Schicksalhafter Kompromiss. Christine Feichtinger

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Schicksalhafter Kompromiss - Christine Feichtinger

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tröstete sich Patrik Lerner damit, dass ihre Liebe Zeit brauchte und noch erblühen würde. Es ist alles zu schnell gegangen. Vielleicht hing ihr Herz noch emotional an einem Grünschnabel. Während ihr Kopf ihre wechselnden Gefühle noch nicht wahrhaben wollte, hatte sich ihr Körper bereits für ihn entschieden. Das Samenkörnchen der Liebe ist wie eine unauslöschliche Urgewalt gesät, frohlockte er.

      Zu müde, um aufzustehen, blieb Patrik noch liegen, um noch kurz die Nachwirkungen dieses berauschenden Liebesabenteuers genussvoll ausklingen zu lassen.

      Selbst wenn sie einen Freund hat, kommt sie zu mir zurück. Diese Grünschnäbel können mir dank meiner langjährigen Erfahrung und meinem Sexappeal nicht das Wasser reichen und es mit mir aufnehmen. In diesem Kampf bin ich der Gewinner. Ich bin eben auf der Klaviatur der Liebe ein guter Liebhaber, habe zweimal „Hier“ geschrien, als der Herrgott das dazugehörige Werkzeug vergab. Wenn ich eine Frau haben wollte, habe ich noch jede bekommen. Und so ist es auch jetzt bei Anneliese, triumphierte er innerlich. Er war sich siegessicher. Die Kleine kommt zu mir zurück.

      So wie viele Geliebte vor ihr nach einem Streit zu ihm zurückkamen. Seine Gedanken wanderten ungehindert in die Vergangenheit.

      Mit Frauen kannte er sich eben aus. In Ewalds Alter lebte er schon mit seiner Exfrau Angelique, einer rumänischen Prostituierten, zusammen. Er war ihr Peitscherlbub, wie Großmutter die Zuhälter nannte.

      So hatte er früh gelernt, wie eine Made im Speck zu leben, Frauen zu verführen und für seine Zwecke zu missbrauchen, um ein schönes, finanziell sorgenfreies Leben ohne Schweiß und Fleiß zu genießen.

      Er war mit 15 Jahren nach einem heftigen Streit mit seiner Großmutter von zuhause ausgerissen, und war ohne Schulabschluss und ohne Job mittellos in Wien auf der Straße gelandet. Seine Großmutter war stets auf seine gute Erziehung bedacht. Er müsse immer anständig und ehrlich sein und dürfe ihr keine Schande machen. Sie bete jeden Tag darum. „Ich habe nur dich auf der Welt. Du bist alles für mich“, war ihr geflügeltes Wort. Patrik vermutete bald, dass er als nützlicher Zeitvertreib in ihrer Einsamkeit herhalten musste und die fehlende Zuneigung und Liebe seines Großvaters schon als Kleinkind ersetzen musste. Obwohl sich seine Großmutter stets bemühte, aus ihm einen netten, anständigen Jungen zu machen, auf den sie stolz sein konnte, was Patrik immer versprach, war er vom rechten Weg früh abgeglitten.

      Großmutter ärgerte es maßlos, dass er seine Zeit sinnlos vergeudete und gerne mit Automaten spielte. Er hatte sich öfters von ihr Geld dafür geborgt und nicht zurückgezahlt. Und als er ihr Geld für das Spielen mit Automaten gestohlen hatte, kam es zum Streit.

      „Warum stiehlst du mir Geld? Ich habe dich zu einem anständigen Jungen erzogen und nun bestiehlst du mich, damit du das Geld verspielen kannst. Du bist ein schlechter Junge, du hast mich stark enttäuscht.“

      Seine Großmutter war eine sparsame, religiöse Dame, die alle Spiele als „Satansspiele“ abkanzelte. Er sei ein Fass ohne Boden, in ihn würde sie ihr Geld schlecht investieren, er zahle ihr nie etwas zurück. Ganz im Gegenteil, sie befürchte, dass sie ihn dadurch in seiner Spielleidenschaft noch unterstütze. Und Satans Spiele unterstütze sie nicht. Er sei nun alt genug, um sein Leben in den Griff zu bekommen, sie müsse sich ihr Geld genau einteilen und habe nichts zu verschenken und am wenigsten für die Automaten, hatte sie ihm vorgeworfen.

