TODESJAGD. Eberhard Weidner

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TODESJAGD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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sein erstes Opfer entführte, das er drei Monate lang gefangen hielt, hungern ließ und schließlich mit Natriumpentobarbital tötete.

      Anja verdächtigte ihren Onkel nicht nur der Entführung und Ermordung der drei Mädchen, von denen das Letzte mit Anja in eine Klasse gegangen war. Ihrer Meinung nach hatte er auch ihren Vater umgebracht und die Tat wie einen Suizid aussehen lassen. Damit hatte er alle mit dem Fall befassten Beamten, darunter den damaligen Todesermittler und den zuständigen Rechtsmediziner, getäuscht. Darüber hinaus hatte er dem Apokalypse-Killer bei seinen Morden geholfen und Anjas Ehemann getötet, um die Schuld auf ihn zu lenken, indem er ihn erdrosselte und in seinem Arbeitszimmer aufhängte. Zweifellos wollte er damit vor allem Anja schockieren, denn erneut war sie es, die den Leichnam eines geliebten Menschen fand. Und am Ende, mit dem vierten Opfer des Apokalypse-Killers, sollte sie schließlich die Leiche ihrer Cousine finden und damit zum dritten zu spät kommen, um einen Menschen, den sie liebte, vor dem Tod zu bewahren. Daran, so der Plan des skrupellosen Komplizen des Apokalypse-Killers, sollte Anja innerlich zerbrechen.

      Doch Anja gelang es, seine perfiden Pläne zu durchkreuzen, indem sie den Killer tötete und ihre Cousine rettete.

      Drei Monate später trat allerdings ein neuer Mörder auf den Plan, der Bibel-Killer. Vom ersten Mord an war Anja vollauf damit beschäftigt, den Verdacht von sich zu lenken und Beweise zu beseitigen, die sie belasteten. Gleichzeitig versuchte sie verzweifelt, die Wahrheit herauszufinden. Doch die ganze Zeit über wurde sie von dem Serienkiller geschickt manipuliert. Zunächst glaubte sie sogar selbst, sie hätte diese Morde unter Alkoholeinfluss begangen und könnte sich nicht mehr daran erinnern. Dann gelangte sie gezwungenermaßen zur Überzeugung, ihre Cousine Judith wäre die Mörderin. In Wahrheit steckte allerdings ihr Cousin Oliver dahinter, der auch den Unfalltod seiner Mutter in Südafrika herbeigeführt und eine Handvoll Morde an Straßenkindern verübt hatte. Doch dann hatte jemand aus München mit ihm Kontakt aufgenommen; ein mysteriöser Mann, der sich Jack nannte und über Olivers geheimen Aktivitäten genauestens Bescheid wusste. Er hatte Oliver gewissermaßen ein Angebot gemacht, das dieser nicht ablehnen konnte. Jack würde Oliver den Boden bereiten, damit dieser seine Mordserie fortsetzen konnte. Allerdings sollte das hier in München geschehen. Und die Mordopfer, die Jack überwiegend schon ausgesucht hatte, hatten alle eins gemeinsam: Sie hatten früher ein Mädchen namens Anja Kramer gekannt, das inzwischen Spangenberg hieß und Kriminalhauptkommissarin bei der Vermisstenstelle der Kripo München war.

      Wie es schien, hatte Jack noch ein Hühnchen mit Anja zu rupfen. Er benutzte zunächst den Apokalypse-Killer und nach dessen Scheitern den Bibel-Killer, um es ihr heimzuzahlen. Allerdings hatte Anja keine Ahnung, warum der Mann, der sich Jack nannte, es auf sie abgesehen hatte. Sie glaubte jedoch, dass es mit dem Tod ihres Vaters und seinen damaligen Ermittlungen zusammenhing.

      Das Polaroidfoto, das ihren Vater unmittelbar vor seinem Tod zeigte und das nur sein Mörder aufgenommen haben konnte, bewies nicht nur, dass es kein Selbstmord gewesen war. Es hatte Anja zudem deutlich gemacht, dass der Mörder damals noch im Haus gewesen war, als sie den Leichnam ihres Vaters entdeckt hatte. Denn auf der Rückseite hatte er Anjas damalige Worte beim Anblick ihres Vaters notiert. Das elfjährige Mädchen hatte im ersten Moment nicht erkannt, was mit seinem Vater los und dass er tot war. Deshalb hatte sie gesagt: »Du bist ja doch zu Hause, Papa.« Und exakt diese Worte standen auf der Rückseite des Fotos.

      Warum der Mörder sie damals am Leben gelassen hatte, wusste sie nicht. Doch mittlerweile schien er es sich anders überlegt zu haben, denn er verfolgte Anja mit einem Eifer, der seinesgleichen suchte, ohne dabei allerdings selbst offen in Erscheinung zu treten. Stattdessen bediente er sich anderer Killer, die er wie Marionetten lenkte. Wie er diese Männer derart zielsicher gefunden hatte, die ihre tödlichen Neigungen bis dahin so erfolgreich vor der Welt verborgen gehalten hatten, war Anja schleierhaft. Unter Umständen gab es ja so etwas wie eine magnetische Anziehungskraft zwischen Psychopathen wie ihnen.

