Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

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Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

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nicht Sabrina und Emily. Du kapierst aber auch gar nichts“, warf mir Guido mit leicht verärgerter Stimme vor. „Männer. Meine Mutter trifft sich ständig mit irgendwelchen Männern.“

      Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Schon, dass es diesen Harry mit Ferienhaus am Meer und eigenem Boot gab, war für mich schwer zu ertragen. Und das sollte noch nicht einmal der Einzige sein? Das durfte nicht wahr sein. „Das glaube ich nicht“, war alles, was mir als Erwiderung einfiel.

      „Es stimmt aber“, bekräftigte Guido unbeeindruckt. „Meine Mutter mag Männer mit viel Geld. Weil sie selbst nicht viel hat und die Männer ihr viel schenken. Darum hat uns auch mein Vater verlassen. Wegen der anderen Männer. Er konnte es nicht mehr ertragen.“

      „Echt?“

      „Kannst du mir ruhig glauben. Und ich muss den Haushalt machen, während sie unterwegs ist. Und wehe, es ist nicht alles tipptopp, wenn sie zurück ist. Dann gibt‛s richtig Ärger.“

      „Aber heute Nachmittag ... hättest du Zeit zum Spielen?“, wollte ich wissen.

      „Ja, wenn schönes Wetter ist, darf ich raus. Dafür muss ich dann heute Abend putzen. Sonst gibt‛s ein Donnerwetter.“

      „Okay, ich werde sehen, dass ich nachher zum Salon kommen kann“, lenkte ich hastig ein, um das mir äußerst unangenehme Thema zu beenden. „Kann ich aber nicht versprechen.“

      „Ist schon in Ordnung.“ Guido lächelte mich an und zeigte dabei seine Zahnspange. „Ich finde es toll, dass du überhaupt was mit mir zu tun haben willst. An meiner alten Schule war ich ganz allein.“

      Auf dem Nachhauseweg dachte ich darüber nach, was mir Guido soeben anvertraut hatte. Ich konnte das nicht glauben. Das durfte einfach nicht wahr sein. Angelina war so eine nette, freundliche Frau. Eine bezaubernde Frau, um genau zu sein. Die bezauberndste Frau, der ich je begegnet war. Jemand wie sie behandelte ihr Kind doch nicht wie einen Sklaven. So etwas hatte ich von überhaupt noch niemandem gehört. Guido musste sich das ausgedacht oder im Fernsehen gesehen haben. Mein Vater hatte mich schon oft darauf aufmerksam gemacht, dass im Fernsehen viel Blödsinn gezeigt werde, was die meisten auch noch glaubten, weil sie zu dumm seien zu erkennen, dass alles gelogen sei. Er hatte mir geraten, höchstens zehn Prozent von dem zu glauben, was ich im Fernsehen sah. Wobei ich nicht wusste, was zehn Prozent waren, was ich meinem Vater gegenüber aber nicht zugegeben hatte. Vielleicht nahm Guido es auch einfach mit der Wahrheit nicht so genau wie einige andere meiner Freunde, die zum Beispiel unglaubliche Geschichten über ihre Väter erzählten, die darüber hinwegtäuschen sollten, dass ihre Väter längst nicht so viel Geld verdienten wie mein Vater.

      An unserem Grundstück angekommen, klingelte ich an der Pforte und stellte mein Fahrrad ordnungsgemäß ab, bevor ich das Haus betrat. Frau Bäumler erwartete mich im Flur. „Na, ersten Tag geschafft?“, wollte sie wissen.

      Ich wunderte mich, dass sie freiwillig mit mir sprach. Das tat sie sonst nie. Etwas stimmte nicht. „Ja“, antwortete ich.

      „Ich hoffe, du hast Hunger mitgebracht.“

      „Klar.“

      „Willst du heute oben in deinem Zimmer essen?“

      „Wieso?“ Sonst nahm ich mein Mittagessen immer in der Küche ein.

      „Nur so. Wäre mal was anderes.“ Frau Bäumler lächelte etwas gezwungen.

