Sie war meine Königin. Janina Hoffmann

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Sie war meine Königin - Janina Hoffmann

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den Mann dingfest machen, der Ihre Tochter überfahren und anschließend Fahrerflucht begangen hat. Von großer Hilfe war uns dabei ein Zeuge, der sich jetzt noch gemeldet und den Unfall sowie die ... Beseitigung des Opfers beobachtet hat. Der Zeuge hat sich das Kennzeichen des Wagens mittels einer Eselsbrücke eingeprägt. So konnte der Täter überführt werden. Er hat nach einem längeren Verhör alles gestanden, auch, dass ihn seine Schuldgefühle dazu getrieben haben, sich in der letzten Zeit, ... Zutritt zu Ihrem Grundstück zu verschaffen.“

      „Was ...?“ Die Augen meiner Mutter weiteten sich vor Entsetzen.

      „So ist es. Wir haben sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das wollte ich Ihnen gern persönlich mitteilen. Damit Sie wieder ruhig schlafen können. Denn der Mann wird für seine Tat angeklagt werden und seine gerechte Strafe erhalten. Bis zum Prozess bleibt er in Untersuchungshaft.“

      Meine Mutter wirkte nachdenklich. „Aber wie kommt es denn, dass sich jetzt noch ein Zeuge gemeldet hat? Das verstehe ich nicht ganz.“

      „Der Zeuge stand verständlicherweise zunächst unter Schock und ist erst einmal wie geplant in den Urlaub gefahren. In einen längeren Urlaub. Eigentlich hatte er vorgehabt, das schreckliche Erlebnis zu vergessen. Das schlechte Gewissen hat ihn schließlich dazu gebracht, zu uns aufs Revier zu kommen und alles detailgenau zu schildern. Er wird sich dennoch wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten müssen. Darauf können Sie sich verlassen.“

      „Ist er da drin?“, fragte meine Mutter und zeigte auf den Papphefter.

      „Der Zeuge?“, erkundigte sich Kommissar Stein. „Ja, natürlich. Seine persönlichen Daten und seine Aussage sind hier in der Akte. Aber das alles ist streng vertraulich. Ich bitte um Verständnis.“

      „Nein, ich meine den Mann, der Melissa auf dem Gewissen hat“, stellte meine Mutter mit seltsam ruhiger Stimme klar. „Ist er da drin?“ Sie zeigte erneut auf den Hefter.

      „Ja, auch sämtliche Angaben zum Täter sowie das Vernehmungsprotokoll finden sich in dieser Akte. Der Täter ist vorbestraft. So viel darf ich Ihnen wohl verraten. Wegen wiederholter Trunkenheit am Steuer.“

      „O Gott ...“ Meine Mutter fasste sich an den Mund. „Hat er schon mehrere ...?“

      „Nein“, antwortete Kommissar Stein. „Es sind glücklicherweise keine weiteren Menschen durch ihn zu Schaden gekommen. Bis auf Ihre Tochter. Leider.“

      Einen Moment lang herrschte betroffenes Schweigen. Dann sagte meine Mutter: „Ich möchte sein Gesicht sehen.“

      Der Kommissar zögerte. „Tut mir leid, aber ...“

      „Kann ich bitte das Gesicht des Mannes sehen, der meine Tochter getötet hat?“, drängte meine Mutter.

      „Wie gesagt, das geht leider ...“

      „Hören Sie, Herr Kommissar“, schaltete sich nun mein Vater ein. „Wir wissen, Sie haben Ihre Vorschriften. Und die wollen meine Frau und ich auch gar nicht infrage stellen. Aber es würde insbesondere meiner Frau ungemein helfen, wenn sie den Mann sehen könnte, der für den Tod unserer Tochter verantwortlich ist. Es würde helfen zu verstehen, warum das alles passiert ist. Ich weiß nicht, ob das für Sie nachvollziehbar ist.“

      „Natürlich kann ich das verstehen“, beeilte sich der Kommissar zu versichern. „Aber der Datenschutz ...“

      Mein Vater sah ihn eindringlich an.

