Breathe. Elena MacKenzie

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Breathe - Elena MacKenzie

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in mir. Je nachdem, wonach mir der Sinn steht.

      »Ich bin in zehn Minuten zurück«, sage ich zu Raven und deute auf den Sensor, den ich neben die Tür gestellt habe. »Bewegt sich etwas in diesem Zimmer, oder öffnet sich die Tür, werde ich das sofort erfahren.« Ich öffne die Tür, dann aktiviere ich den Sensor und deute auf mein Handy, das sofort eine Nachricht ankündigt, als ich an dem Sensor vorbeigehe.

      Raven kommentiert meine Demonstration nur mit einem lauten Grunzen.

      »Wir verstehen uns also«, sage ich und verschließe die Tür.

      Ich spüre noch immer das Gewicht seines Körpers auf mir. Das Gefühl, ihm ausgeliefert zu sein, kam mir so erstickend vor wie die Sekunden, in denen er seine Waffe auf mich gerichtet hatte und ich dachte, er würde mich töten. Was wäre wohl schlimmer? Eine Kugel im Kopf und sterben oder vergewaltigt zu werden? Ich entscheide mich für die Vergewaltigung, weil sie länger dauern würde. Eine Kugel im Kopf wäre ein schnellerer und gnadenvollerer Tod.

      Seine Erregung zu spüren und zu fühlen, dass mein Körper darauf reagiert hat, hat meine Angst nur noch größer gemacht. Und jetzt liege ich hier, angeekelt von mir selbst mit noch immer pochender Klitoris zwischen meinen Schenkeln. Wie kann mein Körper so empfinden? Wie kann er sich danach sehnen, meinem Entführer noch einmal so nah zu sein? Seinen Geruch nach Mann in der Nase, seine Wärme, sein Atem auf meiner Wange. Ich kenne die Antwort auf diese Fragen nur zu gut, weil Ice die Dunkelheit in mir anspricht und ich weiß, genau wie Nick noch bis vor ein paar Wochen, könnte auch er die Leere in meinem Inneren für kurze Zeit füllen. Es ist verwirrend, aber es scheint, als würden meine Gefühle einen Krieg ausfechten. Da ist die Anziehung, die Ice seit dem Tag auf mich ausübt, an dem er in der Bar aufgetaucht war. Und da ist der Hass und das Entsetzen, das die letzten Stunden in mir ausgelöst haben. Ich möchte mich nicht von ihm angezogen fühlen. Nicht nach dem, was er getan hat. Und dass mein Körper es doch tut, lässt meinen Puls vor Selbstverachtung rasen.

      Wütend zerre ich an meinen Fesseln. Ich stöhne gegen den Knebel an, strample mit den Beinen und winde mich verzweifelt. Ich muss hier raus. Ich muss weg von ihm. Nicht wegen meiner Empfindungen, sondern vor allem, weil ich nicht aufgeben will. Ich will mich nicht von ihm besiegen lassen. Und ich will mich nicht von ihm für seine Rache an meinem Vater benutzen lassen. Ich zerre und ziehe so heftig, dass das Kopfteil des Bettes dumpf gegen die Wand stößt und jemand auf der anderen Seite wütend dagegen schlägt.

      »Fickt gefälligst leiser«, brüllt er laut genug, dass ich ihn gut verstehen kann. Die Wände sind nur dünn.

      In der Sekunde keimt Hoffnung in mir auf und ich winde mich noch stärker, stoße das Bett mehrmals gegen die Wand und stöhne »Hilfe« gegen den Stoff in meinem Mund. Wieder drischt der Mann nur gegen die Wand und brüllt: »Wenn ich rüberkomme, reiße ich euch den Arsch auf. Ich will verdammt nochmal schlafen.«

      Als er droht rüberzukommen, fällt mein Blick auf die Sensoren - kleine weiße Zylinder, die Ice aufgestellt hat -, und ich erinnere mich wieder an seine Drohung, jeden zu töten. Meine Muskeln erschlaffen und ich sinke hoffnungslos zurück auf das Bett. So wenig wie ich schuld am Tod meines Vaters sein will, so wenig will ich schuld am Tod eines Fremden sein.

      Ich beiße auf den Knebel, der schon ganz feucht von meinem Speichel ist und schlucke. Der Stoff schneidet in meine Mundwinkel ein und verursacht ein Brennen, außerdem habe ich das Gefühl, dass immer mehr Speichel in meinen Mund fließt und ich durch die Nase schlecht Luft bekomme.

      Ich weiß, dass ich mir das nur einbilde. Dass die Panik mir das einredet, aber es fühlt sich real an. Obwohl meine Nase frei ist, glaube ich, nicht genug Sauerstoff in meine Lunge zu bekommen. Ich versuche schneller und tiefer zu atmen, meine Nägel drücken sich krampfhaft in meine Handflächen und vor meinen Augen tanzen Punkte. Ich kann nicht atmen. Und je mehr ich nach Luft ringe, desto weniger bekomme ich. Desto schneller rast mein Herz. Desto schmerzhafter sind die Fesseln. Ich beginne, um jeden Atemzug zu kämpfen, bis ich mir mit einem Schrei Luft verschaffe, der vom Stoff verschluckt wird und sich doch befreiend anfühlt. Meine Panik versiegt langsam und die Wut auf diesen Mann, der plötzlich mein Leben kontrolliert, kommt zurück.

