Breathe. Elena MacKenzie

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Breathe - Elena MacKenzie

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gegen mich, aber als ich noch fester zudrücke, gibt sie ihren Widerstand auf und wimmert leise. »Ich gehe nicht, damit du keine Dummheiten machen kannst, während ich dort drin mit der Dame rede. Von hier aus kann ich euch beide viel besser erschießen«, flüstere ich drohend. Ich ziehe sie an ihrem Hals hoch und lege einen Finger unter ihr Kinn. Die Alte beobachtet uns von drinnen, deswegen setze ich ein sanftes Lächeln auf. »Und jetzt gehst du dort rein und erledigst, was ich verlangt habe. Und denk immer dran, wenn du einen Fehler begehst, bist du schuld am Tod der netten Granny.« Ich löse ihre Fesseln und drücke ihr ein paar Dollar in die Hand. Es stört mich, so grob zu ihr zu sein, was eine völlig neue Erfahrung für mich ist, deswegen rufe ich mir in Erinnerung, dass ich das hier tun muss, wenn ich Sams Leben retten will. Es gibt einfach keinen anderen Weg, als dieses Mädchen als Druckmittel zu benutzen.

      »Ich hasse dich«, spuckt sie mir regelrecht entgegen.

      »Interessiert mich nicht«, antworte ich trocken. »Im Augenblick interessiert mich nur eine Dusche, ein Abendessen und ein Bett.«

      Sie sieht sich überrascht um, dann entdeckt sie das schäbige Diner auf der anderen Seite des Parkplatzes. »Wir essen hier?«, hakt sie verwundert nach. Wahrscheinlich hat sie gerade etwas Hoffnung geschöpft. In ihrem Kopf rattern die Zahnräder und sie malt sich aus, wie sie sich im Diner Hilfe holen könnte. Vielleicht ein Besuch auf der Toilette, ein Zeichen, das sie der Bedienung sendet. Diese Hoffnung will ich ihr nicht nehmen, also antworte ich ihr nicht, sondern greife einfach über sie hinweg, öffne die Tür und schiebe sie mit Nachdruck nach draußen.

      »Vergiss nicht, dass meine Waffe geladen ist«, erinnere ich sie, als sie vor dem Truck steht und zu mir rein sieht.

      »Wie könnte ich?«, gibt sie schnippisch zurück, dann geht sie langsam los, dreht sich an der Tür zum Check-in noch einmal um und streckt mir ihre süße, freche rosa Zunge heraus. Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen. Die Kleine hat etwas an sich, das mir gefällt. Mehr als mir lieb ist. Und mit jeder Sekunde in ihrer Nähe wird mir klarer, dass ich sie hätte töten sollen, als ich die Chance dazu hatte. Denn ich weiß nicht, wieso, aber je mehr Zeit ich mit ihr verbringe, je mehr ich über sie nachdenke und unseren kleinen Krieg genieße, desto enger zieht sich das Lasso um meine Brust zusammen, das sie nach mir ausgeworfen hat. Und ich habe noch immer keine verfickte Ahnung, was ich mit ihr anstellen soll.

      Als ich nach Mutters Tod mit Sam von der Farm geflohen bin, hatte ich nur einen Gedanken: Rache. Egal was es kostet. Ich wollte Sherwood tot sehen. Und Sherwood wollte Sam tot sehen. Er hatte Sam eine Chance geben wollen, indem er unsere Mutter statt ihn getötet hat. Aber Sam wollte diese Strafe nicht akzeptieren und hat Sherwood vor all seinen Männern angegriffen. Dafür gab es nur eine Konsequenz: Sams Tod. Also habe ich Sherwood angeboten, mich ihm zu stellen. Ich habe Sherwood herausgefordert und er hat abgelehnt und Sam in eine der Zellen gesperrt, wo er auf seine Hinrichtung warten sollte. Ich hatte keine andere Wahl, als mit meinem Bruder zu fliehen. Seit Wochen hatte ich nur einen Gedanken im Kopf: Sherwood töten, damit Sam überleben kann und ich den sinnlosen Tod unserer Mutter rächen konnte. Und jetzt stehe ich hier und habe die Orientierung verloren, wegen eines Mädchens. Wegen Sherwoods Tochter. »Jetzt verschwinde endlich und tu, was ich dir sage«, befehle ich ihr harsch. Meine Geduld ist am Ende. Mit mir. Mit ihr. Mit Sherwood.

      Ich werfe die Tür des Pick-ups mit so viel Kraft zu, wie ich aufbringen kann. Der dumpfe Knall schallt über den fast leeren Parkplatz und wird von den in einem U stehenden flachen Gebäuden zu mir zurückgeworfen. Dieses Motel sieht von außen so heruntergekommen aus, dass ich mich davor fürchte, herauszufinden, wie die Zimmer aussehen. Als ich meine Flucht aus Black Falls geplant habe, habe ich nicht einmal daran gedacht, in solchen Motels zu schlafen, weil ich sie mir ohnehin nicht hätte leisten können, bis ich irgendwo einen Job gefunden hätte. Egal wie heruntergekommen sie auch gewesen wären. Ich wollte möglichst wenig Geld ausgeben, um länger hinzukommen.

