Breathe. Elena MacKenzie

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Breathe - Elena MacKenzie

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Blick zu, dem ich mich nicht entziehen kann, und der in mir das Verlangen wachruft, sie darüber zu belehren, dass sie sich mir und meinem Willen zu fügen hat. Ich will ihr sagen, dass ich hier bestimme, wo es langläuft. Will ihr deutlich klarmachen, wer hier die Macht hat. Und zugleich erregt es mich, ihren Trotz zu spüren. Zu fühlen, wie sie gegen mich ankämpft. Ich bin definitiv ein krankes Arschloch, aber das wusste ich schon vorher.

      Ich fahre den Pick-up an den Straßenrand. Kilometer vor und hinter uns gibt es nichts weiter als Wälder und eine endlos lange gerade Straße. »Ich weiß es nicht, denn eigentlich entführe ich niemanden. Das Einzige, was ich je gelernt habe, ist zu jagen und zu töten. Und meine Familie zu beschützen. Bei dem Letzten habe ich versagt. Aber ich werde nicht dabei versagen, meinen Bruder zu retten.«

      Ihre Augen weiten sich, dann senkt sie den Blick auf ihre Hände. Sie liegen in ihrem Schoß. Sie sitzt ungefesselt neben mir, weil ich zu geschockt von den Malen auf ihrer Haut war. »Ich bin nicht schuld an dem, was er dir angetan hat«, sagt sie kleinlaut und hebt mir ihre Hände entgegen. »Aber ich entschuldige mich für das, was mein Vater dir angetan hat. Es tut mir wirklich leid.«

      »Ich weiß«, antworte ich und lenke das Auto wieder auf die Straße. Ich muss weiterfahren, denn länger in diese tieftraurigen, enttäuschten Augen zu sehen, würde mich dazu bringen, Dinge zu tun, die ich am Ende noch mehr bereuen würde.

      Ich presse die Lippen aufeinander. »Erzähl mir was über dich.« Ich brauche es, dass sie mich von meinen Gedanken ablenkt, bevor ich dem Tier in mir nachgebe und einen Fehler begehe, der ihr am Ende doch noch das Leben kosten wird. Ich darf dem Begehren, sie ganz für mich zu behalten, nicht nachgeben. Ich will sie in meiner Nähe, solange es mir möglich ist. An dem Punkt, an dem es nur darum ging, sie für meine Rache oder als Köder zu benutzen, bin ich längst vorbei. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem es um meinen eigenen Egoismus geht. Ich will sie nicht mehr gehen lassen. Aber ich muss, denn sie ist nur ein Mittel zum Zweck, das darf ich nicht vergessen.

      Sie stößt ein kurzes, aber hartes Lachen aus. »Du willst, dass wir Konversation betreiben, als wären wir Freunde. Ein Paar auf einem Ausflug nach Disneyland vielleicht?«

      »Genau«, sage ich, ohne sie anzusehen. Ich weiß auch so, dass dieses kämpferische Funkeln wieder in ihre Augen getreten ist.

      Sie versetzt mir einen harten Faustschlag gegen den Oberarm und ich verreiße das Lenkrad. Mit einiger Mühe bekomme ich den Wagen wieder unter Kontrolle und werfe besorgt einen Blick in den Rückspiegel auf mein Bike, aber es steht sicher verschnürt und wackelt nicht einmal. Es folgen weitere wütende Faustschläge, mit denen sie mich zwingt, wieder an den Straßenrand zu fahren. Ich nehme die Waffe unter meinem Oberschenkel hervor und richte sie auf Raven. »Nur, weil ich gerade so etwas wie Mitgefühl entdecke, heißt das nicht, dass ich dich nicht doch töten werde«, sage ich ernst und sehe sie warnend an.

      »Ich glaube dir kein Wort«, brüllt sie und packt den Lauf der Waffe so schnell, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde schockiert zu Eis erstarre und Panik bekomme, dass sich ein Schuss lösen könnte.

      »Fuck«, stoße ich aus. Lege meine freie Hand gegen ihre Kehle und drücke hart zu. Viel zu hart, aber die Angst, dass sie sterben könnte, wenn sie weiter an der Pistole zerrt, treibt meinen Puls hoch. »Lass los«, befehle ich ihr und drücke sie gegen den Sitz. Meine Hand umschließt ihre Kehle so fest, dass ihre Augen sich weiten und sie die Waffe tatsächlich loslässt.

      Ich lege sie zwischen meine Oberschenkel, ohne meinen Blick von ihrem bleichen Gesicht zu lösen. Der Schock sitzt noch immer so tief, dass ich hektisch atme. Ich drücke fester zu, treibe meine Fingerspitzen hart in ihre Haut, bis sie schmerzhaft aufstöhnt. »Bist du wirklich bereit zu sterben? Denn wenn es heißt ›Du oder ich‹, dann wirst du sterben. Auch wenn mir das nicht gefällt.« Aber ich habe Verpflichtungen. Es gibt Menschen, die mich dringend brauchen. Danach … Danach ist mir alles egal. Aber solange muss ich überleben. Und das werde ich auch. Ich atme zitternd ein, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Es fällt mir normalerweise leichter, die Kontrolle nicht an meine dunkel Seite abzugeben, aber bei ihr ist alles anders. Sie reißt an meiner Selbstbeherrschung.

