David Schrenker ist kein Selbstmörder!. Markus Mayer

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David Schrenker ist kein Selbstmörder! - Markus Mayer

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Formalitäten ergänzt und entsprechende Stellen des Öfteren in Dialoge umgewandelt.

      Ich hoffe, durch mein redaktionelles Wirken die Authentizität des Werkes nicht allzu schwer verletzt, sondern ganz im Gegenteil, einen Mehrwert für den Leser geschaffen zu haben.

      Tagebucheintrag vom 9. Juni 2009

      Natürlich lächelte ich – überrascht zwar – aber ich lächelte und mein kurzes Zögern bemerkte Karina nicht… Sie schien erleichtert, als ich sie in meine Arme schloss und fest an mich drückte. Sie legte mir ihr Kinn auf die Schulter und flüsterte in mein Ohr: „Freust du dich?“ Und ich nahm sie bei beiden Schultern: „Natürlich freue ich mich!“

      Ich fragte nicht, warum sie, obwohl wir immer verhüteten, trotzdem schwanger wurde. Wahrscheinlich, weil ich insgeheim weiß, dass ich selbst Schuld bin: Vor ein paar Wochen hatte sie eine Magenverstimmung und deshalb musste sie sich einige Male nachts übergeben. Als sie sich wieder wohler fühlte und wir begannen miteinander zu schlafen, meinte sie: „Vielleicht wäre es mit Kondom sicherer. Kann sein, dass ich die Pille die letzten Tage rausgekotzt habe…“ „Wie groß ist denn schon die Gefahr?“, erwiderte ich und ließ mir meine Geilheit nicht von der Vernunft versauen. Sie seufzte: „Okay, aber dann komm wenigstens nicht in mir!“ Leider konnte ich mich, als es soweit war, nicht zurückhalten.

      Sie war ein bisschen merkwürdig die letzten Tage und wie sich heute herausstellte, lag das daran, dass ihr ein Schwangerschaftstest aus der Apotheke bereits letzte Woche ein positives Resultat angezeigt hatte. Allerdings hatte sie mir nichts erzählen wollen, bevor sie sich ganz sicher war. Heute bestätigte ihr dann die Gynäkologin das Ergebnis.

      Ich habe sofort meine Eltern, meinen Bruder und den Knoll angerufen. Irgendwie bin ich ganz aufgedreht, obwohl ich noch nicht weiß, ob ich mich freuen oder fürchten soll. Alle waren sie überrascht und ein bisschen reserviert – ein Grund mehr für mich, die Fassade der freudigen Erwartung aufzuziehen und von meiner Angst nicht das Geringste durchschimmern zu lassen. Eigentlich gibt es auch keinen Grund zur Sorge: Karina und ich – wir stammen beide aus gefestigten Familienverhältnissen, unsere Eltern haben Geld und werden darüber hinaus noch sehr junge Großeltern und bei bester Gesundheit sein. Sie werden schon auf uns aufpassen…

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Dein erster Eintrag… Wieso hast du damit begonnen, ein Tagebuch zu führen? Hat dich die Nachricht deiner bevorstehenden Vaterschaft in solche Panik versetzt, dass du geglaubt hast, plötzlich irgendwas in deinem Leben ändern zu müssen. War das dein erster Schritt erwachsen zu werden? Haben dich deine Gefühle so überwältigt, dass du sie irgendwie loswerden musstest? Nun, das wäre grundsätzlich schon plausibel, aber du, mein lieber Bruder, warst nie einer der irgendetwas lange ausgehalten hätte, schon gar nicht etwas, dass Disziplin erfordert. Und jeden Tag etwas schreiben? Das erfordert durchaus ein gewisses Maß an Selbstdisziplin. Weil du dieses nicht besitzt, bist du einfach kein Tagebuch-Typ und deshalb vermute ich, dass hier Hintergedanken im Spiel sind.

      Tagebucheintrag vom 1. Juli 2009

      Heute war ich mit Karina beim ersten Ultraschall und ich befürchte sie selbst war weniger aufgeregt als ich. Schon auf dem auf dem Weg ins Krankenhaus verhielt ich mich ganz fahrig, so dass sich Karina nach dem dritten Mal, als ich eine Abbiegung verpasste, ein genervtes „Das ist mein Beschützer“ nicht verkneifen konnte. Normalerweise mache ich mittags nach der Frühschicht ein kleines Nickerchen, doch der Termin war bereits um 14:30 Uhr, weshalb ich dafür heute keine Zeit hatte. Vielleicht verstärkte das meine Zerstreutheit noch ein bisschen.

