Breathe. Elena MacKenzie

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Breathe - Elena MacKenzie

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wirklich böse sein. Ich sollte ihn mehr verabscheuen, aber sein Schmerz wurde durch meinen Vater verursacht und deswegen fühle ich mich auch schuldig.

      »Ich kann zumindest nicht behaupten, dass ich oft etwas zu essen bekomme, das besser ist«, antwortet er, steht vom Bett auf, zieht seine Waffe aus dem Bund und setzt sich damit an den Tisch. Er beginnt die Waffe auseinanderzunehmen und in ihre Einzelteile zu zerlegen. Die silberfarbenen Patronen reiht er fein säuberlich vor sich auf, bevor er mit seinem Shirt über den Lauf der Pistole wischt.

      Vielleicht wäre dieser Augenblick der beste, um zu fliehen. Aber er sitzt direkt neben der Tür, wo er mich einfach nur packen bräuchte. Und wer weiß, was er dann tun würde, also bleibe ich, wo ich bin und schiebe mir den ersten Löffel lauwarmen Chilis in den Mund. »Warum bekommst du selten was Besseres?«, frage ich ihn, nachdem ich die zerkochte und wenig gewürzte Masse heruntergeschluckt habe. Das Essen ist wirklich nicht gut und ich bekomme schon fast Mitleid mit ihm, wenn es das ist, was er normalerweise bekommt.

      »Weil ich die meiste Zeit in Spelunken wie dieser esse«, murmelt er vertieft in seine Arbeit.

      Ich beobachte ihn ein paar Sekunden und versuche abzuwägen, wie abgelenkt er wohl ist. Versuchsweise bewege ich mich etwas auf dem Bett und stoße frustriert die Luft aus, als er sofort aufblickt und mich warnend ansieht.

      »Wenn du nicht essen möchtest, dann kann ich es auch entsorgen«, sagt er leise. Sein Blick gleitet über mich und die plötzliche Kälte in seinem Gesicht lässt mich erstarren.

      »Ich esse es«, stoße ich hart aus und beginne, das Chili runterzuwürgen. Ich esse es wirklich nur, weil ich Hunger habe und nicht weiß, wann ich das nächste Mal etwas bekommen werde. Selbst meine Mutter hat ein besseres Chili kochen können.

      »Du hast ungewöhnliche Augen«, rede ich in der Hoffnung weiter, dass sich etwas wie eine Beziehung zwischen uns aufbaut. Meine beste Chance ist es, ihn dazu zu bringen, mich zu mögen, zu glauben, wir wären so etwas wie Freunde. Ich hoffe, dass ich dann sicherer bin und er weniger scharf darauf sein wird, mich in seiner Gewalt zu behalten. Es sollte selbst jemandem wie ihm schwerer fallen, einen Menschen zu töten, zu dem man eine Verbindung aufgebaut hat. Vielleicht irre ich mich aber auch. Woher will ich schon wissen, wie leicht oder schwer es ist, einen Menschen zu töten?

      »Ungewöhnlich für einen Lakota?«, will er abfällig wissen und mustert mich mit hartem Blick. Ich verspanne mich, weil es nicht das ist, was ich sagen wollte. Er verzieht das Gesicht, als er meine Reaktion bemerkt und schüttelt entschuldigend den Kopf. »Meine Mutter hatte skandinavische Vorfahren.«

      »Sind ihre Augen auch so ungewöhnlich hell gewesen?«, hake ich weiter nach und schiebe mir einen Löffel der lauwarmen Pampe in den Mund.

      »Heller.« Ice setzt seine Waffe wieder zusammen, danach läuft er durch das Zimmer, sichert die Türen und Fenster mit seinen Sensoren und stellt zusätzlich einen Stuhl vor die Tür. »Wenn du duschen willst, solltest du dich beeilen, ich will nämlich schlafen«, sagt er düster mit einem Blick auf meinen Teller, der noch immer halb voll ist.

      »Du kannst auch schlafen, während ich esse«, werfe ich mit einem Schnauben ein.

      Ice lacht laut auf und schüttelt seinen Kopf, dann schaut er mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Für wie dumm hältst du mich?«

      Ich schnappe nach Luft, weil ich gar nicht weiß, was er meint. »Dieses Zimmer ist besser gesichert als Fort Knox, glaubst du ernsthaft, ich käme hier raus, während du schläfst?«, entrüste ich mich.

