Wind über der Prärie. Regan Holdridge

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Wind über der Prärie - Regan Holdridge

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heraustrat.

      „Julie! Wie schön! Komm herein! Willst du ein Stück Apfelkuchen?“

      „Danke, immer gern, das weißt du doch!“ Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr Magen knurrte. „Ich hatte noch gar kein Mittagessen!“

      Geertje hielt ihr die Tür auf und wartete, bis Julie eingetreten war.

      „Setz dich“, bat sie und eilte an den Herd. „Mir geht es bestens! Du bist ganz umsonst gekommen!“

      Julie lachte leise auf. „Ich werde nicht wieder fort reiten, ehe ich mir deinen Zustand angesehen habe! Das würde mir Hardy nie verzeihen und ich mir auch nicht!“

      „Mir geht es wirklich sehr, sehr gut!“, versicherte die junge Frau, während sie ein großes Stück Kuchen herunterschnitt und auf einen Teller legte. „Björn müsste auch gleich hier sein. Er wollte nur noch schnell den Zaun ablaufen, damit die Schafe heute Nacht nicht entwischen, falls ein Sturm hereinbricht und danach sieht es wohl aus. Du solltest dich lieber beeilen, wieder zurück in die Stadt zu kommen.“

      „Danke!“ Mit leuchtenden Augen griff Julie nach der Gabel und stach einen großen Bissen vom Kuchen ab. Sie verspürte jetzt wirklich Hunger und war froh, etwas essen zu können.

      Keine fünf Minuten später öffnete sich die Hintertür und Torbjörn trat ein.

      „Hallo Julie!“, rief er munter. „Ich hab dein Pferd draußen gesehen!“

      „Ist nicht meins“, erwiderte Julie mit vollem Mund. „Gehört Miklós!“

      „Mmh“, machte der junge, strohblonde Norweger und richtete seine Aufmerksamkeit in Richtung Herd. „Das duftet aber!“

      „Setz dich!“, lachte seine Frau. „Du wirst nicht verhungern!“

      „Oben, bei den Felsen, scheinen sich die Indianer breitzumachen“, sagte Torbjörn leise, sodass nur Julie es verstehen konnte. Erschrocken starrte sie ihn an.

      „Die Indianer?“, wiederholte sie gedehnt. „Bist du sicher?“

      „Ziemlich“, nickte Torbjörn. „Ich habe jede Menge Hufspuren von unbeschlagenen Pferden gesehen!“

      Julie schluckte. Sie wusste, was das bedeutete. Oft genug war ihr von ihrem Vater und Hardy eingeschärft worden, sich sofort in Sicherheit zu bringen, sollte sie Spuren unbeschlagener Pferde entdecken. Also war es jetzt vermutlich soweit, dass sie auszogen, um sie zu vertreiben von diesem Land, das ihnen nicht gehörte, das sie geraubt hatten, wie Hardy es immer wieder formulierte.

      „Alles in Ordnung?“, fragte Geertje in ihre Überlegungen hinein.

      „Was?“ Verwirrt starrte Julie sie einen Augenblick an, dann rang sie sich zu einem Lächeln durch. „Ja, ja...alles okay! Ich habe nur gerade überlegt....was in der kommenden Woche so alles ansteht!“ Sie schob den leeren Teller zurück und sprang hastig auf. „Am besten, ich reite schnellstmöglich zurück in die Stadt. Komm, lass mich dich kurz anschauen.“

      Verwundert hob Geertje die Schultern und ging ihr voraus, in Richtung Schlafzimmer. „Wenn du meinst...“

      Julie war froh, als sie die Untersuchung hinter sich gebracht hatte und der jungen Norwegerin mitteilen konnte, dass es dem Kind gut ging, soweit sie feststellen konnte.

      „Du musst dich trotzdem schonen“, ermahnte sie streng und sagte sich, es höre sich wie Hardy an. „Sei bitte vorsichtig“, fügte sie sanfter hinzu. Sie lächelte. Sie und Geertje mochten sich und wenn sie davon sprechen konnte eine Freundin zu besitzen, dann war Geertje auf jeden Fall eine von ihnen.

      Ein lautes Rufen ließ die beiden jungen Frauen herumfahren. Torbjörn stieß die Türe auf. „Runter! In Deckung! Indianer!“

      Geertje wurde blass und stieß einen kurzen Schrei aus. Julie besaß mehr Kaltblütigkeit und packte die junge Frau kurzerhand an den Schultern, um sie auf den Fußboden neben dem Bett zu drücken.

