David Schrenker ist kein Selbstmörder!. Markus Mayer

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David Schrenker ist kein Selbstmörder! - Markus Mayer

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informieren, bevor wir irgendwas machen, was irgendwelche altmodischen Leute dir eingeredet haben“, blaffte ich sie an. „Nur wegen so einem dummen Wisch ändert sich doch nichts!“

      „Warum wäre es eigentlich so schlimm, mich zu heiraten? Ich meine, wenn du mit mir zusammen sein und mit mir gemeinsam ein Kind großziehen willst, ist es doch andererseits auch scheißegal, wenn wir diesen Wisch haben. Vor allem, wenn uns dieser Wisch finanzielle Vorteile bringt. Eigentlich wäre das ja nur vernünftig! Kein Mensch spricht von Kirche oder einer großen Feier. Das will ich auch nicht!“

      Sie hat nicht Unrecht und weil der einzige plausible Grund in dem Moment, sie nicht zu heiraten, der ist, dass ich einfach nicht will, legte ich mich mit einem „Wir reden morgen!“, schlafen.

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Du hast unangenehme Wahrheiten noch nie angesprochen. Leute wären vielleicht wütend geworden und der Hitze solcher Momente wolltest du dich grundsätzlich nicht aussetzen. Du bist schon immer ein harmoniebedürftiger Mensch gewesen und das hat stets zu deiner Beliebtheit beigetragen, dich aber auch vor Probleme gestellt. Zum Beispiel damals, als Mama diese hässlichen Schuhe für dich aussuchte: Sie war schon kurz vor dem Durchdrehen, weil sie den Nachmittag über mit zwei Teenagern durch die Stadt gewetzt war. Um das Fass nicht zum Überlaufen zu bringen, hast du die ersten Schuhe, die sie dir vorschlug, genommen. Natürlich hattest du nie vor sie zu tragen. Deshalb war dein Plan, etwas mit deinem Kumpel Knoll auszumachen, dessen Familie diesen nervtötenden Hund hatte. Am Morgen bist du dann mit den blütendweißen Schuhen aus dem Haus, nur um sie, als du ums Eck warst, mit den alten zu tauschen. Bevor du vom Knoll wieder nach Hause kamst, hast du die Schuhe mit einer stumpfen Zange zerfetzt und Mama erzählt, dass Knolls Hund daran Schuld war. Dieser Plan hielt solange, bis Mama bei den Knolls anrief und seine Mutter sich äußerst überrascht über die Anschuldigungen zeigte.

       Gelernt hast du aber nie aus solchen Vorfällen. Das ist nur eines von vielen Beispielen, in denen du viel Energie verwendet und lange Umwege gegangen bist, um das Boot nicht zum Schaukeln zu bringen. Allerdings hatte das oft zur Folge, dass du danach mit noch schlimmeren Konsequenzen konfrontiert worden bist.

      Tagebucheintrag vom 12. September 2009

      Nach Tagen des Grübelns habe ich mich entschlossen, Karina Bescheid zu geben, dass wir heiraten können. Sie hat ja Recht: Was spricht dagegen? Ich kann es nicht begründen, warum ich nicht will. Ich müsste sagen, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit ihr mein Leben zu verbringen, aber irgendwie weiß ich auch nicht, ob das stimmt. Das ist nur so ein Gefühl und eigentlich will ich keiner sein, der mit 60 vier Scheidungen hinter sich hat. Das sind die größten Trottel!

      Auf der anderen Seite verbindet uns diese Hochzeit auch mehr, vielleicht bringt sie uns einander näher. Das ist nur Gefühlsduselei, ich weiß. Begründen kann ich diese Hoffnung nicht. Wahrscheinlich rede ich mir auch nur irgendwelche Sachen ein, damit ich dem Ganzen positiver gegenüberstehen kann.

      Es kann auch sein, dass ich der Ehe gegenüber negativ eingestellt bin, weil ich dabei das Bild meiner Eltern vor mir sehe. Dieses lieblose, pragmatische Leben, diese gefühlslose Allianz. Alles wird nach Schema-F gemacht, typisch bürgerlich halt…

      Auf jeden Fall habe ich beim Abendessen zu Karina gesagt: „Lass uns heiraten. Warum nicht?“ In vier Tagen hat keiner von uns mehr ein Wort dazu verloren und ich glaube, dass ich sie mit meiner Aussage ebenso überrascht habe, wie sie mich neulich mit ihrem „Vielleicht sollten wir heiraten!“

      Entsprechend reserviert reagierte sie. „OK“, das war’s erstmal, aber fünf Minuten später fragte sie: „Bist du dir sicher?“ und ich antwortete: „Du hast Recht, es spricht nichts dagegen!“

      Sie wirkte enttäuscht, obwohl sie sagte, dass alles in Ordnung sei. Kurz darauf nahm sie eine Dusche und legte sich anschließend ins Bett.