      »Bin ich«, sagt sie tonlos. Ihre Kehle zuckt unter meiner Hand und erst jetzt merke ich, wie sehr ich sie umklammert halte. Ich löse meinen Griff etwas und streiche entschuldigend mit meinem Daumen über die weiche Haut ihres Halses. Ihr Puls flattert unter meiner Fingerkuppe so schnell wie die Flügel eines Kolibris. Zerbrechlich und zart, schießt es mir durch den Kopf und mein Blick brennt sich auf ihre vollen Lippen. Plötzlich will ich wissen, wie sie sich auf meinen anfühlen würden. In ihren Augen steht noch immer die Panik, zusammen mit dem Zorn, den sie empfindet. Trotzdem löse ich meine Hand von ihrer Kehle und lege sie auf ihre Wange. Ich streiche mit meinem Daumen über ihre warmen Lippen und stelle mir vor, sie zu küssen.

      »Was tust du da?«, will sie wissen. Die Angst in ihrer Stimme fühlt sich an, wie ein Eimer Eiswasser. Ich reiße mich von ihr los, richte mich auf und lege die Hände fest um das Lenkrad, bevor ich etwas tun könnte, das ich am Ende noch bereue. Ich habe schon etwas getan, das ich bereue. Ich habe sie bedroht, verletzt und grob behandelt. Was unterscheidet mich noch von Sherwood? So will ich keine Frau behandeln. So wollte ich nie sein.

      »Tu das nicht noch einmal«, knurre ich mit hämmerndem Puls und fahre los. Ich ignoriere das Brüllen in in meinem Kopf und konzentriere mich auf die Wut in meinem Bauch. Ich darf nicht zulassen, dass sie diese Art von Gefühlen in mir weckt. Nein, sie hat sie schon geweckt. Aber das ist egal. Meine Gefühle spielen dabei keine Rolle. Mein Egoismus und der Wunsch, sie bei mir zu behalten, spielen auch keine Rolle. Hier geht es nicht um mich oder sie. Sie hat eine Aufgabe und die wird sie erfüllen. Danach werden wir uns nie wieder über den Weg laufen. Ich werde sie nicht weiter als für unsere Freiheit nötig in meine abgefuckte Welt reißen.

      Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffne, fahren wir gerade auf die kleine Auffahrt zu einem flachen, ehemals weißen, Haus. Jetzt sind die Holzwände schmutzig-grau, an ein paar Stellen sogar beschädigt, der Garten ist verwildert und die kleine Schaukel auf der Veranda hatte bestimmt schon bessere Tage. Sie hängt schief an ihren rostigen Ketten. Trotzdem wirkt das Haus nicht heruntergekommen, sondern viel eher alt und etwas schmuddelig. Ganz so, als wäre es seinem Besitzer egal, dass er keinen Schönheitswettbewerb damit gewinnen und auch keine Auszeichnung für den schönsten Garten bekommen würde. Wahrscheinlich ist es ihm gleichgültig, weil dieses Haus weit und breit das einzige ist. Denn als ich mich in der Abenddämmerung umsehe, gibt es die ganze Straße runter nichts weiter als Felder und Bäume und auch in der anderen Richtung gibt es nur das.

      Ich reibe mir über die Stirn und versuche, meinen Kopf langsam zu bewegen, denn wie auch immer ich geschlafen habe, meinem Hals ist das nicht gut bekommen. Als ich meine Finger gegen die Muskeln in meinem Nacken drücke, erinnere ich mich wieder daran, dass Ice vor ein paar Stunden dort seine Finger hatte und ein Schauer überläuft mich. Ich kann mich an die Hitze seiner Haut erinnern, die Wut und Verzweiflung in seinen Augen. Und da war noch etwas anderes. Etwas, das sich bis tief in meinen Magen gegraben und dort ein Flattern verursacht hat. Eins, das ich als völlig falsch empfinde. Und doch stellt es sich sofort wieder ein, als ich bemerke, dass Ice mich beobachtet. Ich verstehe nicht, was da vor sich geht, aber Ices Nähe wühlt in meinen Eingeweiden und zerrt an jeder Zelle in meinem Körper. In meiner Fantasie flehe ich ihn an, mich auszuziehen, mich in den Dreck zu drücken, mich hinter der Bar in Black Falls auf die Knie zu zwingen, so wie ich es schon so oft Nick habe tun lassen.

      Ich löse die Finger von meinem Nacken und presse die Lippen fest aufeinander, entsetzt von den Gefühlen, die heiß meinen Körper durchlaufen, als er mich mit diesem nachdenklichen und zugleich intensiven Blick ansieht. Vorsichtig rutsche ich weiter gegen die Tür und lege meine Hand hinter meinem Rücken auf den Türgriff.

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