      Ich starre an die vergilbte Decke über mir und denke an all die Pläne, die ich geschmiedet hatte und die ich jetzt nicht mehr erfüllen würde. Ich denke an meine Mutter und unsere wenigen glücklichen Momente. Und ich versuche mir das Gesicht meines Vaters ins Gedächtnis zu rufen, aber ich habe ihn zu selten und schon zu lange nicht mehr gesehen. Ich weiß nur noch, dass er einen dunklen Vollbart hatte und viele Tattoos. Er hatte immer diese Bikerjacke an, die er ›Kutte‹ nannte. Und seine Stimme war sehr dunkel und rau gewesen. An seinem Hals hatte er eine dicke grauenvolle Narbe, die er hinter seinem Bart zu verbergen versuchte, was ihm aber nur schlecht gelang. Er hat absoluten Gehorsam gefordert. Wenn er bei uns war, hat sich immer alles nach ihm gerichtet. Er war hart, hat ständig gewollt, dass jede Aufgabe, die er meiner Mutter oder mir gestellt hatte, sofort erledigt werden musste. Wollte er essen, musste sofort etwas zubereitet werden. Wollte er ein Bier, musste ich es ihm sofort bringen. Und wollte er, dass ich seine Stiefel putze, musste auch das auf der Stelle geschehen. Meine Mutter hat sich immer unterwürfig verhalten, kaum gewagt zu atmen, wenn sein Blick sie getroffen hat. Ich habe diesen Mann gehasst. Und jetzt wurde ich wegen ihm entführt. Weil er eine Frau getötet hat. Mich würde es nicht wundern, wenn er sie zu Tode geprügelt hat.

      Ich fahre erschrocken zusammen, als die Tür aufgerissen wird und gleich darauf ein Piepen eine Nachricht auf einem Handy ankündigt. Ice grinst mich breit an, auf einer Hand balanciert er Einmalgeschirr, mit der anderen verschließt er die Tür hinter sich. Er tritt näher an mein Bett, stellt das Essen ab, dessen Duft mir in die Nase steigt und meinen Magen knurren lässt, dann beugt er sich über mich und starrt mir in die Augen.

      »Wirst du auch brav sein?«, will er wissen und legt seine warmen Hände an meine Wangen. Er wischt mit seinen Daumen die letzten Spuren meiner Tränen weg. »Wirst du schreien, wenn ich dich losmache?«

      Alles in mir verlangt danach, gefälligst zu schreien und um meine Freiheit zu kämpfen, aber dann fällt mein Blick auf seine Waffe, die er vorn im Bund seiner Hose trägt, also nicke ich ergeben. Nicht zuletzt, weil ich Hunger habe und das Essen so köstlich riecht, dass ich im Moment alles dafür tun würde.

      Ice löst zuerst meinen Knebel. Meine Lippen fühlen sich ganz taub an, als der Stoff endlich weg ist. Ich bewege meinen Mund und bereue es sofort, als Schmerz sich ausbreitet. Auch meine Hände schmerzen und meine Arme protestieren, als ich sie nach unten nehme. Es dauert ein paar Sekunden, bis das Gefühl in meinen Armen und Händen zurückkommt.

      Ice reicht mir den Teller aus Styropor und eine Büchse Cola. Ich nehme beides und rutsche an den Bettrand, um aufzustehen und mich an den Tisch zu setzen.

      »Bleib wo du bist!«, befiehlt er. »Du kannst auf dem Bett essen. Das ist weiter von der Tür weg.« Er setzt sich auf sein Bett und beobachtet mich dabei, wie ich den locker sitzenden Plastikdeckel von dem Teller hebe und genüsslich den Duft von Chili con Carne inhaliere.

      Ich breche vorsichtig etwas von dem Brötchen ab, das auf einer Ecke des Tellers liegt und durch den Wasserdampf schon etwas feucht geworden ist. »Ich hoffe, dir hat dein Essen geschmeckt«, sage ich schnippisch, weil ich irgendetwas sagen muss, um mich davon abzulenken, dass er mich beobachtet.

      Er fährt sich durch diese schwarzen, glänzenden Haare, die immer etwas wirken, als wären sie vom Wind zerzaust worden, und leckt sich nachdenklich über die Lippen. Seine Gesichtszüge sind ausdrucksstark, seine Nase geradezu aristokratisch, seine Wangenknochen hoch und ausgeprägt. Seine Vorfahren müssen American Native gewesen sein. Nur seine Augen sind zu hell. In ihnen kann man die tiefe Verletzung, die

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