      „Willst du so abgleiten wie deine Mutter? Frieda, deine Mutter, hat mir bis zum heutigen Tag genug Kummer gemacht. Sie hat sich durch ihre Hirngespinste verirrt, mit düsteren Gestalten abgegeben und hat sich nach deiner Geburt einfach davongemacht und dich zurückgelassen.“

      Mit Schaudern erzählte ihm seine Großmutter oft, wie seine Mutter nach seiner Geburt abgehauen und monatelang nicht zuhause aufgetaucht war. Auf einmal hatte Großmutter festgestellt, wie sich Frieda verändert hatte. Sie wurde aufmüpfig und wusste plötzlich alles besser. Sie faselte von Esoterik, Wiedergeburt, betete und meditierte, sprach vom liebevollen Umgang mit der Schöpfung und den Naturelementen, schwärmte von ihren anders gearteten Lebenszielen, beschäftigte sich mit Ernährung, Homöopathie, Astrologie, Pendeln, Tarot, Reinkarnationstherapie und glaubte, ihr Leben und das Leben der anderen durch ihre persönliche Einstellung, Gebete, Rituale und Gedankenkraft beeinflussen zu können.

      „Dann etwas später behauptete sie, sie könne von Wasser, Licht, Sonne, Luft und Liebe leben wie ihr großes Vorbild Waliluso, welcher mit seiner weißen Toga, seinem Stirnkranz aus Olivenzweigen, seinem Hirtenstab und einem Apfel- im Sommer nur mit einem Schurz bekleidet- auf dem Wiener Naschmarkt Ansprachen über Gott und die Natur hielt und von seinen Visionen sprach. Sie aß immer weniger und wurde magersüchtig.“

      Anfangs glaubte Großmutter, es wäre nur eine Spinnerei, welche bald vorbeigehen würde. Frieda wurde ihrer Mutter fremd. Sie hatten sich nichts mehr zu sagen. Frieda lachte ihre Mutter ob ihrer Gläubigkeit, ihren alten Wertvorstellungen und Warnungen immer nur aus. Mit den Worten „Du bist altmodern und unbelehrbar. Ich kann so nicht leben“, verschwand Frieda eines Tages.

      Zuerst blieb Frieda ein paar Tage weg, kam für ein paar Tage heim und blieb dann immer länger weg. Patriks Großmutter hatte sie unter den Obdachlosen gesucht und gefunden, wo sie sich kurze Zeit mit den sonderbarsten, ausgemergeltsten Typen mit Tätowierungen am ganzen Körper in einem Zeltlager aufgehalten hatte. Dort sah sie sie unter Drogeneinfluss vor einem Feuer fast unbedeckt tanzen. Hilflos musste sie zusehen, wie sie sich von der bürgerlichen Welt verabschiedete und in die Welt der Drogen eingetaucht war.

      Gewissermaßen begann dort Friedas Abstieg, den Frieda selbst aber als Aus- und Aufstieg feierte. Mit traurigem Herzen musste Friedas Mutter zusehen, wie sich ihre Tochter von ihr und der vorherigen Welt verabschiedete und ihr den Einfluss und Zutritt in ihre Welt verwehrte.

      Wie oft drohte ihm seine Großmutter: „Wenn du weiter spielst und so weitermachst, kommst du auf die schiefe Bahn, so wie deine Mutter. Werde anständig und vernünftig. Du hast die Pflicht, ein braver Junge zu sein und mich für die Sorgen und den Kummer um deine Mutter zu entschädigen“, predigte sie. Der Kummer wegen Patrik wurde immer größer, sodass sie viele schlaflose Nächte gehabt hatte.

      „Du darfst mich nie wieder bestehlen und hör auf, mit den Automaten zu spielen“, schrie seine Großmutter gerade, als sie an jenem Tag sah, dass Patrik seine Sachen packte.

      „Bleib doch da, geh nicht weg. Mache mir keinen Kummer. Deine Mutter hat mir schon genug Kummer gemacht“, weinte sie.

      „Es ist mein Leben“, hatte Patrik trotzig geschrien, während er weiterpackte.

      „Wo ist meine Mutter?“

      Seine Fragen schmerzten sie wie Nadelstiche, denn auch sie vermisste Frieda schmerzlich jede Minute.

      „Sie lebt in Spanien.“

      Wie sollte sie Patrik erklären, dass seine Mutter so tief gesunken war und in einer Höhle lebte? Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie einmal von einem Bekannten ihrer Tochter besucht wurde, der ihr schöne Grüße von Frieda ausrichtete und ihr sagte, Frieda wäre gesund, sie würde mit anderen Aussteigern, Künstlern, meist ohne Dokumente, in Andalusien am Sacramento vis-a-vis der berühmten Alhambra in der Nähe von Granada in einer der zahlreichen Höhlen mit ihren Tieren und Wildtieren, ohne Strom und Wasser, leben und unter den Gitarrenklängen der Gitanos von den Chipsys Flamenco tanzen lernen. Dass sie nicht in der besseren Schicht der gemeldeten Anwohner in den unteren Regionen, sondern hauptsächlich unter illegalen Siedlern in den oberen Bergregionen lebte, verschwieg er.

      Und wieder einmal schluchzte und weinte seine Großmutter. Zum wiederholten Male wünschte sie, er hätte eine Mutter und einen Vater, welche sich um ihn gekümmert und ihr die

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