DER RITTER VON TORN. Edgar Rice Burroughs

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DER RITTER VON TORN - Edgar Rice Burroughs

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das tun zu müssen, was jetzt unausweichlich ist. Warum habt ihr nicht den Mund gehalten und das Schicksal des kleinen Prinzen in die Hand seines Schutzpatrons gelegt? Euer übereiltes Handeln hat uns in eine schöne Sackgasse geführt, denn es heißt nun entweder Ihr oder ich, Mylady, und ich kann’s nicht leiden. Sprecht Eure Gebete, und macht Euch bereit zu sterben.«

      Heinrich III., König von England, saß in seinem Ratssaal, umgeben von den großen Herren und Adligen, die sein Gefolge darstellten. Er erwartete Simon de Montfort, Graf von Leicester, den er herbeigerufen hatte, um ihm noch weitere Demütigungen zu erteilen, mit der Absicht, ihn so zu erniedrigen und zu entehren, dass er England für immer den Rücken kehrte. Der König fürchtete diesen mächtigen Verwandten, der ihm so mutig vor den Torheiten warnte, die sein Königreich an den Rand des Aufstands brachten.

      Was das Ergebnis dieser Audienz gewesen wäre, lässt sich nicht sagen, denn Leicester war gerade erst eingetreten und hatte seinem Herrscher gehuldigt, als es zu einer Störung kam, welche die kleinen Streitigkeiten von König und Höfling in einer gemeinsamen Sorge ertränkte, die die Herzen aller berührte.

      Auf der einen Seite des Saales brach eine Unruhe aus, die Reihen teilten sich, und Eleanor, Königin von England, stolperte auf den Thron zu. Tränen strömten über ihre bleichen Wangen.

      »Oh, mein Gott! Mylord«, rief sie, »Richard, unser Sohn, ist ermordet und in die Themse geworfen worden.«

      In einem Augenblick herrschte Verwirrung und Aufruhr, und nur unter größten Schwierigkeiten erhielt der König schließlich eine stimmige Aussage von seiner Königin.

      Wie es schien, war die Königin benachrichtigt worden, als Lady Maud nicht zur üblichen Zeit mit Prinz Richard in den Palast zurückgekehrt war, und man hatte sofort eine Suche eingeleitet – eine Suche, die über zwanzig Jahre andauern sollte; aber die ersten Ergebnisse davon ließen die Herzen des Hofes zu Stein werden. Denn bei dem offenen Hintertor lagen die Leichen Lady Mauds und eines gewissen Hauptmanns der Wache, aber nirgendwo gab es ein Zeichen oder eine Spur von Prinz Richard, dem zweiten Sohn von Heinrich III. von England und damals jüngstem Prinzen des Königreiches.

      Es dauerte zwei Tage, bis die Abwesenheit de Vacs bemerkt wurde, und daraufhin erinnerte einer der Höflinge den König an die Episode des Fechtkampfes, und ein Motiv für die Entführung des kleinen Königssohnes wurde offensichtlich.

      Ein Dekret wurde erlassen, das die Untersuchung jedes Kindes in England vorschrieb; denn auf der linken Brust des kleinen Prinzen befand sich ein Muttermal, das einer Lilie ähnelte. Und als nach einem Jahr kein Kind gefunden wurde, das ein solches Zeichen trug, und sich keine Spur von de Vac fand, wurde die Suche nach Frankreich ausgedehnt; noch wurde sie über mehr als zwanzig Jahre jemals ganz aufgegeben.

      Die erste Theorie, dass es sich um ein Attentat gehandelt habe, wurde bei näherer Überlegung bald aufgegeben, denn es war offensichtlich, dass ein Attentäter sich ebenso des kleinen Prinzen hätte entledigen können, als er Lady Maud und ihren Liebhaber tötete, wenn dies sein Bestreben gewesen wäre.

      Der Eifrigste bei der Suche nach Prinz Richard war Simon de Montfort, Graf von Leicester, der seinem königlichen Neffen stets eine solche Zuneigung entgegengebracht hatte, dass sie auch dem Hofstaat des Königs nicht verborgen geblieben war.

      So wurde fürs Erste der Bruch zwischen de Montfort und seinem König gekittet, und obwohl der große Adlige seiner Herrschaft in der Gascogne beraubt wurde, erlitt er wenig weitere Unbill durch seinen königlichen Herrn.

      Als de Vac sein Schwert aus Lady Mauds Herz zog, schauderte ihn, denn so gnadenlos er auch war, war er doch vor dieser grausamen Tat zurückgeschreckt. Doch er war zu weit gegangen, um jetzt einen Rückzieher zu machen, und hätte er Lady Maud am Leben gelassen, dann wären ihm in zehn Minuten die gesamte Palastwache und die ganze Stadt London auf den Fersen gewesen; es hätte kein Entkommen gegeben.

