GLOVICO. Ekkehard Wolf

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GLOVICO - Ekkehard Wolf Europakrimi

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der Amerikanerin schützend vor sich zu reißen.

      Ihr Leben war dadurch nur wenige Augenblicke länger erhalten geblieben. Einer der drei Polizisten war nach dem Abklingen der Explosion von hinten an das Fahrzeug herangetreten und hatte das Stöhnen der halbschräg über die Rücklehne gedrückte Frau beendet, indem er ihr Dreimal in den Kopf schoss. Einmal hätte auch gereicht, aber der Schütze wollte wohl auf Nummer sicher gehen. Anschließend setzten die Täter das Auto in Brand und verließen dann eilig den Tatort. Von hinten näherte sich ein anderes Auto mit hoher Geschwindigkeit. Die Attentäter hatten ganze Arbeit geleistet. Aber ihr Auftrag war noch nicht beendet.

      Trotz der kurvigen, engen Straße hatte der Fahrer des nachfolgenden VW-Busses nur wenige Minuten gebraucht bis er den brennenden Audi erreichte.

      Im Scheinwerferlicht konnten er und seine Baifahrerin eine Person erkennen, die ihnen wild gestikulierend entgegen gerannt kam und versuchte, den Wagen zum Halten zu veranlassen. Es hätte dieser Mühe nicht bedurft.

      Der Fahrer des Wagens bremste scharf ab, sprang aus dem Fahrzeug und rannte, ohne die Frau zu beachten zu dem brennenden PKW. Doch auch er musste schnell erkennen, dass hier jede Hilfe zu spät kam. Zwar gelang es ihm noch, zunächst seinen Kameraden vom Fahrersitz des brennenden Autos zu ziehen und danach sogar noch die am Boden vor dem Rücksitz zusammengekrümmte Frau an den Füßen zu packen und herauszuzerren, doch damit erreichte er lediglich, dass beide nicht bis zur Unkenntlichkeit verbrannten.

      Auch Viola Ekström war aus dem Bus gesprungen. „Was ist passiert?“, fragte sie gehetzt die Frau, die Ihnen winkend entgegengekommen war auf Schwedisch. Die Angesprochene stand unter Schock. Den hastig und brockenweise vorgebrachten Erklärungen entnahm die Amerikanerin nur so viel, dass die Winkende erst am Ort des Geschehens eingetroffen war, als das Auto schon brannte. Kurz zuvor war ihr ein ausländischer Wagen entgegengekommen. In dem Privatwagen hatten seltsamerweise Polizisten in Uniform gesessen. Selbst diesen Angaben vermochte der Leibwächter schon aufgrund seiner fehlenden Sprachkenntnisse nicht zu folgen. Erschöpft hatten sich beide nach der Bergung der zwei Toten zunächst auf die Böschung am Straßenrand fallen lassen.

      Die Norwegerin hatte über Handy die Polizei verständigt. Bis zu deren Eintreffen war mehr als eine halbe Stunde vergangen. Dies hatte den beiden Überlebenden die Gelegenheit gegeben, sich über die weitere Vorgehensweise trotz der sprachlichen Hindernisse grob zu verständigen.

      Viola Ekström fröstelte. Sie zwang sich dazu, ihre Gedanken zu ordnen.

      Während die lodernden Flammen der Amerikanerin die gespenstische Szene ins Gedächtnis brannten, rückten kurz nach einander die Feuerwehr, der Notarzt, die Polizei und zwei Krankenwagen an. Für einen Augenblick hatte Viola Ekström daran gedacht, die frischgebackene Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft in Moskau, Tatjana Wolkowa alias Ruth Waldner per Handy anzurufen, diesen Gedanken dann aber doch schnell wieder verworfen. Sie konnte nicht ahnen, damit die für lange Zeit letzte Gelegenheit verpasst zu haben, um mit ihrer Freundin in Kontakt zu treten.

      Aufgrund der Verbrennungen, die er sich bei der Bergung der Leichen aus dem brennenden Fahrzeug zugezogen hatte, wurde der Pole zur Notaufnahme der Krankenstation in Eidfjord gebracht und dort behandelt. Trotz ihrer Benommenheit bestand Viola darauf, den VW-Bus selbst dorthin zurückzufahren. Anschließend nahm sie sich ein Zimmer im Motel. Da die Verletzungen des Polen sich als nur geringfügig erwiesen, konnte er bereits am nächsten Morgen aus der Krankenstation wieder entlassen werden. Bei der anschließenden Befragung durch die norwegische Polizei konnten weder er noch Viola zum Tathergang sachdienliche Hinweise geben. Übereinstimmend haben beide wahrheitsgemäß ausgesagt, dass der Pole die Amerikanerin erst an dem Ferienhaus kennen gelernt hat. Spontan hätten sie sich trotz der späten Stunde am Vorabend noch zu einem kleinen Ausflug in die Umgebung entschlossen. Um im Fall einer Panne nicht hilflos in der Landschaft zu stehen, hatten sie sich entschlossen, mit beiden Wagen zu fahren. Da Viola wegen der schlechten Straßenverhältnisse nicht selbst habe fahren wollen, waren die beiden Getöteten mit dem Audi unterwegs gewesen. Da die Tankanzeige des VW-Busses unterwegs aufgeblinkt habe, hatte dessen Fahrer sich entschlossen, den Treibstoff aus dem mitgeführten Reservekanister nachzufüllen. Dies entsprach im Kern der Wahrheit. Dadurch hatten sich beide Fahrzeuge für einige Minuten aus den Augen verloren. Auch das entsprach der Wahrheit. Als sie den A6 schließlich wieder eingeholt hatten, brannte dieser bereits lichterloh. Zu dem, was zwischenzeitlich geschehen war, konnten sie keine Angaben machen. Das entsprach aber nur zum Teil der Wahrheit.

