Wind über der Prärie. Regan Holdridge

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Wind über der Prärie - Regan Holdridge

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von einem Indianerpfeil durchbohrt zu werden!“

      „Wer ist das eigentlich?“, fragte eine Frauenstimme neben ihnen und einer der Männer antwortete: „Ich habe von ihm gelesen in der Zeitung in Kansas gelesen. Er ist ziemlich berühmt für seine Erfahrung – das ist Captain A.A. Harbach.“

      Charlie führte sie hinab, bis an einen großen, ovalen See. Stellenweise war das Ufer mit hohen, alten Bäumen bewachsen und an anderer wieder spross grünes, saftiges Gras. Sie stellten ihre Wagen ab und bestaunten die ungewohnte, doch schön anmutende Gegend. Dort verabschiedete Charlie sich mit dem Einsammeln seiner letzten Rate, die er sich als Treckführer verdient hatte und niemand von ihnen bekam ihn jemals wieder zu Gesicht.

      „Welch fabelhafte Gegend!“, rief Friedrich und schaute sich um. „Dort, direkt am Ufer, will ich meine Kirche haben!“

      Luise hakte sich bei ihm unter und lächelte. „Wir haben es geschafft!“

      „Ja!“ Ungewohnt herzlich drückte ihr Mann sie an sich. „Wir sind dort, wo wir hin wollten! Wir besitzen ein eigenes Stück Land, auf dem wir unser Haus bauen können und wo wir den Rest unseres Lebens verbringen werden!“

      „Wir besitzen dieses Land nicht“, warf Hardy trocken und sehr ernst ein. „Wir nehmen es uns!“

      Angespanntes, bedrücktes Schweigen trat ein und alle Umstehenden beäugten ihn abschätzend. Nur diejenigen, die ihn nicht gehört hatten, lachten und freuten sich weiterhin, am Ziel angelangt zu sein.

      Innerhalb von nur einer Woche waren die ersten Häuser fertiggestellt und die ersten Bestellungen wurden zusammengetragen, um zur Bahnstation gebracht zu werden. Diese war von der Missouri-Kansas und Texas-Bahn 1871 erbaut worden, um Kansas und Fort Gibson miteinander zu verbinden. Nur ein Jahr später konstruierte einer der Angestellten eine Weiche zur KATY Eisenbahn, die sie nach Henry Samuel „Bigfoot“ Wagoner benannten. Denn es wurde dringend ein Ort benötigt, wo die Eisenbahnwaggons abgestellt werden konnten, um sie mit Walnussholz zu beladen, das an den Ufern des Grand und Verdigris River wuchs. 1883 entschieden die Kansas und Arkansas Valley Bahngesellschaften schließlich, neue Schienen durch das Gebiet zu verlegen und von diesem Tag an war die bisherige Weiche eine Kreuzung von zwei Schienensträngen geworden. Öfen, Fensterglas, Handwerkszeug, Kleidung – alles, was benötigt wurde, sollte per Eisenbahn angeliefert werden.

      Friedrich entwarf eine Skizze für seine Kirche, während einige der jungen, enthusiastischen Leute aufbrachen, um sich weiter außerhalb ihre Farmen zu errichten. Die einen entschieden sich, Geschäfte zu eröffnen, während andere wiederum anfingen, einen Stadtrat zusammenzustellen und einen Sheriff zu ernennen. Schon Ende September bestand die Siedlung aus Wohnhäusern, einem General Store, einer Bäckerei, einem Schmied, einem Mietstall und einer kleinen Kirche ohne Glocke. Auch eine Bank war im Gespräch, jedoch war der betreffende Angestellte noch nicht eingetroffen, der die Filiale leiten sollte. Eine Bankgesellschaft aus Kansas hatte sogleich die Chance gesehen, eine weitere Außenstelle in ihrem kleinen Ort zu eröffnen, der stetig wuchs.

      „Sie muss jeden Tag mit der Bahn ankommen“, versicherte Friedrich nach dem sonntäglichen Gottesdienst, als er die Gemeinde in einen freien Tag entließ, der vielleicht die letzten Sonnenstrahlen vor dem Kälteeinbruch brachte. „Der Captain hat mir versprochen, sie sofort vorbeibringen zu lassen, wenn sie da ist!“

      „Es wird wirklich Zeit, dass wir eine eigene Glocke bekommen“, lachte Miklós und reichte dem Pfarrer die Hand. „Damit ich nicht jeden Sonntag zur Kirche rennen muss, weil ich verschlafen habe!“

      Miklós betrieb den Mietstall und hatte gleich einen Teil der Pferde von den Siedlern abgekauft, die sie nicht mehr brauchten. So besaß er nun eine beachtliche Anzahl von Tieren. Trotz des Siedlungsverbotes und der Tatsache, dass dieses Gebiet noch immer den Indianern gehörte, stießen ununterbrochen neue Trecks aus dem Osten zu ihnen und ließen sich in der Stadt nieder, die sie „Gibson Town“ getauft hatten. Einige wollten auch weiter, Richtung Westen und sich dort ein Stück Land suchen, aber viele blieben. Denn unter vorgehaltener Hand sprach es sich längst herum, dass es hier, im Süden, viel einfacher war, an Land zu kommen als weiter westwärts. Manchmal kamen nur Familien an, anderes Mal bunt gemischte Trecks mit jungen Männern und unverheirateten Frauen.

