TODESJAGD. Eberhard Weidner

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TODESJAGD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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sondern auch meine beste Freundin. Das Leben ist echt voll für ’n Arsch! Wenn ich könnte, würde ich am liebsten die ganze Welt die Toilette runterspülen. Aber da das nicht geht, gibt es nur einen Ausweg.

      Auf jeden Fall bin ich so was von froh, dass ausgerechnet du mein Todesengel bist. Wo wir doch dieselbe bittere Erfahrung machen mussten und damit so etwas wie Seelenschwestern sind.

      Für mich ist es jedoch immer noch etwas merkwürdig, dass ich dich nur unter dem Namen »Nemesis« kenne. Ich würde dich so gern mit deinem richtigen Vornamen ansprechen. Ich werde ihn auch niemandem verraten, das verspreche ich dir bei allem, was mir lieb und teuer ist.

      »Netter Versuch«, meinte Baumgartner. »Sie wird dir ihren echten Namen trotzdem nicht verraten. Und falls sie doch einen Namen nennt, hat sie sich den vermutlich soeben ausgedacht.«

      »Du bist immer ein solcher Pessimist, Hans.«

      »Ich bin kein Pessimist, sondern Realist.«

      Wie die nächste Nachricht des Todesengels zeigte, hatte er recht.

      Tut mir echt leid, Laura, aber ich kann dir meinen Namen nicht verraten. Auch wenn ich es gern tun würde. Aber es verstößt eindeutig gegen die Regeln und würde ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Sie würden mich aus dem Club werfen, und dann könnte ich die »Suicide-Challenge« nicht mitmachen. Das darf ich nicht riskieren.

      Mir geht es aber genau wie dir. Auch ich habe das Gefühl, dass wir Seelenschwestern sind. Und ich bin ebenfalls froh, dass ich dein Todesengel sein und dich auf deinem letzten, aber bedeutendsten Weg begleiten darf.

      Vergiss die 7. Aufgabe und das Beweisfoto nicht.

      »Sagte ich doch«, meinte Baumgartner und bemühte sich, dabei nicht allzu selbstzufrieden zu klingen, was ihm nur unvollständig gelang.

      Anja legte ihr Smartphone auf den Tisch. »Ich habe ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet. Aber einen Versuch war’s wert.«

      Sie hatten ihre Mahlzeit beendet. Prompt tauchte der Kellner auf und räumte die Teller ab. Kurze Zeit später kam er wieder und fragte, ob sie einen Nachtisch oder einen Cappuccino wollten. Baumgartner bestellte ein Tartufo bianco, Anja einen Doppio Espresso. Sie ging davon aus, dass sie das Koffein – und zwar jede Menge davon – heute Nacht dringend benötigte.

      Nachdem der Kellner gegangen war, fand Anja, dass es an der Zeit war, endlich über das zu sprechen, weswegen sie sich hier getroffen hatten. Sie beugte sich nach vorn, sah Baumgartner mit ernster Miene an und sagte so leise, dass die Leute an den Nachbartischen es nicht hören konnten: »Erzähl mir von der Überwachung meines Onkels.«

      7

      Anjas Onkel hieß Christian Kramer. Er war der Bruder ihres Vaters. Schon bald nach dessen Beisetzung war er für alle überraschend nach Südafrika ausgewandert und hatte jeglichen Kontakt zu seiner Nichte und seiner Schwägerin abgebrochen. Er hatte in Kapstadt als Ingenieur gearbeitet, geheiratet und zwei Kinder bekommen. Seine Frau war vor ein paar Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

      Vor etwas über einem Jahr war er nach Deutschland zurückgekehrt, um in der alten Heimat seinen Lebensabend zu verbringen. Doch erst nachdem ein paar Monate später sein Sohn Oliver und seine Tochter Judith nachgekommen waren, um hier zu studieren, hatte er Kontakt zu Anjas Mutter aufgenommen. Sie hatten sich daraufhin alle zum Essen getroffen, um sich wieder miteinander vertraut zu machen oder neu kennenzulernen.

      Zur gleichen Zeit hatte der sogenannte Bibel-Killer Menschen aus Anjas Vergangenheit ermordet und versucht, ihr die Morde in die Schuhe zu schieben. Im Laufe ihrer Ermittlungen in diesem Fall war sie allmählich zur Überzeugung gelangt, ihr Onkel könnte der Mörder ihres Vaters sein.

      Jahrelang waren alle davon überzeugt gewesen, ihr Vater hätte Selbstmord begangen, indem er sich in seinem Arbeitszimmer erhängt hatte. Und ausgerechnet die elfjährige Anja war es damals gewesen, die seine Leiche entdeckt hatte; ein traumatisches Erlebnis, dass sie bis heute in regelmäßigen furchtbaren Albträumen verfolgte.

