Wind über der Prärie. Regan Holdridge

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Wind über der Prärie - Regan Holdridge

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von innen, die bis zur Hälfte des Fensters hinauf reichten. Hugh stoppte abrupt. Er blickte sich um. Niemand ließ sich bei diesem Wetter auf der Straße blicken, wenn es nicht unbedingt sein musste. Auch jetzt war niemand zu sehen und nach kurzem Zögern und der Frage der Richtigkeit seines Tuns, huschte er an das Fenster. Behutsam schob er sein Gesicht vor die Scheibe und blinzelte hinein. Julie stand vor ihrem Medizinschrank und sortierte irgendwelche Fläschchen und Gefäße ein, vermutlich neue Medikamente. Daneben, am Behandlungstisch, lehnte Sergeant McVeagh und beobachtete sie, während sie sich miteinander unterhielten. Hugh konnte ihre Worte nicht verstehen, das brauchte er auch gar nicht. Es war offensichtlich, jedenfalls für ihn. Da standen zwei Menschen, die einander sehr viel bedeuteten.

      Seufzend richtete er sich auf und ging weiter, in Richtung ihres Blockhauses. Er hatte schon von Anfang an gespürt, dass seine Schwester niemals Hardy Retzner heiraten würde. Selbst, wenn ihm nicht dieses entsetzliche Schicksal widerfahren wäre, sie hätte ihn nicht genommen. Jetzt erst recht nicht mehr, nachdem sie diesen Sergeant getroffen hatte. Hugh musste lächeln. Etwas Eigenartiges, das er nicht beschreiben konnte, ging zwischen Julie und Ron McVeagh vor sich. Immer, wenn er die beiden miteinander sah, wusste er, dass sie zusammengehörten. Es schien ohne jeglichen Zweifel – sie liebten einander.

      Hugh fasste seine Bücher fester und presste sie enger unter seinen Arm. Auch für ihn war es allmählich an der Zeit, die Wahrheit in den Mund zu nehmen. Allerdings wollte er das nicht tun, ehe er den Brief aus New York nicht in seinen Händen hielt – die Antwort auf seine Anfrage. Vorher wollte er seine Eltern nicht vor vollendete Tatsachen stellen und schockieren. Er atmete tief durch. Sie rechneten beide so fest damit, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten und Pfarrer werden würde, aber das konnte er nicht. Beim besten Willen, er brachte es nicht fertig. Das Predigen von Gutem und Schönem erschien ihm bisweilen so sinnlos! Nein, er wollte etwas lernen, wovon er wusste, dass er tatsächlich helfen konnte – handfest und mit erkennbaren Ergebnissen. Sollte sich für ihn die Möglichkeit auftun, würde er mit dem nächsten Zug, der wenige Meilen unterhalb von Fort Gibson hielt, in Richtung Osten abreisen. Nicht für immer – er würde zurückkehren, eines Tages, um sich hier nützlich zu machen, wo er mehr gebraucht wurde als dort, aber nicht, um Pfarrer zu sein.

      Julie lachte und auf Ron McVeaghs gutaussehendem Gesicht bildete sich ein breites Grinsen. „Du bist eine ganz schön verrückte, junge Lady! So einen Unfug anzustellen!“

      Sie kicherte und hob das nächste Fläschchen aus dem Karton, um es auf der Liste zu vermerken und dann in den Schrank zu stellen – genau, wie sie es von Hardy gelernt hatte.

      „Was sollte ich denn tun? Entweder, ich hätte am Bach übernachtet oder ich bin eben vor dem Hengst hindurchgewatet! Das hat er noch nie getan! Ich glaube, er hat protestiert, weil wir so lange geritten sind!“

      Der Sergeant schmunzelte. „Kaum zu glauben, wie weit sich die Siedler schon überall verteilt haben.“

      „Wenn sich Washington und die Indianer erst einmal geeinigt haben, wird es noch viel schlimmer werden! Dann werden alle nur noch hierher wollen! Neues, freies Land! Es wird von Siedlern und Heimstättern, Gesetzlosen und Herumtreibern nur so wimmeln.“

      „Das befürchte ich auch.“ Nachdenklich legte Ron den Kopf schief. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Fältchen. „Dann wird es genauso zugehen wie in Oregon damals, als der große Run anfing und tausende von Menschen das Land stürmten!“

      „Hmm“, machte Julie und hob die Schultern. „Ich bin froh, dass wir uns nicht an so etwas beteiligt haben.“

      Ron hob die Brauen. „Dafür habt ihr etwas anderes getan.“ Es klang scharf und er verbesserte sich hastig, als er ihr betroffenes Gesicht bemerkte. „Ich meine, es war ja in erster Linie die Schuld von diesem Halunken und nicht eure und...“