      Am Ende war es Anja auch gelungen, ihren Cousin Oliver auszutricksen. Er war daraufhin von seiner eigenen Schwester, die sein nächstes Opfer hätte werden sollen, erschossen worden.

      Somit war der Mörder ihres Vaters auch bei seinem zweiten Versuch, ihr übel mitzuspielen, gescheitert. Doch Anja war davon überzeugt, dass er schon an einem neuen Plan feilte und jeden Augenblick wieder in Erscheinung treten konnte.

      Für einen Moment fragte sie sich, ob er unter Umständen auch diesmal seine Finger im Spiel hatte und hinter dem Club der toten Gesichter steckte. Ob er möglicherweise sogar der Todesengel Nemesis war, der sie über die vermeintlichen Selbstmorde der Vermissten dazu gebracht hatte, an der Suicide-Challenge teilzunehmen, und sie nun mit seinen Aufgaben dazu verleiten wollte, sich am Ende selbst das Leben zu nehmen. Allerdings war der Fall des vermissten Studenten Christian Stumpf nur zufällig auf ihrem Schreibtisch gelandet. Er hätte auch einem ihrer neun Kollegen in der Vermisstenstelle zugewiesen werden können. Deshalb glaubte sie nicht wirklich, dass derselbe Mann dahintersteckte, der bereits in den Fällen des Apokalypse-Killers und des Bibel-Killers im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. Doch da sie es nicht komplett ausschließen konnte, beschloss sie, diesen Gedanken vorerst im Hinterkopf zu behalten.

      Auf jeden Fall war ihr Onkel momentan ihr Verdächtiger Nummer eins, wenn es um den Mord an ihrem Vater ging. Aus diesem Grund hatte sich Hans Baumgartner, der einzige Mensch, dem sie bislang die Wahrheit erzählt hatte, erboten, ihren Onkel zu überwachen. Er saß zwar im Rollstuhl, war aber dank seines behindertengerecht umgebauten Autos mobil genug für eine derartige Überwachungstätigkeit. Außerdem wollte er noch längst nicht zum alten Eisen gehören, sondern endlich wieder etwas Vernünftiges zu tun haben, wie er es nannte.

      Natürlich kam für eine einzelne Person, noch dazu für jemanden, der nicht laufen konnte, keine Rund-um-die-Uhr-Überwachung infrage. Doch immerhin beobachtete Baumgartner ihren Onkel beinahe täglich fünf bis sechs Stunden zu ständig wechselnden Tageszeiten. Alles darüber hinaus wäre vermutlich ohnehin zu auffällig gewesen.

      Doch trotz dieser Überwachung hatte der ehemalige Kriminalbeamte bislang nicht das Geringste herausgefunden, das den Verdacht gegen Christian Kramer erhärtete. Anjas Onkel war für einen Ruheständler zwar äußerst rege und viel mit dem Auto unterwegs, doch dabei schien es sich ausschließlich um geschäftliche Angelegenheiten zu handeln. Als Ingenieur in Südafrika war er wohlhabend geworden und investierte einen Teil seines Geldes, wie es aussah, in vielversprechende und gewinnbringende Geschäftsideen in Deutschland.

      Allmählich kamen Anja daher immer öfter Zweifel, ob sie auf der richtigen Spur war oder ihren Onkel nicht zu Unrecht verdächtigte. Deshalb hatte sie längst beschlossen, die Überwachung in ein paar Wochen abzubrechen, sollte bis dahin nicht endlich etwas Handfestes herauskommen. Doch bis es so weit war, würde Baumgartner an Christian Kramer dranbleiben und ihn im Auge behalten.

      Als Anerkennung für seine Mühen lud sie ihn, wie auch am heutigen Tag, regelmäßig zum Essen ein. Bei der Gelegenheit erstattete er ihr über die Überwachungstätigkeit Bericht.

      Baumgartner erwiderte Anjas Aufforderung, ihr von der Überwachung ihres Onkels zu berichten, zunächst nur mit einem Achselzucken, bevor er sagte: »Ich befürchte, dass dir nicht gefallen wird, was ich dir erzähle.«

      »Wieso?«, fragte Anja und konnte nicht verhindern, dass sie sich enttäuscht anhörte. »Wieder nichts?«

      Baumgartner nickte. »Dein Onkel ist zwar ständig auf Achse, aber es handelt sich dabei fast ausschließlich um geschäftliche Termine.«

      Anja seufzte. »Jetzt sind es schon sieben Monate«, sagte sie, denn so viel Zeit war vergangen, seit Baumgartner die Überwachung gestartet hatte. »Und wir haben noch immer nichts gegen ihn in der Hand. Nicht der geringste Beweis, dass er tatsächlich der ist, für den ich ihn halte. Das kann doch nicht sein!«

      Baumgartner

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