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Du hattest immer ein gutes Gefühl für Menschen, deshalb wusstest du sicher auch, was Karina störte. Sie war enttäuscht, weil du sie aus praktischen Gründen und nicht aus Liebe heiraten wolltest. Zumindest kam das, deinen Schilderungen zufolge so bei ihr an. Selbstverständlich war es ihr Vorschlag, den sie mit praktischen Argumenten gefestigt hat, doch tief im Inneren wollte sie von dir hofiert werden. Jede Frau steht auf Romantik – egal, was sie sagen. Jede Frau will sich einmal im Leben als Prinzessin fühlen.

       Mir wird’s schon ganz schummerig, dass ich mich hier als Frauenversteher aufspielen muss - normalerweise ist das dein Metier. Andererseits hatte ich schon oft was mit Frauen, denen Romantik angeblich egal war. Wenn sie dann glauben, den Mann an der Angel zu haben, bröckelt die coole Fassade allmählich…

      Tagebucheintrag vom 11. November 2009

      Drei Tage sind seit der Hochzeit vergangen. Die Feier war sicher nichts Besonderes, aber zu unserer Verteidigung: Wir hatten nicht viel Planungszeit und so musste die Location, das Essen, das Kleid, die Einladungen und das ganze andere Zeug sehr spontan organisiert werden. Karina wollte so schnell wie möglich heiraten, weil ihr Bauch immer runder wurde und sie Angst hatte, in ihrem Kleid fett auszusehen. Dieses war wegen der Spontanität nicht wirklich auf sie zugeschnitten und das wurmte sie obendrein.

      Neben unseren Familien waren nur ein paar Freunde da. Keiner war besoffen, keiner fiel in den Kuchen, es gab auf unseren Wunsch hin keine Einlagen. Es war kein DJ und auch keine Band da. Stattdessen sorgten mein Laptop und Knolls Dolby Surround Anlage für die musikalische Untermalung.

      Karina legt keinen Wert auf große Zeremonien, deswegen denke ich nicht, dass sie wegen des kleinen Rahmens gereizt war. Das war sie nämlich auf jeden Fall. Ob es die Anwesenden, die sie nicht so gut kennen wie ich, merkten, weiß ich gar nicht. Ihre Stimmung könnte auch von meiner beeinflusst worden sein, die sicher auch nicht überragend war. Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen und den ganzen Tag einen auf glücklich zu machen. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass sie keinen Alkohol trinken durfte und eine alkoholgeschwängerte Atmosphäre für Nüchterne eher schwer verdaulich ist.

      Irgendwelche dummen Traditionen wie das gemeinsame Kuchenaufschneiden oder das Brautstraußschmeißen wollten wir uns eigentlich schenken, doch der Knoll und seine Freundin bestanden zumindest auf Letzteres. Wahrscheinlich hatte sie auf ihn eingeredet, weil sie den Strauß fangen wollte, was sie dann auch tat. Mich würde es nicht wundern, wenn sie ihm das jetzt als einen Wink des Schicksals verkauft, bis er nachgibt und sie wirklich heiratet, wodurch ihre erste große Mission im Leben erfüllt wäre – nämlich einen guten Versorger zu heiraten.

      Ich war froh, als der Tag endlich vorbei war. Im Bett wollte ich witzig sein und sagte zu Karina: „Merk ihn dir! Das war der schönste Tag deines Lebens!“ Sie verstand die Ironie nicht oder war zu müde – auf jeden Fall lächelte sie nicht mal, sondern verdrehte nur die Augen. Unsere Hochzeitsnacht war entsprechend leidenschaftslos: Wir schliefen beide auf unseren jeweiligen Seiten des Bettes ein. Ich fand das sicher nicht schlimm. Ganz ehrlich: Wessen Hochzeitsnacht nimmt denn schon solch märchenhafte Formen an, wie es uns Lifestyle-Blogs oder Romantikfilme vorspielen? Beide sind mindestens angetrunken, beide sind völlig ausgelaugt nach dem langen Tag, beide schwitzen und stinken unter ihrem Hochzeitszwirn, und dann macht man sich wegen den Erwartungen vielleicht noch so kirre, dass die Libido sowieso eintrocknet…

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Auch hier liest man heraus, dass die ganze Hochzeit nichts als eine Bürde für dich war. Die pure Langeweile! Zeitverschwendung! Aber wofür hättest du die

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