      Der Apokalypse-Killer hatte ihr nach jedem Mord einen Umschlag mit einem Auszug aus der Apokalypse des Johannes, einer historischen Zeichnung der apokalyptischen Reiter und einem Ausweisdokument des jeweiligen Opfers geschickt. Nachdem Anja ihn getötet hatte, entdeckte sie bei einem Besuch am Grab ihres Vaters einen weiteren derartigen Umschlag. Doch da der Apokalypse-Killer tot war, konnte er das Kuvert nicht für sie dort hinterlassen haben. Also musste er einen Komplizen oder Hintermann gehabt haben, der noch immer frei herumlief und vermutlich schon seine nächsten Verbrechen plante.

      In dem Umschlag fand Anja ein Foto ihres Vaters. Es zeigte ihn so, wie sie ihn auch in seinem Arbeitszimmer vorgefunden hatte. Dort hatte sein lebloser Körper mit einem Strick um den Hals am Haken der Deckenlampe gehangen. Doch auf der Aufnahme hatte ihr Vater die Augen geöffnet. Er war noch am Leben und sah mit panikerfülltem Blick und voller Todesangst in die Kamera.

      Seitdem wusste sie, dass ihr Vater keinen Suizid verübt hatte, sondern ermordet worden war. Außer ihr kannten allerdings nur der Mörder und Hans Baumgartner die Wahrheit. Den ehemaligen Freund und Kollegen ihres Vaters hatte sie aufgesucht, um ihn über die Ereignisse unmittelbar vor dem Tod ihres Vaters zu befragen.

      Zum Zeitpunkt seines Todes hatten Frank Kramer und Hans Baumgartner versucht, das spurlose Verschwinden von drei jungen Mädchen aufzuklären. Dabei waren sie jedoch keinen einzigen Schritt vorangekommen.

      Die zwölfjährige Melanie Brunner, die elfjährige Daniela Forstner und die gleichaltrige Helena König waren innerhalb weniger Wochen auf dem Nachhauseweg verschwunden, ohne eine Spur oder einen Hinweis darauf zu hinterlassen, was mit ihnen geschehen war. Die Mädchen hatten sich nicht gekannt, waren sich, wie es schien, nie begegnet und hatten auch keine gemeinsamen Freunde oder Bekannten. Alles was sie miteinander verband, war ihr auffallend langes dunkelbraunes Haar. Außerdem sprach die zeitliche und räumliche Nähe ihres Verschwindens dafür, dass es einen Zusammenhang zwischen den Fällen geben musste. Aus diesem Grund wurde eine Sonderkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Frank Kramer gebildet.

      Offiziell waren die damaligen Ermittlungen im Sande verlaufen. Es war zwar kein weiteres Mädchen verschwunden, doch Melanie, Daniela und Helena waren bis heute nicht wieder aufgetaucht. Anja hegte allerdings den unbegründeten Verdacht, dass ihr Vater dem Entführer und mutmaßlichen Mörder der Mädchen durchaus auf die Schliche gekommen war. Doch da es sich dabei um seinen eigenen Bruder handelte, hatte er niemandem etwas gesagt. Er wollte Christian zunächst zur Rede stellen und auf Nummer sicher gehen, bevor er den Bruder öffentlich der Entführung und des Mordes beschuldigte.

      Von ihrer Mutter und Baumgartner wusste Anja, dass die beiden Brüder zum damaligen Zeitpunkt heftig gestritten hatten. Christian behauptete, Anjas Vater sei nicht damit einverstanden gewesen, als er von den Plänen seines Bruders erfahren hatte, nach Südafrika auszuwandern. Aus diesem Grund sei es damals zum Zerwürfnis zwischen ihnen gekommen. Doch Anja glaubte ihm nicht.

      Der zeitliche Ablauf passte ihrer Meinung nach einfach zu perfekt zu ihrer Version, was sich ereignet hatte. Zuerst tötete Christian seinen Bruder und damit die einzige Person, die außer ihm selbst wusste, dass er drei Mädchen entführt und höchstwahrscheinlich ermordet hatte. Unmittelbar nach der Beisetzung brach er seine Zelte in Deutschland ab und verschwand nach Südafrika, ohne sich von Anja und ihrer Mutter zu verabschieden. Und zeitgleich mit seinem Verschwinden endeten auch die Entführungen junger Mädchen mit langen dunkelbraunen Haaren in München.

      Jahrzehnte später tauchte

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