      Generell muss ich sagen, dass Karinas Launen in der Schwangerschaft nicht wirklich über das Gewohnte hinausgehen. Eigentlich hat sie sich zurzeit mehr im Griff als zuvor ohne Kind im Bauch. Das könnte so sein, weil sie in ihrem Zustand mehr von mir abhängt und sie mich durchaus als einen empfindlichen Menschen kennt. Oder aber sie ist durch die bevorstehende Mutterschaft ausgeglichener und zufriedener. Relativ am Anfang unserer Beziehung meinte sie einmal, Sie werde sich erst mit Kind vollständig fühlen. Solche oder ähnliche tiefenpsychologische Offenbarungen lässt sie nur selten verlauten, doch auf Grund der Seltenheit prägen sie sich dann, wenn sie ertönen, ganz besonders tief ins Gehirn. Diese Offenbarung stammt noch aus der Anfangszeit unserer Beziehung. Wir wollen beide Kinder, doch bei mir war dieses „Wollen“ eher eine Idee, die irgendwo am Horizont der Zukunft schwebte. Nicht konkret genug, um mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Nicht konkret genug, um Pläne zu schmieden. Bei ihr war das „Wollen“ schon damals ein sehr plastischer Wunsch und die dazugehörenden Pläne existierten bereits in ihrem Kopf. Das war mir relativ schnell klar. Doch weil ich wenig Toleranz für Pläne in diese Richtung aufbrachte, blieben ihre in ihrem Kopf. Ich verdächtige sie nicht, dass sie absichtlich schwanger wurde, weil es ihrem Plan entsprechend an der Zeit war. Obwohl mir der Gedanke schon kam, habe ich ihn inzwischen verworfen, weil ich denke, dass wenn sie schon einen Plan hat, dann hätte dieser doch Hand und Fuß und würde so etwas wie finanzielle Stabilität beinhalten. Ich verdiene im Frühdienst genug für die Miete und mein alltägliches Leben. Wenn ihr Einkommen dann wegfällt, würde es zur Not schon irgendwie für uns zwei reichen, aber sicher nicht für drei. Darüber hinaus bräuchten wir ja auch so etwas wie eine Perspektive für die Zukunft. Wir können ein Kind nicht auf Dauer in dieser kleinen Wohnung großziehen.

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Was ist der Sinn eines Tagebuches, wenn man selbst in diesem die wahren Gedanken und Gefühle verschleiert? Hättest du, ohne den akuten Verdacht, dein Mädchen habe dich hintergangen, die Beschreibung eines alltäglichen Geschehens, in diese Sphären abschweifen lassen? Der erste Ultraschall ist doch nichts Alltägliches, stelle ich mir vor. Umso komischer ist es, dass du dieses Erlebnis zwar einleitest, dann aber ausschweifst in deine Gedanken und Erinnerungen. Du warst gekränkt, weil sie dich in einem emotionalen Moment mehr oder weniger subtil als schlechten Versorger hingestellt hat und das ging dir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Doch weil du der perfekte Partner sein willst, hast du diesen Vorwurf einfach geschluckt. In deiner Kränkung schweifst du ab in die tiefen deiner Gedankenwelt. Trotzdem wurden alte Gefühle und Verdächtigungen wieder an die Oberfläche geschwemmt. Und du weißt, dass du beim ersten Mal als du den Verdacht hattest, nicht logisch das Gegenteil schlussfolgern konntest, genauso wenig wie du es jetzt kannst. Deshalb gaukelst du dir Logik in einem fadenscheinigen Argument vor, das man auch anders sehen könnte. Zum Beispiel so: Weil du ohne den richtigen Push nie deinen Arsch hochbekommen hättest, hat sie dir mit dieser Überraschungsschwangerschaft einen Anreiz gegeben, dich ein bisschen mehr im Leben anzustrengen. Sicher ist dir diese Möglichkeit auch schon in den Kopf gekommen, doch du willst sie nicht anerkennen, weil sie dir deine Hilflosigkeit vor Augen führen würde. Da war es am besten, einfach so zu tun, als hätte ein Hintergehen nie stattgefunden.

      Tagebucheintrag vom 15. Juli 2009

      Brutale Ehrlichkeit war nie meine Stärke, das Lügen andererseits auch nicht. Ich versuche taktvoll zu sein und niemanden zu verletzen. Oft habe ich den Eindruck, dass Leute meine guten Absichten nicht erkennen und das, was ich sage, genauso auffassen, wie ich es sage: Positiv. Was denken alle denn? Wenn zum Beispiel jemand einen schrecklichen Haarschnitt hat, sage ich natürlich nicht „Deine Frisur ist scheiße!“, sondern ich warte darauf, bis er eine Mütze trägt und mache ein Kompliment von wegen: „Mützen stehen dir!“ Es muss doch eigentlich jeder gleich kapieren, dass ich einen gut gemeinten Tipp gebe und ihm gleichzeitig dabei helfe, sein Gesicht zu bewahren.

      Also, das war jetzt nur so ein Beispiel, wirklich passiert ist mir das nicht. Eine andere Situation dieser Art erlebte ich neulich mit meinem Bruder. Ich wollte ihm einen gut gemeinten Tipp geben und hab

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