      Der brutale Mord

      Der brutale Mord an der polnischen Sonderermittlerin im Dezernat Organisierte Kriminalität von Lublin löste in den kommenden Tagen und Wochen in ihrem Heimatland hektische Betriebsamkeit aus. Die Hinrichtung im fernen Norwegen an sich war bereits ein ungeheuerlicher Affront, der nur als Signal verstanden werden konnte: „Überlegt euch gut, wie weit ihr geht,“ lautete die unmissverständliche Botschaft der Täter, „wir finden euch überall und wir zögern nicht, diejenigen aus dem Weg zu räumen, die uns in die Quere kommen.“

      Die besonderen Umstände des Attentats hatten anscheinend diesen Eindruck noch verstärken sollen. Die Ausführung der Tat war als offenkundiger Mord erfolgt. Dadurch sollte wohl verhindert werden, dass auch nur der geringste Zweifel aufkam. Das konnte nur als Provokation verstanden werden. Üblicherweise pflegten diese Kreise es vorzuziehen, ihre Anschläge so zu organisieren, dass die Tat wie ein Unfall aussehen konnte. Jedes Mal, wenn die Täter keinerlei Mühe darauf verwendeten, den tatsächlichen Tathergang zu verschleiern, war das eine Warnung an die Überlebenden: „Seht her, so wird es euch auch ergehen, wenn ihr nicht spurt.“ Dieser Vorgehensweise waren in den vergangenen Jahren wiederholt leitende Banker und Journalisten aber auch scheinbar kleine Fische zum Opfer gefallen. Nur hatte sich das eben in Moskau, Minsk, Kiew oder St. Petersburg abgespielt. Praktisch in keinem einzigen Fall war es gelungen der Täter, geschweige denn ihrer Auftraggeber habhaft zu werden. Der Glaubwürdigkeit der Drohung auf die potentiell Betroffenen hatte das verständlicherweise keinen Abbruch getan. Die Botschaft war klar: „Die Macht kann euch nicht schützen und uns nicht zur Rechenschaft ziehen.“ Verbrechen dieser Art richteten sich immer an das Umfeld der Ermordeten. In diesem Fall war das auch so und auch genauso verstanden worden. Nur, dass sich die Täter nicht einen beliebigen neuen Russen als Demonstrationsobjekt ausgesucht hatten, sondern eben eine polnische Polizistin. Das verlieh der Angelegenheit eine besondere Qualität und das „Umfeld“ der Getöteten war sich dessen nur zu gut bewusst.

      Selbst an der Spitze der Behörde, im polnischen Innenministerium hatte man zugleich auch recht gut die Zwickmühle verstanden, in die der gesamte Apparat durch diese Tat gebracht worden war. Natürlich musste man reagieren und war dabei zum Erfolg verurteilt. Wenn es nicht gelänge, Täter und Hintermänner ausfindig zu machen, dann würde die Saat der Angst auch hier aufgehen. Wer immer es wagen würde, sich denen in den Weg zu stellen, würde das Risiko kennen. Und darin bestand zudem das Dilemma: Jeder, der es versuchen würde, sich dieser netten kleinen Herausforderung zu stellen, der musste damit rechnen, sich der Früchte seiner Ermittlungsarbeit nicht mehr so recht erfreuen zu können. Übereifrige Ermittler waren ohnehin selten, denn in solchen Fällen reichte dann in der Regel eine einfache kleine anonyme Mitteilung auf der die Anschrift des Unbequemen, gegebenenfalls noch die Arbeitsstelle seiner Frau, die Anschriften der Schulen der Kinder und so weiter kommentarlos aufgelistet waren, um die jeweiligen Sachbearbeiter dazu zu veranlassen, ihrem Ermessensspielraum freien Raum zu lassen und die Ermittlungen in eine Richtung zu lenken, die den Ermittler selbst aus der Gefahrenzone herausbrachte. So etwas fiel in der Regel niemandem auf. Für die Versender der Grußbotschaften hatte das Einknicken der Betroffenen zudem die Rückmeldungsfunktion: „Schaut her, ich habe Angst. Verlangt in Zukunft von mir, was ihr wollt. Ich werde mich fügen.“

      Dass eine solche Grundhaltung der Ergreifung der Täter nicht gerade dienlich war, verstand sich von selbst.

      Dass

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