Sie war meine Königin. Janina Hoffmann
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„Das war gar kein echter Kommissar!“, warf ich ihm wütend vor. „Du hast Mama und mich angelogen!“
„Doch, das war ein echter Kommissar“, widersprach mein Vater in ruhigem Tonfall.
„Er hat uns angelogen, weil du es so wolltest!“, beharrte ich.
Mein Vater legte seine Hände auf meine Schultern und sah mir fest in die Augen. „Deine Mutter ist in letzter Zeit sehr traurig, Constantin“, teilte er mir betrübt mit. „Sie ist traurig, weil Melissa tot ist. Und Melissa ist tot, weil du nicht auf sie aufgepasst hast. Du hast sie alleingelassen, obwohl ich euch gesagt habe, dass ihr immer zusammenbleiben sollt. Das habe ich euch gesagt. Erinnerst du dich?“ Seine Stimme klang bei diesen harten Worten, die für mich so schmerzhaft wie ein Faustschlag in die Magengrube waren, unpassend sanft. „Und haben deine Mutter und ich dir Vorwürfe gemacht, Constantin? Habe ich mit dir geschimpft, weil du Melissa im Stich gelassen hast? Habe ich dich bestraft, weil du mir hinsichtlich der Uhrzeit, als du Melissa zurückgelassen hast, ins Gesicht gelogen hast, wie sich später herausgestellt hat?“
Ich senkte den Blick und schüttelte den Kopf, während sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Constantin“, forderte mich mein Vater streng auf. „Nur Feiglinge und Versager weichen den Blicken anderer aus.“
Ich gehorchte, denn ich wollte vor meinem Vater nicht als Feigling und Versager dastehen. Aber genauso wenig wollte ich jetzt vor ihm weinen, denn so etwas hasste er. Dann würde er anfangen, gnadenlos auf mir herumzuhacken. Dabei konnte er sehr gemein werden. Das wusste ich von früheren Begebenheiten sehr genau.
„Kommissar Stein ist ein alter Freund von mir“, erklärte mein Vater wieder in diesem sanften Tonfall. „Ein alter Freund, der mir noch einige Gefallen schuldet. Weil ich ihm früher einmal geholfen habe, als er in einer Notsituation war. Du darfst es nie vergessen, wenn du jemandem in einer Notsituation geholfen hast, Constantin, denn zu einem späteren Zeitpunkt musst du Wiedergutmachung fordern. Sonst hatte deine Hilfe für dich ja keinen Sinn. Und behalte auch immer Dinge im Blick, die du über andere weißt und gegen sie verwenden könntest. Das ist sehr wichtig im Leben.“
Ich nickte gelehrig, weil ich wusste, dass mein Vater das von mir in diesem Moment erwartete.
„Du hast Recht“, räumte mein Vater ein. „Kommissar Stein hat gelogen. Der Mann, der Melissa überfahren hat, ist nicht gefasst und wird es vermutlich auch nicht mehr werden. Es sei denn, er stellt sich freiwillig, wovon ich nicht ausgehe. Dafür ist er bei der Tat zu berechnend vorgegangen. Er ist niemand, der die Nerven verliert. Es ist wichtig, Menschen richtig einschätzen zu können. Merk dir das. Kommissar Stein hat gelogen, weil ich ihn darum gebeten habe. Weil ich möchte, dass es deiner Mutter wieder besser geht. Und möchtest du das nicht auch? Möchtest du sie nicht endlich wieder lachen und singen hören? Möchtest du nicht, dass sie wieder regelmäßig an ihrer Diskussionsrunde teilnimmt, dass sie sich für bedürftige Menschen einsetzt? Möchtest du nicht mit ihr wie früher Dinge unternehmen? Dir Dinge von ihr schenken lassen? Sie hat dir und Melissa doch immer gern viele Dinge geschenkt – von meinem Geld. Aber lassen wir das. Willst du nicht, dass es wieder so wird wie früher? Dass wir drei wieder eine glückliche Familie sind, auch wenn Melissa für immer von uns gegangen ist? Oder möchtest du weiter erleben, dass deine völlig verängstigte Mutter sämtliche Räume im Haus verdunkelt, dass sie den ganzen Tag nur noch im Bett verbringt? Möchtest du allein deine Mahlzeiten einnehmen, allein Hausaufgaben machen, allein fernsehen, niemandem mehr erzählen, was du in der Schule erlebt hast?“ Mein Vater machte eine rhetorische Pause. „Du hast die Wahl, Constantin. Du kannst deiner Mutter die Wahrheit sagen, wenn du das für richtig hältst. Du kannst ihr sagen, dass alles, was Kommissar Stein erzählt hat, gelogen war. Ich werde dir nicht widersprechen. Stell dich aber darauf ein, dass du hier anschließend tagtäglich die Hölle erleben wirst. Dass du täglich in Angst um deine Mutter aus der Schule kommen wirst. Aber es gibt zum Glück noch eine zweite Möglichkeit: Du siehst ein, dass es vorteilhafter ist, unser kleines Geheimnis für dich zu behalten. Dann hast du bald die Mutter, die du von früher kennst, zurück. Das verspreche ich dir.“ Wieder machte mein Vater eine Pause. „Also, wie lautet deine Entscheidung?“
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. „Okay.“ Ich nickte.
„Okay – was?“ Mein Vater wurde streng. „Sprich in ganzen Sätzen, Constantin. Das sage ich dir nicht zum ersten Mal.“
„Ich ... verrate nichts.“
„Sehr schön!“ Mein Vater grinste breit, wie er es zu tun pflegte, wenn er von dem erfolgreichen Abschluss eines Mandats berichtete, und klopfte mir herzlich auf die Schulter. „Und jetzt, würde ich sagen, gibt es zur Feier des Tages für uns drei eine große Portion Eis zum Nachtisch. Was hältst du davon?“
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