David Schrenker ist kein Selbstmörder!. Markus Mayer

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David Schrenker ist kein Selbstmörder! - Markus Mayer

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Du bist auch selbst schuld! Hättest du dich in der Schule mal angestrengt, hättest du das Gymnasium beenden und etwas studieren können. Aber du hast immer deine Hausaufgaben abgeschrieben von Idioten, die auf deine Schmeicheleien reingefallen sind. Trotzdem hast du ordentliche Noten kassiert. Du wusstest genau, dass du mit der Einstellung auf der Uni nicht überleben würdest. Es gibt viele Menschen, die studieren und eigentlich nicht die Klugheit besitzen. Du warst wohl das Gegenteil. Doch du wolltest einfach nur dein ganzes Leben lang faul sein und den einfachsten Weg gehen. Deswegen bist du die Schlampe von arroganten Business-Lunchern und versnobten Pelz-Trullas, denen kein Essen in keinem Restaurant der Welt jemals gut genug sein wird. Genau deswegen. Jeder kriegt, was er verdient.

      Tagebucheintrag vom 24. August 2009

      Oh dieser Alltagstrott! Jeden Tag frühmorgens aufstehen, ins Hotel fahren, den makellos gekleideten Konzern-Bonzen in die Augen mit Dollarzeichen blicken und einen guten Morgen wünschen. Wenn man grad dabei ist fragen, ob es Kaffee oder Tee sein darf und der Frühstücksdame ein entsprechendes Zeichen geben. Smalltalk mit den betuchten Damen führen, die verkaterten Azubis herumscheuchen und sie auf ihre Leichtsinnsfehler hin rügen, ständig selbst die Scheißarbeit machen – entweder weil viel los ist oder weil man die Moral bei den Untergebenen steigern will. Keine Zeit für die administrativen Aufgaben haben, deshalb Überstunden machen – unbezahlt versteht sich. Dann Übergabe mit irgendeiner Pfeife vom Nachmittagsteam machen und dabei noch Eine rauchen. Immer die gleichen Leute mit den gleichen Geschichten über die gleichen Bekannten und Freunde.

      Ich muss raus, aber wohin? Ich kann nicht mehr studieren. Wie ein Opa sehe ich doch aus, wenn ich mich da in die Vorlesungen mit lauter 20-jährigen setze. Meinen Abschluss mache ich dann mit 30 und was sag ich dann den Leuten, die mit mir ein Vorstellungsgespräch machen? Dass ich nach meinem Abi zu faul war und lieber chillig ‘ne Hotelausbildung gemacht hab, bei der ich 20 Kilo zugenommen, mehrere zehntausend Haarwurzeln verloren und kein Buch gelesen habe. Ich persönlich kenne niemanden, der so spät noch studiert hat und nicht ein totaler Volltrottel war. Außerdem bringt meine Freundin in weniger als einem halben Jahr mein erstes Kind zur Welt. Wir brauchen Geld – jetzt ist also nicht die Zeit für schulische Spielereien. Ein anderes Hotel? Es wäre wohl kein Problem, etwas anderes zu finden. Doch was bringt das? Der eine Alltagstrott ersetzt den anderen.

      Ins Ausland? Gleiche Gründe wie oben – ich werde bald Vater und: Unsere Familien wohnen hier und die können wir bei der Erziehung unseres Kindes gut gebrauchen. Irgendwo Quereinsteigen? Vielleicht! Aber als was? Lagerarbeiter? Bandmonteur? Naja, da muss man wenigstens niemandem in den Arsch kriechen, aber körperlich viel zu anstrengend für mich!

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Du hörst einfach auf! Du stellst dir die richtigen Fragen, aber weil du nach zehn Sekunden keine Antwort gefunden hast, glaubst du, es gibt keine und gibst auf. Werfen wir doch mal einen kurzen Blick auf dein ganzes Wunderwerk Denken: Du warst 24 Jahre alt, als du das geschrieben hast und denkst, du wärst der Opa deines Studienganges. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wärst du bei einer normalen Uni über Durchschnitt, doch wie sieht es mit einer Fernuniversität oder -hochschule aus? Hier wärst du wahrscheinlich einer der Jüngeren gewesen. Für mich steht und stand schon immer fest: David, du bist faul und lügst nicht nur deine Mitmenschen, sondern in erster Linie dich selbst permanent an. Du hast keine Ambition zu lernen oder dich weiterzuentwickeln. Deswegen lamentierst du hier und bringst dich selbst in eine Position im Leben, die für dich bequem ist.

