Wind über der Prärie. Regan Holdridge

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Wind über der Prärie - Regan Holdridge

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Gesetz und zwar das des Christentums und der Menschlichkeit und das zählt in meinen Augen mehr als jedes andere! Selbst, wenn wir uns auf die Paragraphen der Vereinigten Staaten von Amerika berufen, befinden wir uns auf Grund und Boden den diese Regierung den Indianern zugesprochen hat!“

      „Die Verhandlungen zwischen Washington und den oberen Häuptlingen wurden bereits wieder aufgenommen!“, mischte Captain Harbach sich jetzt ein. „Es gibt mehrere Anträge im Kongress, um das Land für die Besiedlung freizugeben. Im Moment ist alles jedoch in der Schwebe, obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass es früher oder später passieren wird. Es ist nur eine Frage von Tagen, bis der große Run auf das Land beginnt. Wir können die ganzen Trecks jetzt schon nicht mehr kontrollieren, die über sämtliche Grenzen in das Territorium strömen. Im Übrigen, mein lieber Doktor: Wenn Sie solche Bedenken haben, weshalb sind Sie dann überhaupt hierher gekommen?“

      „Offen gestanden frage ich mich das allmählich auch!“, stieß Hardy zornig hervor. „Dieser unselige Mensch, von dem wir hergebracht worden sind, hat uns hier sozusagen abgeliefert und sich dann mitsamt unserem Geld aus dem Staub gemacht! Wertvolle Dollars, die wir ihm nur dafür bezahlt haben, dass er uns in eine Gegend bringt, die uns nicht zusteht! Das einzige, was wir tun könnten wäre, wieder abzuziehen und diesen Raub rückgängig machen!“

      „Dieses Land ist viel zu fruchtbar und wertvoll, als dass wir es einfach diesen Wilden überlassen können!“, rief Sheriff O’Connor aufgebracht.

      „Ah, machen Sie sich nicht lächerlich!“, brüllte Doktor Retzner und fuhr ruckartig herum. „Macht doch alle, was ihr wollt!“

      „Na, na!“ Beschwichtigend hob Captain Harbach den Arm. „Immer mit der Ruhe! Bisher haben wir nicht allzu viele Opfer der Indianerüberfälle zu beklagen. Ein paar einzelne Siedlertrecks und Farmen, aber ich kann Ihnen nicht versprechen, ob nicht Ihr Ort der nächste sein wird! Morgen früh werden ich und ein paar Männer hinausreiten, um mit dem Häuptling der Cherokees zu verhandeln. Vielleicht können wir sie davon überzeugen, ihr Kriegsbeil zu begraben und mit diesen verdammten Überfällen solange aufzuhören, bis es zu einer Einigung mit der Regierung kommt.“

      „Nur verhandeln?“, fragte Friedrich und runzelte bedenklich die Stirn. „Meinen Sie, die hören auf Sie?“

      Captain Harbach hängte seine Daumen am Revolvergürtel ein. „Verehrter Pastor! Die Strategie, mit der ich gegen die Indianer und ihre Überfälle vorgehe, müssen Sie schon mir überlassen! Die Regierung sieht es nunmal nicht besonders gern, wenn in unserem Gebiet ständig irgendwelche Trecks oder Kutschenkolonnen überfallen werden, denn das nächste könnte unsere Eisenbahn sein, die das Holz Richtung Norden liefert und das wollen wir keinesfalls riskieren!“ Er gab seinen beiden Soldaten einen Wink. „Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss zurück zum Fort. Es gibt noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen, bevor ich morgen aufbreche. Ich werde Ihnen ein paar meiner Männer dalassen, für alle Fälle. Ich traue dem Frieden der letzten Tage nicht. Sie wissen jetzt über alles Nötige Bescheid. Geben Sie es an die restlichen Bewohner weiter und sagen Sie diesen Greenhorns vor den ersten Häusern, sie sollen ihre Wagen gefälligst in einem Kreis aufstellen und ihre Tiere in die Mitte nehmen!“

      „Ist gut! Mache ich sofort!“, versprach Sheriff O’Connor und schickte sich an, hinter dem Captain und den beiden Soldaten die Praxis zu verlassen. Nur Friedrich blieb zurück und beobachtete, wie Doktor Retzner die vier Männer mit einem finsteren Blick bedachte, als sie die Türe hinter sich zuschlugen.

      Müde räkelte Nikolaus sich in seinem Bett. Die Nacht brach um diese späte Jahreszeit früh herein und ein anstrengender Nachmittag lag hinter ihm, denn er hatte Miklós im Stall geholfen, nachdem dieser mit seiner Grippe kaum aufzustehen vermochte.