      »Nein, das glaube ich nicht«, sagt er trocken und tritt an das Fußende meines Bettes. Sein Blick verengt sich grimmig. »Aber ich will dich auch nicht erschießen müssen, weil du es versuchst.«

      Ich stelle meinen Teller weg, hebe ihm die Hände hin und knurre. »Nun fessle mich schon«, fordere ich.

      Er grinst breit, und in seinen Augen funkelt etwas, als er näher kommt. »Und du bist dir sicher, dass du nicht duschen möchtest?«

      »Ich werde bestimmt nicht duschen, während du dabei zusiehst.« Ich hebe noch einmal auffordernd meine Hände.

      Ohne weiter abzuwarten, packt Ice meine Handgelenke, zieht meine Hände bis an das Kopfende und fesselt mich wieder. »Wie du willst.« Er senkt seine Lippen an mein Ohr. »Glaub nicht, dass das hier kein Vergnügen für mich ist. Das ist es. Und mir gehen dabei Bilder durch den Kopf …«

      »Halt den Mund«, schnauze ich ihn an. »Ich will es nicht hören. Mir nicht einmal vorstellen müssen.«

      Ice zieht lachend meine Fesseln fest, kontrolliert sie noch einmal und wirft sich dann auf sein Bett. »Süße Träume«, sagt er kühl und knipst das Licht aus. Und lässt mich mit meinen Gedanken und Ängsten allein in der Dunkelheit zurück. Alles, was ich Sekunden später noch höre, sind seine tiefen, ruhigen Atemzüge und ein Hund, der irgendwo in der Nähe bellt. Ich bin müde, aber die Augen zu schließen, würde bedeuten, das letzte bisschen Kontrolle aufzugeben. Und doch schlafe ich irgendwann ein und träume davon, durch einen Wald zu rennen. Ich renne immer schneller, viel schneller als es mir möglich sein sollte. Und hinter mir höre ich den schweren Atem eines Verfolgers, der sehr schnell näherkommt.

      5

      Sie sitzt neben mir, den Blick stur aus dem Fenster gerichtet und spricht seit Stunden kein Wort. Wahrscheinlich würde ich mit mir auch kein Wort sprechen, wenn ich sie wäre. Oder ich würde mich ununterbrochen beleidigen, mir die Fresse polieren, um meine Freiheit kämpfen. Ich glaube, das Kämpfen hat sie schon aufgegeben. Und irgendwie stört mich das. Mich stört, dass sie nichts sagt. Mich stört, dass sie mich wahrscheinlich hasst. Und mich stört, dass sie sich so nah neben mir so gut anfühlt und ich das Verlangen nicht aus dem Kopf bekomme, meine Hand nach ihr auszustrecken und sie zu berühren. Aber was mich noch viel mehr stört, sind die lila Ringe, die die Fesseln um ihre Handgelenke herum hinterlassen haben. Das habe ich ihr angetan.

      »Ich weiß, das klingt bestimmt hohl, aber es tut mir leid«, sage ich leise.

      Sie atmet tief ein, leckt sich über ihre Unterlippe und sieht dann zu mir auf. »Dir tut es leid, dass du mit mir durch die Pampa fährst, mich fesselst, mich mit Gewalt gefangen hältst?«, will sie zynisch wissen. Sie zieht ihre volle rosa Unterlippe zwischen ihre Zähne und lässt sie wieder rausgleiten. Bei dem Anblick kann ich nur daran denken, dass ich es sein will, der auf diese Unterlippe beißt. Fuck, neben mir sitzt diese Frau und sie schafft es, mein inneres Monster zum Brüllen zu bringen. Für einen Augenblick bin ich so abgelenkt, dass ich das Lenkrad hart nach links reißen muss, um nicht gegen einen Baum zu fahren.

      »Ja«, gebe ich zu. Meine Hand am Lenkrad zuckt, denn ich will sie zu gern berühren, über ihre verletzten Handgelenke streichen und ungeschehen machen, was ich angestellt habe. Aber ich habe keine Wahl.

      Sie schnaubt. »Lass mich gehen«, fordert sie barsch.

      »Das kann ich nicht.«

      Sie dreht mir abrupt das Gesicht zu. »Warum? Ich verstehe es nicht.«

      »Er lässt mir keine andere Wahl. Bei dieser Sache geht es nicht nur um dich und mich. Ich habe dich am Leben gelassen, reicht das nicht erstmal?«

      Sie lacht dumpf auf und schüttelt

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