      „Bleib hier!“, befahl sie. „Du rührst dich nicht von der Stelle!“

      Sie selbst huschte in gebückter Haltung hinüber in den Wohnraum, zu Torbjörn, der in der offenen Tür stand. Seine Winchester krachte und ein Schrei erklang von draußen. Ein weiterer Schuss und es war still, verdächtig still. Vorsichtig wagte Julie es, hinter ihn zu treten. Sie blinzelte und schaute hinaus. Zwei kleine, gescheckte Pferde ohne Sattel standen im Hof. Ihre beiden Reiter lagen ein Stück daneben, regungslos. Julie überlegte einen langen Moment. Es war ihre Pflicht, Menschenleben zu retten, ganz gleich welcher Rasse, Herkunft oder Geschlechts. Das hatte Hardy ihr immer und immer wieder eingebläut, doch das da draußen waren zwei Indianer, die vielleicht nur vorgaben, verwundet zu sein. Vielleicht wollten sie sie auch nur herauslocken, um sie dann umzubringen. Galt für sie nun dasselbe? War es diese Pflicht wert, dass sie sich selbst in Gefahr brachte? Julie schwirrte der Kopf.

      „Ich kann keine anderen sehen“, raunte Torbjörn jetzt und schob sich behutsam einen Schritt nach draußen. „Seltsam.“

      „Vielleicht dachten sie, mehr brauchen sie für euch beide nicht!“

      Julie wagte sich neben ihm ins Freie, ihre Umgebung genau unter die Lupe nehmend, um jede Bewegung sofort wahrzunehmen. Sie konnte niemanden entdecken, kein Geräusch, nichts verriet, ob sich noch mehr Indianer in der Nähe aufhielten. Langsam, jeden Schritt genau bedenkend, ging Julie vorwärts. Nichts geschah. Kein Schuss fiel, kein Pfeil traf sie und auch die beiden Indianer rührten sich nicht. Zuerst trat Julie zu dem einen, der auf dem Bauch lag. Sie scheute sich davor, ihn zu berühren. Er trug Lederkleidung und sein Haar war lang und pechschwarz. Eine Feder war hinein geknotet und er roch seltsam scharf nach Leder, Fell und als habe er neben einem Feuer gestanden, rauchig und schwer.

      Sie gab sich einen Ruck und beugte sich über ihn. Es kostete sie einige Kraftanstrengung, ihn auf den Rücken zu drehen. Zwei große, schwarze Augen starrten sie an, ein Rinnsal von Blut lief aus einem Loch in seiner Stirn. Entsetzt fuhr Julie hoch. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie einen toten, erschossenen Menschen. Sie atmete stoßweise. Er war jung, kaum älter als sie selbst. Vergessen war die Möglichkeit, weswegen die beiden gekommen waren, jetzt siegte ihr Mitgefühl.

      Hastig wandte Julie sich ab. Vielleicht lebte zumindest der andere noch. Er lag einige Schritte entfernt, zusammengekauert auf der Seite. Sein glattes, schwarzes Haar hing ihm in langen Strähnen ins Gesicht. Mit einem Blick erfasste Julie den Steckschuss an seinem Bein. Blut floss in Strömen heraus, tropfte auf die feuchte Erde und bildete dort einen dunklen Fleck. Sie kniete sich neben ihn. Behutsam strichen ihre klammen, zitternden Finger die Haare beiseite. Das junge, auf eigene Weise sehr hübsche Gesicht war auf jeder Wange mit zwei weißen Streifen bemalt. Zwei schwarze Augen schauten sie an, doch es waren keine toten Augen, sie waren ausgesprochen lebendig und feindselig. Erschrocken sprang Julie auf, einen leisen Schrei ausstoßend.

      Torbjörn hatte mittlerweile die Gebäude umrundet und verkündete, dass er keine weiteren Spuren gefunden habe. Sofort kam er nun zu ihr geeilt, das Gewehr im Anschlag.

      „Lebt er etwa noch, dieser rote Teufel?“

      „Nicht!“ Fassungslos packte Julie die Waffe. „Du kannst ihn doch nicht einfach erschießen!“

      „Warum nicht?“, brüllte Torbjörn. „Glaubst du, er hätte sich um uns geschert?“

      „Das darfst du nicht!“, rief Julie und

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