TODESJAGD. Eberhard Weidner

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TODESJAGD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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früher mit einem verheiratet gewesen war.

      Als Anja vor zwei Tagen mit ihrer Mutter telefoniert hatte, hatten sie auch über Tanja, die Tochter ihrer Tante Mia, gesprochen. Die beiden Cousinen waren zusammen aufgewachsen und standen sich mangels Geschwistern so nahe, als wären sie leibliche Schwestern. Vor einigen Monaten war bei Tanja Brustkrebs diagnostiziert worden. Sie war daraufhin ins Visier des Apokalypse-Killers geraten, der es auf todkranke Frauen abgesehen hatte, und von ihm entführt worden. Am Ende war es Anja jedoch gelungen, ihre Cousine zu retten. Tanja hatte inzwischen eine Chemotherapie hinter sich, und es sah ganz danach aus, als wäre der Krebs besiegt worden. Ob es tatsächlich so war, würde erst die Zukunft zeigen; doch alle waren optimistisch und freuten sich riesig darüber.

      Während sie Baumgartner davon erzählte, machte Anja sich gedanklich eine Notiz, Tanja anzurufen, sobald die Selbstmord-Challenge abgeschlossen war. Sie wollte sich mit ihrer Cousine wieder einmal zum Essen verabreden, was längst überfällig war.

      Beim Gedanken an die Challenge sah sie auf die Uhr und stellte fest, dass es kurz vor acht und somit höchste Zeit war, Nemesis einen erfundenen Bericht über die Songs zu schicken.

      Baumgartner runzelte missbilligend die Stirn, als sie ihr Smartphone herausholte.

      »Tut mir leid, aber ich muss Nemesis eine Mail schreiben«, erklärte Anja.

      Er nickte. »Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen.« Er schien ihre Entscheidung, die Sache nicht abzubrechen, sondern auch die nächsten Aufgaben zu erledigen, inzwischen akzeptiert zu haben, denn er unternahm keinen weiteren Versuch, es ihr auszureden.

      Anja schrieb eine Nachricht, die ihrem Bericht nach dem Ausflug auf das Hochhausdach ähnelte. Darin schilderte sie ihre angeblichen Gefühle beim Anhören der fünf Lieder, die sich alle mit Tod und teilweise sogar in aller Deutlichkeit mit Selbstmord befassten. Insgeheim war sie froh, dass sie sich die Songs nicht angehört hatte; das hätte sie nur noch tiefer in diesen selbstmörderischen Strudel hineingezogen, den Nemesis mit ihren Aufgaben erzeugen wollte. Dennoch kam ihr auch jetzt wieder unvermittelt und ungewollt die Melodie von »Gloomy Sunday« in den Sinn.

      »Erledigt«, sagte Anja und sah erneut auf die Uhr. »Gerade noch rechtzeitig.«

      »Würde mich interessieren, was passiert, wenn du nicht fristgerecht an deinen Todesengel schreibst«, meinte Baumgartner.

      »Mich auch. Aller Voraussicht nach würden die Drohungen massiver werden. Schließlich glaubt Nemesis, sie hätte es mit einem 14-jährigen Mädchen zu tun, das sich gerade in einer akut depressiven Phase befindet und leicht zu beeinflussen und einzuschüchtern ist.«

      Sie blickte wieder auf ihr Telefon und sah, dass ihr persönlicher Todesengel bereits geantwortet hatte.

      Gut gemacht, Laura. Wenn ich mir diese Lieder anhöre, was ich oft tue, empfinde ich ähnlich wie du. Du bist jetzt in der richtigen Grundstimmung, um die nächsten Aufgaben anzugehen und erfolgreich zu absolvieren.

      Deine 7. Aufgabe lautet:

      Geh auf eine Brücke, klettere über die Brüstung und sieh nach unten. Stell dir vor, du würdest springen. Überwinde dabei deine Angst vor dem Fallen und dem Tod. Nach zehn Minuten kletterst du wieder zurück. Mach ein Foto und schick es mir.

      Anja zeigte Baumgartner die Nachricht, sodass er sie lesen konnte.

