Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol.. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol. - Gerstäcker Friedrich страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol. - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

ob ihn die ganze Geschichte gar nichts anginge, heh? - Kam uns aber gerade recht, der Musjö; wie, Ihr Mädchen? - Junge - alter Seelensjunge, wie geht's?"

      Und damit zog er den jungen Mann ohne Weiteres an seine Brust und küßte ihn ab nach Herzenslust.

      „Aber, bester Herr!" stotterte dieser jetzt ernstlich verlegen. Ein Mißverständniß lag der ganzen Sache jedenfalls zu Grunde, und er wünschte das sobald als möglich aufzuklären.

      „Was - Herr!" rief aber der Alte - „will sich wohl gar jetzt noch herauslügen? - Flausen! Flausen! Damit ist's nichts - und Ihr, Blitzmädel, steht jetzt da, als ob Ihr nicht Drei zählen könntet? Ist das ein Empfang für einen Vetter, auf den Ihr Euch so lange gefreut habt, heh? - und wollt Ihr ihm gleich um den Hals fallen und einen oder ein Dutzend derbe Küsse geben?"

      „Willkommen, Franz!" rief da die Jüngste, die sich zuerst ein Herz faßte, sprang dem jungen Mann entgegen und drückte die rosigen Lippen fest auf seinen ihr sehr bereitwillig /19/ dargebotenen Mund. Und dann kam auch die zweite mit eben so süßem Willkommen, und der junge Arzt sagte lachend:

      „Und wenn ich mir das auch wie ein Dieb in der Nacht stehle, mag da ein Anderer widerstehen, und mir der herzliche Empfang in diesem Hause Glück bedeuten. Jetzt aber, mein bester -"

      „Trinken wir vor allen Dingen Kaffee und rauchen wir eine vernünftige Cigarre oder Pfeife dazu," unterbrach ihn wieder der Regierungsrath, der heute fest entschlossen schien, seinen vermeintlichen Neffen gar nicht zu Worte kommen zu lasten. „Allons, Mädels, voraus - hier, Rieke, nimm einmal die Tasche und den Shawl, und dann soll er erzählen - erzählen von heute Morgen bis spät in die Nacht hinein, bis wir Alles aus ihm heraushaben, was wir wissen wollen." Dabei hatte er den jungen Mann unter den Arm gefaßt und zog ihn in das schon festlich mit Blumen geschmückte Zimmer.

      „Wenn Sie mir aber nur vorher gestatten wollten, Ihnen mit wenigen Worten eine Erklärung zu geben," machte noch einmal der also Gepreßte den Versuch, das Mißverständniß aufzuhellen.

      „Keine Erklärung vor dem Kaffee," parirte aber der hartnäckige Regierungsrath auch diesen letzten Angriff, und im nächsten Moment fand sich der Arzt dem alten Herrn gegenüber, an jeder Seite eine seiner reizenden, wenn auch aufgezwungenen Cousinen, vor der qualmenden, vortrefflich duftenden Kaffeekanne, vor allen Dingen die höchst wichtige Frage zu beantworten, ob er viel Sahne und wie viel Zucker er wünsche. - Da steckte das Dienstmädchen, die Rieke, den Kopf wieder in die Thür herein und meldete, daß draußen ein Fremder sei, ein junger Herr, der den Herrn Regierungsrath zu sprechen wünsche.

      „Jetzt?" rief dieser - „geht nicht - soll wiederkommen. In einer Stunde, oder den Nachmittag, oder am liebsten morgen früh. Heute kann ich unmöglich." Das Mädchen verschwand wieder, kehrte aber schon nach wenigen Augenblicken zurück und richtete aus:

      „Er kann nicht warten, sagt er, und müßte Sie gleich sprechen." /20/

      „Er soll zum Teufel gehen!" fuhr der sonst so gutmüthige Regierungsrath jetzt gereizt und ärgerlich empor - „von „Müssen" kann gar keine Rede sein; ich muß gar nichts, und heute Morgen am allerwenigsten."

      „Das ist nun das zweite Mal heute Morgen," sagte da eine lachende Stimme in der Thür, „daß mich ein „möglicher" Onkel zum Teufel wünscht, und es müßte nur sein, daß ich wirklich zum zweiten Mal an den falschen gekommen wäre. Onkel Kettenbrock? —"

      „Onkel?" sagte der alte Herr, überrascht von seinem Stuhl aufspringend und erst den Eindringling und dann seinen früher vermutheten Neffen ganz erstaunt betrachtend.