      Mein Plan war es gewesen, irgendwo weit weg von allen anderen Menschen auf der Ladefläche meines Pick-ups zu schlafen und in Raststätten zu duschen oder mich wenigstens zu waschen. Und jetzt stehe ich hier und denke über diese Sachen nach, obwohl all das völlig egal sein sollte, denn die Möglichkeit ist groß, dass meine Pläne nie in Erfüllung gehen werden. Ich bin entführt worden. Von einem Mann, der zugibt, Menschen zu töten. Und ich stehe mitten auf diesem Parkplatz und trauere meinen schönen Plänen nach. Das ist so unfassbar dumm von mir, dass ich laut stöhnen und mich selbst ohrfeigen möchte. Ich drehe mich an der Tür zu ihm um und strecke ihm die Zunge raus. Kindisch, ich weiß, aber das ist mir egal. Ich muss dem brodelnden Zorn in mir auf irgendeine Weise Luft machen, sonst springt mein Herz mir noch aus der Brust.

      Ich sollte lieber daran arbeiten, diesem Arschloch zu entkommen. Und alles zurücklassen, was ich noch besitze? Das Auto, meine Tasche mit dem Geld? Wohin will ich dann noch gehen? Welchen Nationalpark noch durchwandern? Ich fahre mir durch die Haare und ärgere mich schon wieder über mich. Natürlich sollte ich alles zurücklassen. Die Hauptsache ist doch, dass ich meinen eigenen Arsch rette. Ich sehe mich auf dem Parkplatz um, aber es ist niemand hier, in dessen Arme ich mich retten könnte. Die meisten sitzen in dem Diner, ich kann sie durch die Scheiben hindurch sehen. Vier Männer und die Bedienung, die in diesem Augenblick einem Mann mit Basecap einen Teller vor die Nase stellt. Mein Magen knurrt laut, als ich sie dabei beobachte. Ich hatte geplant, auf meiner Reise nur morgens etwas zu essen, um Geld zu sparen. Ich wäre jetzt also hungrig schlafen gegangen. Aber das hätte mir nichts ausgemacht, meine Mutter hat selten daran gedacht, dass ein Kind auch essen muss. Was sie nie vergessen hat, war der nächste Schuss und der nächste Fick, der ihren Schuss finanzieren würde.

      »Willst du dort noch lange rumstehen?« Seine Stimme direkt über meinem Kopf lässt mich zusammenzucken. Er hat das Fenster heruntergelassen und beugt sich nach draußen, in der Hand die Pistole, deren Lauf sich auf mich richtet. »Ich muss nur abdrücken, den Motor starten und bin weg. Und niemand wird jemals herausfinden, wer dich mitten in der Nacht auf einem Parkplatz vor einem Scheißmotel abgeknallt hat.«

      »Die Kamera wird es wissen«, sage ich bissig und deute auf eine Kamera über der Eingangstür, die sich leise surrend in Richtung des Pick-ups bewegt.

      »Gutes Argument, aber hast du die Bilder mal gesehen, die die machen? Nicht einmal meine Mutter hätte mich darauf erkannt.« Er grinst mich so breit an, dass ich seine Zähne im Licht der Beleuchtung aufblitzen sehen kann. »Los jetzt, ein Zimmer. Und wehe, du versuchst was.«

      Meine Muskeln verspannen sich, als ich der eiskalten Härte in seinem Gesicht begegne. Ich will auf keinen Fall daran schuld sein, wenn heute Nacht Menschen sterben müssen. Ich käme vielleicht damit klar, wenn ich sterben müsste. Aber ich möchte nicht schuld am Tod anderer sein. Ich wende mich dem Check-in zu. Die Frau hinter dem Tresen konzentriert sich längst wieder auf ihren Fernseher. Wahrscheinlich fragt sie sich nicht einmal, warum ich so lange hier draußen herumstehe.

      Es kostet mich einiges an Überwindung, den ersten Schritt zu machen, meinen Fuß vom Boden zu lösen und meine steifen Muskeln zu bewegen. Aber das dunkle Knurren, das aus dem Hals von Ice grollt, bringt mich doch dazu, endlich loszugehen. Welcher normale Mensch knurrt wie ein Hund? Aber Ice ist ja auch kein Mensch, er ist ein Entführer. Vielleicht sogar ein Mörder, wenn stimmt, was er sagt. Und ich glaube ihm nur zu gern, denn er strahlt manchmal so eine Kälte aus, die sich mir bis in die Knochen frisst. Eine Kälte, die jemand, der höchstens Mitte zwanzig ist, nicht haben dürfte. Ich öffne die Tür zu dem kleinen Raum, der fast komplett von einem abgewirtschafteten Tresen eingenommen wird. Über meinem Kopf ertönt das leise Klingeln einer Glocke. Die ältere Dame schaut missbilligend zu mir, steht von ihrem Stuhl auf und sieht mich abwartend an.

      Ich öffne den Mund und ringe mit mir, ein Teil möchte so gerne das Wort ›Hilfe‹ herausschreien, aber der andere hat Angst vor dem, was Ice der Frau dann antun könnte, also gehe ich mit unsicheren

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