Kirche im freien Fall. Cristina Fabry
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Da! Verdammt. Dieses entsetzliche, schrille Geräusch, Inbegriff der Unterbrechung, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wer wollte denn jetzt etwas von ihm? Das konnte doch nur die wabernde Waltraud sein, die ihn mit einer überwürzten Pizza-Suppe verköstigen, bestechen, verführen oder einfach nur ihren überkochenden Gefühlen Ausdruck verleihen wollte. Er hatte bereits den unappetitlichen Geruch von Schweinehack und minderwertigem Schmelzkäse in der Nase, alles in ihm sträubte sich, die Tür zu öffnen, dennoch erhob er sich pflichtschuldig von seinem Stuhl und schritt schwerfällig zur Haustür.
Durch das Fenster erblickte er einen Mann, der von der Haustür abgewandt auf die Straße blickte. Es würde nicht mehr lange dauern, dann ständen die Bettler vor seiner Tür und würden nebenbei telefonieren, wie es etliche bereits an der Supermarktkasse taten. Gereizt riss er die Haustür auf, doch bevor er ein barsches „Ja, bitte?“ hervorstoßen konnte, war der Mann schon in seiner Wohnung und zwei weitere, die direkt neben der Haustür gestanden hatten, kamen hinterher, schlossen die Tür, rangen ihn zu Boden. Sie rochen säuerlich, hielten ihm mit nach Nikotin stinkenden Fingern den Mund zu, dann hörte er das enervierende Geräusch von abgezogenem Reparaturband. Sie umwickelten seine Hand- und Fußgelenke damit und verschlossen ihm schließlich den Mund. Dann ließen sie ihn liegen und schwärmten aus. Idioten. Was gab es bei ihm schon groß zu holen? Die paar Kröten in der Diakonie-Kasse waren den Aufwand nicht wert. Er besaß keine Wertgegenstände wie Schmuck, Münzen oder handliche High-End-Geräte.
Das Atmen fiel ihm schwer. Die Nasenschleimhäute waren leicht geschwollen, er bekam nicht genug Luft, sein Herz raste und überall im Haus hörte er Schranktüren klappern, das polternde Ausleeren von Schubladen, schwere Schritte.
Irgendwann waren sie fertig. Sie verließen das Haus, wortlos, maskiert, bis sie ins Licht traten, ließen ihn liegen, schlossen die Haustür.
Frauke fühlte sich endlich frei und war heilfroh, dass sie die folgende Zeit der weitestgehenden sozialen Isolation nicht mit ihrem dauermürrischen Ehemann verbringen musste, sie hatte den Kontakt komplett abgebrochen und spürte die heilsame Wirkung des Abstands sich täglich entfalten.
Gemeindeglieder waren mit innerer Unruhe und verzweifelten Hamsterkäufen vollkommen ausgelastet. Ihren Pfarrer würden sie erst wieder brauchen, wenn die Ausgangssperre einsetzte.
Das Gemeindeleben war praktisch zum Erliegen gekommen, darum hatte man auch im Presbyterium kaum etwas zu tun.
Waltraud zerriss es das Herz, dass sie den Herrn Pfarrer nicht besuchen konnte. Sie wollte seine Gesundheit nicht gefährden und für ein Telefongespräch war sie nicht wortgewandt genug, hatte auch zu wenig Phantasie, um einen Grund für einen Anruf zu finden.
Man fand ihn erst nach ein paar Tagen, als es mehreren aufgefallen war, dass er nicht ans Telefon ging und auch nicht mehr im Gemeindebüro gewesen war.
Bestattet wurde er in aller Stille, mehr war nicht drin in der Krise, aber die Stille hatte er ja auch gewollt.
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