      Er hob die Augenbrauen. »Eine Brücke diesmal«, meinte er anschließend. »Ich hätte ja eine andere Reihenfolge gewählt. Zuerst die Brücke und dann erst das Hochhaus, sodass es eine Steigerung in der Höhe gibt.«

      »Hast du eine Idee, welche Brücke ich nehmen soll?«

      Er zuckte mit den Schultern. »In München gibt es über tausend Brücken. Da sind zum einen natürlich die Brücken über die Isar.« Er zählte ein paar davon auf: »Wittelsbacherbrücke, Reichenbachbrücke, Corneliusbrücke, Ludwigsbrücke, Maximiliansbrücke, Luitpoldbrücke, Max-Josef-Brücke. Außerdem die Brücken über die breiten Gleisanlagen zwischen Hauptbahnhof und Pasing. Im Grunde ist es egal, welche du nimmst. Du musst ja nicht über die Brüstung steigen. Warum entscheidest du dich nicht einfach für diejenige, die am nächsten liegt? Dann sparst du dir Zeit.«

      Anja überlegte. »Das müsste dann die Donnersbergerbrücke über die Eisenbahntrasse sein.«

      »Ja. Da kannst du schnell hinfahren, sobald wir hier fertig sind, dein Foto machen und bist danach ruckzuck zu Hause.«

      »Du hast recht«, sagte Anja. »Genauso mache ich es auch. Vorher will ich Nemesis aber noch ein paar Fragen stellen. Nicht ausgeschlossen, dass sie inzwischen etwas gesprächiger ist.« Sie schrieb eine Nachricht an den Todesengel.

      Du hast geschrieben, dass du ähnlich wie ich empfindest, wenn du dir diese Lieder anhörst. Heißt das, dass du ebenfalls vorhast, deinem Leben ein Ende zu bereiten?

      Anja schickte die Mail ab und zeigte Baumgartner, was sie geschrieben hatte. Sie wollte ihm die Texte nicht laut vorlesen. Ein älteres Paar am Nebentisch hatte schon ein paarmal irritiert zu ihnen herübergeschaut, als sie Baumgartner von ihrem aktuellen Fall erzählt hatte.

      Als sie erneut auf das Display sah, war Nemesis’ Antwort da.

      Ja, in nächster Zukunft werde ich denselben Weg beschreiten, auf dem du im Moment unterwegs bist. Ich bin fest entschlossen, denn ich kann dieses erbärmliche Leben kaum noch ertragen. Aber leider muss ich damit noch etwas warten. Ich werde nämlich hier gebraucht, um Menschen wie dir dabei zu helfen, den rechten Weg zu finden. Aber sobald du alle 24 Aufgaben der Challenge erfolgreich hinter dich gebracht hast, fühle ich mich bereit, selbst die »Suicide-Challenge« in Angriff zu nehmen und dir nachzukommen.

      »Was für ein Blödsinn«, sagte Baumgartner, nachdem sie ihm den Text gezeigt hatte. »Wenn das Miststück tatsächlich so fest entschlossen wäre, wie sie schreibt, hätte sie es längst getan. Ich glaube ihr kein Wort. Und das solltest du besser auch nicht tun.«

      »Habe ich auch nicht vor. Ich rechne sogar damit, dass Nemesis ein verlogenes Miststück ist. Aber das Ziel dieser Sache besteht nun einmal darin, ihr auf den Zahn zu fühlen. Und ihr dabei nach Möglichkeit auch die eine oder andere Information zu entlocken, die mich auf ihre und die Spur der Hintermänner des Clubs der toten Gesichter bringt.«

      Sie schrieb eine weitere Nachricht.

      Warum willst du dich umbringen? Ich will es tun, weil mein Freund mich verlassen hat und jetzt mit einem anderen Mädchen zusammen ist. Ohne ihn kann und will ich nicht leben!

      Nemesis schrieb postwendend zurück.

      Bei mir ist es genau andersherum. Ich habe meinen Freund verlassen. Aber nur, weil er so ein Arschloch ist und mich betrogen hat. Ohne ihn ist mein Leben ebenfalls nicht mehr lebenswert. Deshalb kann ich auch so gut nachempfinden, was du im Augenblick durchmachst und fühlst.

      »Wer’s glaubt, wird selig«, kommentierte Baumgartner die Nachricht.

      »Wer weiß?« Anja zuckte mit den Schultern. »Auf alle Fälle schadet es nicht, wenn ich ihr ein bisschen Honig ums Maul schmiere. Möglicherweise wird sie dann noch gesprächiger.«

      Sie schrieb:

      Das mit deinem Ex-Freund tut mir echt leid. Meiner hat mich

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