Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

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Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

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...“

      „Nichts aber. Du reist jetzt ab und kommst auch so schnell nicht wieder hierher, verstanden? Und da Marianne vermutlich schläft, solltest du sie nicht durch unnötige Abschiedsworte stören. Ich werde ihr schon mitteilen, dass du leider kurzfristig wieder nach Hause musstest. Glaube mir, sie wird den Verlust verkraften.“

      „Was bist du nur für ein Mensch.“

      „Und jetzt entschuldige mich. Ich muss mich noch mit einem komplexen Mandat beschäftigen. Hinaus findest du gleich ja sicher allein.“

      Schnell zog ich mich in die Küche zurück. Frau Bäumler wartete darauf, den Tisch abräumen und Feierabend machen zu können. Normalerweise verließen sie oder Frau Hubertus das Haus, wenn das Abendessen zubereitet und der Tisch gedeckt war. Den Rest erledigte meine Mutter. Durch die frühe Rückkehr des Hausherrn sah sich Frau Bäumler offenbar veranlasst, länger als gewöhnlich zu bleiben. Vielleicht hatte sie mein Vater auch wegen irgendetwas kritisiert, und sie fürchtete nun um ihre Anstellung, an der sie sowieso nicht sonderlich hing. Bei meinem Erscheinen in der Küche sah sie mich verwundert an.

      „Das Nudelgericht war heute sehr lecker, Frau Bäumler“, behauptete ich. „Das wollte ich Ihnen nur sagen.“ Ich hörte, wie die Esszimmertür geöffnet wurde, und die Schritte meines Vaters im Flur, der sich vermutlich in sein Arbeitszimmer begab, wo er den restlichen Abend verbringen würde.

      „Danke ...“ Frau Bäumler war mit dem Lob sichtlich überfordert. „Das ist aber nett von dir, das zu sagen.“

      „Gern geschehen“, beendete ich das Thema rasch, verließ die Küche und ging nach oben in mein Zimmer.

      Meine Großmutter klopfte einige Minuten später an meine Tür, als ich gerade die Schubladen auf der Suche nach Murmeln durchwühlte, die ich Guido schenken könnte. Sicher würde das Angelina sehr gut gefallen.

      „Was machst du denn da?“, wollte meine Großmutter in argwöhnischem Tonfall wissen.

      „Ich räume auf.“

      „Ach so.“ Sie klang erleichtert. Dann teilte sie mir mit trauriger Stimme mit, dass sie leider schon wieder nach Hause fahren müsse, da es Erich nicht gut gehe.

      „Was hat er denn?“, stellte ich mich dumm.

      „Ach, ich glaube, er vermisst mich einfach nur sehr“, lautete die nicht gerade überzeugende Ausrede meiner Großmutter.

      „Na, dann ...“

      Meine Großmutter drückte mich an sich. „Es hat mich jedenfalls sehr gefreut, hier sein zu dürfen. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“

      „Ja, hoffentlich.“

      Sie strich mir über mein Haar. „Pass gut auf deine Mutter auf. Versprichst du mir das?“

      Ich fand, dass das etwas viel von einem noch nicht einmal zehn Jahre alten Kind verlangt war, und nickte nur. „Sagst du Mama noch tschüss?“

      „Nein, ich will sie nicht stören.“

      Ich tat so, als bemerkte ich die Tränen, die meiner Großmutter bei diesen Worten in die Augen stiegen, nicht. „Okay.“

      Sie nickte nur und schloss die Tür hinter sich.

      Ich blieb zurück und fragte mich, wie mein Vater den Zustand meiner Mutter behandeln wollte. Denn so etwas in der Art hatte er doch gesagt. Dabei war mein Vater ja gar kein Arzt, aber auf jeden Fall sehr schlau. Ihm würde sicher etwas einfallen, wie es meiner Mutter schnell wieder besser ging. Die Vorstellung, sie könnte sich den Mann in unserem Garten nur eingebildet haben, war für mich, ähnlich wie die Vorstellung, dass Guido bei sich zu Hause den gesamten Haushalt erledigen musste, äußert unangenehm, und ich versuchte, sie für den Rest des Tages so gut es ging zur Seite zu schieben. Mein Vater würde schon eine Lösung finden, sagte ich mir immer wieder an diesem Abend. Schließlich war er ein sehr kluger Mann, viel klüger als meine Mutter und ich.