      „Nein“, fiel Julie ihm ins Wort. „Es war auch teils unsere. Wir hätten nur auf einen Mann hören sollen, der sich erkundigt hat und der eine Ahnung hatte, aber wir wollten alle nur schnellstmöglich irgendwo ankommen.“

      „Julie...“ Seine langen, schlanken Finger fassten sie an der Taille. Er richtete sich auf. Jetzt, da er direkt vor ihr stand, fiel ihr Größenunterschied umso deutlicher auf. Julie musste ihren Kopf weit in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können. Er lächelte sanft zu ihr herab. Die Wärme und Güte, die dabei von ihm ausgingen, übermannten sie. Er vermochte Gefühle in ihr auszulösen, die sie nicht kontrollieren konnte und die sie noch nie zuvor für einen Menschen empfunden hatte. Würde jetzt ein Cherokee zur Tür hereinkommen – sie würde sich zwischen ihn und den Sergeant stellen.

      „Oh, Ron!“ Hastig schlang sie ihre Arme um seinen muskulösen, sehnigen Körper und presste ihr Gesicht an sein Hemd. Sie fühlte, wie seine Lippen ihr einen Kuss aufs Haar drückten und schlagartig wurde ihr bewusst, wie ungehörig sie sich benahm. Ein Mädchen warf sich doch nicht einem Mann um den Hals! Was sollte er jetzt von ihr denken? Sie fuhr zurück.

      Seine blauen Augen betrachteten sie zärtlich und voller Wärme. Er lächelte. Einen Augenblick schien er zu zögern, dann beugte er sich zu ihr hinab. Seine Lippen drückten sich sacht auf die ihren. Er wartete einen Moment ab, was geschehen würde.

      Julie schloss die Augen. Abgesehen von Hardy war sie noch nie von einem Mann geküsst worden und das hier war völlig anders. Wie von alleine legten sich ihre Arme um seinen Hals und sie erwiderte seinen Kuss. Es war ein herrliches, ein unbeschreibliches Gefühl! Sie konnte es nicht länger leugnen und verdrängen – sie liebte ihn. Sie liebte Sergeant Ron McVeagh und sie empfand Dinge, wenn er in ihrer Nähe war und sie anlächelte oder berührte, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten.

      Immer und immer wieder suchten sich ihre Lippen und Ron wurde mutiger, seine Küsse leidenschaftlicher und intensiver. Julies Arme, die sich fest um seinen Hals klammerten, ermutigten ihn. Er presste sie fest an sich. Unter dem dicken Stoff ihres Kleides konnte er ihre runden, festen Brüste spüren und es kostete ihn einige Überwindung, endlich von ihr abzulassen. Ihre großen, bernsteinfarbenen Augen betrachteten ihn und er fragte sich, was wohl in ihrem Kopf gerade vor sich ging.

      „Ich...ich muss weitermachen, sonst werde ich nicht fertig. Und dann muss ich nach Hause, meine Eltern warten“, stieß sie atemlos hervor und senkte den Kopf, damit er nicht sehen konnte, wie sich ihre Wangen rot verfärbten.

      Er lächelte. „Natürlich. Ich muss auch zurück zu den Männern.“

      Er löste seine Arme und gab sie frei. Ihre Hände strichen kurz über seine Brust hinab, bevor sie sich abwandte und zur Verbindungstür trat.

      „Vielleicht...nun ja, vielleicht sind meine Stiefel ja mittlerweile trocken.“

      Er folgte ihr zum Hinterzimmer und lehnte sich in den Türrahmen. Seine blauen Augen glitten durch den kleinen Raum, der an die Praxis angrenzte. „Hier hat Doktor Retzner gelebt?“

      „Ja.“ Julie trat an den kleinen Herd, rechts hinter der Tür und betastete ihre Reitstiefel. Sie zuckte die Schultern. „Ich fürchte, das Bad im halbgefrorenen Bach hat ihnen den Rest gegeben.“

      Ihre Hände griffen nach ihrem Reitrock, den sie an einer Schnur darüber aufgehängt hatte. Auch er war noch nass und sie wandte sich lächelnd dem jungen Sergeant zu. „Macht nichts. Meine Eltern sehen es sowieso lieber, wenn ich mich wie eine richtige Dame kleide.“

      Ron schmunzelte, während seine blauen Augen sie liebevoll betrachten. Niemand, glaubte Julie, kann so warm und gütig und herzlich zugleich auf einen herabsehen, wie er es vermag.

      „Das...das da sind alles die Medizinbücher, in denen er immer gelesen hat“, sagte sie, nur um das

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