      „Ja, mein lieber Herr," sagte der Arzt, der bis über die Ohren roth geworden war, „wenn Sie mich nur einen Augenblick hätten zu Worte kommen lassen, so würden Sie schon lange erfahren haben, daß Sie sich in mir geirrt."

      „Ja, wer zum Wetter ist denn jetzt eigentlich der Neffe?" rief ganz verdutzt der Regierungsrath.

      „Vielleicht entscheidet da der Name," lachte der Letztgekommene, „ich heiße Franz Kettenbrock."

      „Franz Kettenbrock?"

      „Und ich Karl Helmerdiek," sagte der Doctor.

      „Mein Reisegefährte aus dem Nicht-Rauchcoupé."

      „Der allerdings bedauert," sagte der junge Doctor, „einen so lieben Willkommen auf fremdem Revier und unverdienter Weise erhalten zu haben."

      Die Reihe zu erröthen war jetzt an den jungen Damen. Der Regierungsrath aber, mit dem richtigen Neffen vor sich, übersah in dem Augenblick alles Andere, und die Arme ausbreitend, rief er:

      „Junge - bist Du es denn wirklich - freilich, das Gesicht giebt's ja - wo ich auch nur vorher die Augen gehabt habe! - Herzensjunge - und doch überrascht!"

      „Lieber, bester Onkel!" rief Franz Kettenbrock, an seine Brust fliegend und den alten Mann fest an sein Herz drückend. Dann richtete er sich wieder auf. „Und das sind meine beiden Basen?" jubelte er, während ihm die hellen Thränen in den Augen standen. „Fränzchen - Adele - tausend noch /21/ einmal, was für große Mädchen sind die Knirpse geworden!" Im Nu hatte er sie beim Kopf und herzte sie nach der Art.

      „Aber ist das auch gewiß der Rechte?" rief da Fränzchen, ihn noch mit schelmischem Lachen abwehrend, „nach den heutigen Erfahrungen -"

      „Wie ich merke, hat mir mein Nachbar aus dem Nicht-Rauchcoupé schon das Beste oben abgeschöpft," sprach Franz - „aber halt! laßt ihn nicht fort - wir sind noch nicht fertig mit einander."

      Der junge Arzt, der wohl fühlte, daß er hier eine eben nicht beneidenswerthe Rolle spielte, hatte sich in der That leise nach der Thür gedrückt, um mit der Freude des Wiedersehens seinen Rückweg zu decken. „Mein bester Herr Nachbar," sagte er, „es thut mir allerdings leid, das Alles nur unter dem Namen eines Andern erhalten zu haben; aber ich bin wirklich unschuldig."

      „Den Herrn trifft keine Schuld," nahm auch Fränzchen jetzt seine Partei. „Wir Beide haben ihn förmlich eingefangen, und Onkel hat ihn gar nicht zu Worte kommen lassen, denn wir waren fest überzeugt, daß er der Rechte sein mußte. Hat also hier Jemand um Entschuldigung zu bitten, so sind es jedenfalls wir, die wir Sie so hinterlistig auf der Treppe überfielen."

      „Na, auf die Art läßt er sich, glaub' ich, jeden Morgen überfallen," lachte der junge Kettenbrock - „aber ohne Kaffee dürfen wir ihn keineswegs entlassen. Sie haben ihn einmal hereingeschafft, Onkel."

      Der Regierungsrath hatte indessen den jungen fremden Mann mit einem wohlwollend prüfenden Blick gemessen. Derselbe sah so anständig aus, und sein Gesicht hatte dabei etwas so Offenes, Ehrliches, daß er ihm überdies in der Freude des Augenblicks die Hand entgegenstreckte und ausrief: „Nun, Herr - wie war eigentlich Ihr Name?"

      „Doctor Karl Helmerdiek."

      „Also, Herr Doctor, wenn Sie auch nicht mein Neffe sind, hätten Sie es doch recht gut sein können, und da Sie unserthalben wahrscheinlich Ihr Frühstück versäumt haben, so machen Sie uns eine Freude, wenn Sie das unsrige mit uns theilen, /22/ um so mehr, da die beiden Herren auch schon bekannt mit einander sind -"

      „Wir waren Coupé-Nachbarn," sagte Franz Kettenbrock, „und ich hätte wahrlich nicht geargwohnt, daß mir mein Reisegefährte beinahe den Onkel abspenstig machen sollte. Das Komische bei der Sache ist jedoch, daß ich heute Morgen schon in Eurer alten Wohnung einem wildfremden Menschen in's Zimmer und an's Bett gefallen bin."

      „Im

Скачать книгу