      Entschlossen ging ich an ihr vorbei, öffnete die Küchentür und sah in den großen Raum, der völlig im Dunkeln lag. Nicht nur die Vorhänge vor dem Fenster waren zugezogen, auch die Außenjalousien waren heruntergelassen worden. Ich drehte mich zu Frau Bäumler um und sah sie fragend an.

      „Deine Mutter wollte das so“, erklärte sie. „Weil sie vorhin jemanden im Garten herumstreunen gesehen hat. Die Polizei war deswegen erst hier, hat aber niemanden gefunden. Alle Fenster im Erdgeschoss mussten verrammelt werden.“ Mit einem verständnislosen Kopfschütteln fügte sie hinzu: „Da kann einem ganz anders werden. Nur durch die Scheiben neben der Haustür kommt noch Licht.“

      „Wo ist meine Mutter jetzt?“

      „Oben in ihrem Schlafzimmer. Oder bei deiner Großmutter in einem der Gästezimmer. So genau weiß ich das nicht. Bin ja schließlich hier nicht der Babysitter.“

      „Constantin.“ Meine Großmutter kam die Treppe herunter und strich mir zu Begrüßung über das Haar. „Wie war es in der Schule? Nimm doch den schweren Tornister ab, Junge.“

      Ich nahm den Schulranzen von meinem Rücken und stellte ihn ab. „Hier war ein Dieb auf dem Grundstück?“, fragte ich an meine Großmutter gewandt.

      „Ja ...“, bestätigte diese zögerlich. „Deine Mutter hat deswegen erst die Polizei gerufen.“ Sie strich mir wieder über mein Haar. „Aber du musst dir keine Sorgen machen. Die Polizei konnte niemanden finden.“

      „Und warum ist dann alles abgedunkelt?“

      „Ach.“ Meine Großmutter machte eine wegwerfende Bewegung. „Weil deine Mutter das erst so wollte. Alles halb so wild. Frau Bäumler, Sie können jetzt wieder überall Licht hereinlassen.“

      Frau Bäumler verdrehte kurz die Augen, als wollte sie fragen, was der ganze Zirkus solle, und verschwand in der Küche.

      „Dann kann ich auch wie immer in der Küche essen?“

      „Ja, sicher. Aber zuerst wäschst du dir die Hände.“

      „Wieso kommt Mama nicht nach unten?“, wollte ich wissen, als ich mir kurz darauf in Gesellschaft meiner Großmutter belegte Brote und Salat, die es bei uns gewöhnlich mittags gab, schmecken ließ.

      „Oh, deine Mutter ist noch etwas ... aufgewühlt wegen vorhin. Das wird sich bestimmt bald geben“, versicherte mir meine Großmutter aufgesetzt heiter.

      „Oma, gibt es Kinder, die zu Hause alles machen müssen?“ Diese Frage brannte mir schon die ganze Zeit seit dem verstörenden Gespräch mit Guido unter den Nägeln.

      „Was meinst du damit?“, fragte meine Großmutter freundlich.

      „Na, den Haushalt. Gibt es Kinder, die zu Hause den Haushalt machen müssen?“

      „Oh, es gibt sicher Kinder, die zu Hause mehr mithelfen müssen als du und ...“ Meine Großmutter presste ihre Lippen aufeinander. „Jedenfalls hast du es ziemlich gut, was deine Pflichten angeht, glaube ich“, fuhr sie schließlich fort.

      „Ja, aber gibt es Kinder, die alles machen müssen?“

      „Nein, ... ich denke nicht, dass das erlaubt ist. In Deutschland gibt es nämlich für alles Gesetze, weißt du?“

      „Ein Junge in meiner Klasse muss aber den ganzen Haushalt machen, weil seine Mutter lieber mit reichen Männern unterwegs ist.“

      „Was ...?“ Meine Großmutter sah mich vermutlich genauso ungläubig an, wie ich erst Guido bei seiner Schilderung angesehen hatte. Dann lachte sie heiter. „Da hat dir der Junge bestimmt einen Bären aufgebunden. So was gibt es doch wohl nur im Fernsehen.“

      „Mmh.“ Nachdenklich kaute ich auf meinem Brot herum. Doch wirklich überzeugt war ich nicht.

      Nach

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