      „Also ich denke, wenn ich den Namen unter dem Bild mit der Hand abdecke ...“, bot Kommissar Stein schließlich als Kompromiss an, nahm den Hefter hoch vor sein Gesicht und blätterte in dieser Position darin, so dass niemand von uns den Inhalt der Mappe sehen konnte. „Also gut ...“ Er legte die aufgeschlagene Akte auf den Tisch und seine Hand unter das Foto, das einen etwa fünfzigjährigen Mann zeigte, der mit seinem unrasierten Gesicht, dem dünnen, ungeschnittenen Haar und dem dafür umso dickeren Schnurrbart aussah wie ein gewöhnlicher, wenn auch etwas ungepflegter Durchschnittsbürger.

      „Das also ist er“, flüsterte meine Mutter. „Wurde das Foto nach der Tat aufgenommen?“

      „Nein“, erklärte Kommissar Stein. „Das Bild ist etwa drei Jahre alt. Der Mann ist wie gesagt vorbestraft und daher in unserer Datei.“ Er schloss die Akte, ohne einen Blick auf den Namen unter dem Foto zu gewähren.

      „Aha ...“ Meine Mutter sah den Polizeibeamten an. „Wie lange wird es bis zum Prozess dauern?“

      „Oh, schwer zu sagen“, lautete seine vage Antwort. „Einige Monate, schätze ich.“

      „Und können wir in dem Prozess nicht als Nebenkläger auftreten?“, wollte meine Mutter wissen. „So etwas gibt es doch, oder? Ich habe so etwas schon im Fernsehen gesehen. Du kennst dich doch damit aus, Konrad. Können wir in dem Prozess als Nebenkläger auftreten?“

      „Also, das halte ich für keine gute Idee“, wehrte mein Vater ab. „Allein der ganze Medienrummel. Das wird viel zu viel für dich. Und auch für Constantin. Wir wollen endlich wieder zur Ruhe kommen, statt dem Täter in der Gerichtsverhandlung zu begegnen. Und wir werden zur Ruhe kommen. Jetzt, wo dieser Mistkerl gefasst ist. Alles Weitere überlassen wir der Staatsanwaltschaft und dem Richter.“ Er sah zu Kommissar Stein. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn der ganze Prozess so diskret wie möglich und ohne Einbeziehung der Presse ablaufen könnte. Meine Frau hat schon genug durchgemacht. Unsere ganze Familie hat schon genug durchgemacht.“

      „Ich fürchte, das liegt nicht in meiner Verantwortung ...“ Kommissar Stein machte eine hilflose Geste.

      „Ich weiß. Ich kümmere mich darum. Noch heute werde ich mit dem zuständigen Staatsanwalt sprechen.“

      „Ich denke, ich werde mich nun wieder auf den Weg machen.“ Der Kommissar nahm die Akte und erhob sich.

      „Natürlich.“ Mein Vater stand ebenfalls auf. „Ich begleite Sie noch zur Tür.“ Dabei sah er den Kommissar auf, wie ich fand, verschwörerische Art an.

      „Frau Hart.“ Kommissar Stein gab meiner Mutter und anschließend mir die Hand, bevor er mit meinem Vater das Esszimmer verließ. Mein Vater schloss hinter den beiden die Tür.

      „Ich muss mal aufs Klo“, sagte ich zu meiner Mutter, die ganz in Gedanken versunken war, verließ eilig das Esszimmer und achtete darauf, ebenfalls die Tür hinter mir zu schließen.

      Draußen vor der angelehnten Haustür hörte ich meinen Vater mit dem Polizeibeamten sprechen. Ich schlich mich im Flur so nah heran, dass ich jedes Wort verstehen konnte.

      „Du warst wirklich überzeugend“, hörte ich meinen Vater anerkennend sagen. „‚Der Zeuge hat sich das Kennzeichen des Wagens mittels einer Eselsbrücke eingeprägt.‛ Darauf muss man erst einmal kommen.“ Er lachte wie über einen gelungenen Scherz.

      „Weißt du eigentlich, dass ich durch so eine Aktion meinen Job verlieren kann?“, erwiderte der Kommissar verärgert.

      „Du schuldest mir noch viel mehr als diesen Auftritt“, erwiderte mein Vater kalt. „Und das weißt du auch. Und zu gegebener Zeit werde ich die Restschuld einfordern. Verlass dich drauf.“

      „Ich wünschte, ich wäre nie so einem Mistkerl wie dir über den Weg gelaufen“, schimpfte der Polizeibeamte.

      „Vorsicht, Vorsicht“,

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