       Du hast dir einfach die falsche Gewohnheit angeeignet und zwar jene, immer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Das Problem ist nur, dass du dafür nicht clever genug bist und deshalb ständig zu unbequemen Umwegen gezwungen wurdest. Ab und zu muss man kämpfen, doch das hast du nie gelernt.

      Tagebucheintrag vom 26. August 2009

      Ich habe heute mit Pablo geredet. Seit längerem weiß ich, dass er vorhat, zurück in seine Heimat zu gehen, um dort mit seinem Bruder ein Hotel zu eröffnen. „Eigener Chef im Paradies“, sagt er. „Schönste Hotel von Ort! Tolle Lage! Nur Beste von Beste! Riesige Pool, Marmor, Mahagoni! Premium! Komm dann nur, ich gebe dir Job, Tio!“ Sein Bruder hat Geld und Pablo hat die Erfahrung. Das Hotel haben Sie schon gekauft und die Komplettsanierung ist in vollem Gange. Pablo macht einen Haufen Umsatz bei uns in der Spätschicht und die Geschäftsführung war ganz schön erschüttert, als er ihnen gesagt hat, dass er wegen seiner Abendschule (sein Bruder verlangt, dass er einen Wisch hat, bevor er das Hotel leitet) in die Frühschicht wechseln muss. Irgendjemand muss mit ihm tauschen, doch Karina versteht nicht, warum ich das tun möchte.

      „Dann bist du abends immer weg!“

      „Sei vernünftig! Du willst ja auch wieder arbeiten und so ist immer jemand zu Hause, um auf das Baby aufzupassen! Und mit dem Trinkgeld haben wir fast schon unsere Lebensmittel wieder drin.“

      „Hast ja Recht! Ich denke nur manchmal… Es ist halt schön, am Abend zusammen zu sein.“

      „Wir müssen pragmatisch denken. Ich will unserem Kind eine bessere Ausbildung als mir ermöglichen, deswegen…“

      „Du hättest auch eine bessere Ausbildung machen können, wenn du gewollt hättest.“ Noch während sie es aussprach, sah ich, wie sie zusammenzuckte. Das ist mein empfindlicher Punkt.

      „Auf jeden Fall tausche ich mit Pablo, wenn es geht!“ so beendete ich das Gespräch.

      Kommentar von Pascal Schrenker

       Werden Gefühle verletzt? Natürlich! Doch anstatt immer gleich bockig zuzumachen, hättest du Kritik hin und wieder annehmen sollen. Zumal du wusstest, dass Karina Recht hatte und sie das ebenfalls wusste. Trotzdem sprach sie das Thema „Nichtgenutztes Potential“ nur versehentlich an (zumindest würde es mich wundern, wenn es kein Ausrutscher gewesen wäre). Du wolltest immer nur deinen Stolz schützen und hast deswegen wahre Dinge nie angenommen. Wenn man das nämlich tut, muss man auch seine Konsequenzen daraus ziehen. Und diese wären mit Arbeit, Fleiß und Anstrengung verbunden. Dein Komfort hätte zweifellos darunter gelitten.

      Tagebucheintrag vom 7. September 2009

      Als wir heute im Bett lagen – ich hab‘ mir noch eine Folge Stromberg reingezogen und Karina hat gelesen – klappte sie ihr Buch plötzlich zu und drückte bei meinem Laptop auf Pause. Sofort war mir klar, dass sie irgendwas ausgebrütet hatte.

      „Vielleicht sollten wir heiraten?“

      Ich reagierte verdutzt, denn sie war nie ein großer Fan des Heiratens gewesen und ich hielt es sowieso für ein überflüssiges Zeremoniell.

      Irgendeine Bekannte hat Karina vom Stress erzählt, den sie und ihr Mann wegen des Sorgerechts hatte. Auch wegen der Steuer sei es sinnvoll zu heiraten, meinte sie und folgte damit dem Rat ihrer Mutter. „Vor allem wenn ich dann recht früh wieder arbeiten gehe.“

      „Willst du das?“, fragte ich sie und schaute sie ernst an.

      „Naja, ich weiß nicht, ob ich unbedingt will, aber ich muss ja fast. Außer du…“

      „Ja ja, außer ich finde ‘nen gescheiten Job bei dem ich ordentlich Geld verdiene.“ Ich konnte mir nicht helfen und wurde bockig…

      Sie entschuldigte sich, aber ich wusste, dass sie das nur tat, weil sie die Diskussion weiterführen wollte und nicht weil

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