Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

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Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

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hockte wieder einmal auf den Steinplatten vor dem Friseursalon und kullerte Murmeln hin und her. Als ich von meinem Rad abstieg, bemerkte er mich und sah mich lächelnd an. „Du durftest ja doch kommen.“

      „Ja, meine Großmutter hat es erlaubt.“

      Wir spielten eine Weile mit den Murmeln, wobei ich immer wieder zu der Tür des Friseursalons lugte in der Hoffnung, Angelina möge eine kurze Pause machen und mir sagen, dass das alles nicht stimme. Dass sie ihren Sohn nicht sämtliche Hausarbeiten erledigen lasse, während sie sich mit reichen Männern vergnügte. „Wollen wir deine Mutter im Salon besuchen?“, fragte ich schließlich, als es fast Zeit für mich war, zum Abendessen nach Hause zu fahren.

      Guido schüttelte den Kopf. „Lieber nicht.“

      „Wieso nicht?“, wollte ich wissen. Angelina hatte mir doch gesagt, wie sehr sie sich freuen würde, mich wiederzusehen.

      „Weil ich Mist gebaut habe und meine Mutter noch sauer auf mich ist.“

      „Wieso, was hast du denn gemacht?“

      „Ich habe gestern das Bügeleisen zu heiß eingestellt und Mamas Strandkleid, das sie sich selbst genäht hat, verbrannt. Das hat sie herausgefunden, und heute Mittag hat sich mich deswegen ausgeschimpft und mir das Taschengeld für diesen Monat gestrichen.“

      Jetzt fing Guido schon wieder von diesen Geschichten an. Das war für mich unerträglich. „Das glaube ich nicht“, erwiderte ich gerade trotzig, als die Salontür geöffnet wurde und Angelina nach draußen trat. „Hallo Constantin“, begrüßte sie mich wie immer mit dieser warmherzigen Stimme.

      Ich stand auf. „Hallo Angelina. Wie geht es dir?“

      Angelina lachte. „Oh, mir geht es sehr gut.“ Sie drückte Guido, der sich ebenfalls erhoben hatte, an sich und küsste sein Haar. „Uns geht es beiden sehr gut, nicht, mein Schatz?“ Dann wurde sie ernst. „Aber das, was mit deine Schwester passiert ist, ist schlimm. Das tut mir sehr, sehr leid.“

      Ich blickte betroffen zu Boden und versuchte so, die Tränen, die mir bei der Erwähnung von Melissa sofort in die Augen gestiegen waren, zu verbergen.

      „Komm mal her.“ Angelina nahm mich in die Arme. Ich roch ihr wunderbares Zitronenparfum und wünschte, dieser Moment möge nie vergehen. Viel zu schnell ließ sie mich wieder los. „Guido und ich gehen jetzt nach Hause“, erklärte sie mir. „Ich habe heute etwas früher Feierabend gemacht. Willst du noch mit uns kommen?“

      Wie gern hätte ich das Angebot angenommen. Stattdessen schüttelte ich den Kopf. „Ich muss jetzt nach Hause. Vielleicht ein andermal.“

      „Ja, sicher.“ Angelina lächelte mich an. „Irgendwann wird es schon besser passen.“ Sie wandte sich an Guido. „Dann gehen wir beide jetzt nach Hause und spielen nach dem Essen auf dem Balkon Memory. Das magst du doch so gern. Oder möchtest du heute lieber Mikado spielen, amore?“

      Guido stand nur da und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Angelina drückte ihn übermütig an sich. „Wenn du nicht antworten willst, entscheide ich, verstanden?“, neckte sie ihn lachend und küsste ihn mehrmals hintereinander auf die Wange. „Dann entscheide ich, amore, hörst du?“

      Immer noch lachend nahm sie Guido an die Hand. „Tschüss, Constantin“, rief sie mir fröhlich zu. „Und vergiss nicht, uns mal wieder zu besuchen, ja? Wir könnten ja auch mal zu dritt Mikado spielen oder was immer ihr wollt.“

      Auf meinem Nachhauseweg war ich noch ganz aufgewühlt von der Begegnung mit Angelina. Sie war immer so herzlich und gut gelaunt. Ich wünschte, meine Mutter könnte zumindest ein wenig so sein wie sie. Und wie lieb sie zu Guido gewesen war. Dabei hatte er behauptet, sie sei verärgert, weil er ihr Kleid beim Bügeln ruiniert habe. Er musste sich das alles ausdenken. Ich verstand nur nicht, wieso er diese Dinge über seine Mutter, die die netteste der Welt war, behauptete.