      Der kleine Prinz war nun so verängstigt, dass er nur noch zittern und wimmern konnte. Der schreckliche de Vac machte ihm so große Angst, dass eine Drohung mit dem Tod seine Zunge mühelos zum Schweigen brachte, und so führte ihn der grimmige alte Mann zu dem Boot, das tief in den dichten Büschen versteckt war.

      De Vac wagte es nicht, bis zum Einbruch der Dunkelheit in diesem Versteck zu bleiben, wie er es zuerst beabsichtigt hatte. Stattdessen zog er ein schmutziges, zerlumptes Kleid aus dem Bündel unter der Ruderbank und verkleidete sich damit als alte Frau und zog ein leinenes Tuch tief über Kopf und Stirn, um seine kurzen Haare zu verstecken. Er verbarg das Kind unter den anderen Kleidungsstücken, stieß vom Ufer ab und ruderte, wobei er sich immer nahe am Ufer hielt, die Themse hinunter zu dem alten Dock, wo er in der vergangenen Nacht sein Boot versteckt hatte. Er erreichte sein Ziel unbemerkt und trieb das Boot unter den Steg und weit in die dunkle Tiefe des höhlenartigen Unterschlupfs hinein.

      Hier beschloss er, sich zu verstecken, bis es dunkel wurde; denn er wusste, dass die Suche nach dem verschwundenen kleinen Prinzen jeden Moment beginnen würde und dass niemand die Straßen Londons betreten konnte, ohne sich einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.

      De Vac nutzte die erzwungene Wartezeit, um den Prinzen auszuziehen und ihn in andere Kleidungsstücke zu stecken, die in das Bündel unter der Ruderbank eingewickelt gewesen waren, einen kleinen roten Wollkittel mit passender Hose, ein schwarzes Diplett und ein winziges Lederwams und eine Lederkappe.

      Die weggeworfene Kleidung des Prinzen wickelte er um einen großen Stein, den er aus dem zerfallenden Mauerwerk der Flussmauer brach, und versenkte das Bündel im schweigenden Fluss.

      Der Prinz hatte inzwischen wieder etwas von seiner früheren Selbstsicherheit zurückgewonnen, und als er feststellte, dass de Vac nicht vorhatte, ihm zu schaden, begann der kleine Kerl, als sein kindliches Staunen über dieses seltsame Abenteuer die Oberhand über seine frühere Besorgnis gewann, seinen grimmigen Gefährten zu befragen.

      »Was machen wir hier, Sir Jules?«, fragte er. »Bringt mich zurück zum König, dem Palast meines Vaters! Ich mag weder dieses dunkle Loch noch die seltsamen Kleider, die du mir angezogen hast.«

      »Sei still, Junge!«, befahl der alte Mann. »Sir Jules ist tot, und du bist nicht mehr der Sohn eines Königs. Merke dir das gut, und sprich mich nie wieder mit Sir Jules an und nenn dich nie wieder einen Prinzen.«

      Der Junge schwieg, wieder eingeschüchtert durch den heftigen Ton seines Entführers. Alsdann begann er zu wimmern, denn er war müde und hungrig und verängstigt – nur ein armes kleines Kind, hilflos und hoffnungslos in den Händen dieses grausamen Feindes. All seine edle Herkunft war zusammenmit der Pracht seiner fürstlichen Kleider im dicken Schlamm auf dem Grund der Themse versunken. Und so fiel er bald auf dem Boden des Bootes in einen unruhigen Schlaf.

      Als die Dunkelheit hereingebrochen war, schob de Vac das Boot nach außen an die Seite des Docks und nahm das schlafende Kind auf die Arme. Einen Moment blieb er lauschend stehen, um sich auf den Weg durch die Gasse vorzubereiten, die zu Tils Behausung führte.

      Als er so dastand, drang das leise Geräusch einer klirrenden Rüstung an seine gespitzten Ohren; immer lauter wurde es, bis es keinen Zweifel mehr daran gab, dass sich eine Gruppe von Männern näherte.

      De Vac nahm seinen Platz im Boot wieder ein und zog es wieder unter das Dock. Kaum hatte er dies getan, trat eine Rotte von gepanzerten Rittern und bewaffneten Männern waffenklirrend auf den Brettern über ihm aus der Öffnung der dunklen Gasse. Hier hielten sie zur Beratung inne, und der Zuhörer unten konnten deutlich jedes Wort ihres Gesprächs hören.

      »De Montfort«, sagte einer, »was haltet Ihr davon?

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