinrot tapezierten Wände boten, von Bildern eingenommen wurde. Bei einigen handelte es sich um Landschaftszeichnungen, bei anderen um Fotos von Angelina und Guido, teilweise zusammen mit Sabrina, teilweise mit anderen Personen, die ich nicht kannte.

      „Geht schon einmal auf den Balkon“, forderte uns Angelina auf. „Ich mache das Eis in der Küche fertig.“

      Auf den Balkon gelangten Guido und ich durch das kleine Wohnzimmer. Ich war es bereits gewohnt, dass die Zimmer anderer Leute kleiner waren als die in unserem Haus, aber dieses Wohnzimmer war auch im Vergleich zu denen in den Häusern meiner Schulkameraden winzig. Es bot gerade einmal Platz für ein braunes Sofa mit zwei dazupassenden Sesseln, einen Couchtisch, einen schmalen Schrank mit Glasfront und eine Kommode, auf der ein Fernseher stand. Dennoch wirkte der hell tapezierte Raum, nicht zuletzt wegen der vielen Bilder, die auch hier an den Wänden hingen, und der kleinen Porzellanfiguren, die überall herumstanden, sehr gemütlich.

      Auch der Balkon hatte eine nur kleine Fläche, die fast komplett von einem runden weißen Tisch und vier Stühlen eingenommen wurde. An der Balkonbrüstung waren mehrere Blumenkästen befestigt, die farbenfroh bepflanzt waren. Die Aussicht über die umliegende Umgebung war fantastisch, und ich blieb einen Moment lang stehen, um sie zu bewundern, während Guido schweigend am Tisch Platz nahm.

      „Na, was sagst du, Constantin?“, hörte ich auf einmal Angelina hinter mir fragen.

      Schnell wandte ich mich ihr zu, als sie gerade im Begriff war, ein Tablett, auf dem sich drei mit Eiscreme gefüllte Glasschalen samt Löffeln befanden, auf dem Tisch abzustellen.

      „Das ist ein toller Ausblick“, sagte ich.

      „Ja, deshalb haben wir die Wohnung auch genommen, obwohl sie ziemlich klein ist. Wir haben leider nicht so viel Geld, um uns eine große Wohnung leisten zu können. Aber wir fühlen uns hier wohl. Nicht, Guido?“

      Guido nickte und nahm sich eine der Eisschalen.

      „Komm, Constantin, nimm dir dein Eis. Und dann erzähle Guido und mir ein bisschen davon, wie du so wohnst.“

      Ich setzte mich wie Angelina zu Guido an den Tisch und hatte keine Ahnung, was ich den beiden berichten konnte. „Wir wohnen in einem weißen Haus“, sagte ich schließlich. „Es ist ziemlich groß. Eine Haushälterin macht es jeden Tag sauber. Und einen Gärtner haben wir auch. Weil der Garten auch groß ist.“

      Ich fand das, was ich gerade von mir gegeben hatte, ziemlich dämlich, doch Angelina erwiderte fasziniert: „Dio mio, dann seid ihr reiche Leute, ja?“

      Ich nickte und nahm einen Löffel von der Eiscreme. Es war jeweils eine Kugel Vanille-, Schokoladen- und Erdbeereis und schmeckte schön cremig.

      „Und was macht deine Mama den ganzen Tag, wenn andere für euch saubermachen?“, wollte Angelina wissen.

      „Sie trifft sich mit anderen im Gemeindehaus,

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