      Meine Großmutter nahm mich an der Haustür in Empfang und teilte mir mit, dass meine Mutter wegen der heutigen Aufregung um den Eindringling auf unserem Grundstück noch immer im Bett lag, um sich auszuruhen. Kurz darauf verzehrten sie und ich im Esszimmer unser Abendessen. Meine Großmutter wirkte nachdenklich und ungewohnt schweigsam. Sicher machte sie sich Sorgen wegen meiner Mutter, vielleicht auch wegen des Mannes namens Bruno Buhr, der es ja wohl anscheinend auf uns abgesehen hatte, wenn mir der Grund dafür auch nicht ansatzweise bekannt war. Nach einer Weile entschloss ich mich, meine Großmutter einfach danach zu fragen. „Oma, wer ist eigentlich Bruno Buhr?“

      „Was?“ Meine Großmutter, die mir gegenübersaß, sah mich schockiert an.

      „Na, wer Bruno Buhr ist, will ich wissen.“

      „Wie ... kommst du denn auf diesen Namen?“

      „Ich habe gehört, wie Mama gestern mit dir über ihn gesprochen hat“, gab ich zu.

      „Da musst du dich verhört haben“, widersprach meine Großmutter entschlossen und spießte, als wollte sie dieser Aussage Nachdruck verleihen, heftig einige Nudeln auf ihre Gabel.

      „Nein, ich habe mich nicht verhört. Ich weiß ganz genau, dass Mama diesen Namen gesagt hat. Und außerdem, dass alles wieder von vorn losgeht. Was geht denn wieder von vorn los?“

      „Nichts geht von vorn los. Überhaupt nichts.“ Meine Großmutter stopfte sich die Nudeln in den Mund, obwohl sie bei den vorherigen Mahlzeiten vorbildliche Tischmanieren an den Tag gelegt hatte, und kaute energisch, während sie mich geradezu wütend dabei ansah.

      „Was hast du denn auf einmal?“, erkundigte ich mich arglos.

      „Du sollst aufhören, solche Sachen zu behaupten“, antwortete meine Großmutter gereizt, nachdem sie den großen Bissen heruntergeschluckt hatte. „Hast du mich verstanden! Das ist genauso ein Unsinn wie die Kinderarbeit, von der du heute Mittag gesprochen hast! Du entwickelst dich noch zu einem richtigen Lügner!“

      „Ich bin kein Lügner!“, verteidigte ich mich erbost. „Dass mein Klassenkamerad viel im Haushalt helfen muss, hat er mir sehr wohl erzählt! Und das mit Bruno Buhr habe ich mir auch nicht ausgedacht!“

      „Erwähne diesen Namen nie wieder!“, schrie mich meine Großmutter an. „Deine Mutter ist schon unglücklich genug!“

      „Ich bin auch unglücklich!“, antwortete ich in nicht geringerer Lautstärke. „Und zwar weil Melissa tot ist!“

      Meine Großmutter sah mich betreten an. „Ja, ich weiß“, stimmte sie mir leise zu. „Wir sind alle traurig, sehr traurig sogar, weil Melissa tot ist. Komm, lass uns aufhören zu streiten. Aber versprich mir, dass du deine Mutter nicht aufregst, indem du sie nach dem Mann fragst, der auf euer Grundstück eingedrungen ist.“

      „Bruno Buhr“, beharrte ich.

      „Constantin.“ Im Tonfall meiner Großmutter schwang eine leise Drohung mit. „Mach es nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.“

      Die abweisende Art meiner Großmutter und ihr bestimmender Tonfall ärgerten mich, und obwohl ich sie ganz gern hatte, wünschte ich in diesem Moment, sie würde nach Hause fahren und uns hier in Ruhe lassen.

      „Guten Abend.“ Als hätte mein Vater, der plötzlich in der Tür aufgetaucht war, meine Gedanken gelesen, ging er mit ein paar großen Schritten auf meine Großmutter

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