      „Schneit es draußen?“, fragte er seine Mutter, die die beiden Wolldecken über ihm ausbreitete.

      Luise lächelte sanft und strich ihm das braune, widerspenstige Haar aus der Stirn. „Ja, es schneit ganz große, schwere Flocken!“

      „Ich will hinausschauen!“, rief der Junge und wollte aufspringen, doch seine Mutter hielt ihn zurück.

      „Oh nein! Du bleibst im Bett und schläfst!“ Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Und wenn du morgen früh aufstehst, ist die ganze Welt weiß und sagt dir, dass der erste Advent bald vor der Tür steht!“

      „Und dann kommt bald Weihnachten“, sagte Nikolaus glücklich lächelnd und gähnte laut. „Nicht wahr, Mutti? Dann ist auch bald Weihnachten?“

      „Ja, mein Liebling!“ Sie drückte die Decken an allen Seiten fest, damit keine kalte Luft darunter konnte und ihr jüngster Sohn sich womöglich erkältete. „Dann ist bald Weihnachten!“

      Sie nahm die Petroleumlampe vom Nachttisch und ging zur Tür. Mit einem letzten, zärtlichen Blick raunte sie ein leises „Gute Nacht!“, ehe sie das Zimmer verließ.

      Der Wohnraum war mit mehreren Lampen und dem offenen Kamin hell erleuchtet. Hugh saß am Tisch, noch immer damit beschäftigt, den Unterricht für die nächsten Tage vorzubereiten und Friedrich arbeitete an seinem nächsten Gottesdienst. Luise lächelte und stellte die Lampe beiseite, auf die Kommode. Nur Julie war noch immer nicht Zuhause, sondern half wieder einmal Doktor Retzner bis spät abends in der Praxis.

      Alles schien so friedlich. Sie besaßen ein eigenes Haus, das sie nach und nach mit allem würden ausstatten können, was ein Haushalt brauchte. Was wollten sie mehr? Die Auswanderung und der Entschluss, Deutschland den Rücken zu kehren, waren gut gewesen, die richtige Entscheidung. Zufrieden griff Luise nach ihrer Strickarbeit und setzte sich in den Schaukelstuhl neben dem Kamin, in dem knisternd das Feuer brannte und eine angenehme Wärme verbreitete. Heute, vor dem Schlafengehen, würde sie zweimal das Vaterunser sprechen, denn es gab wirklich nichts, worüber sie sich beschweren könnte – außer vielleicht über ihre einzige Tochter, die immer mehr zum Mann mutierte, was ihre Art, sich zu bewegen und zu kleiden anbelangte. Aber gut, auch dafür würde sich eine Lösung finden und Luise war davon überzeugt, dass der Tag nicht mehr fern sein würde, an dem Hardy Retzner und Juliane von Friedrich getraut werden würden und dann hatte sich sowieso jede unnötige Auseinandersetzung mit einem Schlag erledigt.

      Der Sturm pfiff eisig und unerbittlich über das Land und um die Hausecken. Er wirbelte die Schneeflocken im teuflischen Spiel umher und ließ die Bäume gefährlich nach allen Himmelsrichtungen wippen.

      „Was für ein scheußliches Wetter“, meinte Hardy, während er Holz im kleinen Bullerofen seiner Praxis nachlegte. „Sieht fast so aus, als würde es immer schlimmer!“

      „Bloß gut, dass ich gleich heute Morgen zu der kleinen Farm hinter der Eisenbahnlinie geritten bin“, bemerkte Julie, während sie das nächste Medikamentenfläschchen aus der Kiste nahm, die am Vormittag mit dem Frachtzug bei der Wagoner Kreuzung angekommen war. Sorgfältig notierte sie den Namen, der auf der Flasche stand, auf einer Liste, die Doktor Retzner penibel genau führte, um zu wissen, welche Medikamente er nachbestellen musste und welche er noch auf Vorrat hatte.

      „Sie sollten lieber nach Hause gehen, bevor es noch schlimmer wird“, schlug Hardy vor und trat lächelnd zu ihr. Er fand, dass sie an diesem Tag, mit den zu einem Dutt hochgesteckten Haaren, ganz besonders hübsch und bezaubernd aussah.

      „Das macht nichts“, erwiderte Julie, völlig auf ihre Arbeit konzentriert. „Ich mache das hier fertig und dann gehe ich. Meine Eltern wissen ja, wo sie mich finden.“

      „Ich werde Sie begleiten“, versicherte Hardy eilig.

      „Oh, das ist nicht nötig“, meinte Julie, ihn kurz ansehend. „Die Indianer

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