      Tatsächlich fiel meinem Vater etwas ein, und zwar schon am darauffolgenden Tag. Ich verbrachte den Vormittag in der Schule, nachdem ich mein Frühstück wieder einmal allein mit meinem Vater eingenommen hatte. Als ich zum Mittagessen nach Hause kam, war mein Vater seltsamerweise immer noch da und nahm mich im Flur in Empfang.

      „Wieso bist du denn nicht bei der Arbeit?“, fragte ich alarmiert. „Ist was mit Mama?“

      „Nein, nein, alles in Ordnung.“ Mein Vater lächelte bei diesen Worten sogar leicht. „Ich bin heute zu Hause geblieben, um mich ein wenig um sie zu kümmern. Das können wir nicht alles Frau Hubertus und Frau Bäumler zumuten. Und es geht deiner Mutter auch schon viel besser. Sie kommt gleich nach unten, um mit uns zu essen.“

      „Toll!“

      Wie auf ein Stichwort kam meine Mutter die Treppe herunter. Sie hatte sich eine braune Hose und ein T-Shirt in derselben, nicht gerade sommerlichen Farbe angezogen. Sicher waren beide Kleidungsstücke aber sehr teuer gewesen. Meine Mutter hatte sich sogar dezent geschminkt, das erste Mal seit Melissas Tod. Das musste etwas zu bedeuten haben.

      „Hallo Mama.“ Ich stellte meine Schultasche ab und umarmte sie.

      „Hallo Constantin. Wasch dir bitte die Hände. Wir wollen essen.“

      Als wir kurz darauf auf Wunsch meines Vaters nicht in der Küche, sondern am Esszimmertisch saßen, machte meine Mutter einen nervösen Eindruck und stocherte in ihrem Salat herum. Ich befürchtete schon, sie habe wieder diesen Bruno Buhr in unserem Garten gesehen, als sie mir erklärte: „Die Polizei kommt gleich zu uns. Sie ... haben den Kerl, der Melissa überfahren hat.“

      „Was?“ Mir fiel vor Erstaunen fast das Besteck aus den Händen. So sehr hatte ich mir gewünscht, der Täter möge gefasst werden, und die Hoffnung inzwischen beinahe aufgegeben.

      „Ja, es ist wahr“, bestätigte meine Mutter, und ihre Augen glänzten dabei tränenfeucht, während mein Vater einen eher zufriedenen Eindruck machte. „Das wurde auch Zeit“, sagte er nur.

      Ein paar Minuten später klingelte es an der Gartenpforte. Mein Vater stand auf, um zu öffnen. Frau Bäumler, die an diesem Tag Dienst hatte, hatte er für den Rest des Tages freigegeben. Meine Eltern wollten unter sich sein, wenn die Polizei ihnen davon berichtete, wie es zu der Festnahme von Melissas Mörder gekommen war. Bei dem Gedanken wurde ich selbst auch ganz aufgeregt.

      Mein Vater kehrte mit einem etwa gleichaltrigen Mann in unser Esszimmer zurück. Der Mann hatte kurzgeschorene schwarze Haare, vermutlich, weil er schon eine sichtbare Stirnglatze hatte. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt und hielt einen dünnen blassroten Papphefter in der Hand. Ein verdeckter Ermittler. So etwas kannte ich aus dem Fernsehen.

      „Das ist Kommissar Stein“, stellte mein Vater den Mann vor. „Herr Stein: Meine Frau Marianne und mein Sohn Constantin.“ „Hallo, freut mich.“ Der Kommissar gab zunächst meiner Mutter, die sich kurz erhob, und dann mir, während ich ebenfalls aufstand, die Hand. „Aber ich sehe, ich störe Sie beim Essen.“

      „Nein, nein“, widersprach meine Mutter. „Das Essen kann warten. Wir haben so lange gehofft, ...“ Tränen traten in ihren Augen, und sie konnte nicht weitersprechen.

      „Setzen Sie sich doch bitte“, forderte mein Vater den Kommissar auf, der daraufhin am Kopf der

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