      Es ließ sich auch nicht vermeiden, dass keine zwei Monate später der erste Saloon mit Tanzmädchen eröffnet und auch erfolgreich betrieben wurde. Von den anfangs etwas sechzig Personen war die Stadt innerhalb von nur wenigen Wochen um fast das fünffache angewachsen.

      Auch an diesem Sonntag hatte ein Siedlertreck unweit vor der Stadt die Nacht verbracht, um von dort aus weiterzuziehen. Es waren nur um die zwanzig junge Männer aus aller Welt und sie wollten bei der Eisenbahn anheuern.

      „Das ist alles vollkommen verrückt!“, meinte Hardy Retzner und verzog das Gesicht. „Zuerst warnt uns dieser Captain und dann finden wir heraus, dass es längst eine Bahnstation für die Eisenbahn gibt, nicht weit entfernt und das schon seit Jahren! Ich begreife das nicht und ich habe das Gefühl, dass es mehr als nur ein paar kleine Probleme mit den Indianern gibt. Ich bezweifle, dass sie auch nur einen Cent dafür bekommen, dass ihre Walnussbäume von diesen Kerlen auf die Wagen verladen werden!“

      „Ach, sehen Sie doch nicht immer so schwarz!“, bat Julie, während sie langsam neben ihm die breite, kurze Straße hinabschlenderte, an deren beiden Seiten die Häuser ihres Ortes aus dem Boden gestampft worden waren. Alles einfache, in Holzblockweise errichtete Gebäude, alle braun und nichts Besonderes, doch in jedem steckte stundenlange Arbeit, Schweiß und der Stolz, es geschafft zu haben.

      Doktor Retzner hatte sich ein winziges, ebenerdiges Häuschen gebaut, wo er im hinteren Teil lebte und im vorderen eine kleine Arztpraxis eröffnet hatte. Es lag fast genau in der Mitte der Stadt, die an ihrer Größe und Einwohnerzahl gemessen eigentlich noch gar keine war.

      „Ich sehe schwarz?“, erwiderte er jetzt, als sie vor seiner Haustür stehenblieben. Er schüttelte den Kopf. „Ich sehe alles völlig klar, das ist ein Unterschied! Bisher haben die Indianer uns größtenteils in Ruhe gelassen, abgesehen von diesem einen Brand, den sie im Haus der Gyllenhales veranstaltet haben. Ich fürchte allerdings, das war nur ein Anfang, denn ihnen wird kaum entgehen, wieviele neue Siedler jede Woche hier einfallen, um sich über ihrem Land zu verteilen und es für sich zu beanspruchen! Und das, obwohl sie alle kein Recht dazu haben! Ich kann es nur immer wieder betonen.“

      „Sie machen mir Angst!“, rief Julie vorwurfsvoll. „Ich will nicht, dass Sie solche Dinge sagen!“

      „Sie werden Ihnen ins Auge sehen müssen“, erwiderte Hardy sehr ernst. „Sie gehören zu unserem neuen Leben genauso dazu, wie die Tatsache, dass bisweilen Wirbelstürme über diese Gegend hinwegfegen.“ Er fasste sie kurz am Kinn und lächelte aufmunternd. „Das habe ich in einer Zeitung gelesen, aber vielleicht stimmt es ja nicht. Wir haben wenigstens den Vorteil, eine große Truppe zu sein! Die Farmer draußen, in der Prärie, haben es da wesentlich schwerer.“

      „Ach ja“, fiel Julie bei dem Stichwort ein. „Soll ich später noch zu Geertje hinausreiten und nach ihr sehen?“

      „Oh ja, das wäre schön! Ich hätte nie gedacht, dass sie gleich wieder guter Hoffnung sein würde, kaum, dass sie und Torbjörn sich eine Parzelle gesucht haben!“ Er lachte.

      „Ich mache mich gleich nach dem Mittagessen auf den Weg“, versprach Julie eifrig. Sie freute sich darauf, die junge Norwegerin endlich wiederzusehen. Es lag schon beinahe sechs Wochen zurück, seit sie das letzte Mal hinausgeritten war.

      „Seien Sie bitte vorsichtig!“, bat Doktor Retzner und runzelte die Stirn. „Captain Harbach meinte, dass sich die Creek und die Cherokees

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